Ist das Gesetz der Steinigung von Ehebrechern im Christentum noch vorhanden, wird aber halt nicht mehr angewandt oder ist es abgeschafft?

28 Antworten

Hallo andreasbdr,

wenn Mose, vor etwa 3500 Jahren die Gesetze des Gottes Israels verkündete, dann hieß es meistens: Höre, o Israel!...

Angehörige anderer Völker oder Nationen wurden weder zum Hören,noch zum Befolgen der über 600 Verbote, Gebote und Vorschriften aufgefordert, zu denen auch die Gesetze über Ehebruch gehörten (2Mo 20,14; 5Mo 22,22-24). 

Dass die Missetat des Ehebruchs im  alten Israel mit dem Tod bestraft werden konnte, lag daran, dass sich hier ein ganzes Volk der Gesetzgebung Gottes unterworfen hatte, ein einmaliger Vorgang. Die Richter im Bundesvolk Israel waren von Gott befugt, aufgrund des Gesetzes Todesurteile auszusprechen und sie auch vollstrecken zu lassen. Es scheint jedoch, dass es nicht allzu oft tatsächlich durchgezogen wurde - wie überhaupt die Israeliten (später Juden) meistens das Gesetz missachteten.

Im Christentum sind Staat und Kirche/Gemeinde/Versammlung (gr: ekklesia) voneinander getrennt. Der Christengemeinde hat nun  Gott durch seinen Sohn als schärfste Strafe den Ausschluss / die  Exkommunikation eines verstockten, reuelosen Ehebrechers vorgeschrieben. 

Lässt sich der Sünder durch die Gemeinde nicht zurechtbringen wird er sich zu gegebener Zeit vor dem Richterstuhl Gottes verantworten müssen. Während im Unterschied zum alten Israel der Ehebrecher heute die Möglichkeit zur Reue und Umkehr hat, zeigen doch die entsprechenden Texte deutlich an, dass sich die strenge Haltung Gottes gegen den Ehebruch sich nicht geändert hat Auch die entgültige Konsequenz für den reuelosen Ehebrecher bleibt die selbe - der Tod. Von Irrtum kann also keine Rede sein

1Kor 6,9 Oder wisst ihr nicht, dass Ungerechte das Reich8 Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige9 noch Götzendiener noch Ehebrecher noch Lustknaben10 noch Knabenschänder 10 noch Diebe noch Habsüchtige noch Trunkenbolde noch Lästerer noch Räuber werden das Reich11 Gottes erben. 11 Und das sind manche von euch gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt worden durch den12 Namen des Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes.

1Kor5,9 Ich habe euch in dem Brief geschrieben, nicht mit Unzüchtigen3 Umgang zu haben; 10 nicht überhaupt mit den Unzüchtigen dieser Welt oder den Habsüchtigen und Räubern oder Götzendienern, sonst müsstet ihr ja aus der Welt hinausgehen. 11 Nun aber habe ich euch geschrieben, keinen Umgang zu haben, wenn jemand, der Bruder genannt wird, ein Unzüchtiger ist oder ein Habsüchtiger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit einem solchen nicht einmal zu essen. 12 Denn was habe ich zu richten, die draußen sind? Richtet ihr nicht, die drinnen sind? 13 Die aber draußen sind, richtet Gott. Tut den Bösen von euch selbst hinaus! 

Hebr 13,4 Die Ehe sei ehrbar in allem und das Ehebett unbefleckt! Denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. 

Auch wenn Jesus frei von Sünde war und sich an die Gesetze gehalten hat, so hat er doch deutlich erkennen lassen, was er selber von der Steinigung hielt.

Johannes 8,1–11

Jesus aber ging zum Ölberg. Am frühen Morgen begab er sich wieder in den Tempel. Alles Volk kam zu ihm. Er setzte sich und lehrte es. Da brachten die Schriftgelehrten und die Pharisäer eine Frau, die beim Ehebruch ertappt worden war. Sie stellten sie in die Mitte und sagten zu ihm: Meister, diese Frau wurde beim Ehebruch auf frischer Tat ertappt. Mose hat uns im Gesetz vorgeschrieben, solche Frauen zu steinigen. Nun, was sagst du?

Mit dieser Frage wollten sie ihn auf die Probe stellen, um einen Grund zu haben, ihn zu verklagen. Jesus aber bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Als sie hartnäckig weiterfragten, richtete er sich auf und sagte zu ihnen: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als erster einen Stein auf sie. Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde.

Als sie seine Antwort gehört hatten, ging einer nach dem anderen fort, zuerst die Ältesten. Jesus blieb allein zurück mit der Frau, die noch in der Mitte stand. Er richtete sich auf und sagte zu ihr: Frau, wo sind sie geblieben? Hat dich keiner verurteilt? Sie antwortete: Keiner, Herr. Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr! 

Dieses Gesetz gab nicht Gott (so wie die 10 gebote) sondern diese Bestrafung haben die Menschen gemacht. Natürlich bezieht sich die Bestrafung auf Gottes Gebot "Du sollst nicht ehebrechen" , aber eine Bestrafung hat er nicht angeordnet.

das Gesetz war ein ‘Erzieher, der zu Christus führte’ (Galater 3:19, 24; Römer 3:20; 4:15; 5:12; Hebräer 10:1, 2). Doch erst durch den neuen Bund sollte sich der Segen, der dem Abraham verheißen war, völlig verwirklichen

Die Israeliten wurden Gottes Volk in einer Nachbarschaft von Völkern, die sehr unmoralische, barbarische, unhygienische usw. Praktiken in ihren Gesetzgebungen und Alltag hatten. Die Israeliten sollten jedoch ein "besonderes" Volk werden, dem es gut gehen sollte. Deshalb war dieses sog. mosaische Gesetz für unser heutiges Empfinden zeitweise drakonisch. Aber denken wir nur mal an das Gesetz bei Diebstahl! Da wurde keine Hand abgehackt, der Schaden mußte im mehrfachen Wert ersetzt werden!!! Wenn das nicht ging, mußte es abgearbeitet werden als zeitweiliger Sklave.

Bei Ehebruch wurden beide verurteilt und nicht nur die Frau. Das war wohl erst anders, als in Judäa die griechische, abwertende Ansicht über Frauen fußgefaßt hatte, also so im 4-3 Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung.

Durch Jesus wurde "das Gesetz" abgelöst. Das heißt aber nicht, dass man tun und lassen kann, was man will. Jesus sagte ganz treffend:

(Matthäus 22:35-40) . . .ein Gesetzeskundiger, stellte ihn (Jesus) auf die Probe mit der Frage: 36 „Lehrer, welches ist das größte Gebot im GESETZ?“ 37 Er sprach zu ihm: „ ,Du sollst Jehova, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Sinn.‘ 38 Dies ist das größte und erste Gebot. 39 Das zweite, ihm gleiche, ist dieses: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ 40 An diesen zwei Geboten hängt das ganze GESETZ und die PROPHETEN.“

Philipp59  19.08.2015, 14:06

 Sehr gute biblische Begründung! 

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Karl37  19.08.2015, 18:13

Jesus sagte doch als man ihn fragte ob man die Ehebrecherin steinigen sollte: "wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein".

Nun kann man trefflich streiten was Jesus eigentlich damit sagen wollte. Da Niemand ohne Sünde ist, kann auch nicht gesteinigt werden.

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Enders9  20.08.2015, 06:44

Und am Anfang von Matthäus 15 sagt Jesus, man soll sich an die Gesetze des AT halten ansonsten ist man ein Heuchler!!!

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helmutwk  20.08.2015, 08:19
@Enders9

So hat Jesus das nicht gesagt. Konkret hat er gesagt:

Mt 15,5 Ihr dagegen behauptet: ›Wenn jemand zu seinem Vater oder seiner Mutter sagt: Was ihr von mir bekommen müsstet, ist für Gott bestimmt

6 – dann darf er seine Eltern nicht mehr damit ehren.‹ So habt ihr das Wort Gottes außer Kraft gesetzt mit euren Überlieferungen.

Also jemand konnte mit einer frommen Begründung ("was ich habe, erbt einst der Tempel") sich weigern, seinen Eltern die "Rente" zu zahlen (weil die ja dem Tempel nix wegnehmen dürfen). Aber er selber darf bis an sein Lebensende das Geld für sich und seine  Lebensunterhalt gebrauchen ...

Und das zu dulden, bezeichnet Jesus als Heuchelei.

Im Übrigen: die Gesetze des ATs sind dem Volk Israel gegeben. Ob sie noch für Christen, die Juden sind, gültig sind, muss ich nicht wissen, da ich "Heidenchrist" bin.

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666Phoenix  20.08.2015, 14:40
@helmutwk

helmut, tut mir leid! Hier bezeugst Du das, was ich schon lange erahnt habe und immer wieder unter Christen antreffe:

Im Übrigen: die Gesetze des ATs sind dem Volk Israel gegeben. Ob sie noch für Christen, die Juden sind, gültig sind, muss ich nicht wissen, da ich "Heidenchrist" bin.

Oder anders gesagt: Ich nehme mir nur das aus der Bibel, was ich für mich benötige und für richtig befinde - alles andere ist unnütz und kann vernachlässigt werden!

"Heuchelei" ist nur eine der Bezeichnungen dafür!

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Lasst mich raten, das Wort "steinigen" ist natürlich nicht wörtlich zu nehmen und darf frei interpretiert werden ;)

alexander329  19.08.2015, 16:53

Falsch geraten.Da das Wort steinigen nicht von Gott kommt, braucht es auch geistig nicht interpretiert werden-und frei schon gar nicht.

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helmutwk  20.08.2015, 08:49

Wer keine Ahnung hat, sollte besser die Klappe halten. Wie es sich tatsächlich verhält, haben verschiedene Christen hier schon erläutert.

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