Freundschaft endet nach 26 Jahren?
Hallo!
Ich habe seit geraumer Zeit ein gewisses "Problem" mit einer langjährigen Freundin. Wir sind seit 26 Jahren befreundet (werden dieses Jahr beide noch 30) - waren zusammen im Kindergarten, in der Grundschule, einige Jahre auch in der Realschule, später auf der Berufsschule und hatten immer einen guten Draht. Normale Reibereien gab es immer mal wieder, manchmal hat der eine versucht dem anderen die Welt zu erklären oder sich sonst wie im Ton vergriffen oder gab es Missverständnisse. Aber wir haben uns immer binnen 24 Stunden wieder vertragen.
Sexuell lief nie was - wir hatten zwar als wir so 14/15 waren mal kurze "Frühlingsgefühle" füreinander gehabt, ließen aber davon ab um die Freundschaft nicht zu gefährden. Sonst hatten wir immer eigene Beziehungen, die zum Glück unsere Freundschaft (rein platonisch) akzeptiert haben - auch weil klar war, dass da nie was passiert und keiner sexuelles Interesse am anderen hat.
Man muss dazu sagen: So gut wir uns verstanden und so eng diese Freundschaft war, hatte sie immer ein bisschen auf mich herabgesehen, bis ich berufliche Erfolge hatte. Ich habe zwar kein Abitur nachgeholt, aber einen ersten Dämpfer erhielt unsere Verbindung 2010, als ihr Abischnitt nicht fürs gewünschte Studium ausgereicht hatte und ich im Gegenzug meine Ausbildung mit Belobigung abgeschnitten habe. Sie kann sehr neidisch und dann auch beleidigt sein.
Ihre beruflichen Ziele hat sie nicht erreicht aber eine sehr gute Ausbildung absolviert (Industriekauffrau) und war zuletzt fest angestellt, möglicherweise ist sie es noch (ich denke schon). Trotzdem war sie stets unzufrieden mit sich, weil sie nicht Jura studieren konnte, nicht Staatsanwältin wurde und die Beziehungen scheiterten - sie wohnt wieder bei ihrer Mutter und ihrer Oma, während ich meine bisher gemietete Wohnung zuerst gekauft und dann meinem Bruder vermietet hatte. Seit Dezember 2019 haben wir keine Verbindung mehr. Der Kontakt bis dahin war eigentlich normal und gut. Es gab keine Anzeichen für irgendwas.
Seit ich kurz danach wieder mit meiner Freundin (wir waren mal zwischendurch getrennt) zusammen kam (mit der sie aber nie ein Problem hatte, im Gegenzug hielt sie mir immer vor, dass die vorübergehende Trennung ein Fehler war, womit sie auch Recht hatte) und umgezogen bin (nicht wegen meiner Freundin) und dabei bin mich beruflich neu aufzustellen, herrscht Funkstille. Sie reagiert auf keinerlei Anrufe, WhatsApps, Nachrichten usw. mehr. Bei Facebook bin ich nicht mehr, sie war dort sehr aktiv.
Ich weiß nicht, was da los ist, habe mich aber dann auch nicht mehr gemeldet. Selbst mein bester Kumpel, den ich seit 1997 kenne also drei Jahre weniger und der diese Freundschaft auch gut kennt, ist verunsichert. Trotzdem frage ich mich, was los ist. Könnt ihr mir Tipps geben? Mir lag und liegt immer noch was an dieser Freundschaft und 26 gemeinsame Jahre wirft man finde ich nicht weg. Ich will ihr aber auch nicht nachlaufen. Sie kann sich ja theorethisch auch melden.
Danke!
5 Antworten
Sie reagiert auf keinerlei Anrufe, WhatsApps, Nachrichten usw. mehr. Bei Facebook bin ich nicht mehr, sie war dort sehr aktiv.
Manchmal tut ein Brief seine Wirkung. In geschriebene Worte kann keiner reinreden wie bei einem Telefonat. Und man hat Zeit für die möglichst richtigen Worte. Handynachrichten bieten für längere Gdanken keinen Platz.
Von daher mein Rat: Schreibe ihr, was du denkst und fühlst, in einem Brief. Und kommt darauf auch nichts zurück, dann weißt du, woran du bist und hast dein Möglichstes getan.
Freundschaften sollten wie Beziehungen auf Gegenseitigkeit beruhen. Man muss wissen, dass man mit dem anderen alles besprechen kann.
Aber einen Punkt möchte ich auch noch etwas ins Licht stellen: Menschen, die sich anderen unterlegen fühlen, haben nicht das größte Selbstbewusstsein. Da du deine Freundin schon dein ganzes Leben lang kennst, sollten dir auch ihre familiären Hintergründe bekannt sein. Kein Kind kommt mit Unterlegenheitsgefühl auf die Welt. Bedeutet, ihr Denken und Handeln muss auch eine Ursache haben.
Verurteilt ist jeder schnell. Aber keiner steckt in den Schuhen der anderen. Von daher ist immer etwas genauer Tiefgang nötig.
Zerstörte oder unerfüllte Träume können einen Menschen schon verändern. Ins Bösartige sollte es aber nicht gehen.
Du wirst ja sehen, ob was zurückkommt und wenn ja, was zurückkommt. Und wenn es so sein soll, dass keine Reaktion kommt, dann wird es auch (s)einen Sinn haben.
1.Danke für diese sehr gut beschriebene Frage, sowas schätze ich sehr.
2.Eventuell kennst du eine gute Freundin von ihr, die du kontaktieren könntest.
3.Vielleicht weißt du wo sie wohnt oder findest es heraus (2.)
4.Du musst auch darauf vorbereitet sein diese Freundschaft zu verlieren. Menschen verändern sich.
LG
Gerne!
Ich weiß wo sie wohnt - es ist nicht um die Ecke, aber ich war da ja sehr oft schon. Freundinnen ... das war immer so ein Thema - viele hatte sie nicht und die, die ich von früher und den Partys und vom Fasching her kannte, sind z.T. durch Studium, Heirat usw. nicht mehr greifbar oder im Falle ihrer früheren besten Freundin mit ihr auseinander gegangen. Das macht es alles etwas schwer.
Als ich noch Facebooker war, hatte ich manchen Kontakt noch, bin da aber nicht mehr. Ich danke dir!
Es ist schwierig als fremde Person die weder dich noch deine Freundin kennt nur anhand des Textes zu beurteilen, warum sie sich nicht bei dir meldet.
Aber nach so einer langen Freundschaft finde ich schon das sie dir eine Erklärung schuldig ist.
Ich würde ganz einfach (wenn sie schon auf nichts reagiert) zu ihr fahren und sie persönlich zu Rede stellen. (Am besten zu einer Zeit wo sie vermutlich Zeit hat und Zuhause ist).
Ich würde ihr klar machen, das es zwar Schade aber ihr Recht ist die Freundschaft zu beenden. Das sie aber nach so einer langen Zeit dennoch mindestens eine Erklärung/Grund schuldig ist.
Es ist einfach schwach von ihr, einfach auf nichts mehr zu reagieren, statt klar zu sagen warum sie den Kontakt nicht mehr möchte.
Danke!
Ich werde ihr jetzt einen Brief schicken, den ich geschrieben habe - und da steht das ähnlich drin. Ich habe sie sinngemäß gefragt, ob ich mal Fehler gemacht habe die mir nicht bewusst sind und für die ich mich gern entschuldigen würde wenn was wäre.
Also. Jede Freundschaft endet mal! Auch mit dem Tod. Es ist schwer, loszulassen vorallem wenn man die besten Erinnerungen hatte... Zeit wird die Zukunft verraten.
Ja, das stimmt auch wieder - nur wenige Freundschaften sind für die Ewigkeit. Danke!
Hier kann auch niemand wissen was los ist. Du hast nur 2 Optionen: es weiter versuchen oder aufgeben.
Jede Freundschaft kann mal enden, auch nach 26 Jahren.
Bin ein wenig hin- und hergerissen: Einerseits wüsste ich gern was los ist aber andererseits ist es nicht meine Art, den Leuten hinterher zu laufen - und sie könnte sich ja auch melden.
Sie scheint aber kein Interesse mehr zu haben, du hast es ja schon öfter versucht und sie meldet sich nicht.
Ich verstehe deine “Neugier“ sehr gut, vor allem weil (zumindest aus deiner Sicht) nichts vorgefallen ist. Aber vielleicht ist sie auch krank, hat einen extrem eifersüchtigen Freund (der den Kontakt zu dir unterbindet), ihr Handy verloren oder was auch immer... das wird dir hier niemand sagen können.
Ich sehe ja, dass sie die Nachrichten gelesen hatte - einen Freund hat sie zuletzt nicht gehabt, war aber mal wieder erbost über Zurückweisung eines Schwarms und mit sich selbst unzufrieden. Ich vermute ja fast, dass sie mein Ortswechsel beleidigt hat und meine Beziehung ihr den Rest gab. Solche "Späße" kenne ich von ihr leider aber so lange ging das noch nie.
Der Umzug war länger geplant - ich habe ihr immer geholfen wie ich konnte und ihr alles gegeben, was möglich war, und sie wusste, dass ich umziehe. Das stand schon über ein halbes Jahr lang fest.
Ich kann mir das vorstellen und es tut mir auch leid, ich möchte aber nicht mein Leben auf sie abstimmen, zumal es mir in unserer Heimat nicht so gut ging.
Ich vermute, dass es in diese Richtung geht. Neid war, so tief die Freundschaft war, immer ihr Problem. Wenn ich irgendwo besser war oder mehr hatte, gab es Terz - sogar als ich den Führerschein 2008 wenige Tage vor ihr hatte, war sie beleidigt. Aber sie war nie lang beleidigt.
Sie war mir nie lang böse, aber immer irgendwie neidisch. Außer als sie mit ihrem Abischnitt nicht Jura studieren konnte und erfuhr, nie Staatsanwältin werden zu können - da war sie mir ein Vierteljahr etwa böse, weil ich zur selben Zeit die Lehre zum Industriekaufmann sehr gut beendet hatte.
Es stimmt aber schon, eventuell sah man die Dinge früher anders.
Danke! Den Brief habe ich eben geschrieben und addressiert, danke - geht morgen zur Post. Ich warte einfach ob da noch irgendwie was kommt - und wenn nicht, habe ich alles versucht was möglich gewesen ist.
Ich kann mir vorstellen, dass sie unzufrieden ist. Bei ihr hat vieles nicht so geklappt, wie sie es sich gewünscht hatte. Ihre Eltern waren/sind geschieden, das Verhältnis zu Mutter und Oma ist gespannt, ein großes Umfeld hat sie nicht. Auch andere aus unserem Bekanntenkreis, bei denen es beruflich oder privat geklappt hat, werden/wurden von ihr beneidet oder beleidigt. Als wir vor 2-3 Jahren (vielleicht erinnerst du dich, hast damals eine super Antwort geschrieben) auf einer Hochzeit/Trauung Bekannter eingeladen waren, hatte sie auch schon im Vorfeld Gift und Galle gespuckt, weil die beiden sich gefunden hatten (sind aber inzwischen auch getrennt, nachdem er kein halbes Jahr nach der Hochzeit eine außereheliche Beziehung hatte - üble Sache) und sie erst wieder eine Trennung hinter sich hatte. Als die Ehe zerbrach, war sie dann sehr schadenfreudig an die Grenze zur Geschmacklosigkeit. ich meine, schadenfroh bin ich manchmal auch, wenn mir jemand genug Böses getan hat - aber was meine langjährige "Kindergartenfreundin" da ankurbelte, war unter der Gürtellinie.
Ich weiß, was du meinst und hoffe einfach mal das Beste. Aber im Grunde habe ich damit irgendwie fast abgeschlossen und mache mir mit dem Brief auch keine echte Hoffnung mehr.