Feedback zu "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?" von Paul Watzlawick?
Hallo ihr Lieben,
Ich studiere Krankenpflege an einer FH, und wir bekamen die Aufgabe, ein Buch zum Thema Kommunikation zu lesen.
Meine Wahl: "Wie wirklich ist die Wirklichkeit?" von Paul Watzlawick.
Nun muss ich eine Zusammenfassung dazu ausarbeiten. Folgende Punkte fallen mir jedoch ziemlich schwer:
- Was sehen die Leser nach dem Lesen anders?
- Kritische Herangehensweise verknüpft mit eigenen Erfahrungen in Zusammenhang mit Pflege.
- Lücken, Meinungen, fachliche- & wissenschaftliche Kritik verknüpft mit eigenen Erfahrungen.
Vielen Dank vorab für eure Inputs! :)
LG Natalie
2 Antworten
Watlawick hat es humorvoll beschrieben. Aber es ist so!
"Es gebe gar keine Quantenwelt, sondern nur die abstrakte quantenmechanische Beschreibung. Die Quantenphysik sei keine Wissenschaft über die Natur, sondern eine Wissenschaft der Aussagen über die Natur. (Anm.: Also eine Art der Semantik? Texte setzen reelle oder hypothetische Sachverhalte in Beziehung, z.B. um Schlüsse zu ziehen, Erzählungen zu bilden, Beschreibungen zu verfassen)...
denn Einstein glaubt nicht an dessen Interpretation, sondern an eine Wirklichkeit, die es "dort draußen" unabhängig vom Beobachter gibt."
folgendes:
Der 1996 verstorbene Philosoph Hans Blumenberg hat zeitweilig das Projekt einer Lehre von den philosophischen Metaphern verfolgt.
FAZ:
Darin sollte an Beispielen nachgewiesen werden, dass und wie sehr Begriffsbildung auf sprachliche Mittel angewiesen ist, die selbst vor- und unbegrifflich sind.
Ob man beispielsweise die Wahrheit als nackt, als Licht oder als Widerstand der Realität gegen Behauptungen konzipiert, führt danach nicht nur auf ganz unterschiedliche Wahrheitsvorstellungen, sondern zeigt auch den ideengeschichtlichen Kontext der jeweiligen Theorien an.
Dasselbe gilt für die Welt als Uhrwerk, Organismus, Kosmos. "Welt" und "Wahrheit" gehören eben zu den Begriffen, die zu verwenden wir nicht umhinkommen, ohne sie doch zu letzter und gewissermaßen bildloser Klarheit bringen zu können.
In einem soeben erschienenen Sammelband zu diesem unabgeschlossenen Projekt einer "Metaphorologie" findet sich auch ein Beitrag zu einem nachgelassenen und bislang unpublizierten Fragment Blumenbergs, das über eine Metapher für Metaphern und unseren Bedarf an ihnen nachdenkt (Bettine Menke, "Sumpf und Mauer. Versuche zu einer Philosophie der Unbestimmtheit", in: Metaphorologie. Zur Praxis von Theorie, hrsg. von Anselm Haverkamp und Dirk Mende, Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag 2009).
Zum Passus:
"Es gebe gar keine Quantenwelt, sondern nur die abstrakte quantenmechanische Beschreibung. Die Quantenphysik sei keine Wissenschaft über die Natur, sondern eine Wissenschaft der Aussagen über die Natur. (Anm.: Also eine Art der Semantik?
Niels Bohr hätte es so formuliert:
"Es gibt gar keine Quantenwelt, sondern nur die abstrakte quantenmechanische Beschreibung. Die Quantenphysik ist keine Wissenschaft über die Natur, sondern Aussage darüber, wie wir versuchen, uns die Natur zu erklären."
Mit anderen Worten: Es ist, wie Steven Hawking einmal schrieb (angesichts der auch von Bohr immer wieder betonten Tatsache, dass wir die Wirklichkeit gar nicht kennen und selbst die Physik sich nur Gedanken darüber machen kann, wie sie auf uns wirkt):
Es hat keinen Sinn, sich auf die Wirklichkeit zu berufen, da wir kein modellunabhängiges Verständnis der Wirklichkeit haben.
Danke für die ausführliche Antwort! Werde auf jeden Fall einen Teil davon in meine Präsentation einbauen.
Auch bedenke:
Unsere SINNE nehmen die Wirklichkeit nicht "wahr", sie interpretieren sie.
Und wir nehmen das "wahr", was wir zum "ueberleben" brauchen............
Sehr schade ist, dass die Semantik unserer Umgangssprache die Begriffe Realität und Wirklichkeit als austauschbar erachtet, obgleich sie es ganz und gar nicht sind:
So liest man etwa auf Seite https://www.amazon.de/Wie-wirklich-ist-die-Wirklichkeit/dp/3492317774/ref=asc_df_3492317774/?tag=googshopde-21 :
Watzlawick zeigt, dass .... Es gibt nämlich zahlreiche Wirklichkeiten, die sehr widersprüchlich sein können, und die alle das Ergebnis von Kommunikation und nicht der Widerschein ewiger, objektiver Wahrheiten sind.
Was Watzlawick aber tatsächlich zeigt ist:
Es gibt zahlreiche Realitäten, die sehr widersprüchlich sein können, und sämtlich Ergebnis von Kommunikation sind, aber nicht der Widerschein objektiver Wahrheiten.
Wichtig also: Es gibt nur eine Wirklichkeit, aber viele Realitäten (da keine zwei Lebewesen sich exakt gleiche Vorstellung von der Wirklichkeit machen).
Hab nochmal "nachgelegt": https://www.gutefrage.net/frage/feedback-zu-wie-wirklich-ist-die-wirklichkeit-von-paul-watzlawick#answer-425804804
Ja, genau das ist der Punkt:
Unsere Sinne empfangen Signale der Wirklichkeit und interpretieren sie. Ergebnis dieser Interpretation ist "die Realität, in der wir leben" (= etwas nicht selten recht subjektiv Gefärbtes, das wir dann mit Wirklichkeit verwechseln).