Ist es möglich ausgestorbene Tiere zu erschaffen?

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Damit Klonen möglich ist, benötigt man intakte DNA und zwar das ganze Genom eines Individuums. Die Halbwertszeit der DNA beträgt höchstens ein paar hundert Jahre. Im Lauf der Zeit zerfällt die DNA und wird für das Klonen unbrauchbar. Selbst in Museen gesammelte Exemplare wie z. B. Bälge, Felle oder Dermoplastiken sind deshalb für den Zweck des Klonens nicht mehr nutzbar. Sie wurden ja zum größten Teil im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gesammelt und konserviert; zu einer Zeit also, als man von DNA noch nichts wusste und die Konservierungsmethoden haben die DNA zusätzlich geschädigt.

Was man aus Museumsexemplaren mit etwas Glück isolieren kann, sind einige Bruchstücke, die zum Klonen nicht reichen, allerdings nicht völlig wertlos sind. Sie können z. B. für DNA-Sequenzvergleiche mit heute noch lebenden Arten zur Analyse der Verwandtschaftsverhältnisse genutzt werden. Solche DNA-Bruchstücke lassen sich auch aus Fossilien gewinnen, man nennt die daraus gewonnene DNA auch antike DNA oder kurz aDNA. In einigen Fällen gelang es sogar durch Puzzlearbeit aus aDNA-Bruchstücken das gesamte Genom zu rekonstruieren, z. B. das Genom des Neanderthalers (Homo sapiens neanderthalensis). Auch das Genom des Wollhaarmammuts (Mammuthus primigenius) ist weitgehend entschlüsselt. Nur existieren diese Genome nicht wirklich, sondern rein virtuell als endlos lange Buchstabenreihen aus A, C, G und T auf Computerbildschirmen. Klonen kann man damit nicht. Und: die bislang ältesten Fragmente von aDNA sind nur rund 1.65 Mio. Jahre alt. Sie stammen von fossilen Mammutknochen. Noch weiter in die Vergangenheit zurück wird es kaum gehen. Nach mehreren Jahrmillionen hat sich die DNA einfach zersetzt. Die Dinosaurier des Mesozoikums werden wir deshalb nicht wie in Jurassic Park durch Klonen wieder zum Leben erwecken, auch wenn einige Forschungsgruppen vor ein paar Jahren in fossilem Knorpelgewebe von Dinosauriern einige Moleküle entdeckt haben, die wohl Zersetzungsprodukte des DNA-Rückgrats sind und noch einige Eigenschaften desselben aufweisen - amplifizieren (mit Hilfe von PCR vervielfältigen) oder gar sequenzieren (die Abfolge der DNA-Basen ermitteln) lassen sich diese Zersetzungsprodukte jedoch nicht.

Klonen ist also eine Technik, die man allenfalls bei Arten einsetzen kann, die erst vor kurzer Zeit ausgestorben sind oder von Arten, die zwar akut vom Aussterben bedroht, aber noch nicht vollständig ausgestorben sind.

Eines der ersten Projekte der so genannten Deextinktion mittels Klonen war ein 2009 durchgeführter Versuch, um den Pyrenäensteinbock (Capra pyrenaica pyrenaica), eine Unterart des Iberiensteinbocks (Capra pyrenaica), wiederzubeleben, der seit dem Unfalltod des letzten wild lebenden Tieres im Nationalpark Ordesa im Jahr 2000 als ausgestorben gilt. Aus den gefrorenen Gewebeproben dieses Tieres wurden durch Klonen Embryonen erzeugt, insgesamt 439. Nur 57 konnten anschließend in die Gebärmutter von Ziegen implantiert werden und nur ein einziges Junges wurde geboren. Es starb aber schon wenige Minuten nach der Geburt an einer Lungenembolie.

Ein weiteres Projekt war 2013 das Lazarus-Projekt zur Rettung des Südlichen Magenbrüterfroschs (Rheobatrachus silus). Auch dieses Projekt scheiterte, die Embryonen starben schon frühzeitig ab.

Das aktuellste und bislang erfolgreichste Projekt datiert aus dem Jahr 2020 unter Federführung des San Diego Zoo. Der Schwarzfuśiltis (Mustela nigripes) war v. a. durch den Rückgang seiner Hauptbeuteart, der Präriehunde (Cynomys spec.), sowie durch eingeschleppte Krankheiten wie Staupe bedroht und galt bis 1979 sogar schon als ausgestorben, nachdem ein erster Zuchtversuch scheiterte; die Tiere wurden mit einem an Nerzen entwickelten Impfstoff gegen Staupe behandelt, vertrugen diesen jedoch nicht und gingen alle ein. In Wyoming entdeckte man schließlich eine bislang unbekannte Population, die jedoch kurz nach ihrer Entdeckung von etwa 127 Tieren auf knapp über 50 Tiere schrumpfte. Man beschloss deshalb, die restlichen Tiere zu fangen und einen erneuten Zuchtversuch zu starten. Diesmal hatten die Bemühungen Erfolg, inzwischen konnten sogar schon wieder einige Iltisse ausgewildert werden. Weil die Population aber nur auf wenige Individuen zurückgeht, ist ihr Genpool sehr klein. Um die genetische Variabilität zu erhöhen, startete man den Versuch, ein in den 1980ern verstorbenes Weibchennamens Willa, das keine Nachkommen gezeugt hatte, zu klonen. Am 10. Dezember 2020 wurde Elizabeth Ann geboren, der erste geklonte Schwarzfußiltis. Es wird geschätzt, dass ihr Erbgut bis zu drei Mal variabler ist als das der restlichen Population. Man hofft, durch die genetische Auffrischung die Population widerstandsfähiger gegen Krankheiten machen zu können.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Um das zu bewerkstelligen, braucht man einen vollständigen und unbeschädigten Gensatz eines Tieres, (oder auch Vormenschen). Dann könnte man das Erbgut in eine Eizelle einbauen und von einem artverwandten Tier austragen lassen. Leider ist es so gut wie unmöglich, ein komplettes, unbeschädigtes Genom, eines ausgestorbenen Tieres zu erhalten. Es sei denn man könnte es direkt aus dem letzten lebenden Exemplar gewinnen. Selbst bei Mammuts, die im Permafrost eingefroren waren, wird das sehr schwierig werden, oder unmöglich sein. Erbgut zerfällt nach dem Tod des Tieres in lauter kleinere Fragmente. Und diese wieder zusammenzusetzen ist schwer. Irgendwann wird man vielleicht fehlende Sequenzen künstlich erzeugen und einfügen können.