Hilfe, warum rennt mein Hund einfach weg?
Hallo zusammen,
ich habe einen 1,5 (fast 2 Jahre alten) Labrador-Rüden namens Bruno und dieser entwischt mir manchmal auf Spaziergängen.
Zur Vorgeschichte: Bruno war ein super unkomplizierter Welpe, als wir ihn mit 13 Wochen zu uns geholt haben. Die Stubenreinheit hat schnell geklappt, sämtliche Kommandos konnte er sich schnell merken, war später auch super Leinenführig und den Rückruf hat er mit Bravur gemeistert. Sogar, wenn andere Hunde auf uns zukamen, war alles prima und er lief 1a neben mir. Das ganze war fast schon zu schön um wahr zu sein und deshalb war er bei unseren Runden auch immer im Freilauf.
Als er ca. 8 Monate alt war, fing das Spektakel aber an. Ich war mit ihm spazieren und plötzlich rannte er von 0 auf 100 einfach den Weg entlang. Also auch so schnell, dass ich definitiv nicht mithalten konnte. Ich hab ihn gerufen, aber er war wie im Tunnel und hat darauf plötzlich gar nicht mehr reagiert. Nach ca. 200 Metern ist er dann zum Stehen gekommen und dann auch wieder zu mir gekommen. Aus dieser Erfahrung habe ich aber definitiv gelernt und ihn ab dann nur noch mit (Schlepp-)Leine nach draußen genommen. Dann hat er dieses Verhalten mehrere Wochen nicht mehr gezeigt und ich hab mich fälschlicherweise in Sicherheit gewogen. Meinem Mann ist dies dann leider auch nochmal passiert, dabei ist Bruno dann sogar über eine Straße (Gott sei Dank nicht sehr stark befahren) und ein Straßenbahngleis gerannt. Hier konnte er glücklicherweise von einer Passantin an der Leine festgehalten werden. Auch aus dieser Erfahrung haben wir wieder gelernt, haben ihn mit Futter-Suchspielen versucht mehr auszulasten und haben mit Pfeifentraining für den Rückruf begonnen.
Nun zu gestern: Ich war wieder auf einer Runde mit ihm spazieren, alles war super. Die Rückrufübungen haben gut funktioniert, ich hab mit ihm Futter-Suchspiele gemacht und er war die ganze Zeit an der Schleppleine. Plötzlich begann Bruno hektisch zu schnüffeln und sich selbst „groß“ zu machen. Da ich schon weiß, dass das bedeutet, dass er gleich lossprintet, hab ich die Schleppleine noch versucht, sicherer zu umgreifen aber da war es schon zu spät und er hatte sich von mir losgerissen. Dann ist er über ein Feld gerannt, ich hab dabei noch mit der Pfeife versucht ihn zu rufen, aber er war schon an der Straße angekommen (Gott sei Dank kamen keine Autos), über die dann drüber und dann auch noch über das Straßenbahngleis. Hier hatte ich wirklich Glück, dass er von der einfahrenden Bahn nicht erfasst wurde. Im angeschlossenen Wohngebiet kam er dann zum Stehen und hat endlich auf mein Rufen reagiert, wofür ich ihn dann überschwänglich belohnt habe (ich war so wütend und schockiert in dem Moment, ihr könnt euch nicht vorstellen wie schwer das für mich war 😅).
Also nun endlich zu meiner Frage: hat jemand von euch sowas auch schonmal bei seinem Hund beobachtet? Ist das einfach nur pupertäres Verhalten, liegt es daran, dass er ein Jagdhund ist (oder alles zusammen)? Wie kann ich in so einer Situation richtig reagieren? In der Theorie klappt der Rückruf ja einwandfrei aber in dieser Situation überhaupt nicht. Uns wurde von einer Trainerin schon dazu geraten, einfach stehen zu bleiben und nichts zu tun (sie kennt aber auch unsere Gegebenheiten vor Ort, also die Straßen- und Tramsituation nicht). Letztlich ist es ja nur eine Frage der Zeit bis wirklich mal etwas passiert und das möchte ich natürlich um jeden Preis vermeiden!
Ich danke jedem von euch für konstruktive Vorschläge!
3 Antworten
Dein Hund ist ein Jagdhund, und der wird jetzt erwachsen? Natürlich schaltet er auf Durchzug, wenn er eine Spur hat oder irgendwas, was halt wichtiger ist als du in diesem Moment. Noch dazu ist er in der Pubertät.
Ich reagiere in solchen Fällen komplett anders als die meisten Leute. Wenn der Hund zurückkommt, scheuche ich ihn von mir weg und er darf dann auch ruhig merken, dass ich sauer bin.
In einem Hunderudel ginge so etwas gar nicht. Da würde er auch eine Ansage bekommen weil er mit solchen kopflosen Alleingängen den Jagderfolg des ganzen Rudels ruinieren würde.
Du kannst jetzt nur verhindern, dass so etwas wieder passiert und halt besser aufpassen und die Leine besser festhalten.
wenn er Durch die Pubertät ist musst du halt noch mal von vorne anfangen mit dem Abruf.
Es ist leider ein Fehler zu denken, dass ein Hund immer so bleibt wie als Welpe. Sobald sie erwachsen werden, ändert sich noch mal alles.
Deswegen hat man auch früher gar nicht erst versucht die Welpen schon so perfekt zu erziehen, die durften einfach Kind sein, bis sie durch die Pubertät waren. Und dann erst begann die Ausbildung.
D.h. jetzt nicht, dass man einem Welpen alles durchgehen lassen sollte. Aber der Fokus sollte hier auf Umweltverträglichkeit, Sozialisierung, etc. liegen und nicht auf „Sitzplatz Fuß“
Das könnte die Pupertät sein oder es hängt mit der Geschlechtsreife zusammen. Meine kleine Dame (fast 1 Jahr) ist momentan auch ein bisschen blöde und kriegt ihre Flitzanfälle. Ich leine sie aber eh nur in sicheren Bereichen ab und sie ist nie weiter gelaufen, als Sichtweite.
Laut Hundeschule ist es verkehrt, wenn man aus Panik hinterher rennt. Man soll stehenbleiben und rufen...kann ich aber nachvollziehen, dass das in dem Moment nicht klappt, man rennt automatisch hinterher 😅
Wenn du aber weißt, wie er tickt, würde ich den Hund erstmal an einer normalen Leine führen und NICHT ableinen. Die von dir geschilderte Situation war nicht nur für den Hund gefährlich, sondern auch für Autofahrer, Bahnfahrer und Pasanten.
Also: Hund nicht ableinen! Eventuell einen Hundetrainer hinzurufen
Danke für die Antwort! Der Hinweis bzgl. der Geschlechtsreife ist wirklich super gut. Aktuell leckt er wahnsinnig viel Urin von anderen Hunden.
Du hast die Schleppleine zu früh abgebaut. Man sagt, dass ein Jahr konsequent Schleppleine 10 Jahre Freiheit für den Hund bedeutet.
Hinter dem Hund herlaufen bringt nichts weil der Hund immer schneller ist aber man kann auch nciht einfach abwarten wenn der Hund sich in Gefahr bringt. In der Nähe von Straßenbahngleisen würde ich den Hund gar nicht ohne Leine laufen lassen sondern nur dort wo der Hund sich nicht in Gefahr bringen kann. Und dort auch mal die Schleppleine schleifen lassen und dann den Hund rufen oder pfeifen. Und wenn der Hund bei dir ist entweder lange mit viel Futter belohnen, etwas sehr hochwertiges füttern oder mit dem Hund spielen wenn dein Hund gern spielt.
Anschließend die Leine wieder aufnehmen (und auf spontane Sprints vorbereiten) und dort wo die Umgebung es anbietet wieder Abruftraining mit schleifender Schleppleine. Das darf aber für den Hund nicht berechenbar sein.
Was machst du außer Futtersuchspiele als Auslastung mit deinem Hund? Bei einem Labrador Retriever würde sich Dummysuche anbieten.
Wenn du die Leine nie schleifen lässt kannst du den Rückruf nicht üben. Ich würde mir einen übersichtlichen Feldweg suchen ohne Straßen in der Nähe und dort die Leine mal loslassen. Wenn du deinem Hund noch nicht vertraust dann kannst du ihn nach ein paar Metern ja abrufen und die Leine wieder festhalten.
Danke für die Antwort! 😊 also die Leine lasse ich dabei nie Schleifen und hab sie immer fest in der Hand. Ich wollte mich in der Situation nur auf den Ruck vorbereiten und eben dabei ist mir dann die Leine aus der Hand geflutscht. Einfach eine blöde Situation. Neben den Futtersuchspielen machen wir auch Dummytraining und Mantrailing macht ihm auch super Spaß. Ab und zu nehme ich auch so eine Wurfkeule mit Ball mit (keine Sorge, ich werfe dann nicht super oft und hab sein Verhalten bzgl. „Ballsucht“ immer im Auge).