Fluor vs Fluorid - ich versteh diese Erklärung nicht?

5 Antworten

Von Experte indiachinacook bestätigt
Demnach sind sowohl Fluor, als auch Fluorid Flusssäure und sollten gemieden werden?! Wenn das stimmt...

Genau, wenn das stimmt. Tut es aber nicht. Richtig ist, dass elementares Fluor (F2) sehr reaktiv ist und praktisch alles oxidiert, was nicht bei Drei auf den Bäumen ist. Von daher ist es der menschlichen Gesundheit nicht sonderlich zuträglich, vorsichtig formuliert. In organischen Verbindungen, wie PTFE sieht das schon ganz anders aus und auch in anorganischen Salzen. Das ist vergleichbar mit Chlor. Das ist in elementarer Form als Cl2 ebenfalls sehr reaktiv und dadurch ziemlich giftig. Chlorgas wurde im ersten Weltkrieg als Kampfgas eingesetzt. In PVC ist das schon weit weniger problematisch, auch wenn bei der Verbrennung Salzsäure entsteht. Man muss es aber nicht unbedingt verbrennen. Oder man neutralisiert das HCl-Gas mit Natronlauge wobei harmloses Kochsalz entsteht (NaCl). Fluor ist das eine, giftige, Fluorid das andere harmlose. Chlor ist giftig, Chlorid in Form des Natriumsalzes etwas kulinarisches. ... falls man nicht auf Karl Lauterbach hört, der Salzzugabe im Essen ablehnt.

Demnach sind sowohl Fluor, als auch Fluorid Flusssäure und sollten gemieden werden?! Wenn das stimmt...

Das steht aber auch in den zitierten Texten überhaupt nicht - Du liest das nur so falsch.

Beispiel: Da steht der Satz "Fluoride sind Salze der Fluorwasserstoffsäure (auch Flusssäure genannt)" und das heißt eben nicht "Fluoride werden auch Flusssäure genannt", sondern da steht, dass "Fluorwasserstoffsäure auch Flusssäure genannt wird" und dass Fluoride Salze der Fluorwasserstoffsäure sind.

Von Experte Picus48 bestätigt

Elementares Fluor ist was anderes als gebundenes Fluor ist was anderes als Fluor-Ionen. Man muss aufpassen, wovon man jeweils spricht!

Elementares Fluor (F2) ist tatsächlich sehr reaktiv.

Aber in Verbindungen, wie z.B. PTFE, hat es schon reagiert. Deshalb sind Fluoratome, solange sie sicher in solchen Verbindungen gebunden sind, auch ziemlich harmlos. PTFE kennt man als einen Stoff, der der mit kaum irgendwas reagiert - dank der Fluoratome, die bereits abreagiert haben. PTFE zu verbrennen, heißt aber diese sicheren Verbindungen aufzubrechen und dadurch hast du halt auch wieder reaktives Fluor.

Bei Fluoriden geht es aber um Fluor-Ionen. Die Endung "-id" bezeichnet immer Ionen! Und auch die haben bereits abreagiert und sind quasi glücklich und zufrieden. Kein Grund, nochmal mit irgendwas zu reagieren. Wie gefährlich die für uns sind, hängt v.a. davon ab, ob sie sich im Körperwasser lösen - was sich nicht löst, kommt nicht in den Körper und hat keine Wirkung. Beispielsweise Calciumfluorid. Andere wären zwar im Körperwasser löslich, aber kommen normalerweise eben nicht rein in den Körper, so wie Natriumfluorid. Bei Fluorwasserstoff besteht das große Problem darin, dass diese kleinen lipophilen Moleküle auch durch Zellmembranen gehen können, d.h. sie kommen defnitiv rein in den Körper.

Wenn nun Fluorid-Ionen in den Körper gelangen, dann bilden sie neue Fluoride mit den Ionen die im Körper vorhanden sind. Vor allem wird mit den Magnesium- und Calciumionen eben Magnesiumfluorid und Calciumfluorid gebildet. Diese Stoffe sind beide für sich ungefährlich - aber ihre Bildung entzieht dem Körper eben die Magnesium- und Calciumionen, welche für die biologischen Prozesse (u.a. Steuerung des Herz-Kreislaufsystems) essenziell wichtig sind. Je mehr Flourid-Ionen in den Körper gelangen, desto mehr Magnesium und Calcium (-Ionen, sollte klar sein) wird ihm entzogen und desto größer werden die Probleme aufgrund des Mangels. Bis dahin, dass z.B. das Herz-Kreislaufsystem komplett funktionsuntüchtig wird.

Und da ist eben der entscheidende Punkt: Kleine Mengen können wir ausgleichen. Unser Körper reguliert ständig nach, damit genug Magnesium und Calcium im System sind. Deshalb ist das Bisschen Fluorid in der Zahnpasta ungefährlich.

Long story short:

Demnach sind sowohl Fluor, als auch Fluorid Flusssäure

Nein, diese Aussage ist falsch. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man von elementarem Fluor, gebundenen Fluor-Atomen oder Fluorid-Ionen spricht.

Und in welcher Menge.

Fluor ist ätzend, ob es Krebserregend ist, ist mir nicht bekannt.

Teflon ist weder ätzend noch Krebserregend.

Flouride sind Salze der Flusssäure das ist etwas anderes. Chloride sind auch Salze der Salzsäure, bekanntestes Beispiel Natriumchlorid also Kochsalz.

Flouride sind weitaus weniger reaktiv aber in höheren Konzentrationen giftig.

Flouride sind allerdings für den Aufbau des Zahnschmelz wichtig und werden daher vom Körper auch gebraucht. Wie überall macht hier die Menge das Gift.

Ist in dem Fall ähnlich wie bei Vitamin A, wenn man zu wenig davon hat stirbt man, wenn man zu viel davon hat stirbt man ebenfalls.

Es ist eine wichtige Grundlage der Chemie, dass Elemente in Abhängigkeit ihrer chemischen Verbindungen häufig völlig unterschiedliche Eigenschaften haben können. Vergleichen wir Fluor mal mit einem anderen Halogen, nämlich Chlor.

Chlor als Gas (Cl​₂) ist grundsätzlich giftig. In geringeren Konzentrationen wird es im Schwimmbad zur Desinfektion eingesetzt.

Chorwasserstoff (HCl) ist eine andere Verbindung und ebenfalls ein Gas, welches in Wasser gelöst besser bekannt ist als Salzsäure. Diese ist zwar nicht giftig, aber stark ätzend. In geringen Konzentrationen kommt sie jedoch im Magen vor und ist daher völlig natürlich.

Wenn Salzsäure jedoch eine Verbindung mit Natrium eingeht (Natriumchlorid, NaCl), ist das ganze keine Säure mehr, sondern es wird zu stinknormalem Kochsalz, welches ein für den Menschen eine lebenswichtige Verbindung ist. Ob ein Stoff gefährlich ist, hängt zudem von der Konzentration ab. Ohne Kochsalz kann kein Mensch leben, zu viel Kochsalz ist jedoch auch schädlich. So ähnlich ist es dann auch bei Fluorid.

Das Chloratom kann jedoch auch mit organischen Stoffen Verbindungen eingehen, z.B. ist Polyvinylchlorid (besser bekannt als PVC) ein Kunststoff, also wieder etwas völlig anderes als ein Gas oder Kochsalz.

Also du siehst: Nur weil ein bestimmtes Atom irgendwo vorkommt, das in einer bestimmten Verbindung giftig ist, kann es in anderen Verbindungen sogar lebensnotwendig sein.