Ist das Leben immer nur so viel wert, wie es Spaß macht?

11 Antworten

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Ist das Leben immer nur so viel wert, wie es Spaß macht?

Meine Antwort: Jein -- abhängig von der Philosophie, der man anhängt.

In unserer zwiegespaltenen Gesellschaft sind es Hedoniker (oder Hedonisten) die als 'Ableger' Epikurs unbedingt ein lustbezogenes Leben anstreben und denen Pflichten ein Greuel sind, während deren Gegenspieler der Philosophie der Pflichterfüllung anhängen und in dieser Grundhaltung ein würdiges Ziel sehen.

Ein Hedonist will Spaß!! Er wendet sich angewidert von so unangenehmen Dingen wie Pflichterfüllung ab und offenbart damit kleinkindhafte Züge; bevor er sich frustrieren lässt, zieht er die Leichtigkeit des Seins vor. ~~ Eine ganze Gesellschaft, die sog. Spaßgesellschaft, wurde schon erfolgreich so geprägt...!

In diesem Licht betrachtet, wären Hedoniker in Zeiten von Not und Entbehrung diejenigen, die als erste schnell an ihre Grenzen kämen und in depressive Stimmung verfielen.

Dass sie dem Frust durch Lustverlust etwas Konstruktives wie Durchhaltevermögen entgegenzusetzen hätten, ist schwer vorstellbar, zumal ihre Psyche ihnen jetzt einen Streich spielt: in dem Moment, wo die Lust nachlässt, driften sie seelisch immer weiter weg vom wunderbaren Zustand der Kohärenz, des Wohlgefühls, in dem sie sich zuvor befanden. Sie schaffen es nicht, den Tsunami von Neurotransmittern mit abtörnender Wirkung zu kompensieren, der jetzt entsteht.

Wenn unter widrigen Bedingungen Wohlgefühl als Bestandteil von Glück nur mit extremer Unlust unter Anstrengungen zu erringen ist, nimmt folglich der Wert des Lebens für sie stark ab.

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Menschen, die stattdessen im althergebrachten Stil mit inneren Werten wie Ernsthaftigkeit zu Pflichterfüllung erzogen wurden, sind von einem ganz anderen Schlag: sie haben gelernt: Entbehrung, Anstrengung und Mühe führen zum Ziel - Widrigkeiten katapultieren sie nicht an den Rand ihrer Belastbarkeit.

Vielmehr gilt für sie, was der indische Philosoph und bengalische Dichter Rabindranath Tagore über die Pflicht und die Freude sagte:

'Ich schlief und träumte,

das Leben sei Freude.

Ich erwachte und sah:

Das Leben ist Pflicht!

Ich handelte und siehe,

die Pflicht ward zur Freude.'

Es ist anzunehmen, dass sich ihrer Pflicht bewusste Menschen auch in schwierigen Situationen weitermachen und Wohlgefühl und sogar Freude bei der Pflichterfüllung empfinden.

Freude führt zur Ausschüttung von Neurotransmittern, wie z. B. Dopamin und Serotonin, also Glückshormonen, die ein psychisches Hochgefühl auslösen und damit sogar das Immunsystem des Menschen stärken.

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Epikur, griechischer Philosoph und Begründer des Epikureismus, entwickelte die hedonistische Lehre; seit ihren Anfängen hat sie zwischen Anhängern und Gegnern polarisierend gewirktWikipedia

Epikur frönte der Völlerei. Und das schon 341 bis 270 v.Chr.

'Epikurs Ethik beruht auf dem Gedanken, dass die Lust das höchste Gut ist. Voraussetzungen für ein lustvolles Leben sind die Freiheit von Schmerzen und die Ruhe der Seele. Tugenden sind nur dann erstrebenswert, wenn sie die Lust vergrößern.' Quelle

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Zum Ende der Spaßgesellschaft mit ihren überdehnten Grenzen des Machbaren wird es wohl erst kommen, wenn rare und fehlende Ressourcen schmerzhaft dazu zwingen.

Im Ungleichgewicht der interessen ist Frontenbildung gegenüber den pflichtbewussten Kräften, die erwachsen handeln, absehbar. Wem das Leben dann irgendwann wieder Spaß verspricht, der macht weiter.

Spielwiesen  15.10.2022, 11:56

☆☆ Danke für den Stern! 🌟 🌟

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Verrückte Gesellschaft: Alles muss "Spaß" machen, wobei "Spaß" auch etwas mit Gruppenzwang zu tun haben muss. Was genau ist denn "Spaß" eigentlich? Dauernd Parties feiern, die (Um)Welt vergessen, damit das "Spaßzentrum" im Hirn dauernd angeregt wird?

JA, das würde ich so sehen!

Das Problem dabei ist: Was, wenn es mir Spaß macht, andere Menschen zu foltern und/oder umzubringen?:(

...das wäre ein guter Aufhänger für eine philosophische Abhandlung, lieber Fabian, die Du DIR (und mir) doch sicherlich ersparen willst?!

FabianPavian 
Fragesteller
 13.10.2022, 22:29

Da hast du Recht, aber ich glaube tief in ihrem Innern können auch sadistische Menschen an ihrem Tun keinen Gefallen finden, es sei denn es würde sich um eine milde Form der Folter handeln, um bei masochistischen Menschen Lustgefühle zu erzeugen.

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MarcelDuchamp  13.10.2022, 23:17
@FabianPavian

wie intensiv hast Du Dich mit den Memoiren und Legenden rund um Marquis de Sade befasst?

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FabianPavian 
Fragesteller
 13.10.2022, 23:20
@MarcelDuchamp

Nicht sehr intensiv, eigentlich muss ich gestehen gar nicht. Aber ich habe die Fähigkeit tief in mein Inneres zu schauen ;-)

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FabianPavian 
Fragesteller
 14.10.2022, 16:04
@Prohaska1980

Ja, es gibt wohl auch die RICHTIG bösen A# schlöcher, die Kinder foltern, um aus deren Blut ein Verjüngungsmittel zu gewinnen.

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Prohaska1980  14.10.2022, 16:05
@FabianPavian

Nö .. das nicht aber die Genuß´durch Quäle anderer spüren. Da muss man nicht ins Sexualstrafrecht schauen, da genügt schon ein Film wie "Der Teufel trägt Prada".

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Klar, aber bei allem Spaß kann wohl niemand den Ernst des Lebens vergessen.