Gibt es die Wahrheit oder muss man sie erfinden?

14 Antworten

"Sobald uns die Wahrheit missfällt, dann lügen und lügen wir, bis wir denken das alles in ordnung ist. Aber die Wahrheit verschwindet nicht!
Jede Lüge die wir erzählen, geht auf Kosten der Wahrheit." - Ein kluger Mann, dessen Zitat allerdings von einer Serie frei erfunden wurde.

Wenn man Wahrheit erst erfinden muss, wie war es dann mit der grundlegenden Wahrheit auf Basis derer sich das, was wir Universum nennen, entwickelt hat, bis sich irgendwann hinreichend intelligentes Leben entwickelt hat, um etwas erfinden zu können?

SombreroNegro  22.11.2022, 08:24

Was du beschreibst ist keine Wahrheit, sondern Wirklichkeit. Wahrheit entsteht erst im menschlichen Geist, der im besten Fall die Wirklichkeit erkennt, oder eben nur glaubt sie zu erkennen. Aber Wahrheit ist und bleibt damit subjektiv.

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JTKirk2000  22.11.2022, 10:22
@SombreroNegro
Was du beschreibst ist keine Wahrheit, sondern Wirklichkeit.

Wirklichkeit ist Wahrheit. Wenn Du darin eine Differenz siehst, liegt das wahrscheinlich darin, dass Du eine Unvereinbarkeit zwischen Wahrheit und Wirklichkeit siehst und wenn dem so ist, würde ich das, wahrscheinlich wie so ziemlich jeder Psychologe, als Derealisation bezeichnen.

Wahrheit entsteht erst im menschlichen Geist

Das nennt man subjektive Wahrnehmung, die Wahrheit ist davon unabhängig.

Aber Wahrheit ist und bleibt damit subjektiv.

Falsch, Wahrheit ist objektiv, was man davon akzeptiert, ist subjektiv. Wenn ich einen Fehler mache, der einen Straftatbestand darstellt, den ich aber so nicht einsehe, ist meine persönliche Wahrnehmung davon, dass es keine Straftat ist, aber die Wahrheit ist, dass es trotzdem eine ist.

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SombreroNegro  22.11.2022, 11:12
@JTKirk2000

Wirklichkeit und Wahrheit werden oft als gleichbedeutend angesehen, aber streng genommen sind sie es nicht. Die Wirklichkeit ist eine existierende Tatsache, während Wahrheit vom inneren Empfinden des Menschen abhängt. Wahrheit wird erkannt, Wirklichkeit existiert unabhängig davon ob jemand sie erkennt, oder beurteilt.

Die Fragestellung ist klug, denn der Unterschied zwischen Wirklichkeit und Wahrheit ist dem Unterschied zwischen Entdeckung und Erfindung ähnlich. Wirklichkeit ist wie die Entdeckung, selbstexistent, während Wahrheit wie eine Erfindung ist, die erschaffen werden muss. Wahrheit entsteht erst durch eine Beurteilung der Wirklichkeit.

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JTKirk2000  22.11.2022, 12:24
@SombreroNegro
Wirklichkeit und Wahrheit werden oft als gleichbedeutend angesehen, aber streng genommen sind sie es nicht.

Ich dachte eigentlich, dass das Beispiel mit der Sichtweise einer Straftat Beispiel genug wäre, um zu veranschaulichen, was Wahrheit und was subjektive Wahrnehmung ist. Es gibt aber Leute wie Sie, die trotzdem nicht erkennen wollen.

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SombreroNegro  22.11.2022, 13:50
@JTKirk2000

Da ich nicht verschiedene Sichtweisen einer Situation, sondern den Unterschied zwischen Wahrheit und Wirklichkeit angesprochen habe, ist dein Beispiel (zwar richtig) aber nichtig.

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Ich bin der Meinung, dass es nur in wenigen Bereichen wie z.B. der Mathematik eine objektive und "einfach" ermittelbare Wahrheit gibt.

Bei sehr vielen anderen (den meisten) Bereichen denke ich gibt es immernoch eine Wahrheit, allerdings ist diese meist um einiges komplexer und durch unser begrenztes wissen bzw. Erfahrungen auch subjektiv. Und da niemand von uns allwissend ist, gehe ich meist von der Annahme aus, dass wir nie die gesamte, objektive Wahrheit kennen werden.

Natürlich wird trotzdem viel erfunden, was dann oft als Wahrheit verkauft wird. Wegen den zuvor genannten Gründen ist dies in den meisten Fällen vermutlich nicht die gesamte Wahrheit ist.

Mein persönliches Fazit: Da ich die objektive Wahrheit meist nicht kennen (auch wenn ich so wie viele andere oft das Gegenteil denke) sollte ich nicht (ver)urteilen, sondern von der Grundhaltung aus neutal bleiben. Das kann allerdings in dieser zeit mit konstanter Spaltung in 2 Lager ziemlich schwer sein.

Ergänzung: Auch die Wissenschaft würde ich nicht als absolute Wahrheit ansehen (da diese sich in der Vergangenheit schon oft gegenseitig wiederlegt bzw. getäuscht hat und es auch hier oft keine eindeutigen, unstrittigen Ergebnisse gibt), allerdings dessen Ergebnisse als die je beste im Moment zur Verfügung stehende Information.

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Wahrheit ist ein Zustand, der entsteht durch eine Übereinstimmung. Wahr ist immer das, was mit dem Inhalt einer Informationen vermittelnden Aussage übereinstimmt.

So können die Augen trügen, wenn ihre Fähigkeit, die Wirklichkeit zu erkennen, mangelt, das, was man sieht, ist nicht mehr wahr.

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Verstehen ist eine Bedingung, unter der Wahrheit Bedeutung erhält. Wer eine Aussage über die Verhalte nicht versteht, kann die Wahrheit nicht erkennen.

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Man unterscheidet zwischen theoretischer, also exakter, naturwissenschaftlicher Wahrheit, und praktischer, also willensbedingter Wahrheit.

Beide unterscheiden sich im Zeitpunkt möglicher Bewahrheitung : Während theoretisch vernünftige Aussagen wahr sein können bezüglich eines Verhaltes, der schon gegeben ist, so können praktisch vernünftige Aussagen sich zukünftig bewahrheiten, entsprechend dessen, was man willentlich wahr machen will, oder dessen, was sich bewahrheiten wird, aber noch nicht wahr ist.

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Wahrheit erscheint als ein allgemeiner, großer Wert, ist aber, wenn man sie genau erforscht, das kleinste mögliche epistemologische Datum. Gemessen an dem, was alles wahr oder falsch sein kann, so kann die Unwahrheit einer Aussage bereits durch das kleinste Detail bedingt sein. Aussagen, die nicht zu 100 % wahr sind, können darum bereits unwahr sein.

Darum ist Wahrheit oftmals komplex, auch wenn man sie als "allgemeine" Wahrheit einer Aussage normalerweise verallgemeinert.

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Wahrheit hat eine Relation, so gibt es keine absolute Wahrheit, obschon mathematisch-präzise, oder zweckgemäße Aussagen, durch die eine rechnerische, oder eine den Zwecken gerecht werdende Aussage wahr wird, möglich sind.

Lässt man aber die Metrik weg, durch die Mathematik Wahrheit vermittelt, oder entfällt der Zweck einer praktischen Aussage, wird die Wahrheit dieser Aussage zum epistemischen Problem.

Wahrheit ist darum nur teilweise, oder idealerweise objektiv, und, in Abhängigkeit von den Verstehensmöglichkeiten, den gemeinsam verwendeten Begriffen und Metriken und Zwecken, oftmals subjektiv, oder intersubjektiv.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien

Na ja, da der Mensch das (noch) nicht wissen kann, bleibt uns nur daran zu glauben oder nicht zu glauben, ob es Die Wahrheit gibt oder nicht.

Die oberste und einzige Wahrheit wäre die absolute Wahrheit und die gibt es zumindest in der Logik rein theoretisch; in der praktischen Welt ist diese für den Menschen wohl eine Glaubensfrage oder eben der Bereich des Unbekannten -> wir wissen es eben nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung