Hund schnappt nach Fremden?
Hallo zusammen,
ich habe einen Husky, 3Jahre Alt, Rüde unkastriert. Seit seinem Welpenalter ist er ein sehr liebevoller Hund und versteht sich mit Tier und Mensch.
Seit ca. einem Jahr fallen uns jedoch komische Verhaltensweisen auf. Erst begann es damit, dass er auf kleine Kinder sehr bedroht reagiert hat und beim Vorbeilaufen jedes mal sehr aufgeregt reagiert und zuschnappen (nicht zubeissen) will. Vorallem wenn die Kinder Roller fahren, macht es ihn ganz verrückt.
Einige Zeit später fing es an, dass er ab und zu nach fremden Menschen die an uns vorbei laufen schnappen wollte. Jedoch nicht bei jedem, obwohl die Fremden nicht einmal blickkontakt aufnehmen etc, kommt es selten vor, dass er plötzlich zuschnappen will. Wir laufen an 9 Leuten vorbei und er ist ganz normal und beim 10. springt er plötzlich auf.
Auch kommt dies bei bestimmen Geräuschen vor, wie E-Autos oder Autos mit Anhängern. Er läuft ganz normal und wie aus dem nichts versucht er auf das fahrende Auto zu springen. Es kommt mir so rüber, als hätte er in diesen Momenten einen Aussetzer und ist garnicht er selbst. Danach spürt man seine Reue und es tut ihm sehr leid.
Wie gesagt ist er eigentlich ein sehr sehr lieber und freundlicher Hund, aber in manchen Momenten ist er für ein paar Sekunden wie ausgewechselt und ich hoffe jemand kann mir sagen, was da mit ihm passiert und wie ich ihm helfen kann.
Danke im Vorraus
Seit wann hast Du ihn und wo kommt er her?
seit dem Welpenalter und vom Züchter
3 Antworten
dein Hund ist jetzt erwachsen. Da ändert sich einiges im Vergleich zu dem Verhalten eines jungen Hundes.
Der Hund fängt langsam an dich, beziehungsweise eben sein Rudel zu verteidigen. Und da er nicht einschätzen kann, was wirklich gefährlich ist und was nicht, sucht er sich eben bestimmte Sachen raus. Dazu kommt noch der Jagdtrieb vom Husky alles, was sich schnell bewegt in seiner Umgebung triggert ihn.
offensichtlich hat er nicht gelernt oder verstanden, deinem Urteil zu vertrauen
Es kommt jetzt einzig und allein auf dich an. Das Verhalten des Hundes kann sich nur ändern, wenn du dein Verhalten änderst.
Daher wäre die Frage: wie reagierst du wenn er Kinder auf dem Roller jagen will? Wie reagierst du, wenn er nach Leuten schnappt? Was passiert im Vorfeld? zum Beispiel bei den 9 Leuten, die er vorbeigehen lässt?
Du musst deinen Hund sehr gut beobachten in der nächsten Zeit. Meist ist das Problem, dass die Besitzer ihre Hunde nicht lesen können und die kleinen Anzeichen nicht deuten können.
Wichtig ist, dass du den Hund immer bestätigst, wenn er etwas richtig macht.
Du musst ihm beibringen, dass er sich darauf verlassen kann, dass du die Situation richtig beurteilst.
Ein guter Verhaltenstrainer wäre sinnvoll. Er kann sich auf einem Spaziergang begleiten und dir aufzeigen, was in welchen Situationen passiert.
Wenn er verteidigen wollen wärde, würde er vor allem verteidigen, der verteidigt nicht, der ist unsicher, was oftmals eine huskytypische Sache ist.
Dein Hund bereut nichts, denn er verhält sich hündisch, das ein Hund Reue zeigt ist eine rein menschliche Interpretation.
Sich schnell bewegende Dinge oder Menschen wirken oftmals auf Hunde bedrohlich.
Den Hund für seine Unsicherheit zu korrigieren ist kompletter Unsinn, damit änderst Du nichts an seiner Unsicherheit, die vermutlich dahinter steckt.
Schutz bieten und versuchen herauszufinden, ob die Menschen bei denen er auslöst etwas ähnliches besitzen, z.B. Grösse, Kleidung, Statur, Bewegungsmuster.
Dann beschäftige Dich mal bitte mit Zeigen und benennen.
Wenn der Hund gegenüber bestimmten Personen auslöst und Du kein Muster festmachen kannst, dann führe eine Gegendonditionierung durch.
Baue einen Marker auf, wähle die Entfernung so, das der Hund nicht zu den Menschen hinkommt und marker bei JEDEM Menschen.
Zusätzlich würde ich einen Bogen laufen enpfehlen, ihm ist die Distanz deutlich zu klein und da er weiss das er bedingt der Leine nicht wegkommt, fällt er ins Fight.
Zur Erklärung: Es gibt bei Hunden 4 grundlegende Verhaltensweisen
- Freeze= einfrieren, erstarren (Der Hund möchte nicht weiter gehen, er erstarrt) das können minimale Momente sein
- Fiddle about/Flirt= Übersprungsverhalten/Beschwichtigungsverhalten (am Boden schnüffeln, anspringen, in die Leine beissen, Nervösität) (blinzeln, über die Nase lecken)
- Flight= Flucht (flüchten, wird durch die Leine verhindert)
- Fight= Kampf (abschnappen, beissen ist dann die letzte Instanz)
Die ersten beiden scheinen Euch nicht aufgefallen zu sein, daran solltest Du arbeiten, lerne Deinen Hund zu lesen, das ist wichtig!
Du schreibst Du hast ihn vom Züchter und von Welpe an, dann hast Du seine Unsicherheit nicht wahrgenommen.
Jetzt wird er mental erwachsen, d.h. er macht deutlicher bemerkbar, das ihm etwas nicht gefällt und am besten wäre ihr sucht Euch einen gewaltfrei arbeitenden Trainer, z.B. bei Trainieren statt dominieren oder dem Netzwerk für gewaltfrei arbeitende Trainer.
Bitte nicht mit Menschen anfangen die an Euch vorbeirennen, wenn schon ein laufen auslöst, dann tickt er bei rennenden. Menschen erbst Recht aus!
Es ist offensichtlich, dass dein Hund sich durch schnell an euch/ihn vorbei bewegende Personen irritiert, bedroht fühlt.
Er weiß offensichtlich nicht wie er mit diesen Situationen umgehen soll.
Ihr könnt das üben, indem du mit ihm an der Leine gehst und jemand, der/die euch dabei hilft, an euch erst einmal vorbei rennt. Du musst deinem Hund dann bewusst machen, dass diese Person keine Bedrohung ist, indem du ihn entsprechend korrigierst, sobald er das entsprechende Verhalten beginnt.
Sorry, aber man fängt nicht mit der höchsten Bedrohung an, sondern mit der kleinsten, so viel zum Thema Lerntheorie!
Direkt mit einem so hohen Reiz wie einem rennenden Menschen zu beginnen, ist weder fair (gerade wenn du korrigieren willst), noch hilfreich.
Zumal du selbst schreibst: Er ist unsicher. Wieso willst du Unsicherheit korrigieren? Korrektur ändert nichts daran, dass er sich bedroht fühlt. Er unterdrückt es höchstens und dann kommt es irgendwann viel schlimmer raus.
Danke, das könnte wirklich hilfreich sein. Jedoch passiert es auch bei Menschen, die langsam laufen oder sogar stehen