Ist es möglich als Nicht-Akademiker mit Abitur die Inhalte der Bachelor-Physik auf dem selben Niveau zu verstehen wie Studenten der Bachelor-Physik?
2. Frage:
Falls es möglich ist, oder auch, falls es zum größtenteils möglich ist, wie könnte / sollte man damit anfangen?
3 Antworten
Ich wiederhole mal nicht die Punkte von Reggid, denen ich absolut zustimme.
Ich möchte allerdings noch zwei Punkte hinzufügen:
Einmal ist ein Studium nicht reine Wissensaneignung, sondern bedeutet auch, die wissenschaftliche Arbeitsweise zu lernen. Das Mindset, die Überlegungen welche dahinterstehen, welche Kriterien eine saubere Arbeit ausmachen. Das saugt man im Studium mehr oder weniger nebenbei mit auf, weil man von Menschen umringt ist, die diese Standards anlegen (oder zumindest so tun als ob), die dir Rat und Impulse geben, die dich bei deinen ersten Übungen (wie Laborprotokolle, Hausarbeiten, Referate) begleiten und unterstützen und dann eben auch korrigieren. Das alles fehlt dir, wenn du es auf eigene Faust versuchst. Und die Naturwissenschaften legen diesbezüglich eher höhere Standards an als z.B. die Maschinenbauer.
Und zweitens hat man als Student i.d.R. kostenlosen Zugriff auf aktuelle Literatur. Heutzutage wird zumindest in der Naturwissenschaft hauptsächlich in "Papern" veröffentlicht, was im Grunde PDF-Dokumente sind, die Nachfolger der früher mehrseitigen Artikel in Fachjournalen. Hochschulen schließen Verträge mit den wissenschaftlichen Verlagen ab, sodass deren Veröffentlichungen zugänglich sind. Auch entsprechende wissenschaftliche Suchmaschinen sind für Studenten nutzbar.
Bist du auf eigene Faust unterwegs, kostet dich das alles Geld. Alleine der Zugriff auf eine wissenschaftliche Suchmaschine kann 'nen Arsch voll Geld kosten und bei den Veröffentlichungen bist du im Bereich von 20-60 € je Paper... von denen du für eine kurze Hausarbeit vielleicht mal 20 Stück grob anschaust (ja, dafür musst du sie kaufen) und dann 5-10 Stück tatsächlich als Quellen verwendest.
im prinzip ist es möglich. physik ist ja keine geheimwissenschaft. du findest vorlesungsverzeichnisse und studienpläne online, dabei dann meist empfohlene literatur, vielleicht sogar vorlesungsskripte,... . es gibt auch viele aufzeichnungen von vorlesungen (gerade zur corona zeit wurde ja fast alles gestreamt). wenn man das zu jeder vorlesung durcharbeitet dann kann man sich im prinzip natürlich das selbe wissen aneignen wie jemand der das regulär studiert.
ich schreibe immer "im prinzip", denn in der realität wird schon zumindest ein großes problem auftauchen. du hast keine möglichkeit fragen zu stellen, in gruppen zu arbeiten, zu diskutieren und feedback zu erhalten. und das ist wichtiger als du vielleicht glauben magst. auch könnte es ein problem sein die lösungen für die übungsaufgaben zu bekommen, und ohne die wirst du von einer großen zahl der übungsaufgaben nichts lernen (gerade die die du nicht alleine schaffst sind ja eben die wo dir offensichtlich noch was fehlt). und wenn du die lösungen hast muss erst mal die disziplin haben sich trotzdem stundenlang an ein beispiel zu setzen (und dann ans nächste, und an nächste, ...) ohne dass man einfach mal schnell nachschaust. aber auch das ist eben wichtiger als du vielleicht denkst.
noch ein punkt ist das feedback für dich. du wirst nicht glauben wie viele studenten von sich überzeugt sind alles verstanden zu haben, und eh alles klar, und alles easy... und dann auf einmal kommt das böse erwachen beim ersten prüfungstermin und die erkenntnis dass das vielleicht doch nicht ganz so war wie man sich das vorgestellt hat. in deinem fall hättest du überhaupt kein korrektiv was das betrifft.
und der letzte punkt wäre das warum? du müsstest dafür mindestens so viel zeit aufwenden wie ein regulärer student (realistischerweise sogar viel mehr, aus oben genannten gründen), und am ende hast du dich zwar weitergebildet, aber keinerlei abschluss oder nachweis über deine qualifkation, also nichts was du am jobmarkt bei bewerbungen irgendwie direkt verwerten könntest. es wäre im prinzip rein fürs persönliche interesse. das ist ja eh auch schön, aber wenn du eh schon die gleiche arbeit und zeit reinstecken musst wie die anderen auch, dann mach doch gleich mehr draus. gerade wenn du wie du schreibst eh abitur hast.
Ohne weiteren Erwerb von Vorkenntnissen nicht. (Aber auch die Studenten waren ja mal auf Abiturniveau...)