Ist es sinnvoll, Soziale Arbeit zu studieren, obwohl man nicht lebenslang als Sozialarbeiter tätig sein möchte?

2 Antworten

Beschäftige dich bitte erst mal mit den zahlreichen, extrem vielfältigen Tätigkeitsbereichen, die dieses Studium bietet, bevor du dich dafür entscheidest! "Sozialarbeiter" ist nur eine von enorm vielen Optionen nach dem Studium...

Allgemein solltest du aber einen Studiengang wählen, der dich interessiert. Insbesondere in Bereichen, wo es um die Arbeit "an und mit Menschen" geht, sollte das unbedingt der Fall sein! Das sind nämlich keine Berufe, die man studiert, um "irgendwas in der Tasche zu haben", sondern welche, für die man absolut brennen und persönlich geeignet sein sollte!

govotte 
Fragesteller
 29.09.2021, 19:03

Aber ist es schlimm, wenn ich mich nach dem Bachelor für einige Jahre beruflich anderweitig orientiere und dann als Sozialarbeiter tätig sein möchte? Nimmt mich dann ein Arbeitgeber?

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HappyMe1984  29.09.2021, 19:09
@govotte

Menschen mit einem Abschluss des Studiums der Sozialen Arbeit (und am besten direkt mit der staatlichen Anerkennung als Sozialpädagoge) werden aktuell überall massiv gesucht.

ABER: Die meisten dieser Stellen richten sich durchaus an Berufserfahrene. Berufseinsteiger direkt nach dem Studium haben es auch da nicht überall super leicht.

Zudem weiß man nicht, wie sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in den kommenden Jahren entwickeln wird. Die meisten dieser Stellen sind durch öffentliche Fördergelder finanziert. Und so sehr Kinder und Soziales im Wahlkampf als "Da müssen wir unbedingt mehr machen!" betont werden - in der Realität ist das der Bereich, wo in Zeiten wie jetzt mit den wirtschaftlichen Einbrüchen durch die Pandemie ganz fix dann eben doch der Rotstift angesetzt wird...

Ob du also in ca. 4 Jahren Studium plus X Jahren "Auszeit" ohne jegliche Berufserfahrung dann problemlos einen Job finden wirst, kann dir jetzt noch niemand sagen. Ist aber in keinem Beruf eine gute Idee, mehrere Jahre nach dem Abschluss erst mal irgendwas anderes zu machen und dann zurück zu wollen. Ich mein, warum hast du Beruf X überhaupt erst gelernt oder studiert, wenn du doch eigentlich viel lieber Y machen willst? Das fragen sich die Arbeitgeber dann - und das völlig zurecht...

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govotte 
Fragesteller
 29.09.2021, 19:28
@HappyMe1984

Ich denke aber, dass ich einen großen Pluspunkt haben werde, da ich erstens männlich bin (Männer sind gefragt, da im sozialen Bereich immer mehr Frauen arbeiten) und hinzu kommt noch, dass ich iranischer Abstammung bin (Pluspunkt, wenn ich mit Flüchtlingen arbeiten möchte). Ich denke, dass ich es mir "leisten" kann, nach dem Bachelor einige Jahre Pause zu machen bzw. beruflich kurzfristig was anderes zu machen.

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HappyMe1984  29.09.2021, 19:50
@govotte

Aber wieso dann überhaupt dieses Studium? Warum nicht gleich das, was du wirklich willst bzw. etwas, was dich wirklich konkret dorthin führt?

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govotte 
Fragesteller
 29.09.2021, 19:55
@HappyMe1984

Weil ich leider keine anderen Alternativen habe. Einerseits mag ich die Arbeit mit Menschen aber andererseits verdient man als Sozialarbeiter relativ wenig. Und das Gehalt ist mir ehrlich gesagt auch wichtig.

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HappyMe1984  29.09.2021, 19:57
@govotte

Und für Psychologie reicht dein Abischnitt nicht, richtig? Das wäre ansonsten die etwas luktrativere Variante, insbesondere, wenn du in den Bereich der Wirtschaftspsychologie gehen würdest.

Was ist es denn, was du nach dem Studium machen wollen würdest?

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govotte 
Fragesteller
 29.09.2021, 20:03
@HappyMe1984

Viele studieren tatsächlich nach dem Bachelor in S.A. Psychologie. Ich möchte eher als Bewährungshelfer arbeiten bzw. mit Jugendlichen oder Flüchtlingen. Ich habe mein Fachabitur in Wirtschaft und Verwaltung mit 3,1 bestanden und habe mittlerweile 75 ECTS in soziale Arbeit (studiere ich schon seit 2 Jahren). Wirtschaftspsychologie ist tatsächlich interessant, aber die Durchfallquote ist relativ hoch.. Ich muss es mir gut überlegen. Aber danke dir für den Vorschlag :)

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HappyMe1984  29.09.2021, 20:05
@govotte

Aber Bewährungshelfer und Projekte für Jugendliche und Geflüchtete SIND doch absolutes Kernthema für Absolventen der Sozialen Arbeit! Achte dabei nur darauf, direkt die staatliche Anerkennung "mitzunehmen". Die ist relevant für öffentliche Fördergeldgeber - und genau darüber werden solche Projekte und somit Stellen in der Regel finanziert!

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govotte 
Fragesteller
 29.09.2021, 20:10
@HappyMe1984

Werde ich auf jeden Fall machen. Nur zahlen staatlich finanzierte Träger natürlich nicht so gut. Ich werde wahrscheinlich den Bachelor machen und dann schauen, ob ich Sozialmanagement studiere, um mehr zu verdienen. Ich könnte mir auch vorstellen, in einer Leitungsposition tätig zu sein.

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HappyMe1984  29.09.2021, 20:21
@govotte

Für eine Leitung brauchst du vor allem Berufserfahrung, um solche Stellen zu bekommen ;). Und bedenke, dass das Mehr an Gehalt in diesem Bereich oft eine Art "Schmerzensgeld" dafür ist, dass man in diesen Positionen sehr weit weg von dem arbeitet, was man eigentlich machen wollte, wenn man sich für diesen Beruf entschieden hat. Leitung bedeutet halt einfach Schreibtisch statt Klient...

Nach fast drei Jahren als Wirtschaftsfachwirtin bei einem freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe in der Verwaltung und somit vertraut mit diversen Förderungen und Bedarfen in dem Bereich würde ich dir, wenn es dir ums Geld geht, zu zwei Optionen in Richtung Selbstständigkeit raten:

Die eine wäre der Bereich der Begleitung von Menschen aus der Arbeitslosigkeit in den Beruf. Da lauern über die Arbeitsagentur bzw. das Jobcenter recht lukrative Förderungen. Wenn du es schaffst, hier ein Unternehmen zu gründen, was allerlei der "Maßnahmen" für Erwerbslose anbietet, hat das tatsächlich was von einer Gelddruckmaschine. Insbesondere, wenn du es schaffst, dort Konzepte zu entwickeln, die nicht schon zehn andere anbieten und du somit entsprechend viele Aufträge bekommst...

Die andere wäre der Bereich der Kindergeburtstage in gut betuchten Stadtteilen von größeren Städten. Für Kindergeburtstage werden inzwischen Unsummen ausgegeben. Und wenn du hier Angebote strickst, die unter dem Prädikat "pädagogisch wertvoll" laufen, triffst du damit sicherlich einen Nerv bei all den Latte-Macchiato-Mamas, wo die Kohle locker sitzt und immer das Bestreben im Vordergrund steht, eine ganz besonders tolle Mama zu sein (ja, ich weiß, ich kann meinen Zynismus bei dem Thema schwer unterdrücken ;)).

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govotte 
Fragesteller
 29.09.2021, 20:28
@HappyMe1984

Ich danke dir wirklich für deine wichtigen Tipps und deine ausführliche Antwort :) Du bist ein Schatz. In den beiden von dir genannten Bereichen kann man aber auch als Sozialarbeiter tätig sein oder? Zumindest kann man sich als Sozialarbeiter selbständig machen. Oder muss man dafür Sozialmanagement studieren?

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HappyMe1984  29.09.2021, 20:31
@govotte

Selbstständig kann sich in Deutschland jeder Hinz und Kunz machen. Gewerbe anmelden, fertig - dafür braucht's keine Abschlüsse und nix.

Um in den genannten Bereichen allerdings von potentiellen Kunden ernst genommen zu werden, ist der Abschluss dann schon wichtig. Und eben für die Fördergelder, bei denen immer fachlich qualifiziertes Personal verlangt wird.

Wenn du wirklich an eine Selbstständigkeit denkst, würde ich dir aber auf jeden Fall dazu raten, vorher irgendwie ein wenig Wissen über Unternehmensführung zu erlangen! Ein kompletter Master in Sozialmanagement muss es dafür nicht unbedingt sein. Aber vielleicht ein paar (passende) BWL-Vorlesungen in der Uni? Oder ein paar Kurse an der VHS oder bei der IHK?

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govotte 
Fragesteller
 29.09.2021, 20:37
@HappyMe1984

Werde ich machen. Nochmals danke für deine Antworten 🌺

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In so einem Fall würde ich an deiner Stelle eher Sozialpädagogik studieren. Da hast Du ein breiteres Berufsfeld.