Habe ich eine eigenartige Zwangsstörung?

5 Antworten

Alle Zwangsstörungen sind irgendwie eigenartig. Aber naja.

Das klingt sehr stark nach einer Zwangsstörung. Sie charakterisiert sich durch Zwangsgedanken wie magisches Denken ("wenn ich x mache, wird meiner Familie nichts passieren") und dadurch, dass dem Betroffenen bewusst ist, dass seine Handlung irrational ist und er sich häufig auch dagegen wehrt, dann aber diesem inneren Zwang erliegt.

Der Zwang versucht starke innere Stresssituationen durch das Durchführen von den Zwangshandlungen zu reduzieren, um eine gewisse Sicherheit bzw. Kontrolle zurück zu erlangen. Durch die Zwangshandlungen kann aber auch das Leben eingeschränkt werden, z.B. dann, wenn die Zwangshandlungen viel Zeit in Anspruch nimmt oder man sich zu wehren versucht, denkt, dass das absoluter Unsinn ist, es aber auch nicht lassen kann und so täglich in einen Konflikt mit sich selbst gerät.

Das, was Du hast, ist also gar nicht seltsam, sondern psychologisch relativ einfach zu erklären.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Intensive Beschäftigung mit der menschlichen Psyche

Das ist Zwangsverhalten, aber ob es eine Zwangsstörung ist, ist eine andere Frage.

Laut DSM-V gehört zu einer Zwangsstörung z.B. zustätzlich zu dem bloßen Vorliegen von Zwangsverhalten noch folgendes:
"B. The obsessions or compulsions are time-consuming (e.g. take more than 1 hour per day) or cause clinically significant distress or impairment in social, occupational, or other important areas of functioning."

D.h. dein Zwang muss entweder zeitraubend sein (mehr als 1 Std pro Tag) oder dich stark belasten oder dein Leben stark einschränken (in sozialer oder beruflicher Hinsicht).

Gibt viele Menschen die einen Tick haben, der oft Zahlen betrifft.. kenne ich einige von.. ich selbst teile oft Wörter in 2-er Silben auf.. und finde es blöde, wenn es eine ungerade Zahl ist. ^^

Noeru  13.06.2018, 21:47

Einen Tick zu haben ist etwas anderes, als eine Zwangsstörung zu haben. Ein Tick ist eine Angewohnheit oder das Ausleben einer Vorliebe. Menschen mit Zwangsstörungen können den Zwang aber nicht kontrollieren, die Gedanken den Zwang betreffend zwingen sich auf und sie haben Angst oder großen Stress, wenn sie diesen Gedanken nicht Folge leisten.

Zwänge sind einengend, sie schränken das Leben ein. Es ist viel mehr als "ich setze die Lautstärke immer auf eine gerade Zahl", es geht soweit, dass man glaubt, der ausgeschaltene Toaster stelle eine Brandgefahr dar, obwohl man mindestens fünf mal kontrolliert hat, dass er aus ist und sich trotzdem nicht aus der Wohnung traut.

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diePest  13.06.2018, 21:50
@Noeru

Aber nicht jede kleine Auffälligkeit ist eben eine Zwangsstörung .. heute wird alles immer gleich hochgebauscht.. ^^

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Csarasz  13.06.2018, 21:53
@diePest

Aber das magische denken dass er beschreibt ist ganz typisch für eine zwangsstörung und spricht gegen einen tick.

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Noeru  13.06.2018, 21:56
@diePest

Das sind keine Kleinigkeiten. Wenn jemand etwas tun MUSS, weil er sonst Panik hat, dass seine Mutter vom Auto überfahren wird, ist das keine Kleinigkeit oder hochgebauscht. Es ist eine real erscheinende Gefahr, von der die Person überzeugt ist, sie abwenden zu können, wenn sie ihrem Zwang nachgeht.

Die Person empfindet Dabei keine Freude, sondern allerhöchste Hilflosigkeit, Scham oder Angst.

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diePest  13.06.2018, 21:59
@Noeru

Ich bleib trotzdem bei meiner Meinung .. aber .. die Person wird das ja sicherlich auch woanders noch abchecken lassen .. und nicht nur im Internet nach der Meinung anderer fragen und sich auf deren Urteil ausruhen.

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Noeru  13.06.2018, 22:01
@diePest

Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich antworte nur auf Fragen, die ich beantworten kann. Ich habe ebenfalls eine Zwangsstörung, war in Therapie und spreche damit aus Erfahrung.

So wie jeder Mensch individuell ist, ist auch eine Zwangsstörung nie eins zu eins gleich, aber im Kern ähneln sie sich alle bzw. sie entspringen denselben psychologischen Bedürfnissen.

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diePest  13.06.2018, 22:02
@Noeru

Die Person weiß ja nicht ob sie eine Zwangsstörung hat .. und hier sind eben viele Jugendliche unterwegs, die denken sie sind schwer krank .. und fühlen sich bestätigt durch den kleinsten Hauch von Zustimmung.

Bist du nicht auch der Meinung, man sollte das professionell abklären und evtl behandeln lassen?

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Noeru  13.06.2018, 22:09
@diePest

Natürlich. Selbstdiagnosen sind nie gut und beunruhigen meistens noch mehr. Ich wollte damit nur sagen, dass ich aus Erfahrung spreche und meinen Kommentaren auf Deine Meinung etwas mehr Gewicht geben.

Ich persönlich denke jedenfalls, dass - wenn jemand aus Erfahrung spricht - da schon etwas dran sein sollte, was nicht bedeutet, dass ich Deine Meinung ändern möchte.

Ich möchte Dich aber trotzdem bitten, darüber nachzudenken, ob es okay ist, solche Themen einfach so abzutun.

Jemand mit einer Depression ist nicht einfach nur ein bisschen traurig. Jemand mit einer Zwangsstörung kann die Zwangshandlung nicht einfach unterlassen. Viele Menschen mit solchen Erkrankungen leiden und sie sollten ernst genommen werden. Solche Themen zu verschweigen oder als Kleinigkeit zu betiteln macht sie nur noch weiter zum Tabu.

Wobei ich Dir zustimmen muss, dass Menschen, vor allem jüngere, sich oft einbilden, sie hätten x und y. Das sollte nicht ohne fachkundige Diagnose getan werden.

Dennoch wollte ich darauf aufmerksam machen.

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diePest  14.06.2018, 11:25
@Noeru

Ich selbst habe im Bekanntenkreis jemanden mit einer Zwangsstörung, ich bin mir dessen schon bewusst .. aber .. eben jemanden hier nur aufzuzeigen das es eine Zwangsstörung sein MUSS .. halte ich eben für absolut falsch!

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