Gebärdensprache, fehlende Finger
Da ich mich gerade mit dem Thema Taubheit und Denken für die Schule auseinandergesetzt habe und mir drei Finger fehlen, ist mir die Frage gekommen, ob Gebärdensprache nur dann erlernbar ist, wenn man alle zehn Finger besitzt. Was ist, wenn eine taube Person (oder ein Verwandter/Bekannter/Freund/... eines Tauben) eine Behinderung an den Händen hat? Kann diese Person die Gebärdensprache vollständig erlernen?
4 Antworten
Hallo,
ein bißchen kenne ich mich als Vater einer gehörlosen Tochter und als jemand, der ehrenamtlich DGS (Deutsche Gebärdensprache unterrichtet) aus.
Zu Deiner Frage: Vollständig wird DGS mit fehlenden Fingern nicht erlernt werden können, aber für normale Unterhaltungen mit Gehörlosen wird es reichen. Zum einen braucht man zwar für viele Gebärden zwei Hände, aber da die Fingerstellungen beider Hände in solchen Fällen in der Regel gleich sind, sind sie auch verständlich, wenn nur an einer Hand sämtliche Finger vorhanden sind. Selbst das Zählen ist möglich. Bei Zahlen zeigt eine Hand entweder 0 oder fünf, die andere ist für die Feinunterscheidung zuständig. So ist die 6 eine volle Hand plus einem Finger (dem Daumen), die 7 die volle Hand plus zwei Finger usw. Beim Zählen könnte also die defekte Hand für die 5 hochgehoben, für die 0 unten gelassen werden.
Zum Buchstabieren benötigt man nur eine Hand, bei Mißverständnissen könnte man also auf das Fingeralphabet zurückgreifen.
Neben der Hand- und Fingerstellung spielen auch das Mundbild und die Körpersprache eine große Rolle bei der Kommunikation mit Gehörlosen.
Fazit: Du nimmst die gesunde Hand als Führhand; wo es nicht anders geht, buchstabierst Du. Problematisch wird es erst, wenn an beiden Händen Finger fehlen.
Herzliche Grüße,
Willy
Also ich habe mal eine Weile Gebärdensprache gelernt. Und für die Gehörlosen war es nicht einmal ein Problem, wenn sie z.B. in einer Hand gerade etwas gehalten haben oder so. Die hat das eher belustigt, wenn man selber dann erst einmal das, was man gehalten hat (sagen wir, eine Wasserflasche) zur Seite gestellt hat, bevor man etwas gesagt hat.
Es gibt in der Gebärdensprache eine Hand,die führt, und eine Hand, die nur unterstützt. Welche Hand das jeweils ist, das ist deine eigene Wahl, du solltest nur nicht ständig wechseln. Wenn dir also zum Beispiel an der rechten Hand drei Finger fehlen, dann wäre es sinnvoll, wenn deine linke Hand die führende Hand ist und die rechte Hand nur unterstützt.
Die unterstützende Hand, die muss nur so Dinge tun wie eine bestimmte Handform einnehmen - flach, Faust, etc. - und eben an einem bestimmten Ort gehalten oder bewegt werden. Die führende Hand erklärt, worum es eigentlich geht.
Beispiel: Nimm die Gebärde für Flugzeug, das ist eine Faust, von der du Daumen und kleinen Finger abspreizt. Das würde die führende Hand machen. Und um zu erklären, was dieses Flugzeug macht, nimmt man die unterstützende Hand, die z.B. eine Fläche bildet, von der das Flugzeug startet oder auf der es landet. Wenn der "Landebahn" jetzt ein paar Finger fehlen, ist das zwar bedauerlich, aber man wird dich trotzdem verstehen.
Hallo, Hardware, das mit der anderen Hand als Hilfsmittel zur Darstellung einer Fläche oder eines Gegenstandes hatte ich vergessen zu erwähnen. Guter Hinweis. Gruß, Willy
Ich habe kürzlich einen Gebärdensprachkurs belegt - das wird schwierig, bei manchen Begriffen sogar unmöglich, wenn einen zudem auch noch Finger fehlen. Wie wollen doch mal hoffen, dass ein Gehörloser nicht auch noch dieses Problem bekommt. lg Lilo
Damit Du Dir ein ungefähres Bild machen kannst, hier ganz einfache Sätze in Gebärdensprache. Die Stellung der Hände und der einzelnen Finger sind unglaublich wichtig (Gebärdensprache zu lernen fiel mir sehr schwer!!)
Mal bei einer Gebärdensprachen-Schule nachgefragt? Fehlen dir an einer Hand drei Finger oder an beiden? Weil ich glaube mit einer Hand geht es auch.