5 Antworten

Ich hatte vor etwa zwei Monaten (ungefähr in der 4. SSW) meinen ersten positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Natürlich habe ich meiner Familie sofort davon erzählt, ich hätte es eh nicht geheim halten können.

Ungefähr einen Monat später hat sich herausgestellt, dass ich eine Eileiterschwangerschaft habe. Mir musste leider der Eileiter entfernt werden.

Trotzdem werde ich es beim nächsten Mal wieder genauso machen. Oder vielleicht auch gerade deshalb. Ich weiß gar nicht, wie ich diese schwierige Zeit ohne meine Familie überstanden hätte.

Vielleicht gibt es aber auch andere Menschen, die tatsächlich lieber allein sein wollen in so einer Situation. Dann dürfen sie das natürlich genauso. Für mich persönlich wäre es nichts.

Also ich kann da aus eigener Erfahrung berichten.
Ich hatte insgesamt 4 Schwangerschaften, wobei 2 davon in einer Fehlgeburt endeten.

Bei meiner ersten Schwangerschaft haben mein Mann und ich sofort nach dem positiven Schwangerschaftstest alle informiert. Familie, Freunde, Kollegen, Chef...
Als ich dann die Fehlgeburt hatte mussten wir natürlich allen wieder mitteilen: nö, doch nicht.
Und das war richtig hart und hat mir persönlich gar nicht gut getan. Weil so wohlgemeinte Tröstversuche wie: "Du bist ja noch jung, du hast noch so viel Zeit ein Kind zu bekommen." haben für mich alles nur noch schlimmer gemacht.

Nach diesem Erlebnis haben wir erst Bescheid gegeben nach den berühmten 3 Monaten. Dabei war Schwangerschaft 3 wieder eine Fehlgeburt.

Und ich war heilfroh einfach in Ruhe "heilen" zu können, ohne Mitleid und "nette" Sprüche von anderen. Für mich war es besser, wenn nicht ständig wer auf der Matte steht, neugierig ist usw... gut gemeint ist nämlich nicht automatisch immer gut gemacht.


Zeitvertreib123 
Fragesteller
 02.09.2023, 18:52

Ich verstehe. Danke für deinen Erfahrungsbericht.

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Sollten Fehlgeburten enttabuisiert werden? Klares Ja!

Aber muss Hinz und Kunz von meiner Schwangerschaft oder auch nur von meinem Kinderwunsch wissen? Nein!

Vielleicht werde ich deshalb vom Chef bei der nächsten Beförderung übergangen…

Vielleicht werde ich in eine unliebsame Abteilung abgeschoben oder nicht an spannende Projekte herangelassen, weil ich „ja eh bald in Mutterschutz & Elternzeit gehe“…

Vielleicht erfahre ich Verdiensteinbußen, weil Mehrleistungen tatsächlich nicht mehr erbracht und daher nicht mehr bezahlt werden. 

Vielleicht ist die Planung meines Sexuallebens dann großes Thema bei jedem Familienfest…

Vielleicht will ich eben nicht Hinz und Kunz erklären, warum kein Babybauch wächst…

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Ich habe aus mehreren Gründen nichts gesagt. Nur mein engstes Umfeld wußte vor dem 3. Monat, dass ich schwanger bin.

Wenn man es jedem "Hans und Franz" erzählt hat, dann erkundingt sich ständig jemand nach dem Fortschreiten der Schwangerschaft. Jede 4. Schwangerschaft führt nicht zu einem Kind. Auch wenn man gute Nachrichten gerne hinausposaunt, mit schlechten macht man das nicht. Im Falle einer Fehlgeburt muss man dann unzähligen Menschen die schlechte Nachricht erzählen und das immer gleiche, mitleidige Gespräch führen. Dafür bin ich nicht der Type.

Meine Schwiegermutter war unglaublich abergläubig. Da ich ihr vor dem 3. Monat von der ersten Schwangerschaft erzählte, war sie in heller Aufregung. Sie gab nicht eher Ruhe, bis ich sicherheitshalber eine Bibel unter mein Bett legte und versprach brav täglich für ein gesundes Kind zu beten. Sie befand, dass ich das Schicksal zu sehr herausfordern würde. Richtig abgedreht ist sie, als sie mitbekam, dass meine Schwägerin (ihre Tochter) mir Kinderkleidung raussuchen wollte - vor der Geburt. Von den weiteren Schwangerschaften erzählte ich meiner Schwiegermutter erst, als sie mich fragte und man es schon sah.

Bei meiner 2. Schwangerschaft hatte ich von Anfang an ein ungutes Gefühl. Meine beste Freundin war natürlich eingeweiht. Sie und meine reguläre Hebamme sprachen mich immer wieder auf meinen recht kleinen Bauch an. Man ging eben davon aus, dass ich es eher "rundherum" tagen würde, statt nach vorne. Mein Frauenarzt, runzelte zwar immer die Stirn bei dem Thema, meinte dazu stets: "Könnte mehr sein, geht aber noch." Bei der letzten Untersuchung meint er noch, dass es aber ein recht keines Kind würde, aber sie sind ja auch nicht besonders groß. Danach ging er in seinen Osterurlaub. Meine Freundin allerdings war ganz unruhig, dass passte zu meinem schlechten Grundgefühl. Gleich am Dienstag stand sie vor meiner Tür und drägte mich zum Arztbesuch. Hatte nur keiner auf, alle in Urlaub- Die Not-Hebamme war Ausländerin, die nahm eine Untersuchung im Rahmen ihrer Möglichkeiten vor. Wir verstanden kein Wort von dem was sie sagte, sie schien aber nicht beunruhigt. Der diensthabende Notarzt zeigte sich ratlos, er wäre Ohrenarzt und hätte nicht wirklich Ahnung. Am Donnerstag hatte ich endlich einen kompetenten Frauenarzt. Der holte das Kind am Freitag und meinte es wäre schon vor mind. 1 Woche verstorben.

Aus irgend einem Grund hatte ich kaum jemandem von der Schwangerschaft erzählt und den Bauch verborgen. Da ich im 7. Monat war, musste ich normal gebären. Es fand sich ein Trombus in der Nabelschnur, der sie verstopfte. Ich hatte darum gebeten auf die Gyn und nicht auf Entbindungsstation zu kommen. Nur war das nutzlos: Meine Zimmernachbarn (die ich gar nicht kannte, sie wußte nur was sie erlauscht hatte) nahm sich heraus mir Vorwürfe zu machen. Danach war für mich klar, dass ich mit keinem weiteren Außenstehenden darüber sprechen werde und habe mich noch am gleichen Tag entlassen lassen.

Bei meiner 3. Schwangerschaft war ich deshalb sehr verunsichert, obwohl sich wieder alles richtig anfühlte. Ich überlegte mir sehr gut, wem ich wann von der Schwangerschaft berichtete.

So einen ähnlichen Artikel hab ich vor einigen Monaten schon mal gelesen und fand ihn sehr treffend. Das erste Trimester ist körperlich und auch emotional teils sehr anstrengend und Frau soll sich doch bitte schonen. Gleichzeitig soll sie aber nach außen so tun, als sei alles wie immer und den Schein der Topleisterin aufrecht erhalten. Was den Stress ja nur zusätzlich erhöht. Völlig schizophren.

Und es ist durchaus erstaunlich, wie viele Frauen eine Fehlgeburt durchmachen. Das eine ist, daß das Umfeld mit Tod und Trauer oft nicht gut umgehen kann und das bei einem Kind umso krasser wirkt. Aber bei Frauen in meinem Umfeld schwang auch immer das Gefühl von Unfähigkeit und Schuldgefühlen mit, sprich, als potenzielle Mutter versagt zu haben, wenn es zu einer Fehlgeburt. Sie waren deswegen froh, daß es kaum jemand wusste. Aber von einem gesunden Umgang mit dem Thema zeugt das ja nicht und wie heftig ist das bitte, wenn sich eine Frau deswegen wie eine "Versagerin" fühlt.

Ich persönlich war nie schwanger, hatte aber auch viele Situationen, wo enge Freundinnen mir wegen dieser "Drei-Monatsregel" nichts von einer Schwangerschaft erzählt haben. Irgendwie fühlt sich das schon schräg und enttäuschend an - vor allem bei Freundinnen, die lange vergeblich auf eine Schwangerschaft gewartet hatten und wo wir gemeinsam durch die Phasen ohne "Treffer" gegangen sind.