Ist eine ökumenische Bibel ohne Apokryphen nicht einfach eine evangelische Bibel?

5 Antworten

Die Apokryphen sind unechte Schriften, nicht in den Bibelkanon aufgenommen wurden, weil sie Irrlehren enthalten, die der kanonischen Bibel widersprechen - z.B. das Fegefeuer, von dem in den inspirierten Büchern nie die Rede ist.

Am Nächsten kommt die Einheitsübersetzung.

Die  Einheitsübersetzung (EÜ) ist eine deutsche  Bibelübersetzung für den  liturgischen Gebrauch im  römisch-katholischen Gottesdienst. Die  Bibel, die vom  Katholischen Bibelwerk herausgegeben wird, wurde von 1962 bis 1980 von  katholischen  Theologen unter Beteiligung  evangelischer   Theologen  erarbeitet. Gemeinsam verantwortet waren das  Neue Testament und die  Psalmen.
Doch ganz eine Ökumenische Bibel wurde es nicht.
Auch die revidierte Einheitsübersetzung sollte ursprünglich ein gemeinsames Projekt mit der evangelischen Kirche sein. Es kam vor Beginn der Revision zu einem Konflikt zwischen der römisch-katholischen und der evangelischen Seite, in dessen Folge die EKD den 1970 geschlossenen Vertrag im Jahre 2005 aufkündigte, weil die römisch-katholische Kirche auf der Befolgung der römischen Instruktion  Liturgiam authenticam [11] (28. März 2001) bestehen musste, die die revidierte lateinische Bibel ( Nova Vulgata) zur Norm bei strittigen Entscheidungen machte

https://de.wikipedia.org/wiki/Einheits%C3%BCbersetzung#R%C3%BCckzug_der_EKD

helmutwk  12.07.2021, 16:49

Noch "näher" ist die Gute Nachricht Bibel, die von den (evangelischen) Bibelanstalten und den (katholischen) Bibelwerken gemeinsam herausgegeben wird.

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Die Frage wär, was mit "ökumenischer Bibel" gemeint ist.

Es gibt katholische Übersetzungen (z.B. die Einheitsübersetzung), evangelische Übersetzungen (z.B. Hoffnung für alle) und ökumenische Übersetzungen (im Deutschen nur eine: Gute Nachricht Bibel). Eine Bibel mit ökumenischer Übersetzung kann man eine ökumenische Bibel nennen, unabhängig von Apokryphen.

Traditionell gab es in den Lutherbibeln immer die Apokryphen nach Luther (etwas andere Auswahl als in der rkk) als eigene Abteilung, die meisten Kirchen benutzen Bibeln ohne Apokryphen, und bei der rkk sind die Apokryphen (die auch nicht "apokryph" genannt werden) im AT eingeordnet. Insofern kann es, was die Apokryphen angeht, keine wirklich "ökumenische" Lösung geben.

Deshalb bezieht sich der Ausdruck "ökumenische Bibel" auf die Übersetzung (gemischtes Übersetzerteam).

Ist eine ökumenische Bibel ohne Apokryphen nicht einfach eine evangelische Bibel?

Vom Umfang her hast Du recht. Ökumenisch ist die Bibel aber nicht aufgrund ihres Umfangs, sondern aufgrund der Zusammenarbeit von katholischen und evangelischen Übersetzern. Weil sie diese Bibel zusammen übersetzt haben ist sie ökumenisch.

Filly555 
Fragesteller
 11.07.2021, 18:18

Ach, das macht Sinn. Vielen lieben Dank!!

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Da geht es um Feinheiten in der Übersetzung.

Eine ökumenische Vollbibel zu erstellen, ist nicht möglich, da die evangelische Seite die griechisch überlieferten Schriften nicht als vollwertig anerkennt und sie maximal in einem Anhang zum Alten Testament unterbringt.

Für die katholische Kirche ist aber eine Abstufung der Bedeutung zwischen griechischen und hebräischen Schriften des Alten Testaments grundsätzlich nicht akzeptabel.

helmutwk  12.07.2021, 16:53
Für die katholische Kirche ist aber eine Abstufung der Bedeutung zwischen griechischen und hebräischen Schriften des Alten Testaments grundsätzlich nicht akzeptabel.

Das ist aber zu vereinfacht. Schließlich zeigt die begriffliche Unterscheidung zwischen "protokanonisch" und "deuterokanonisch", dass es da eine Abstufung gibt.

Nur während für Luther die Apokryphen "nicht der Heiligen Schrift gleich geachtet" waren, gehören sie (wie die Ausdruckseise zeigt) für die rkk zum Bibelkanon. Also beidemal eine "Abstufung", nur die entscheidende Grenze wird verschieden gezogen.

Für Reformierte etc. gehören Apokryphen überhaupt nicht in die Bibel.

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