Gibt es Menschen mit Asperger-Syndrom, die als Kinder komplett unauffällig sind und erst in der Pubertät auffallen?

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Es gibt auch distanzlose Autisten. Ich war auch so und habe mit Erwachsenen geredet, sie einfach angequatscht und über meine Interessen zugetextet. Monologe gehalten usw. oder hab Menschen herbei gerufen und gefragt, wo sie herkommen- zum Beispiel hab ich quer über die Straße 2 farbige Männer zu mir gerufen- ich (Kindergartenalter) saß auf dem Kindersitz auf dem Fahhrad meiner Mutter, sie schob mich- und ich fragte die Männer, wo sie her kommen (Afrika, sagten sie) und hab die dann gefragt, wie es da ist und ob sie schon Löwen, Giraffen, Zeberas usw. gesehen haben und wie die reichen. Ich halt- und meine Mutter schämte sich und schimpfte dann mit mir, dass man das nicht macht. Die beiden Männer haben aber gern mit mir geredet, sie haben zumindest bei jeder Frage gelächelt und sie brav beantwortet.
Oder ich (Kindergartenalter) bin beim Eisessen aufgestanden und hab allen Erwachsenen diese Glitzerschirmchen geklaut vom Tisch oder Eis und hab dienen gesagt, das wäre nur was für Kinder... oder hab die Bedienung hergerufen aus vollem Hals: "Tischdienst, komm mal her, im Kindergarten bin ich auch immer Tischdienst, aber Du hast eine schönere Schürze an!"
Oder mit 2,5 Jahren, wir hatten einen Hamster- ich war im Krankenhaus und hab das der krankenschwester erzählt, die mich dann fragte, wer den Hamster füttert- da soll ich gesgt haben: "Keiner, der frisst doch alleine!" Aber daran erinnere ich mich jetzt nicht.

Ich bin auch auf andere Kinder zugegangen- man hat ja als Autist keine Angst vor Menschen- man versteht die nur nicht... aber es hat nicht funktioniert. Vor allem, weil ich als Mädchen Spinnen in der Hand hatte und sie begeistert anderen zeigen wollte- aber andere Angst hatten und schreiend wegrannten, was ich nicht verstand und hinter ihnen herlief, weil ich dachte, die wollen Fangen mit mir spielen.

Wie sich das Kind gefühlt hat, wenn es unter Menschen war, kann keiner beurteilen- nur das Kind selbst.
Bis zu einem bestimmten Punkt ahmt man andere nach und zwingt sich die Rolle, was man bei anderen als Normal erachtet, nachzuspielen- bis man zusammenbricht und nicht mehr kann. Manche haben das in der Pubertät- ich hatte es mit 23. Mit 24 bekam ich die Diagnose Asperger Syndrom. Mir unterstellt man auch so vieles, wie ich als Kind gefühlt hätte- aber alle lügen über mich. Nur- man redet einfach nicht mit anderen über sich. Über das eigentliche Ich, über das Ich, dass sich seit es denken kann anders fühlt als andere. Man versucht es- so wie ich im Kindergarten- aber man bekommt gesagt, man ist nichta nders... oder man bekommt gesagt, dass man langes Haar hat, das andere Mädchen kurzes Haar- klat ist jeder anders... und da gibt man als Kind auf- man hat ja auch keine Worte für das Andersfühlen- aber man weiß, dass man anders ist. Man wird ja auch mit anderen verglichen, was die so alles machen und können- und spielt es einfach verzweifelt nach, weil man denkt, man muss wie die sein, mit denen man verglichen wird.

AS ist angeboren und verläuft heterogen- das bedeutet, jeder Autist ist anders. Bei AS gibt es Diagnosekriterien. Aber zu den Diagnosekriterien gehört nicht, dass man nicht mit anderen spricht oder alles und jeden meidet. Schüchternheit ist auch kein Symptom für oder gegen AS. Jeder Mensch kann es werden und sein und wieder ablegen. Wenn sich das Kind Deiner Bekannten so verändert hat, kann zusätzlich neben AS eine soziale Phobie entstanden sein.

https://de.wikipedia.org/wiki/Asperger-Syndrom#Diagnosekriterien

So kann jeder Asperger andere Merkmale haben, die bei jedem wieder unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Hinzu kommt die Intelligenz- und die Prägung durch das Umfeld selbst, wie jemand mit AS auf andere wirkt.

Entscheidender bei AS ist, wann die Lautspracheentwicklung einsetzte und wie das Kind gesprochen hat. Ob Entwicklungsschritte ausgelassen wurden und das Kind z.B. nicht krabbelte sondern gleich lief.
Manche Autisten haben einen ungewöhnlichen Gang (Zehengang oder auf der Ferse). Auch wenn der Fuß normal steht- sie gehen auffällig-anders.Motorische Störungen sind für AS typisch. Häufiges Fallen, Stolpern und Schwierigkeiten mit Besteck zu essen, Stifte halten und Schreiben.
Auch kommt es gehäuft zu Schreibabys bzw. absolut stillen Kindern, die wenig-kaum weinen und schreien.
Ob das Baby/Kleinkind eher auf Dinge reagiert oder auf die Eltern. Blickkontakt ist entscheidend- ob der intuitiv erfolgt oder antrainiert werden musste durch die Eltern. Reagiere das Kind auf den Namen usw., wenn man es rief und es dabei ins Spiel vertieft war- nach sowas wird bei der Diagnostik auch gefragt.
Wie das Kind gespielt hat, ob es mit Puppen spielte und wie ud wenn ja, ob es sie nur aneinanderreihte oder das mit ihnen nachspielte, was andere ihr vorgaben oder sie sich aus dem Umfeld wie Nachbarn, Kindergarten, abgeschaut hat.
Das bestehen auf Routinen deutet auf AS hin. Probleme haben, wenn sich Dinge verändern.
Typisch sind auch Meltdowns, Overloads, Shutdowns. Wenn das Kind vor anderen kompensieren kann, passiert das meist, wenn man zu Hause ist.
Oft treten auch nicht alterstypische Interessen auf. Kinder interessieren sich nicht nur wie andere für Dinosaurier, sie werden zu Experten. Oft ensteht eine Besessenheit mit den Themen und sie bedassen sich obsessiv damit, stundenlang.
Stimming tritthäufig auf, mit den Händen flattern, Nägel knabbern (oft bis es blutet), summern, mit dem Oberkörper vor und zurückwippen, die Finger ineinanderschieben, reiben usw. und selbstverletzendes Verhalten kann auftreten.
Reizüberflutung ist typisch, das Ablehnen bestimmter Kleidung usw., das Bestehen aug bestimmte Lebensmittel oder deren Anzahl auf dem Teller. Essbesonderheiten können auftreten. Schwierigkeiten (keine Unfähigkeit- sondern Schwierigleiten!) mit Mimik, Gestik, Körpersprache, irobie, Sarkasmus, Witze, Gesichter erkennen, namen merken usw.

Aber für all das gibt es Ausnahmen. Nicht jeder Autist ist gleich.

Wenn Du die Diagnose anzweifelst, sollte es nicht sein, weil Dir das Kind nicht schüchtern genug war, als es klein war- es jetzt aber ist. Frag lieber nach, was alles zur Diagnose geführt hat. Wenn Deine Zweifel dann noch immer berechtigt sind und sich nicht nur auf das Argument der Schüchternheit stützen und wie Du das Kind wahrgenommen hast, als es jünger war, rede mit den Eltern- wenn tatsächlich etwas dazu geführt hat, dass das Kind "nur" autistische Züge hat, kann sich das eigentliche Problem des Kindes verschlimmern.

Es gibt sogar Menschen, meist Frauen, die erst im Erwachsenenalter die Diagnose erhalten... oder nie.

Das betrifft z.B. mich. Nach allen schriftlichen Tests falle ich voll in die Kategorie, aber da keine Kindheitsanamnese mehr möglich ist, wurde ich mit einem "kann sein, oder auch nicht" abgespeist.

Lustigerweise stand der Verdacht schon vor über 30 Jahren im Raum. Damals galt allerdings noch die These, Autismus gäbe es nur bei Jungen.

Da sie sich aber als Kind auch unter vielen Menschen sehr wohl gefühlt hat und überhaupt nicht schüchtern war, halte ich das für eine Fehldiagnose.

Ich kann lediglich nur für mich sprechen, aber ich denke das es bei dem Kind ähnlich ist.

Als Kleinkind war ich auch sehr aufgeschlossen, habe aber nie wirklich Kontakt zu anderen Mitschülern (von wenigen Ausnahmen) knüpfen können. Ich galt generell als sonderbar und benahm mich in vielen Fällen nicht normal. Die neurologische Störung lässt sich allerdings nicht verbergen. Und die vielen Reizüberflutungen (https://ellasblog.de/autismus/herausforderndes-verhalten-overload-meltdown/), die ich besonders während der Schulzeit hatte, gingen nicht spurlos an mir vorbei und haben enorm dazu beigetragen, dass ich heute sehr introvertiert bin.

JessieLouise 
Fragesteller
 02.05.2020, 17:34

Das ist es halt, was mich bei ihr sehr wundert. Weil sie sich so verändert hat. Bei ihr ist es auch so, dass sie Ironie versteht, die Mimik von anderen Menschen deuten kann und als Kind ziemlich normal gewirkt hat, sogar sehr offen war. Ich meine halt, wenn das einzige, was für Autismus spricht, das ist, dass sie sich unter Menschen unwohl fühlt, dann könnte das doch bestimmt auch eine andere Ursache haben, z.B. eine soziale Phobie oder Trauma.

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drachenfreund  02.05.2020, 19:05
@JessieLouise

Mimik und Ironie kann man lernen. Ist so ähnlich wie mit Vokabeln. Mit etwas Grips beherrscht man das einigermaßen. Lachen von weinen zu unterscheiden ist nicht schwer. Deswegen hab ich auch nie gedacht dass ich Autist sein könnte, weil ich konnte das ja quasi alles. Aber höchstwahrscheinlich hab ich das über viele Filme und Comics gelernt, kann es aber nicht intuitiv interpretieren. Hin und wieder hab ich dann doch Probleme damit, die Nuancen in den Gesichtern oder der Körpersprache genau zu deuten.

Ebenso mögen viele Autisten Kabarett sehr gerne, was ja von Ironie und Sarkasmus nur so trotzt. Es ist nicht alles so klischeehaft, wie sich das viele Leute vorstellen.

Das Ironieverständnis und die Mimik sind nur zwei von unzähligen Merkmalen des Autismus. Die Probleme des Aperger-Autismus zeigen sich frühestens ab 3 Jahren, meist sogar erst in der Schule. Weißt Du denn sonst noch so einiges über das Kind, dass Du Dir ein Urteil darüber erlaubst? Frag Deine Bekannte doch mal in einem ruhigen Moment wie sich der Autismus bei dem Kind genau zeigt anstatt die Diagnose anzuzweifeln.

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Liebe/r JessieLouise!

Das Ding an Asperger ist nunmal das es bei Autist zu Autist unterschiedlich ist. Jeder reagiert darauf anders und geht anders damit um. So kam Autismus bei dem Kind von deinem Bekannten eher später zum Vorschein.

LG Lou

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich "leide" unter Autismus und helfe anderen Autisten gerne
JessieLouise 
Fragesteller
 28.04.2020, 18:21

oder sie hat etwas anderes zb psychische probleme

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Was geht dich ihre Diagnose an? Du befindest dich nicht in der Position die Diagnose anzuzweifeln.

JessieLouise 
Fragesteller
 30.04.2020, 21:32

Ich muss nicht alles glauben nur weil es ein Arzt gesagt hat. Ärzte machen auch Fehler.

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Fcklve  30.04.2020, 21:33
@JessieLouise

DIR hat ein Arzt aber GAR NICHTS gesagt. Die Diagnose geht DICH nichts an. Es geht nicht darum,dass Ärzte Fehler machen können.

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JessieLouise 
Fragesteller
 30.04.2020, 22:09
@Fcklve

Ich finde schon, dass man sich über Diagnosen von Bekannten seine Gedanken machen darf. Das ist ganz normal, dass man seine eigene Meinung hat. So zu tun, als hätte man keine eigene Meinung, wäre nicht ehrlich. Manchmal ist man im ersten Moment sauer, wenn jemand einem die Meinung sagt, aber hinterher ist man froh, wenn man einsieht, dass die Person recht hatte. Ich sag meinen Freunden auch ehrlich, was ich denke und bin froh darüber, dass meine Freunde auch ehrlich zu mir sind.

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Fcklve  02.05.2020, 14:11
@JessieLouise

Da du weder Arzt noch sonst was, hast du dir keine Meinung darüber zu bilden.

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JessieLouise 
Fragesteller
 02.05.2020, 17:03
@Fcklve

Also geht es jetzt doch darum, ob Ärzte Fehler machen können? Diese Diskussion dreht sich im Kreis.

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Dummie42  02.05.2020, 17:11
@JessieLouise

Es liegt wahrscheinlich eher daran, dass du ein ganz bestimmtes Bild von Autismus im Kopf hast, welches sich nicht mit dem Mädchen deckt. Man spricht aber nicht umsonst heute vom Autismus-Spektrum, denn das ist breit gefächert.

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Fcklve  02.05.2020, 19:37
@JessieLouise

Nein darum geht es nach wie vor nicht. Es geht darum, dass dich diese Diagnose schlicht und ergreifend nichts angeht und du nicht in der Position bist darüber zu urteilen.

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JessieLouise 
Fragesteller
 03.05.2020, 13:33
@Fcklve

Man darf sich über alles eine Meinung bilden. Denken ist in Deutschland nicht verboten, egal ob man Arzt ist oder nicht.

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Fcklve  03.05.2020, 16:32
@JessieLouise

Stimmt es ist gesetzlich nicht verboten ein Idiot zu sein. Viel Spaß mit der Einstellung im Leben

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Fcklve  03.05.2020, 16:35
@JessieLouise

Ne es ist eine Tatsache mdu hast recht damit, dass du denken kannst, was du willst. Genauso ist es richtig, dass du dich verhälst, wie ein Idiot

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