7 Antworten

Ich trenne Kunst und Künstler durchaus.

Das mache ich auch bei Richard Wagner so. Er war ein unangenehmer Antisemit (das war nicht gut), und dennoch war er unbestreitbar ein großartiger Komponist (und Dramatiker - auch die Texte sind ja von ihm).

Und auch wenn Levits Aussage (bezogen auf AfD-Mitglieder) falsch war - er ist ein guter Künstler, und er hat seine Auszeichnung ja nicht im Zusammenhang mit dieser (zugegebenermaßen kritikwürdigen) Aussage bekommen.

Man sollte aber auch bedenken, dass wir alle nur Menschen sind. Und wir alle haben Emotionen und Affekte. Und manchmal sagt man im Affekt etwas, das eben - von außen gesehen oder später nochmals betrachtet - nicht gut oder richtig war.

Die Vorgeschichte zu seiner Aussage war:

"Auf seinem Twitter-Account hat er jedenfalls auf den entlarvenden TV-Auftritt eines AfD-Funktionärs hingewiesen. Dieser hatte über eine angebliche Vergewaltigung eines Mädchens durch Asylbewerber schwadroniert und war auf die Frage nach Beweisen ins Stammeln geraten."

"„Ein widerwärtiger Drecksack“, schreibt Igor Levit dazu."

Damit hätte er es belassen sollen.

https://www.welt.de/kultur/musik/article148301741/Warum-Igor-Levits-AfD-Schelte-kontraproduktiv-ist.html

Es wäre also gar nicht so weit gekommen, hätten AfD-Politiker konsequent auf unwahre Unterstellungen verzichtet. Haben sie aber nicht.

Du stellst da eine ziemlich unschöne Suggestivfrage, denn sie erweckt den Eindruck, Igor Levit habe das Bundesverdienstkreuz für eine vor Jahren getätigte AfD-Schelte bekommen. Das ist jedoch so nicht richtig.
Tatsächlich hat er es für seine musikalischen Aktiven während der Corona-Pandemie und für sein Engagement 'gegen Antisemitismus, die Ausgrenzung von Minderheiten und für die Demokratie' verliehen bekommen. Der Unterschied ist mehr als eine Nuance.

Musiker, wie andere Künstler auch, sind oft humanistisch geprägt. Ich schließe mich nicht davon aus. Zum Menschsein gehören Empathie und die Anerkennung der Würde des anderen. Wenn nun Politiker vom äußeren rechten Rand hetzen und Rassismus und Antisemitismus propagieren, dann haben sie aus freien Stücken dieses Menschsein abgelegt.
Warum soll man das nicht beim Namen nennen dürfen?

PLUT0NlUM 
Fragesteller
 01.11.2020, 11:00

"Warum soll man das nicht beim Namen nennen dürfen?"

Weil er pauschal allen AfD-Mitgliedern das Menschsein abgesprochen hat und außerdem Meinungsfreiheit seine Grenzen hat.

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Bei ihm seien künstlerisches Wirken, gesellschaftspolitisches Engagement und Solidarität mit anderen untrennbar miteinander verbunden. Auch das musikalische Schaffen des Pianisten würdigte das Bundespräsidialamt: "Er brilliert auf den Konzertpodien der Welt mit seiner enormen Virtuosität wie mit tiefgründigen Interpretationen." Zu Beginn der Corona-Krise habe Levit mit täglichen aus seinem Wohnzimmer per Internet übertragenen "Corona-Hauskonzerten" aus der Isolation heraus ein Miteinander über Grenzen hinweg entstehen lassen.

https://www.ndr.de/kultur/musik/Bundesverdienstkreuz-Pianist-Igor-Levit-ausgezeichnet,igorlevit134.html

Erstmal danke für den Input, habe den Namen noch nie gehört.

Von dem was ich jetzt von dem kurzen Überfliegen des Themas erkennen konnte wurde das Bundesverdienstkreuz eher für seine Arbeit während der Coronakrise und seine Kunst vergeben. Aber ich denke nicht dass man Kunst und Künstler wirklich trennen sollte, von daher verstehe ich die Bedenken.

Wenn ich mir deN Tweet anschaue ist "Menschlichkeit" hier in dem Kontext gleichzubedeuten mit Empathie, von daher sehe ich da kein größeres Problem.

Ich nehme jetzt mal nicht an, dass er das Bundesverdienstkreuz wegen dieser Äußerung zuerkannt bekam.
Ansonsten bezieht ja der Artikel der "Welt" deutlich Stellung - und das, obgleich sie zum Springer-Verlag gehört.

Anastasia65  03.10.2020, 13:05

Springer ist tot, schon lange.

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Arlecchino  03.10.2020, 13:46
@Anastasia65

Nicht nur Axel ist Springer. Seine Witwe ist nach wie vor in der Führung des Verlages.

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Es ist nicht an Igor Levit zu entscheiden, wem er das "Menschsein" "zuspricht" oder "abspricht". Mit genau dem gleichen Recht könnte man ja sonst auch auf die Idee kommen, Herrn Levit sein "Menschsein abzusprechen".