Gleichen sich invasive Arten gegenseitig aus?

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Hallo,

  • Der eine Punkt ist, dass sich die Lebensräume durch den Klimawandel verändern.

Es gibt Arten, die sind sehr spezifisch an einen ganz bestimmten Lebensraum angepasst. Denen ist es dann nicht möglich, dem Klimawandel einfach dorthin auszuweichen, wo es noch kühler ist.

Möglicherweise gibt es dort dann andere Bodenverhältnisse, sodass zB die ganz bestimmten Pflanzen nicht wachsen können, auf die sie angewiesen sind.

Weiterhin entspricht das Klima in einer anderen Region nach der Erwärmung selten ganz genau dem im ursprünglichen Lebensraum. Es mögen zwar ähnliche Durchschnittstemperaturen herrschen, dennoch gibt es aber zB Kälteeinbrüche zu ungewohnten Zeiten, viel mehr oder viel weniger Niederschlag, es kann viel windiger sein, etc. Empfindliche Arten kommen damit nicht klar.

Vielleicht fehlen auch bestimmte Habitatstrukturen wie Gewässer, lehmige Steilufer, Felsen, etc., auf die manche Arten angewiesen sind.

Somit wird es zukünftig für viele hochspezialisierte Arten den Lebensraum, der alle ihre Ansprüche erfüllt, einfach nirgends mehr geben.

Andere Arten sind nicht mobil genug, um die notwendige Wanderung auszuführen. Oder sie sind zwar mobil, aber auf der Strecke liegen Hindernisse wie Gebirge, Gewässer, Meere, die sie nicht überwinden können.

So werden wir mit Sicherheit viele Arten endgültig verlieren und tun dies bereits jetzt.

  • Der andere Punkt ist, dass die meisten als invasiv betrachteten Arten aus ganz anderen Erdteilen vom Menschen künstlich eingebracht wurden.

Beispielsweise Pflanzen, die als Zierpflanzen eingeführt wurden ( zB Drüsiges Springkraut), entlaufene Haus- oder Pelztiere (Mink; Hauskatze, und Kaninchen in Australien, etc.) Diejenigen, die tatsächlich invasiv werden, sind meist ziemliche Generalisten. Wie soll da ein Ausgleich stattfinden? Im direkten Vergleich (den es ohne den Menschen nie gegeben hätte) erweist sich die invasive Art als konkurrenzstärker im neuen Lebensraum, dann wird sie es in ihrem angestammten allemal sein. Es wird also nichts bringen, die in Australien bedrohten Kleinbeutler zu uns zu bringen, wo es ebenfalls verwilderte Hauskatzen und Kaninchen gibt, mit denen sie hier auch. Ichtvzurecht kommen werden- ganz zu schweigen von den anderen Bedrohungen, die sie in ihrer Heimat gar nicht kennen.


Pomophilus  19.09.2023, 22:14

🌟Dankeschön!

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Mit der Zeit wird das sicher das grobe Ergebnis sein! Artenvielfalt und natürliche Feinde passen sich an. Gegenwärtig ist aber ein Ausgleich noch nicht gegeben. Kommen invasive Arten zu uns und einheimische erkennen bzw. nehmen sie als Fressopfer wahr, sind sie den unsrigen auf Dauer nicht gewachsen. Umgekehrt sind unsere Arten oft Opfer von Invasionen, unsere als leichte Beute vorfinden.

Ich denke, es ist auch eine Verhaltensänderung beider Arten möglich.

Die Gefahr sind ja nicht nur die Tiere untereinander. Auch der Mensch muss sich auf Gefährdungen durch neu hinzu gekommenen einstellen. Vielleicht wandert die allgemeine Stechmücke/Bremse weg. Dann gibt es keine eigentlich gefahrlosen juckenden Bisse mehr - aber andere kommen zu uns, deren Biss weit gefährlichere Beschwerden auslösen können (Tstse Fliege).

"Ausländische" Krebse fressen in kürzester Zeit unser weg, die der Gefahr nicht entrinnen können, weil sie noch keine Strategie des Überlebens speziell gegen diese Feinde haben.

Aber wie oben erwähnt - möglicherweise pendelt sich das natürlicherweise irgendwie ein. Aber dieses Eingependelte ist dann trotzdem eine andere Umwelt, mit der sich dann auch der Mensch neu arrangieren muss.

Der Begriff "invasiv" kommt nicht von ungefähr. Da findet kein Tausch statt wie bspw. bei einem Schüleraustausch, sondern dort geht es wirklich darum, dass biologische Geschöpfe, die sich auf einen Lebensraum spezialisiert haben, von dort verdrängt werden und anderswo eben nur schlecht oder sogar überhaupt nicht überleben können.

Gleichen sich invasive Arten gegenseitig aus?

Nein.

Da sie aus ganz unterschiedlichen Ökosystemen / ökologischen Nischen stammen und nichts mit einander zu tun haben.

Beispiel:
Der Waschbär ist keine Hilfe gegen den Ochsenfrosch oder umgekehrt. Sie bringen beide zusätzliche Probleme mit sich, zu den Problemen des jeweils Anderen.

 

Invasive Arten spielen laut einem UN-Bericht eine Schlüsselrolle beim weltweiten Artensterben. Eingeschleppte Arten seien bei 60 Prozent der dokumentierten Ausrottungen von Tieren oder Pflanzen ein entscheidender Faktor, heißt es im bislang umfassendsten Bericht über invasive Arten, den der Weltbiodiversitätsrat (IPBES) in Bonn veröffentlicht hat.

(Quelle)