Gibt es tatsächlich Menschen die dümmer sind als andere?

8 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
  1. FALSCH: Es GIBT dumme und kluge (nicht schlau = listig !!) Menschen - keine kühne Behauptung meinerseits, sonder ein über Jahrhunderte erwiesenes FAKTUM !
  2. RICHTIG: Schulnoten haben KEINERLEI Aussagekraft. Gute Schulnoten sagen NICHTS über spätere berufliche Qualifikationen aus, ebenso wenig schlechte !

Ich kann dir nur so wenig sagen, dass ich zu genau diesem Thema diverse ketzerische Vorträge gehalten und Abhandlungen geschrieben habe, inspiriert von Ingenkamp & Co., die in den 80ern jaaaaahrelange Studien zum Sinn und Unsinn von Noten durchgeführt haben. Ihr Fazit (dem ich mich mit 42-jähriger Erfahrung als Lehrer am Gymnasium 100 % ig anschließe):

Noten sind

  • ungerecht, weil völlig subjektiv,
  • pädagogisch ohne jede Aussagekraft,
  • "prognostisch mit dem Wert von NULL"

usw, usw, usw.....

Die Autoren begründen natürlich ihre Thesen auf mehreren hundert Seiten und stellen Alternativen dar ("u.a. Gutachten - dann allerdings müssten Lehrer arbeiten").....

Ingenkamps Reflexionen wurden ca. 2005 - 2007 u.a. erhärtet durch pädagogische Aufsätze der WWU Münster / NRW (Titel momentan nicht zur Hand).

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
comagxrl 
Fragesteller
 13.07.2020, 21:02

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort! Ich denke auch, dass Noten rein gar nichts über die Intelligenz aussagen. Ein Abitur gibt lediglich Auskunft darüber, ob jemand gewisse Dinge durchziehen kann, bzw. den Willen und die Disziplin aufbringen kann.

Zum anderen Thema: Es ist also Fakt, dass manche Menschen klüger sind als andere? Lässt sich das wirklich anhand des Intelligenzquotienten messen?

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paulklaus  13.07.2020, 21:23
@comagxrl

Keine Ahnung ! Kann jetzt keine Jahrzehnte alte Quellen nennen.

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Und außerdem finde ich, dass Schulnoten nicht aussagekräftig sind. Schule ist ein System, Schüler die sich in dieses System etablieren können gute Noten erzielen.

Das sehe ich ähnlich, hat aber rein gar nichts mit deiner Ursprungsfrage zu tun.

"Dummheit", oder eher gesagt Intelligenz, ist messbar und hat nichts mit der "Einstellung" zu tun.

Ja, ich denke, du hast da unrecht.

Es gibt durchaus dumme Menschen. Die können es einfach nicht, auch wenn du es ihnen noch so oft erklärst. Mit zunehmender Lebenserfahrung wirst du das vermutlich selbst feststellen.

Ich verwende das Adjektiv "dumm" nur selten, es macht ja nicht nur eine Aussage über irgendein Können, sondern wertet den Menschen insgesamt ab. Jemand, der schlechte Noten hat, ist nicht dumm, sondern hat lediglich schlechte Noten (warum auch immer - dafür kann es ja verschiedene Ursachen geben, z.B. auch Desinteresse).

"Schule ist ein System, Schüler die sich in dieses System etablieren, können gute Noten erzielen."

Jede Gemeinschaft von Menschen ist ein System, die Ehe, die Freundschaft, die Clique, der Staat. Regeln entstehen dadurch, dass Menschen bestimmte Erwartungen an andere haben. Auch in der Clique werden Erwartungen an den Menschen herangetragen, z.B. bei bestimmten Aktivitäten mitzumachen. Auch in der Ehe werden Erwartungen an den Menschen herangetragen (z.B. der Ehemann geht regelmäßig zur Arbeit).

Die Frage, die ich vor zuvor hatte, war, warum man sich dem Staat unterwerfen müsse. Kann man auch stellen, so eine Frage. :)

"Ich denke, dass schlechte Schüler zu guten Studenten werden können wenn sie wollen."

Ja, das ist schon möglich.

Da sind wir dann bei Schopenhauer (wenn es um den Willen geht). Wie auch immer, Interesse ist offenbar ein wichtiger Punkt: wer sich für etwas interessiert, hängt sich automatisch mehr rein als derjenige, der sich dafür nicht interessiert.

Ich denke aber auch, dass die Talente unterschiedlich verteilt sind. Nicht jedem liegt z.B. Mathematik, und nicht jedem liegt z.B. Bodenturnen. Ich habe "zwei linke Hände", und ich zitiere gerne den Pauli-Effekt: „Es ist unmöglich, dass sich Wolfgang Pauli und ein funktionierendes Gerät im selben Raum befinden.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Pauli-Effekt

Pauli war ein berühmter Physiker (zudem ein sehr scharfzüngiger und redegewandter Mensch), aber etwas selber handwerklich zu machen, lag ihm nicht. Der Satz ist eine Abwandlung des Pauli-Prinzips (es ist unmöglich, dass sich 2 Elektronen mit sämtlich identischen Quantenzahlen im selben Orbital befinden).

Natürlich gibt es das. In der Biologie sind alle Eigenschaften einer beliebigen Population um einen häufigsten Wert verteilt. Das nennt sich Gauß-Verteilung oder Normalverteilungskurve (oder Gaußsche Glockenkurve).

Gerade Intelligenz ist relativ einfach messbar und auch mit etwas Anpassungsgefummel zwischen Populationen recht gut vergleichbar.

"Dumm" ist ein sehr wertender und zugleich ein sehr unscharfer Begriff, der in der Wissenschaft nicht verwendet wird, aber natürlich korreliert Dummheit mit einem niedrigen IQ.

Selbst wenn jeder Mensch nach der Geburt optimal gefüttert, gepäppelt und gefördert würde um sein maximales Potential zu erreichen würde die IQ-Kurve eine weite Spreizung zeigen mit den Extremwerten links (geistig behindert) und rechts (höchstbegabt) und dem allergrößten Teil (normal-intelligent) in der Mitte.

Die Gründe dafür können genetischer/hormoneller Natur sein oder sich aus spezifischen Interaktionen der Körperchemie zwischen Mutter und Embryo ergeben (Krankheiten, Geburtsdefekte und genetische Schäden mal beiseite).

Und ja, dann gilt das die Hoch- und Höchstbegabten intelligenter sind als die normal-intelligenten oder geistig behindert Menschen und in der Regel auch bessere kognitive Ergebnisse liefern z.b. bessere Schulnoten.

Allerdings ist das kein absoluter Zusammenhang sondern nur eine starke Korrelation ; d.h. hochbegabte Kinder haben in der regel gute bis sehr gute Noten, aber es gibt auch gegenteilige Ausnahmen; wohingegen weniger intelligente Kinder in der Regel weniger gute Noten haben - immer davon ausgehend, dass keine anderen Problem (Sprache, unfähige Lehrer, asoziale Verhältnisse...) vorliegen.

Schulnoten sind nur bedingt aussagekräftig, aber leider bleibt es dabei, dass ein desinteressierter Hochbegabter mit schlechten Schulnoten ein hervorragender Forscher an der Uni werden kann. Ein wenig intelligentes Kind wird auch bei gesteigertem Interesse kaum an der Universität reüssieren können.

Natürlich können mittelmäßige Schüler mit mittelmäßiger Intelligenz auch im Studium erfolgreich sein - speziell nach der Bologna -Reform ist massenhafte Mittelmäßigkeit das Ziel (und das Ergebnis ist ja auch wichtig für die Industrie), aber Spitzenforschung und echtes Expertentum ist nach wie vor die Domäne einer relativ kleinen Gruppe höher begabter und intelligenterer Menschen.