Habe ich eine eigenartige Zwangsstörung?
Hey! :)
Also, ich habe eine ziemlich eigenartige "Zwangsstörung". würde ich jetzt mal sagen.
Bevor man bei mir zuhause im Hof angelangt, muss man durch ein großes schwarzes Tor. Und in diesem schwarzem Tor, gibt es eine einzige silberfarbene Stange. Immer, wenn ich da reingehen muss, muss ich zwanghaft das Tor nur durch Anfassen dieser einen silbernen Stange öffnen und bis 7 zählen, nicht anders. Die 7 steht für die sieben Sachen/Menschen die mir in meinem Leben am wichtigsten sind. Und das Tor darf sich nicht schließen, bis ich nicht auf so einen großen "Wegstein" getreten bin. Auf diesem Stein muss ich wiederrum bis 3 zählen. Wenn ich dann die Treppe hochlaufe, muss ich immer bevor sich die Haustür schließt auf der 3. Stufe schon stehen, da ebenfalls bis 7 zählen.
Wenn ich das nicht machen würde/kann oder es falsch "praktiziere", habe ich nachher durchgehend Stress und denke, dass meiner Familie etwas schlimmes passieren wird, oder dass ich an irgendetwas scheitere, usw....
Ich habe auch andere "psychologische Auffälligkeiten", wenn man das so nennen kann.
Findet ihr, dass das eine Zwangsstörung ist?
LG und Danke schonmal
5 Antworten
http://www.paradisi.de/Health_und_Ernaehrung/Erkrankungen/Zwangsstoerungen/Artikel/16106.php
lies mal über Zählzwang, eine bestimmte Form von Zwangsstörung
du hast offensichtlich eine Zwangsstörung
Alle Zwangsstörungen sind irgendwie eigenartig. Aber naja.
Das klingt sehr stark nach einer Zwangsstörung. Sie charakterisiert sich durch Zwangsgedanken wie magisches Denken ("wenn ich x mache, wird meiner Familie nichts passieren") und dadurch, dass dem Betroffenen bewusst ist, dass seine Handlung irrational ist und er sich häufig auch dagegen wehrt, dann aber diesem inneren Zwang erliegt.
Der Zwang versucht starke innere Stresssituationen durch das Durchführen von den Zwangshandlungen zu reduzieren, um eine gewisse Sicherheit bzw. Kontrolle zurück zu erlangen. Durch die Zwangshandlungen kann aber auch das Leben eingeschränkt werden, z.B. dann, wenn die Zwangshandlungen viel Zeit in Anspruch nimmt oder man sich zu wehren versucht, denkt, dass das absoluter Unsinn ist, es aber auch nicht lassen kann und so täglich in einen Konflikt mit sich selbst gerät.
Das, was Du hast, ist also gar nicht seltsam, sondern psychologisch relativ einfach zu erklären.
Das ist Zwangsverhalten, aber ob es eine Zwangsstörung ist, ist eine andere Frage.
Laut DSM-V gehört zu einer Zwangsstörung z.B. zustätzlich zu dem bloßen Vorliegen von Zwangsverhalten noch folgendes:
"B. The obsessions or compulsions are time-consuming (e.g. take more than 1 hour per day) or cause clinically significant distress or impairment in social, occupational, or other important areas of functioning."
D.h. dein Zwang muss entweder zeitraubend sein (mehr als 1 Std pro Tag) oder dich stark belasten oder dein Leben stark einschränken (in sozialer oder beruflicher Hinsicht).
Gibt viele Menschen die einen Tick haben, der oft Zahlen betrifft.. kenne ich einige von.. ich selbst teile oft Wörter in 2-er Silben auf.. und finde es blöde, wenn es eine ungerade Zahl ist. ^^
Das sind keine Kleinigkeiten. Wenn jemand etwas tun MUSS, weil er sonst Panik hat, dass seine Mutter vom Auto überfahren wird, ist das keine Kleinigkeit oder hochgebauscht. Es ist eine real erscheinende Gefahr, von der die Person überzeugt ist, sie abwenden zu können, wenn sie ihrem Zwang nachgeht.
Die Person empfindet Dabei keine Freude, sondern allerhöchste Hilflosigkeit, Scham oder Angst.
Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich antworte nur auf Fragen, die ich beantworten kann. Ich habe ebenfalls eine Zwangsstörung, war in Therapie und spreche damit aus Erfahrung.
So wie jeder Mensch individuell ist, ist auch eine Zwangsstörung nie eins zu eins gleich, aber im Kern ähneln sie sich alle bzw. sie entspringen denselben psychologischen Bedürfnissen.
Die Person weiß ja nicht ob sie eine Zwangsstörung hat .. und hier sind eben viele Jugendliche unterwegs, die denken sie sind schwer krank .. und fühlen sich bestätigt durch den kleinsten Hauch von Zustimmung.
Bist du nicht auch der Meinung, man sollte das professionell abklären und evtl behandeln lassen?
Natürlich. Selbstdiagnosen sind nie gut und beunruhigen meistens noch mehr. Ich wollte damit nur sagen, dass ich aus Erfahrung spreche und meinen Kommentaren auf Deine Meinung etwas mehr Gewicht geben.
Ich persönlich denke jedenfalls, dass - wenn jemand aus Erfahrung spricht - da schon etwas dran sein sollte, was nicht bedeutet, dass ich Deine Meinung ändern möchte.
Ich möchte Dich aber trotzdem bitten, darüber nachzudenken, ob es okay ist, solche Themen einfach so abzutun.
Jemand mit einer Depression ist nicht einfach nur ein bisschen traurig. Jemand mit einer Zwangsstörung kann die Zwangshandlung nicht einfach unterlassen. Viele Menschen mit solchen Erkrankungen leiden und sie sollten ernst genommen werden. Solche Themen zu verschweigen oder als Kleinigkeit zu betiteln macht sie nur noch weiter zum Tabu.
Wobei ich Dir zustimmen muss, dass Menschen, vor allem jüngere, sich oft einbilden, sie hätten x und y. Das sollte nicht ohne fachkundige Diagnose getan werden.
Dennoch wollte ich darauf aufmerksam machen.
Einen Tick zu haben ist etwas anderes, als eine Zwangsstörung zu haben. Ein Tick ist eine Angewohnheit oder das Ausleben einer Vorliebe. Menschen mit Zwangsstörungen können den Zwang aber nicht kontrollieren, die Gedanken den Zwang betreffend zwingen sich auf und sie haben Angst oder großen Stress, wenn sie diesen Gedanken nicht Folge leisten.
Zwänge sind einengend, sie schränken das Leben ein. Es ist viel mehr als "ich setze die Lautstärke immer auf eine gerade Zahl", es geht soweit, dass man glaubt, der ausgeschaltene Toaster stelle eine Brandgefahr dar, obwohl man mindestens fünf mal kontrolliert hat, dass er aus ist und sich trotzdem nicht aus der Wohnung traut.