Interpretieren in der Schule unnötig?
Ich finde den Deutschunterricht meistens einfach nur noch langweilig und nervig. Speziell, wenn es um das Interpretieren von Werken wie Faust usw. geht. Stundenlanges interpretieren von Dingen, die unwichtig sind für die Handlung oder das herauspicken von einzelnen Worten und diesen eine komplett andere Bedeutung geben und in einen ganz anderen Kontext setzten. Klar das gehört dazu und viele Wörter haben auch hohen Interpretationsspielraum. Trotzdem finde ich wird in der Schule übertrieben und den Schülern der Spaß genommen. Dabei finde ich das Buch nichtmal schlecht. Ich hab es sogar gerne gelesen und mich auch außerhalb vom Unterricht damit auseinandergesetzt und versucht den inneren Konflikt der Figuren zu verstehen und meine eigenen Lehren daraus zu ziehen.
Im Deutschunterricht ist es nun aber nicht so, dass jede Interpretation ihre Daseinsberechtigung hat, solange man sie logisch und schlüssig am Text begründet, sondern es nur eine Lösung gibt und zwar die des Lehrers. Sobald man anders denkt, tja dann hat man Pech gehabt und liegt falsch.
Es hat doch jeder eine andere Vorstellung und jeder interpretiert Dinge verschieden, da auch jeder verschieden ist.
Also darf es doch auch nicht nur eine Musterlösung geben? Und genau das, dass es nur eine richtige Lösung gibt, macht doch das ganze Interpretieren unnötig.
9 Antworten
Was du beschreibst, euer Lehrer lässt nur eine Deutung zu, ist kein Problem der Schule an sich oder des Deutschunterrichts an sich sondern eures Lehrers.
Unser Lehrer lässt alles gelten solang es am Text schlüssig belegt und durch den Schüler erklärt wurde.
Klar sind einige Interpretationen komplett überzogen und nicht alles was der Autor geschrieben hat wurde mit vollster Absicht so geschrieben.
Würde man versuchen meine Gedichte oder Geschichten zu interpretieren, würde ich wohl drüber lachen. Denn die meisten Formulierungen kamen einfach so, weil es gut klang. Und ich kann nicht glauben, dass es bei professionellen Dichtern nicht so an einigen Gedichten oder Phrasen so ist/war!
Hallo!
Ja, da hast du leider Pech. Ein guter Lehrer würde eine Interpretation, die mit guten Argumenten begründet ist, zulassen und sie nach ihren Argumenten und nicht nach seiner persönlichen Meinung beurteilen.
Ich kann dir nur eines raten: lasse dir die Freude am Lesen und an der Literatur dadurch nicht vermiesen! Die Zeit mit diesem Lehrer musst du irgendwie rumkriegen. Du könntest versuchen zu verstehen, wie "seine" Interpretationen funktionieren und ihm dann nach dem Mund reden/schreiben um eine gute Note zu kassieren und dir deinen Teil denken.
Das ist auch eine Fähigkeit, die man in der Schule manchmal lernt.
Gruß
Ich sehe da ein ganz anderes Problem, nämlich die wohl nirgendwo stattfindende Zusammenarbeit zwischen der UNI und den Gymnasien...
Du solltest also ´mal als Gasthörer über z. B. das Thema Faust bzw. Goethes Faust eine Vorlesung an der UNI besuchen oder eine Doktorarbeit lesen, dann erst wirst Du verstehen können, wie viel oder eher wie wenig man als Gymnasiast-Abiturient noch weiß, um eigene Interpretationen weltberühmter Werke zu gestalten.
PS: Da ich im Abitur in Latein am besten war, besuchte ich eine Vorlesung über "Römische Lyrik zu Vergils Zeiten - Warum er der "Jahrhundertdichter"?" Ich war so schockiert, weil ich fast nichts verstanden habe....
Bemühe Dich also die Musterlösung "des Lehrers" mehr anzuerkennen, er hatte nämlich Dein Problem oft sogar noch im UNI-Studium... Mist ist nur immer diese dämliche Benotung! Halte durch! Nach der UNI-Promotion darfst und kannst Du endlich selbst "interpretieren"!
Es gibt sicher nicht beliebig viele zutreffende Interpretationen. Oft gibt es eine, die nach sorgfältiger, wissenschaftlicher Untersuchung die plausibelste ist. Der Fachmann für diese Arbeit ist der Germanist, der Deutschlehrer. Was du als aufgezwungene "Musterlösung" ablehnst, ist eben, wenn sauber gearbeitet wird, die einleuchtendste.
Erstens: Ich muss der Erfahrung einiger User vehement widersprechen, Lehrer tolerierten Schüler-Ansichten (Interpretationen), sofern diese am Text schlüssig belegt würden. Ich kenne fast nur (!) das Gegenteil: "Nichts gegen Ihre Deutung, aaaaber ..." Hinzugefügt sei in diesem Zusammenhang, dass meine Erfahrungen auf 41 Jahren Deutschlehrer-Dasein basieren.
Zweitens: Ich stimme mit dem FS insofern überein, als von der 5. Klasse (Fabeln) bis zum Abi (z.B. "Faust") Texte, Werke bis zum Gehtnichtmehr, ja: kaputt und zu Tode analysiert werden - gleichgültig ob Sacxhtext oder fiktionaler Text. - Texte auf Grund ihrer sprachlichlichen Schönheit (ich denke an Kleist, um nur einen Autor von -zig, -zig möglichen zu nennen) einfach zu genießen - das ist schon lange nicht mehr möglich "dank" der fossilen Deutsch-Curricula.
Ich verweise auf entsprechende (göttliche !) Abhandlungen von Kurt Tucholsky, Erich Kästner, H.M. Enzensberger, Martin Walser, G.B. Shaw u.a.m., die sich dieses Problems in giftig satirischer Weise dankenswerterweise angenommen haben !!
FAZIT: Analyse / Interpretation JA ! Unbedingt ! Aber bitte kein elendes Wiederkäuen von Kl. 5 bis zum Ende der SEK II !
Und, liebe Lehrer ! Steigt endlich herunter von eurem hohen Ross der Arroganz, Selbstgerechtigkeit und Selbstgefälligkeit sowie eurer pathologischen Maxime "We are the greatest !".
pk, Ketzer, Lehrer
Die Gedanken sind frei...
Immerhin lernst du dabei dies, das ausschließlich die Gedanken frei sind. Man ist im Leben immer in ein Räderwerk eingespannt und muß weitgehend das machen, was andere von einem erwarten....
Das Lied eines LEIDER unbekannten Verfassers betont aber in all' seinen Strophen, dass die Gedanken DANN "frei" sind, sollange / sofern man sie für sich behält...
pk
Eben! Hinschreiben sollte man tunlichst das, was der Lehrer lesen will. Und diese Lektion ist etwas, wa# vielen in der gesamten S hullau&bahn nicht in den Kopf geht.
Lehrer sprechen immer davon, die Jugend zu selbst denkenden Menschen erziehen zu wollen, verschweigen aber den Umstand, dass das Lautwerden eigener Gedanken zu allen Zeiten mehr oder weniger gefährlich sein kann 😉
Ok, ist also von Lehrer zu Lehrer unterschiedlich. Das mit den Dichtern ist genau das, was ich gemeint hab, nicht jedes Wort hat einen tieferen Sinn. Danke für die Antwort