Ist Gemüse immer vegan?

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Vegane Produktion würde also bedeuten, daß man ausschließlich Kompost ( verrottete Pflanzenreste ) als Dünger ausbringt.
Dieses Gemüse wäre dann wohl ultravegan.

Im kleinen Hobbygarten kann man das so machen. In der Massenproduktion zwecks Ernährung der Bevölkerung wäre das aufwandmäßig schwer durchführbar.

juergenkrosta 
Fragesteller
 29.11.2019, 17:38

Danke - genau so ist es. Nein, nicht ultravegan, nur konsequent vegan.

Ultravegane Standpunkte sind ja hier tagtäglich zu lesen. Das Problem ist nur, dass viele über etwas reden, von dem sie keine Ahnung haben. Die Wahl eines Veganers würde nach allem bisher seit Jahren hier Gelesenem auf synthetischen Dünger fallen. Das ist der Punkt, übder den es sich nachzudenken lohnt.

Man ist ja sonst auch sehr penibel, in etlichen Punkten sehr konsequent und will u.a. das Klima retten, akzeptiert aber ungeprüft nahezu jedes Gemüse, egal wie es produziert wurde und wo es herkommt. Bio wird sogar abgelehnt, da es angeblich "nix bringt" ... was eigentlich jeglicher Logik widerspricht....ist hier alles nachzulesen. ... :-)

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TheDarkLight  29.11.2019, 22:37
@juergenkrosta

"Konsqeuente vegane Ernährung" kann man immer weiter spinnen. Theoretisch sollte ein Veganer sogut wie kein Obst und Gemüse essen, weil für deren Produktion eine Unmenge an "Schädlingen" getötet werden. Ich rede natürlich nicht nur von Insekten sondern auch von Nagern wie Mäusen oder Würmern, Erdkröten,Maulwürfen usw usw.

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Blumenacker  30.11.2019, 04:31
@TheDarkLight

Würmer sind keine Schädlinge, sondern im Gartenbau willkommene Bodenauflockerer. Erdkröten sind auch keine Schädlinge, weil sie sich von tierischen Organismen, z, Bsp, Schnecken, ernähren.
Maulwürfe sind eigentlich auch keine Schädlinge (und deswegen geschützt), weil sie sich nur von unterirdischen tierischen Organismen ( leider auch Regenwürmern ) ernähren.
In deiner Aufzählung sind für Pflanzen wirklich schädlich einzig Mäuse und Insekten.
Könnte dann Bioanbau nicht eine Lösung sein?
Im Bioanbau von Gemüse werden diese Schädlinge nicht beeinträchtigt, weil in Biozertifikaten Insektizide und Rodentizide nicht erlaubt sind.

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TheDarkLight  30.11.2019, 13:14
@Blumenacker

Du hast natürlich Recht ^^ Die meisten aufgezählten Tiere sind natürlich keine Schädlinge! Trotzdem sterben etliche dieser Tiere beim Gemüseanbau, egal ob Bio oder nicht. Im unbiologischen Anbau wird natürlich noch viel mehr und flächendeckender "totgespritzt".

"Im Bioanbau von Gemüse werden diese Schädlinge nicht beeinträchtigt, weil in Biozertifikaten Insektizide und Rodentizide nicht erlaubt sind."

Das ist nicht ganz richtig. Es gibt einige Spritzmittel (Insektizide) die auch im Bioanbau ausgebracht werden dürfen.

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Blumenacker  30.11.2019, 13:26
@TheDarkLight
... einige Spritzmittel (Insektizide) ...

Da würde mich mal brennend interessieren, welche das konkret sind.

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Michael300272  30.11.2019, 17:13
@juergenkrosta

Bio hat seine vorteile sowie seine Nachteile aber unterm strich ist konventionell und bio gleich gut!

Einzig und allein eine Hybridlandwirtschaft wäre um einiges besser kombiniert aus den Vorteilen beider Systeme.

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Michael300272  30.11.2019, 18:25
@juergenkrosta

Das Unkraut muss in der ökologischen Landwirtschaft eben auch bekämpft werden da es chemisch nicht erlaubt ist geschieht das mechanisch. Meistens wird deshalb sehr intensiv der Boden bearbeitet und kaum ein Biobauer arbeitet ohne Pflug. Konventionelle Landwirte arbeiten glaube zu 30% komplett ohne Pflug. Der Pflug zerstört nämlich einiges im Boden die ganzen Organismen werden durcheinandergewühlt und viel Sauerstoff kommt in den Boden. Der Sauerstoff verbindet sich mit dem im Boden gespeicherten Kohlenstoff und so wird sehr viel Co2 ausgestoßen zudem verbraucht Bodenbearbeitung viel Diesel.

Also tut ein Biobauer meistens nach der ernte 2 mal grubbern also flach den Boden durchmischen dann pflügt er und im Frühjahr zerkleinert er den Boden noch 2 mal und im gewachsenen bestand wird mehrmals noch mechanisch das Unkraut gerupft dadurch ist die Bodenstruktur eigentlich dauerhaft zerstört und hat keinen richtigen Zusammenhalt so kommt es das bei Wind und Regen der Boden weggeschwemmt wird. Das ist auch ein Problem der konventionellen Landwirte aber dort wird der Boden meistens weniger bearbeitet uns somit gibt es weniger sogenannte Erosion. klar es gibt immer ausnahmen aber ich beschreibe den Großteil der Biobauern sowie den Großteil der Konventionellen.

Wenn man jetzt bedenkt das es auf dem Acker nur 30cm fruchtbaren Boden gibt ist jeder Millimeter Erde unglaublich viel wert den wenn diese 30cm weg sind ist darauf Pflanzenbau kaum möglich eigentlich garnicht mehr.

Und rechnet man damit das ein Landwirt pflügt und es 3 mal im Jahr stark regnet kann es sein das mal 1mm pro Regen wegschwemmt. Das würde heißen in 100 Jahren ist es aus und das kann ja nicht nachhaltig sein. Die Flüsse sind ja auch immer braun das ist alles Erosion.

nächster Punkt ist das die ökologische Landwirtschaft weniger Ertrag von einem Hektar holt als die Konventionelle. Wenn man jetzt mal nachdenkt und sich die 50% minder ertrag klar macht fällt einem auf das ja jetzt nur halb so viele Menschen von der selben Fläche ernährt werden können, aber es gibt ja immer noch gleich viele menschen die Hungrig sind. also muss mehr Fläche genutzt werden zur Nahrungsmittelproduktion und da sogut wie alles schon genutzt wird wird dafür Regenwald abgeholzt und ich glaube nicht das ein Hektar ökologische Landwirtschaft, 2 Hektar Regenwald ausgleichen kann.

Laut einer Studie leben in einer klein strukturierten konventionellen Landwirtschaft gleich viele Insekten wie in einer groß strukturierten ökologischen Landwirtschaft das heißt ob spritzen hin oder her es kommt eher auf die Vielfalt drauf an der Kulturen ob es mehr Insekten gibt oder nicht und das hängt nicht wirklich davon ab ob konventionell oder öko.

Danke fürs lesen bis hier ;) ich hoffe ich konnte weiterhelfen beide Wirtschaftsformen haben ihre Berechtigung.

mein Favorit wäre wie gesagt eine Landwirtschaft die die Vorteile beider Systeme nutzt also ca. so:

kein Pflug, nur wenig bis kaum Bodenbearbeitung und wenn nur sehr flach, chemische Unkrautbekämpfung wegen Erosionsschutz, keine Insektizide, keine Fungizide, lange Fruchtfolgen für viel Abwechslung und Vielfalt, Zwischenfrüchte mit vielen Arten, acker nie kahl immer bewachsen, Hausaufbau zur Co2 Speicherung, optimal Mischkulturen, Untersaaten, nährstoffkreisläufe

so sähe für mich die optimale Landwirtschaft aus umweltverträglich und nachhaltig .

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Blumenacker  01.12.2019, 04:57
@TheDarkLight

Ein Nachtrag zu Würmern: Ich meinte natürlich Regenwürmer.
Andere Würmer, wie Nematoden (Fadenwürmer) können durchaus schädlich sein.

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juergenkrosta 
Fragesteller
 01.12.2019, 13:05
@Michael300272

Hallo Michael,

also Einiges leuchtet mir ein, manches nicht. Chemische Unkrautbekämpfung wegen Erosionsschutz? Etwa so wie in dem bekannten Fall eines Landwirtes, der mit Glyphosat gegen Löwenzahn vorging und dabei bei einem Imker, der seine Völker in der Nähe hatte, einen Existenzschaden anrichtete, weil der Honig wegen immenser Grenzwertüberschreitung damit unverkäuflich wurde? Unkräuter sind ja auch Blühflächen.

Ich hab mal irgendwo gelernt, dass Böden zum besseren Ertrag mineralisieren sollen, also dass Sauerstoff an den Boden kommen soll? Und die riesigen Ackerflächen der konventionellen Landwirtschaft, die ich zu 90 % nur in meinem Umkreis von 100 km sehe, sind gerade so gut wie alle umgeackert bzw. gepflügt?

Ich selber bin kein Landwirt, schätze deren Arbeit aber sehr, wenn alles Hand und Fuß hat. Beruflich bin ich in der Bio-Branche angesiedelt und ich kenne Landwirte, die mit Erosion zu kämpfen haben. Da muss ich jetzt doch mal nachfragen, wie die das hinbekommen (z.B. nach Bioland und Naturland-Vorgaben..). Da kenne ich sogar einige der erfahrensten Leute in Deutschland.

Das mit den Insekten kann ich mir z.B. absolut nicht vorstellen, da in konventionellen Betrieben es meist keine entsprechenden Strukturen mehr gibt. Das fängt an bei ausgeräumten Landschaften ohne Hecken und trockengelegten Feuchtflächen, fehlenden Ackerrandstreifen, fehlenden Brach- und Blühflächen, fehlenden Gewässerrandstreifen usw.

Selbst im fachlichen Naturschutz gibt es da mittlerweile Diskussionen, wie Flächen in Naturschutzgebieten, die in Kulturlandschaften liegen, bewirtschaftet werden. Wie oft z.B. und wann und wo gemäht wird. Wo sollen Insekten oder Larven von Insekten denn überwintern? Oder Hummeln, die heute ein Großteil der Bestäubung durchführen wenn die Böden mit Chemie bearbeitet werden?

50 % weniger Ertrag, pauschal? Vielleicht mag das für Getreide gelten, aber ich weiß vom Gemüseanbau oder Kräuteranbau, dass das in dieser Dimension ganz sicher nicht der Fall ist. Die verdienen richtig gut und die Produkte sind gefragt wie nie.

Ein aktuell interessantes Beispiel ist für mich der ökologische Christbaumanbau, der den Landwirten einen ordentlichen Zusatzverdienst sichern könnte. Da gibt es riesige Flächen (auf kargen Böden), die nur mit Molke oder Hornspänen gedüngt werden müssen und die alle natürlichen Strukturen für Insekten aufweisen, bei einem Ertrag von ca. 4.000,- Euro pro Jahr und Hektar (betriebswirtschaftliche Auswertung/Untersuchung aus dem Sauerland).

Sicher könnte auch die konventionelle Landwirtschaft einen erheblichen Beitrag leisten, aber kleine Betriebe gibt es ja so gut wie nicht mehr. Das, was ich sehe, sind riesige Monokulturen (z.B. Getreideanbau) und immer größere Betriebe im Einklang mit den Chemiekonzernen (u.a. über Investitionen). Bayer/Monsanto lassen grüßen ... ;-)

LG Jürgen

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BerwinEnzemann  29.11.2019, 20:46

Schon mal was von Kunstdünger gehört? ;-)

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juergenkrosta 
Fragesteller
 30.11.2019, 17:32
@BerwinEnzemann

also widersprüchlicher geht`s ja wohl nicht? Da kann ich nur "keine Ahnung von Lebensmitttel und gesunder Ernährung" bestätigen. Der Kandidat hat 100 (Negativ-) Punkte! :-(

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Man kann es auch übertreiben

Irgendwie wird immer gedüngt, entweder mit Chemie oder biologisch... was ist dir lieber

juergenkrosta 
Fragesteller
 29.11.2019, 17:10

ICH übertreibe es ja nicht (das wird ernsthaft diskutiert und ich habe es ja nur mal hier eingestellt...)... und mir ist biologisch immer lieber :-)

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Die meisten Veganer die ich kenne achten da nicht drauf, was auch aus praktikablem Gründen kaum möglich ist. Ich kenne aber einige Veganer die Bio-Produkte grundsätzlich ablehnen, weil dort tendenziell mehr tierischer Dünger verwendet wird als in der konventionellen Landwirtschaft. Im Geschäft gibt es quasi keine Information darüber, was für Düngemittel verwendet wurden. Im Veganismus geht es auch nicht um Perfektion, sondern um die Annäherung an ein Ideal, so gut das eben in der persönlichen Lebenssituation möglich ist. Das wusste auch schon Donald Watson, der Vater der veganen Bewegung, als er den Begriff definierte:

"Veganismus ist eine Lebensweise, die darauf abzielt, so weit wie möglich und praktikabel alle Formen der Ausbeutung und Grausamkeit gegenüber Tieren für Lebensmittel, Kleidung oder andere Zwecke auszuschließen."

Sicher findet es jeder Veganer Wünschenswert, wenn seine Lebensmittel ohne tierischen Dünger angebaut werden. Leider sind wir aber noch nicht so weit, dass man das in der Praxis konsequent für alle umsetzen kann. Ich hoffe jedoch, dass dieses Ziel irgendwann erreicht werden wird. Ich persönlich würde so eine Kennzeichnung grundsätzlich begrüßen, empfehle aber anderen Veganern, sich in der gegenwärtigen Situation das Leben nicht unnötig kompliziert zu machen. Wenn ihr die Möglichkeit habt, tierdüngerfreie Lebensmittel zu kaufen, dann tut das. Wenn nicht, dann eben nicht.

In der "Konsequenz" kaufen Veganer Gemüse aus z. B. bioveganem Anbau, aus friedfertigen Landbau - oder sie bauen selbst an...

Auch sog. "Stadtmenschen" können sich zusammentun und auf dem Land was pachten, das sie selbst bewirtschaften - nach ihren eigenen Vorstellungen...

Würde übrigens so manchen "Nichtveganern" auch gut zu Gesichte stehen - anstatt immer nur diejenigen anzugreifen, die sich wenigstens auf den Weg gemacht haben !

juergenkrosta 
Fragesteller
 30.11.2019, 14:45

..wenn dem so wäre ... eben dafür bräuchten wir ja eine Kennzeichnung?

Ich finde Deine Meinung sehr gut und teile sie auch zu 100 %.

Leider widerspricht sie der Eures hier schreibenden "Ober-Veganers", der von Ökologischem Anbau nichts hält, wie erst kürzlich wieder zu lesen war. Aber das ist völlig normal, denn innerhalb einer Bewegung gibt es immer unterschiedliche Meinungen.

Aber wo soll also gesundes, nachhaltiges, tier- und klimaschutz unterstützendes veganes Essen herkommmen, wenn nicht von Bio-Landwirten, die "Verbandsbio" anbauen, eben mit entsprechenden Vorgaben wie z.B. bio-vegan?

Genau darum geht es mir. Das vermisse ich leider in vielen hier seit Jahren zu lesenden Beiträgen. Menschen, die sich mit Ernährung auseinandersetzen, sollten sich zumindest mal mit den Basics beschäftigen.

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Es gibt biovegane Landwirtschaft, die macht aber natürlich leider nur einen Bruchteil aus. Vielleicht findest du bei Google ja einen Landwirten aus deiner Nähe. Seine ganze Ernährung darauf umzustellen dürfte aber (noch) unmöglich sein. Deswegen sollte man das, wie ich finde, nicht zu eng sehen (bin selbst Veganerin).

und ja: es gibt Dünger, der ohne Tier und ohne Synthetik auskommt, das ist nur leider noch sehr selten.

juergenkrosta 
Fragesteller
 29.11.2019, 17:04

Danke - sehe ich auch so. Du hast einen wichtigen Punkt erwähnt: "eng sehen". Vegane Themen werden hier aber eher hysterisch diskutiert und man ist so herrlich konsequent inkonsequent, bei näherer Betrachungsweise, also wenn man es eben eng sehen würde ;-)

Ich selber komme aus der ökologischen Lebensmittelproduktion und bin "Teilzeit-Veganer" :-)

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