In welchem Maße seht ihr euch gesellschaftlichen Zwängen ausgesetzt?

Das Ergebnis basiert auf 33 Abstimmungen

In einem sehr hohen Maße 36%
In einem geringen Maße 33%
Gar nicht 21%
In einem etwas erhöhten Maße 9%

17 Antworten

Gar nicht

In meiner Wahlheimat gar nicht. Das einzige, was mich eindämmt, sind Gesetze, an die man sich zu halten hat und Verpflichtungen in dem Sinne, dass man pünktlich zur Arbeit kommt, dass man Termine wahrnimmt, dass man Versprechen einhält, dass man seine Rechnungen bezahlt und dass man seine Sachen in Ordnung hält ... alles andere sehe ich nicht als Zwang an, die Atmosphäre ist locker und ich bin so selbstbewusst, dass es mir egal ist, was andere über mich denken könnten.

In meiner Heimat, die ich aus gutem Grund verlassen habe, war es genau andersherum und war ich starken Zwängen ausgesetzt - man wurde regelrecht stasimäßig überwacht (mitten in den Alten Bundesländern) und es erfolge eine Sozialkontrolle, die soweit ging, dass sogar gewisse Kleidung oder die Wahl der Automarke laut gesellschaftlichem Standard als "falsch" oder "schlecht" gebrandmarkt wurde.

Hier ist es den Leuten egal, was ich für ein Auto fahre und was ich anhabe. Da schimpft auch keiner, wenn ich in der Jogginghose an die Tür gehe oder Ähnliches - in meiner Heimat war das schon ein Drama und musste man davon ausgehen, dass sich das herumsprach ... ouh, hat er nix zum Anziehen?! Nur noch ein Beispiel: Wer in meiner Heimat nicht so aussah, als käme er grad vom Heckeschneiden und nicht "den Engelbert Strauß anhat", der galt als eitler Fatzke oder reicher Mann oder als faule Frau und bekam das schon zu spüren - wenn man aber andererseits mit Jeans und Shirt angekommen wäre, hieß es sofort, warum zum Teufel zieht der keine besseren Klamotten an, eine gescheite Stoffhose hätt's ja schon sein können. Wie man's macht, macht man's falsch. Auf der anderen Seite steht eine andere Sache: Ich habe mir damals, weil ich Spaß an Autos hatte, einen gebrauchten BMW 728i gekauft und es hieß zwar, dass man "so was" nicht fahren solle und ich "geduckt und demütig" zu sein habe, andererseits war den Leuten aber ein Freund von mir, der "nur" einen Fiat Croma fuhr, aufgrund der Wahl seines Autos nicht seriös genug und man machte sich über ihn lustig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
vanOoijen  26.12.2023, 22:51

Das hört sich ja schlimm an. Verrätst Du wenigstens das Bundesland wo das so war?

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In einem etwas erhöhten Maße

Manches ist mehr noetig als angenehm. Je naeher Leute zusammenleben, desto mehr Regeln sind fuer ein gemeinsam wohlwollendes Zusammensein notwendig.

Von zu viel Status denken habe ich mich verabschiedet

In einem sehr hohen Maße

Niemand kann sich diesen Zwängen entziehen, wenn er nicht gerade sich in einem einsame stromlose Waldhütte zurückzieht.

Ich habe gerade in einer anderen Frage über den Einfluss der Massen-Medien geschrieben. Dieser Einfluss ist mit dem Aufkommen des Internets in Hosen-, Hemd- und Handtaschen so massiv gestiegen, dass wirklich niemand mehr sich dem Ganzen entziehen kann.

Und dann sind da natürlich noch die "kulturellen" Eigenarten und Einflüsse, welche man entweder hinnehmen oder denen man sich durch Flucht entziehen muss.

Ein verallgemeinerndes Beispiel:

Lebt man im Allemannisch-Badisch-Schwäbischen Kulturkreis (sprich: Baden-Württemburg), so ist einem unabdingbar der Begriff "Kehrwoche" bekannt. Es handelt sich dabei darum, dass wochenweise abwechselnd ein Bewohner eines Mehrfamilienhauses (ab zwei Parteien aufwärts) für die Reinigung des Hausflures, des Kellerganges, aller Treppen) sowie dem Weg von und zu dem Haus verantwortlich ist. Im Winter kommt der Schneeräumdienst hinzu. Im Sommer natürlich noch die Rasenmäh-Pflicht, sollte ein solcher zum Haus hinzugehören.

Kehrwoche ist in BaWü eine "heilige" Pflicht. Diese darf unter KEINEN UMSTÄNDEN ausgelassen oder übersprungen werden, die Reihenfolge der Mietparteien in der Zuständigkeit MUSS eingehalten werden und zudem müssen die Kehrwoche-Arbeiten penibelst ausgeführt werden, so dass man von den Treppenstufen essen kann.

NIEMAND kann sich diesem Phänomen entziehen - ausser der HAusbesitzer hat ein Einsehen und einen Hausmeisterservice engagiert. Das passiert eher jedoch selten, denn das kostet ja Geld, welches weder die Mieter über die Nebenkosten noch der Besitzer aus eigenem Hosensäckerl finanzieren will.

Pardon gibt es übrigens nicht. Wer die Kehrwoche nicht, unvollständig oder nachlässig durchführt, erfährt beim ersten Mal die gesellschaftliche Achtung im Haus. Beim zweiten Mal klingelt der Hausbesitzer und ermahnt zur Kehrwoche und ab dem dritten Mal kann einem sogar die Kündigung ins Haus stehen.

Achja - und ganz wichtig: "Wer Kehrwoche hat", wird mit einem Schild vor der Wohunungstüre gebrandmarkt, so dass JEDER a) sehen kann, dass er "dran" ist und b) jeder weiss, wo er sich beschweren darf, wenn er ein Staubkörnchen findet.

Leider sind die vorgenannten Worte keine Ironie, sondern bittere Wahrheit und ein besonders krasses Beispiel für "gesellschaftliche Zwänge" in unserer hypermodernen Pre-Apokalyptischen Zivilisation. Das war jetzt an Sarksamus grenzende Ironie ;-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!
OlliBjoern  28.12.2023, 00:52

Ja, also wir haben auch schwäbische Vermieter (ich und meine Frau sind aber nicht ursprünglich aus Schwaben). Gras- und Pflanzenabfall aus dem Garten gehört ja in die braune Tonne. Unser Vermieter aber tut das Zeug in eine Plastiktüte und danach in den normalen Abfall - anscheinend, damit die braune Tonne nicht so schmutzig wird.

Das aber ist weder so gedacht noch wirklich umweltfreundlich.
Aber eben typisch schwäbisch.

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In einem geringen Maße

Vor allem seit die „Ampel“ regiert. Sie wollen mir vorschreiben, was für eine Heizung ich einzubauen habe und was für ein Auto ich fahren darf.

Auch die unlauteren Machenschaften des Finanzamtes habe ich schon mehrmals als Abzocke empfunden - um es harmlos auszudrücken.

Die anderen Zwänge, denen wir alle in einer sozialen Gesellschaft selbstverständlich unterliegen, kann ich gut ertragen. Es hat mir nie etwas ausgemacht, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, Gesetze einzuhalten und mich nach den moralischen Grundsätzen unseres demokratischen Sozialstaates zu richten.

Grautvornix  27.12.2023, 23:29
Vor allem seit die „Ampel“ regiert.

Man, das muss ja eine tolle Zeit gewesen sein, vor der Ampelregierung.

Es herrschten wohl wahrhaft paradiesische Zustände?

Man konnte machen und sagen was man wollte, wahrscheinlich musste man sich im Auto nicht einmal anschnallen, die Promillegrenze lag bei 1,3. Alle hatten Arbeit, die Züge kamen immer pünktlich, ein Facharbeiter der noch einen Nebenjob hatte konnte sich ein Haus bauen.

Schade das ich das nicht erleben konnte.

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okieh56  27.12.2023, 23:36
@Grautvornix

Du bist erst zwei Jahre alt und kannst schon schreiben - alle Achtung!

Aber da du das nicht erlebt hast, sage ich dir ehrlich, dass es schon immer Grund zur Kritik an der Politik gab. Doch so eine inkompetente Regierung wie momentan hatten wir noch nie. Das ist der Grund, warum die AFD so stark wie noch nie ist, denn die „Ampel" liefert ihr eine Steilvorlage nach der anderen.

Wer das nicht sieht, muss blind und taub sein - aber in deinem Alter ist das entschuldbar.

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Grautvornix  27.12.2023, 23:51
@okieh56

Dann sag mal welche der Vorgängerregierungen, mit ähnlich vielen verschiedenen Krisen gleichzeitig zu kämpfen hatte?

Der Klimawandel war nie so sehr spürbar wie jetzt, daher konnten frühere Regierungen das schön vernachlässigen, was wir jetzt ausbaden müssen.

Was hat die Ampel denn für ein Land "übernommen"?

Unzählige Altlasten, kaputte Straßen und Brücken, immer noch nicht genug Lehrer, Polizisten, Richter, was schon seit mehr als einem Jahrzehnt bekannt ist, dazu die maroden Schulen, eine verpennte Digitalisierung. Hoffnungslos überschuldetet Kommunen. Eine Industrie die mit Zeitarbeitern und Zeitarbeitern mit Werksverträgen immer weiter die Löhne gedrückt hat und sich einen Scheiß damit befasst hat, was man gegen den Fachkräftemangel in einigen Jahre tun wird, wenn die Boomer in Rente gehen........

Kann man noch Stundenlang fortsetzen.

Das ist doch nicht alles in zwei Jahren zu Grunde gerichtet worden

Ist immer leicht zu sagen "Die machen alles falsch", wer könnte es denn sicher besser?

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okieh56  28.12.2023, 09:31
@Grautvornix

„...wer könnte es denn sicher besser?"

Das ist eine sehr gute Frage! Es gibt sicher welche, doch die sitzen leider nicht in der Regierung. Schlechter schafft es jedenfalls keiner.

Auch die vorherigen Regierungen hatten mit Krisen zu kämpfen und haben sie nicht immer gut bewältigt. Fehlerlos ist niemand und meckern ist leichter als es besser zu machen. Aber die jetzige Regierung hat es geschafft, noch hausgemachte Krisen hinzuzufügen. So viel geballte Inkompetenz hatten wir noch nie.

Noch nie hat sich die AFD so über die Fehlentscheidungen der Politiker gefreut wie momentan. Sie braucht gar nichts weiter tun, als auf die nächste Steilvorlage zu warten, die sie dann ausschlachten kann.

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In einem geringen Maße

Ich unterliege natürlich auch Zwängen, was immer auch selbstgewähltes Schicksal ist. Beruflich unterliegt jeder Zwängen, vom Bürgergeldempfänger bis zum Vorstandsvorsitzenden.

Was ich anziehe, ob ich Kinder habe, wer meine Freunde sind, etc. bestimme ich selbst. Da habe ich aber noch nie dumme Sprüche kassiert. Höchstens mal Nachfragen, warum ich etwas so uns so mache. Das ist Interesse an meiner Person und meinem Leben und nicht schlimm. Ich lebe wirklich schon lange sehr selbstbestimmt. Mich interessierte dummes Geschwätz dummer Leute allerdings auch noch nie. Meine Eltern haben mich stark und resilient gemacht.