Gilt man nach Bachelor als ein Physiker?


09.04.2022, 19:04

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4 Antworten

Das ist umstritten innerhalb des Fachgebiets.

Es gibt leute, die sagen, dass sei man erst, wenn man als solcher arbeitet.

Dann gibt es welche, die sagen, dass sei man erst, wenn man den Abschluss hat,

Dann welche, die meinen, dass sei man erst, wenn man den hauptteil seiner Zeit sich damit auseinandersetzt.

Ich kann nur aus meiner Perspektive erzählen:

Unsere Professoren nennen uns auch ohne Bachelor-Abschluss "Physiker".

Ich sehe mich selber aber erst mit Abschluss als richtigen "Physiker".

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Physikstudent

Ja, ein Physiker mit Bachelor ist eher ein Physiker der 3. Klasse.

Das früher übliche Diplom in Physik entspricht heute der Promotion.

Ein Physiker mit Master-Abschluss wird von der Industrie gerade akzeptiert.

Dass irgendeine Firma wirklich Physiker mit Bachelor (früher = Vordiplom) einstellt, das ist mir nicht bekannt.

nanfxD  09.04.2022, 19:56

früher Diplom heute Promotion?!, Diplom = Master.

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BurkeUndCo  09.04.2022, 20:11
@nanfxD

Rein formal hast Du da recht.

Praktisch ist das anders. Denn bei der Umstellung der Studiengänge von Diplom- auf Master-Studium wurden die Anforderungen soweit abgesenkt, dass das alte Diplom eher zur heutigen Promotion passt als zum Master mit der geringeren Ausbildungsqualität.

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Zu den Zeiten der alten Studienordnung war der deutsche Diplomabschluss international sehr hoch angesehen. Allerdings dauerte die Ausbildung auch länger als in anderen Ländern --- in der gleichen Zeit konnte man in den meisten anderen Löändern schon promovieren. Und man (die Plolitiker) wollte halt Geld für die universitäre Ausbildung soparen und hat deshalb das Niveau abgesenkt.

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Reggid  09.04.2022, 22:19
@BurkeUndCo
das alte Diplom eher zur heutigen Promotion passt

ach? das alte diplom dauerte mindeststudienzeit 8 jahre, wobei man die letzten 3 jahre eigenständige forschung durchführte, konferenzen besuchte, publizierte und am ende eine dissertation schrieb? das bezweifle ich dann doch sehr

ob man früher in 10 semester regelstudienzeit ein diplom machte oder heute 6+4 semester zum master, ändert an der qualität nichts. der studieninhalt ist auch derselbe.

mir scheint da wollen sich ein paar alte diplomleute einfach gern ein bisschen überlegen fühlen.

klassisches "aber früher war alles besser, die jugend von heute, bla bla"

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BurkeUndCo  10.04.2022, 00:16
@Reggid

Das kannst du gerne bezweifeln, aber genau das, was du da beschreibst: " das alte diplom dauerte mindeststudienzeit 8 jahre, wobei man die letzten 3 jahre eigenständige forschung durchführte, konferenzen besuchte, publizierte " beschreibt meinen Studiengang zum Diplomphysiker im Zeitbereich 1975 - 1984. Nur halt mit dem Unterschied, dass am Ende eine Diplomarbeit (typischer Arbeitsumfang damals 3 Jahre) und keine Dokotorarbeit geschrieben wurde.

Eine Promotion war damals nochmals 3-5 Jahre Forschung.

Aber das war eben so um 1980 herum und nicht heute.

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BurkeUndCo  10.04.2022, 00:25
@Reggid

Zitat: "klassisches "aber früher war alles besser, die jugend von heute, bla bla""

Das kann sein oder auch nicht.

Ich muss allerdings zugeben, dass ich 10 Jahre nach meinem Diplom mein altes Institut im Rahmen einer Ehemaligenfeier nochmals besucht hatte. Und damals gab es noch den Diplomabschluss.

Aber durch die großen Mengen an Studierenden in der zweiten Hälfte der 1980er Jahre (ab 1985 aufwärts), war die Universtität schon damals gezwungen, die Diplomarbeiten zu verkürzen. Nominell auf 1 Jahr (mit 1/4 Jahr Einarbeitung vor Anmeldung, und 1/4 Jahr geduldeter Überziehung maximal 1,5 Jahre) und die Diskussion mit den damals aktuellen Studierenden zeigte mir, dass schon damals meine Diplomarbeit (zu meiner Zeit waren wirklich 3 - 4 Jahre ganz normal und üblich) eher als 3 Diplomarbeiten gezählt wurde und die entsprechende Gesamtkoordination dann als Promotion.

Das erklärt eventuell Deine Einschätzung, denn wahrscheinlich war am Ende der Studienreformen bis zur Mitte der 1990er Jahre das Physikdiplom bereits auf den heutigen Master-Abschluss reduziert.

Und demzufolge verwende ich eventuell das falsche Diplom zum Vergleich.

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Reggid  10.04.2022, 21:02
@BurkeUndCo

also diese quelle (https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/phbl.19880440908) sagt mir dass die durchschnittliche studiendauer für pyhsik bis zum diplom im jahr 1985 in deutschland 13.3 semester betrug, und diese (https://de.wikipedia.org/wiki/Physikstudium) sagt mir dass sie im jahr 2021 zum master 7.4+5.4=12.8 semester betrug. finde ich jetzt nicht so den eklatanten unterschied.

und wie die diplom/masterarbeiten gehandhabt werden hängt denke ich vor allem vom institut bzw. der arbeitsgruppe selbst ab. im studienplan ist für die masterarbeit zwar (völlig unrealistisch) nur ein semester vorgesehen, bei uns hat in den letzten jahren aber eigentlich kein student seine masterarbeit in weniger als 1.5-2 jahren geschafft (was angesichts der tatsache dass diese masterstudenten für ihre arbeit hier keinen cent bekommen durchaus nicht nur positiv zu sehen ist).

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BurkeUndCo  11.04.2022, 08:39
@Reggid

Nur zum Teil richtig.

Das Problem mit dem Mittelwert ist halt immer das "Mitteln".

Auch 1984 gab es schon Diplomarbeiten, die an speziellen Instituten (meist Teil der MP-Gesellschaft) auf 1 Jahr limitiert waren.

Und, wie schom geschrieben, war ich damals in einem der letzten Jahrgänge, bei denen noch 3 Jahre Diplomarbeit üblich waren. Das wurde dann 1 oder 2 Jahre später (bei der Menge von Studenten ging es einfach nicht mehr anders) auf nominell 1 Jahr gekürzt. Wenn dieser Vorgang (jede Uni macht das halt anders) an anderen Fakultäten früher stattgefunden hat, dann erklärt das Deine Zahlen.

Und an der Uni waren bei uns prinzipiell alle Diplomarbeiten unbezahlt.

Anders heute: In der Firma, in der ich arbeite, gibt es eigentlich immer mehrere Masterstudenten, die hier ihre Masterarbeit gegen Bezahlung durchführen.

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Ja, ein Physiker mit Bachelor. Mit Magister ist natürlich besser.