Ist man egoistisch, wenn man sich nicht mit weltlichen/gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt und sich nur auf die eigenen Ziele fokussiert?

Ich würde nicht unbedingt von Egoismus sprechen. Es ist von jeher etwas ganz Natürliches, dass man sich in erster Linie um sich selbst und seine Brut kümmert. Erst seitdem der Fernseher in so gut wie jedem Wohnzimmer steht (teilweise sogar mehrfach im Haus vorhanden ist) und noch viel mehr, seitdem das Internet aus den Haushalten nicht mehr wegzudenken ist, ist die Welt viel kleiner geworden. Man kriegt zumindest als Meldung jede kriegerische Auseinandersetzung irgendwo auf dem Globus mit. Man sieht, wo es verheerende Überschwemmungen, dauernde Dürre und/oder sonstige Naturkatastrophen gibt. Man sieht, wie wo welche Menschen von anderen ausgebeutet werden usw. usw.

Kriege gab es früher auch, schon immer hat es irgendwo auf dem Globus plötzliche Hungersnöte gegeben, den Ausbruch von Epidemien und, und, aber wenn das irgendwo in der Dritten Welt passierte und auch noch regional begrenzt war, kriegte man davon oft gar nichts mit.

Ich konnte schon früher durch Reisen in entferntere Länder erfahren, wie verdammt gut ich es getroffen habe, hier mitten in Europa geboren zu sein und hier leben zu können. Die Möglichkeit von Fernreisen hatten früher nicht so viele, und auch heute in Zeiten des Massentourismus erleben doch die meisten Menschen nur ihre kleine Welt, und wenn sie reisen, beschränkt sich ihr Bewegungsradius meistens auf die touristischen Bereiche. Aber es gibt die Glotze, es gibt das Internet. Jeder kann sich informieren, wenn er nur will.

Und das erwarte ich von einem Menschen in heutiger Zeit: Sich informieren und reflektieren, nicht immer alles von sich schieben. Sicher, auch bei uns gibt es Menschen, denen es wirklich nicht gut geht, aber kein Mensch hier ist gezwungen, seine Habseligkeiten zusammenzupacken, seine Heimat und oft auch seine Familie zu verlassen, auf der Flucht sein Leben zu riskieren und einer völlig ungewissen Zukunft entgegenzugehen. Dieses Gejammer, das hier oft zu hören ist, dann noch das Klagen über Überfremdung, der schräge Blick auf Ausländer, die vom Aussehen und der Sprache her nicht aus Westeuropa zu kommen scheinen, dazu noch Neid "Denen wird alles reingestopft" - wenn so etwas dann ausgerechnet aus dem Munde offensichtlich wohlsituierter Bundesbürger kommt, diese Ignoranz, dumme Arroganz oder gar Verachtung tut weh.

Es ist wichtig, zwischen Selbstfürsorge und Egoismus zu unterscheiden. Selbstfürsorge bezieht sich auf das Bewusstsein und die Priorisierung der eigenen Bedürfnisse, um das eigene Wohlbefinden zu gewährleisten. Es ist gesund, sich um seine eigenen Ziele, Träume und persönlichen Belange zu kümmern.

Egoismus hingegen ist eine übermäßige Selbstbezogenheit, bei der die eigenen Interessen und Bedürfnisse auf Kosten anderer Menschen oder der Gesellschaft im Vordergrund stehen. Egoismus kann dazu führen, dass man rücksichtslos handelt und das Wohl anderer vernachlässigt.

Es ist natürlich und akzeptabel, sich auf die eigenen Ziele zu konzentrieren und an persönlichem Wachstum zu arbeiten. Allerdings ist es auch wichtig, ein Bewusstsein für die Welt um uns herum zu haben und die Auswirkungen unserer Handlungen auf andere und die Gesellschaft zu berücksichtigen.

Jeder Mensch hat unterschiedliche Fähigkeiten, Ressourcen und Interessen. Es ist nicht notwendig, dass jeder sich mit den gleichen weltlichen oder gesellschaftlichen Problemen auseinandersetzt. Es gibt verschiedene Wege, wie man einen positiven Beitrag leisten kann, sei es durch persönliches Engagement in sozialen Projekten, Spenden an wohltätige Organisationen, Unterstützung von gemeinnützigen Initiativen oder sogar durch den eigenen Erfolg und die Schaffung von Arbeitsplätzen für andere.

Letztendlich liegt es an jedem Einzelnen, zu entscheiden, wie man sein Leben führen möchte und welchen Beitrag man leisten kann oder möchte. Es ist jedoch wichtig, dass unsere Handlungen respektvoll gegenüber anderen sind und dass wir uns bewusst sind, wie unsere Entscheidungen und Handlungen die Welt um uns herum beeinflussen können.

Kommt drauf an. Wenn die eigenen Ziele sind, die Natur zu schützen, so wenig Ressourcen zu verbrauchen, wie irgend möglich und keinen Müll zu verursachen, was soll daran egoistisch sein?

Ja, die Not der Mitmenschen sollte einem ein Anliegen sein.

Denn selber ist man auch dankbar, wenn man plötzlich in Schwierigkeiten kommt. Ich gebe deshalb gerne den 10. Teil meines Einkommens für Hilfsorganisationen.

Nein. Egoismus bezieht sich auf Deine Interessen.

Das was Du meinst ist eher "Interessenlosigkeit".

Du wärst dann interessenlos aber nicht egoistisch.