he was oder were?
If he rich (was/were), he would buy a new car.
3 Antworten
In einem if-Satz (mit past tense) verwendet man im Englischen genauso wie im Deutschen den Konjunktiv Präteritum. Im Englischen ist der aber für alle Verben gleich dem Indikativ, mit der alleinigen Ausnahme von be. Konjunktivformen sind ja bekanntlich von den Pluralformen des Indikativs abgeleitet, also heißt es If I were bzw. if he were … In der zweiten Person fällt das Problem weg, weil das ohnehin eine Pluralform ist (ursprünglich Höflichkeitsform, jetzt Standard), denn etymologisch entspricht you dem deutschen euch.
Das gilt aber nur, wenn von hypothetischen Dingen die Rede ist. Falls es sich um echtes Geschehen handelt (was bei if-Sätzen selten ist, aber vorkommt), dann verwendest Du den Indikativ: In the past, healthcare really sucked. If anyone was sick, he received treatment only for cash. In diesem Fall bedeutet if ja nicht ‘wenn=falls’ sondern ‘wenn=sooft’. Diese Fälle erkennst Du daran, daß im Hauptsatz kein Kondizional steht (oder ein might, could oder ähnliches).
Der Konjunktiv (ich red nur von dem des Präteritums) kommt tatsächlich vom Plural des Präteritums, und zwar in allen germanischen Sprachen (da bereits im Gemeingermanischen). Bis zum 16. Jahrhundert hatten Singular und Plural des Präteritums deutscher starker Verben noch getrennte Stammformen: ich starb — (wir sturben) — ich stürbe oder ich begann — (wir begonnen) — ich begönne oder (ich ward) — wir wurden — ich würde. Nach Aufgabe der Pluralform (bei werden der Singularform, aber das war erst im 19. Jahrhundert) wurde der Konjunktiv bei vielen aber nicht allen Verben angeglichen, z.B. ich sang — (wir sungen) — ich sünge→sänge. Archaische Formen („wie uns die Alten sungen“, „sie schwuren ewige Treue“) kann man heute noch gelegentlich hören.
Ursache dafür ist die Betonung, die im Indogermanischen für die Singularformen auf der Stammsilbe, für die Pluralformen (und Konjunktive) aber auf der Endung lag und die Vokale beeinflußte, bevor das Germanische die Initialbetonung erfand. Deshalb hatten die Pluralformen je nach Klasse entweder den gleichen Vokal wie im Singular oder wie im Partizip (das war auch endbetont), und die Verben brauchten vier Stammformen. Alle germanischen Sprachen außer dem Isländischen haben diesen Unterschied mittlerweile abgeschafft, aber die deutschen Konjunktive zeigen in manchen Fällen immer noch Reste der mittlerweile verschwundenen Stammform.
Die Betonung ist auch dafür zuständig, daß sich innerhalb des Verbalparadigmas der „grammatische Wechsel“ zwischen s/r ergab: Vor betonter Silbe wurde s gemeingermanisch zu r (Verner’sches Gesetz). Deshalb das hypothetische Paradigma ich *friese — ich *fros — wir *fruren — ich *früre — *gefruren, das im Neuhochdeutschen zu ich friere — ich fror — wir froren — ich fröre — gefroren umgebaut wurde (vgl. Frost). Das Altenglische zeigt noch das volle Programm: ic frēose — ic frēas — we fruron — ic frure — (ge)froren, aber im Neuenglischen wurde das r in allen Formen aufgegeben (freeze — froze — frozen) und im Holländischen ist der s/r-Wechsel erhalten (vriez — vroor — gevroren).
Im Deutschen zeigt nur ich kiese — ich kor — wir koren — ich köre — gekoren noch den s/r-Wechsel, allerdings sind Sg/Pl-Unterschiede im Präteritum bereits ausgeglichen. Nicht so im Mittelhochdeutschen: ich kiuse — ich kôs — wir kurn — ich küse — gekorn. Das Singular-s ist bereits in den Konjunktiv küse eingedrungen, aber sonst zeigt das Paradigma alle Effekte. Absolut lupenrein im Altenglischen: ik kiusu — ik kôs — we kurun — ik kuri — (gi)koran (⟶ choose — chose — chosen). Isländisch macht es exakt umgekehrt wie Deutsch, eliminiert den s/r-Wechsel aber behält den Vokalwechsel Sg/Pl bei: ég kýs — ég kaus — við kusum — ég kysi — kosinn. Hier sieht man auch schön, wie der Umlaut im Konjunktiv u→y durch die i-Endung getriggert wird (deutsch hatte das i auch noch im Althochdeutschen, aber im Mittelhochdeutschen schwächten sich alle Vokale in allen Flexionsendungen zu e ab).
Und wie ist das mit ich war — wir waren — ich wäre? Das folgt der Klasse 5 mit s/r-Wechsel, der bis zum Mittelhochdeutschen erhalten ist: ich was — wir wāren — ich wære. Im Neuhochdeutschen ist das Plural-r in den Singular eingedrungen. Hier ist Englisch konservativer: Altenglisch ic wæs — we wǣron — ic wǣre, mittelenglisch ic was — we weren — ic were und neuenglisch I was — we were — I were.
Zusammengefaßt: Die Singular- und Pluralformen im Präteritum starker Verben konnten sich bis ins frühe Neuhochdeutsch (ca. 1500) unterscheiden, nämlich sowohl im Vokal als auch im s/r; der Konjunktiv hatte dabei immer die Merkmale der Pluralformen, plus eventuell Umlaut. Diese Unterschiede wurden in den verschiedenen germanischen Sprachen unabhängig voneinander um die Mitte des 2. Jahrtausends herum größtenteils ausgeglichen, aber es gibt Relikte, die sie zumindest noch teilweise zeigen. Dazu gehört der Konjunktiv I were, der zwar naturgemäß wie eine Pluralform aussieht, aber keine ist.
Ich hoffe, der Parforce-Ritt war nicht zu schnell, wenn ja, dann frag nach.
Ich bin beeindruckt, möchte das aber gern in Ruhe nachprüfen(falls cih die Zeit dafür finde) ! Auf jeden Fall aber schon jetzt vielen Dank für den "Parforceritt".
Wow, vielen Dank für die hilfreiche Antwort!
Aber ich habe noch eine Frage
Der Konjunktiv (ich red nur von dem des Präteritums) kommt tatsächlich vom Plural des Präteritums
Hat man früher nicht begänne oder schwämme als Konjunktivformen verwendet, obwohl sie vom Singular des Präteritums kommen?
Umgekehrt, das sind die neueren Formen. Der Duden erlaubt sogar hälfe statt hülfe, weil sonst das Bildungsprinzip ganz undurchsichtig wäre und sie keinen Platz im „Grammatik-Duden“ zu verschenken haben, um es zu erklären. ☺
Althochdeutsch ih biginnu — ih bigan — wir bigunnum — ih bigunni — bigunnan, Mittelhochdeutsch ich beginne — ich begann — wir begunnen — ich begünne — begunnen. Du siehst an diesem Beispiel sehr deutlich, wie der althochdeutsche Konjunktiv auf -i endet, das dann den Umlaut in der vorangehenden Silbe auslöst (vermutlich bereits im Ahd, wurde aber nicht geschrieben weil es aus dem i ersichtlich war). Im Neuhochdeutschen hat sich dann regelmäßig das U/Ü vor N zu O/Ö gewandelt und die Pluralformen wurden dem Singular angeglichen: ich beginne — ich begann — wir begannen — ich begönne — begonnen.
Bei schwimmen habe ich keine althochdeutschen Formen gefunden, die mittelhochdeutschen sind aber ganz gleich: ich swimme — ich swamm — wir swummen — ich swümme — geswummen, daraus dann neuhochdeutsch ich schwimme — ich schwamm — wir schwammen — ich schwömme — geschwommen.
Die Sache ist nur insoferne komplizierter, als in manchen Dialekten das W (macht man ja mit gerundeten Lippen) das A zu O (auch mit gerundeten Lippen) verschoben hat, so daß man manchmal auch das Präteritum ich schwomm hört, wozu schwömme wie ein „natürlicher“ Konjunktiv aussieht. Manche Dussel glauben nun, es gäbe zwei Möglichkeiten fürs Präteritum, nämlich ich schwamm — ich schwämme und als Alternative ich schwomm — ich schwömme, was aber historischer Humbug ist; die Standardform im Indikativ ist schwamm, und im Konjunktiv schwömme, obwohl der Duden wie in all diesen Fällen auch schwämme zuläßt.
P.S.: Zu meinem Amüsement moniert mein Browser alle die hier gegebenen Konjunktivformen als Tippfehler, egal ob mit Ü oder Ä. Die einzige Ausnahme ist begänne, das hält er für richtig, obwohl ich die Form freiwillig nicht in den Mund nähme.
P.P.S: Nähme, nicht etwa *nühme, denn nehmen gehört in die Klasse 4 und hatte im Ahd. im Prät. Sg. kurzes und Prät.Pl. langes A: Althochdeutsch ih nimu — wir nemēn — ih nam — wir nāmum — ih nāmi, Mittelhochdeutsch ih nime — wir nemen — ich nam — wir nāmen — ich næme. In dieser Klasse lief der neuhochdeutsche Ausgleich zwischen Sg. und Pl. in die Gegenrichtung, und wurde sogar ins Präsens rückportiert, und deshalb haben wir in ich nehme — wir nehmen — ich nahm — wir nahmen — ich nähme überall langen Vokal.
Mein südosterreichischer Heimatdialekt setzt übrigens die mittelhochdeutschen Formen im Präsens bis heute fort: i nimm, du nimmst, er nimmt, mir nemmen, ihr nemts, sie nemmen, als Herausforderung für die Erstkläßler, die nicht verstehen, daß das ganz anders zu schreiben ist. Die Standardformen haben im Frühneuhochdeutschen den e/i-Wechsel auf die 23P Sg reduziert (in allen Klassen, wo der auftreten konnte) und das e durchgehend gelängt (das betrifft nur manche Verben der Klassen 4 und 5, und dann meistens sowohl die Formen mit e als auch die mit i, z.B. stehlen; in anderen Fällen wie treffen gibt es gar keine Längung), deshalb: ich nehme, du nimmst, er nimmt, wir nehmen, ihr nehmt, sie nehmen.
Sehr interessant!
Ich dachte, dass die Form schwämme veraltet ist, und dass die Form schwümme es nie gegeben hat (das habe ich im Buch Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod 3 gelesen)
Wo kann man die althochdeutschen oder die mittelhochdeutschen Formen finden?
Im Netz hat man eine reelle Chance. so etwas bei Wiktionary zu finden. Dazu suchst Du das moderne deutsche Wort und folgst den Links in der Etymologie-Sektion, z.B. https://en.wiktionary.org/wiki/schwimmen#German Die Formen sind dann im Zielartikel versteckt und müssen erst aufgeklappt werden.
Leider gibt es keine Erfolgsgarantie. Die mittelhochdeutschen, althochdeutschen und gemeingermanischen Formen werden zwar fast immer angegeben, aber die Links führen oft einmal ins Leere. Dann heißt es, nach anderen Quelle suchen.
Einen Teil von dieser Antwort habe ich mal in der Schule gelesen :-)
Du hast viele Fragen beantwortet, die meine Deutschlehrer nicht wirklich beantworten konnten. Ich komme aus Syrien und bin seit weniger als 4 Jahren in Deutschland und deine Antworten waren ein sehr wichtiger Grund, dessentwegen ich die deutsche Sprache eine interessante Sprache fand.
Leider werde ich dieses Jahr eine schlechtere Note in Deutsch haben, ich hoffe aber, dass es nächstes Jahr wieder gut wird.
Ich finde Dein Deutsch sehr gut, nach dem wie Du Dich ausdrückst, hätte ich Dich nicht für einen Frischeingewanderten gehalten. Offenbar hast Du Talent. Im Deutschunterricht kommt es aber auch auf Literaturverständnis an.
Nebenbei gesagt, finde ich Deine Fragen singulär interessant. Deine Fragen sind oft denen ähnlich, die ich mir als Schüler gestellt habe und die mir niemand beantworten konnte. Manchmal wünsche ich mir eine Zeitmaschine, mit der ich meinem jüngeren Ich einen paar Leseempfehlungen geben könnte — mein Totalversagen in Italienisch wäre wahrscheinlich ausgeblieben, wenn mir jemand eine historische Grammatik der Sprache in die Hand gedrückt hätte. Meine Italienischlehrerin war auf Didaktik, natürlichen Spracherwerb und Kommunikation gedrillt und wollte nichts analysieren oder historisch aufrollen. Sie war das eine Trauma meiner Schulzeit, das andere war der Turnunterricht.
Dazu kommt, daß Du an detaillierten und umfassenden Antworten offenbar Freude hast (Seltenheit hier). Deshalb gebe ich mir große Mühe, Deine Fragen gut zu beantworten, auch wenn ich dazu eine Stunde vor dem Rechner sitze und Belege von -zig Webseiten zusammensammeln muß. Glücklicherweise habe ich genug Bücher gelesen, daß ich Quellen im Internet einschätzen und nutzen kann. Manchmal lerne ich dabei nichts Neues, sondern kann nur mein Halbwissen ordnen und aufbereiten (mein Prinzip ist: Du hast nichts verstanden, wenn Du es einem anderen nicht erklären kannst). Im besten Fall stelle ich fest, daß ich das Problem völlig falsch eingeschätzt habe, und lerne wirklich Neues. Das gibt mir jedes Mal einen Kick.
Hast Du Dir einmal überlegt, ob Du Sprachwissenschaft studieren willst?
Im Deutschunterricht kommt es aber auch auf Literaturverständnis an.
Und das finde ich viel zu schwer. Letztes Jahr war ich mit meiner Note sehr zufrieden. Dieses Jahr bin ich auf dem Gymnasium und es kommt jetzt, wie du gesagt hast, auf Literaturverständnis an (viel mehr Gedichte, Kurzgeschichten, Emilia Galotti...), oft kann ich sie nicht verstehen.
auch wenn ich dazu eine Stunde vor dem Rechner sitze und Belege von -zig Webseiten zusammensammeln muß.
Deshalb finde ich deine Antworten immer sehr hilfreich, vielen Dank!
Hast Du Dir einmal überlegt, ob Du Sprachwissenschaft studieren willst?
Aus mehreren Gründen werde ich nach dem Abitur nicht studieren. Ich muss jetzt viel lernen, dass ich kaum Freizeit habe. Aus Zeitmangel werde ich während meines Studiums wahrscheinlich nicht arbeiten können. Außerdem muss ich Geld verdienen, damit ich auch eine Niederlassungserlaubnis beantragen kann.
Ich wusste bis letztes Jahr gar nicht, was ich machen will. Ich habe mich dann als Chemielaborant beworben, es war aber zu spät. Ich hatte zwar noch nie Chemie gehabt, aber ich habe ein paar Videos (z. B. von MaiLab) auf YouTube gesehen und die haben mich motiviert, eine Ausbildung im Chemiebereich zu machen. Jetzt möchte ich mein Abitur machen, das hoffe ich zumindest. Jetzt habe ich noch ein bisschen Zeit zum Überlegen.
1) Gutes, feines Englisch: If he were rich, ...
2) Umgangssprache: If he was rich, ...
ich empfehle Dir nach wie vor Version 1, auch weil "If he was rich" nicht nur "wenn er reich WÄRE" bedeutet, sondern auch "Wenn er reich WAR".
https://www.englisch-hilfen.de/grammar/if_i_were_you.htm
Beides geht. Das eine ist Konjunktiv, das andere Simple Past.
Konjunktivformen sind ja bekanntlich von den Pluralformen des Indikativs abgeleitet" - wo hast Du diese Weisheit her?
Meine Antwort ist ganz anders:
Im modernen Englisch ist der Konjunktiv nahezu verschwunden. Nur noch geringe Reste des Konjunktivs (subjunctive) haben überlebt:
If I were .. a princess ... entspricht dem deutschen "wäre" und hat auch denselben sprachgeschichtlichen Ursprung (Alhochdeutsch und auch Altenglisch)
God save the Queen -Deutsch: möge ...
She suggested that her father go...
Heart specialists have urged that heart transplantions be halted.
It's high time we went.
Alle Schulgrammatken - die im Sinne der struturellen Grammatik auf Sprachgeschichte keine Rücksicht nehmen, aber auch alle Grammatiken aus englischsprachigen Ländern , sagen ganz einfach:
Beim if-Satz Typ 2 steht im Nebensatz SIMPLE PAST. Von "Konjunktiv" ist da nicht mehr die Rede. Rest-Fälle des Konjunktivs werden einfach als historische Relikte dargestellt.