Hat Napoleon die Revolution beendet?

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Ja, Napoleon Bonaparte hat die Französische Revolution (1789 – 1799) beendet, durch einen Staatsstreich ( https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsstreich_des_18._Brumaire_VIII ) am 9. November 1799 (18. Brumaire des Jahres VIII nach dem französischen Revolutionskalender). Einige Leute aus dem Direktorium und einige Abgeordnete wollten eine Veränderung der Verfassung und suchten dafür einen General, der dies unterstützte. Napoleon nutzte dies aus, um die Vorherrschaft zu erreichen und auch politisch die Führung zu übernehmen. Dabei begünstigte ihn ein Wunsch großer teile der Bevölkerung nach Stabilisierung.

Napoleon hat die Revolution zum Stillstand gebracht, sich durch einen Staatsstreich an die Spitze gesetzt (zuerst wurde er Erster Konsul, dann 1804 Kaiser), Volkssouveränität und eine demokratische Wahl einer Volksvertretung abgeschafft. Andererseits hat Napoleon auch einen Teil der Errungenschaften der Französische Revolution bewahrt und zum Abschluß gebracht (die bedeutendste Leistung ist dabei wohl der Code civil).

In seiner eigenen Sicht hat Napoleon sowohl die Revolution beendet als auch vollendet. Der Anspruch, ihr Vollender zu sein, kann aber mit guten Gründen bezweifelt werden und ist in seinem Ausmaß nicht berechtigt.

Zur Veröffentlichung der neuen Konsulatsverfassung, die in einer Volksabstimmung bestätigt werden sollte, haben die Konsuln im Dezember 1799 eine Proklamation erlassen:

„La Constitution est fondeé sur les vrais principes du Gouvernement représentatif, sur les droits sacrés de la propriété, de l'égalité, de la liberté. Les pouvoirs qu'elle institue seronts forts et stable, tels qu'il doivents, être pour garantir les droits des citoyens et les intérêts de l'Etat. Citoyens, la Revolution est fixée aux principes qui l'ont commencée: elle est finie.”

„Die Verfassung beruht auf den wahren Prinzipien der repräsentativen Regierung und auf den geheiligten Rechten des Eigentums, der Gleichheit und der Freiheit. Die von ihr eingesetzten Gewalten werden stark und beständig sein, wie sie sein müssen, um die Bürgerrechte und die Staatsinteressen zu garantieren. Bürger, die Revolution ist auf die Prinzipien, die an ihrem Anfang standen, festgesetzt: sie ist beendet."

Die Aussage ist doppelbödig. Napoleon trägt eine bestimmte Darstellung vor, die auf Zustimmung zielt. Napoleon nimmt für sich in Anspruch, Errungenschaften der Revolution zu befestigen und zu sichern, andererseits erklärt er sie für beendet und damit abgeschlossen. Er möchte ein Einverständnis der Anhänger der Revolution, denen einige am Anfang stehende Grundsätze wichtig sind und die inzwischen eingetretene Eigentumsverhältnisse bewahrt sehen möchten. Anderseits greift er Wünsche nach einer Stabilisierung (sowohl gegenüber radikalen Revolutionären als auch royalistischer Gegenrevolution) und ein Ende von Wirren und revolutionären Exzessen auf. Das Beenden kann auch als ein Stoppen revolutionärer Dynamik, wie sie vor allem 1793 - 1794 auftrat, verstanden werden.

Tatsächlich hat Napoleon sich nur zum Teil an die genannten Grundsätze gehalten (das bürgerliche Gesetzbuch – Code civil - von 1804 hat z. B. etwas davon in das Recht aufgenommen; außer diesem Gesetzbuch zum Zivilrecht gab es noch den Code pénal [Strafgesetzbuch] von 1810, den Code de procédure civile [Zivilprozessbuch] von 1806 , den Code de commerce [Handelsgesetzbuch] von 1807 und den Code d’instruction criminelle [Strafprozessordnung] von 1808). Er hat eine Alleinherrschaft ausgeübt (1804 krönte er sich selbst zum Kaiser) und politische Freiheitsrechte abgebaut.

Gesellschaftlich wurde denen, die bei der Revolution Gewinne erzielt hatten, ihr Besitz gesichert, die Unterschichten dagegen weitgehend ausgegrenzt.

Beendet hat Napoleon die Französische Revolution in Bezug auf:

  • politische Dynamik seitens der Bevölkerung einschließlich der Unterschichten/Volksmassen
  • starke Prägung durch heftige Richtungskämpfe und Streit um die richtige revolutionäre Lehre bis hin zu vielen Todesurteilen bei diesen Auseinandersetzungen
  • Volkssouveränität (Volksabstimmungen dienten nur noch als plebiszitäre Bestätigung des schon Beschlossenen)
  • politische Freiheit (weitgehend abgeschafft, es gab Pressezensur und Verbannungen)
  • tatsächlich demokratische Teilhabe an politischen Entscheidungen (die Volksvertretung, das Parlament, hatte kaum machtpolitische Bedeutung; durch die Konsulatsverfassung wurden ein Verfassungsrat/Senat [„Sénat conservateur“] und eine Art Parlament aus zwei Kammern, dem Tribunat und der gesetzgebenden Körperschaft [„Corps législatif“], eingerichtet [am 1. Januar 1800 begann ihre Tätigkeit). Tribunat (100 Mitglieder, nach einer am 5. August 1802 in Kraft getretenen Verfassungsänderung nur noch 50] und gesetzgebende Körperschaft wurden vom Volk aus einer Liste von Wahlmännern [in mehrstufiger Wahl gewählt, bei der das allgemeine Wahlrecht nur ein Vorschlagsrecht mit der Möglichkeit war, eine lokale Liste von Männern mit einem Mindesteinkommen bzw. der entsprechenden Steuerleistung – den Notabeln – aufzustellen] vom Senat gewählt.)

von Napoleon bewahrte Errungenschaften und Grundsätze der Revolution:

  • zivilrechtliche Rechtsgleichheit/Gleichheit vor dem Gesetz mit Freiheit zum Abschließen von Verträgen und Spielraum in der Wirtschaft
  • Zentralismus mit bürokratisch ausgeübter und wirkungsvoller Herrschaftsgewalt
  • Eigentumsordnung
  • Massenaufgebot für die Armee (im August 1793 war eine Massenaufhebung - Levée en masse – beschlossen worden; Napoleon hatte Erfolge bei den übernommenen Revolutionskriegen mitsamt Schaffung verbündeter Staaten unter zeitweise deutlich ausgeprägter französischer Hegemonie in Europa)

Johannes Willms, Napoleon : eine Biographie. München : Beck, 2005, 237 – 238:

„Angesichts der unbeschränkten Machtfülle der Exekutive war die Legislative ein gut dotierter Herrenklub, dessen Mitglieder nur sich selbst repräsentierten. Es war allein Bonaparte, der die Gesetze, die meist im Conseil d'État ausgearbeitet und von den hundert Mitgliedern desTribunats den dreihundert »stummen« Mitgliedern des Corps législatif abgenickt wurden, nach eigenem Gusto anwandte. Mit anderen Worten: der gesamte Verfassungstext enthielt nur eine valide, unabänderliche Bestimmung, in einem Wort, einem Namen ausgedrückt: Bonaparte. So und nicht anders sah er sich selbst, als er den Mitgliedern der Legislative einmal mit unverhüllter Verachtung bescheinigte: »Ich allein bin der einzige Repräsentant des Volkes.« Die offiziellen Repräsentativorgane hatten lediglich eine Fassadenfunktion, die das Verschwinden einer der wichtigsten Errungenschaften der Revolution, die Souveränität des Volkes, das seinen Willen in Wahlen artikulieren konnte, zu kaschieren hatte.“

Hat er, hat er nicht.

Napoleon postulierte, "die Revolution ist beendet".

Bezieht sich per Definition darauf, dass eine Revolution Anarchie bedeutet und eine offene Machtfrage.
Napoleon errichtete eine neue Ordnung und beantwortete die Machtfrage.

Da hat jeder seine eigenen Ansichten. Manche sagen dass er der Retter oder der Beender der Revolution war. Also meiner Meinung nach hat er schon die Revolution beenden durch die vielen Kriege die er geführt hat (hat er auch nur gemacht damit er sein Willen durchsetzen kann). Aber da hat wie gesagt jeder verschiedene Ansichten

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst Schülerin mit einem Notendurchschnitt von 1,08

Napoleon setzte das Direktorium ab, und ließ sich zum Kaiser krönen.. Er hatte die Zustimmung weiter Teile der französischen Öffentlichkeit.

Wie das aber mit den Idealen der französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) zu vereinbaren war, das wird ein ungelöstes Rätsel in der Geschichte bleiben..

LA