Fakten Buddhismus?

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Bestimmte Teilaspekte des Buddhismus sind wissenschaftlich bewiesen, z.B. die heilsame Wirkung von Meditationen. Andere Dinge sind zwar nicht eindeutig wissenschaftlich bewiesen, aber für viele seriöse Forscher sehr naheliegend, z.B. das Konzept der Leerheit. Und für andere Dinge, wie das mit der Wiedergeburt, gibt es zumindest Indizien.

Allerdings würde ich niemals sagen, der Buddhismus ist die wahre Religion. Vernunft & Logik ist für mich die Wahrheit.

Woher ich das weiß:Hobby – aktiv praktizierender Buddhist & belesen

Ignatius1  12.08.2022, 01:49

Die Wiedergeburt ist mitnichten Bewiesen .Wie wäre das konkret zu beweisen.?

Und der Ur- Budhismus bezieht die Reinkarnation auch gar nicht unbedingt auf sich selbst ..zwangsläufig .

Er kann auch ein völlig anderes Leben anstossen als sein eigenes leben ,wenn nicht Achtsam ist und Karma generiert.

Der Buddhismus geht von keiner Gottheit aus,daher ist er auch viel mehr Philosophie als Religion.

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Religion ist ein Fahrzeug, ein Floß zum Übersetzen auf eine andere Seite des Lebens, von der aus sich der Blick auf den Fluss verändert. Dieser Blickwinkel ist individuell verschieden von allen anderen Blickwinkeln. Das macht ihn zur Momentaufnahme.

Was den Buddhismus für mich interessant macht, ist die Tatsache, dass er uns nicht erklärt, wie wir das zu interpretieren haben. Er erklärt nur, dass es so ist. Anicca sehen wir im Fluss, die stetige Veränderung. Anatta, Nicht-Selbst erklärt der Fluss vortrefflich. Es ist der Ganges oder der Rhein. Jeder weiß das, als gehöre der für immer dort hin. Aber die Läufe ändern sich, der Wasserstand, die Fische darin und Pflanzen am Ufer. Durch die Sicht von Anicca stellen wir fest, dass kein Wassertropfen je am gleichen Platz bleibt, es ist ständige Bewegung. Wer kann sagen, wann die Wolke über ihm zum Teil des Wassers vor ihm wird? Was wir Fluss nennen, ist eine Reihe von Momenten, die wir in der Nachschau interpretieren und benennen. Aber das ist ein Bild in unseren Köpfen, nicht die tatsächliche Erfahrung, die wir eben noch hatten.

Um bei Deiner Frage zu bleiben:


mendrup  12.08.2022, 12:47

Die direkte Erfahrung von Einheit, die Überwindung des leidvollen, ungenügenden (dukkha) Gefühls der Trennung scheint für mich der Sinn von Religion. Ob das Einheit mit Gott oder verstorbenen Geliebten im Paradies ist oder die Sehnsucht nach Frieden in einer chaotischen, weil der Entropie unterworfenen Welt. Die Dinge scheinen uns zu entgleiten und wir suchen einen Weg, sie wieder zu sammeln. Wem der Gedanke gefällt, dass Jesus Christus unser Retter ist, der wird dadurch viel Gutes bewirken. Wer diese Verlässlichkeit als Sicherheit empfindet, wird protestieren, wenn ich als Buddhist behaupte, das seien nur Hirngespinste und wir sollten das hinter uns lassen. Denn auch meine Erklärung der Substanzlosigkeit der Phänomene ist nur ein kleiner Bergweg entlang des Flusses, ein Hirngespinst. Darum halte ich mich nicht mit Wertungen auf, wer den nun Recht habe. Ich gehe Schwimmen.

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Ich bin Soto-Zen-Buddhist (Laienordination und Bodhisattva-Gelübde) und möchte mich aus diesem Grund dazu äußern:

Ich bin der Ansicht, dass es keine einzig wahre Religion gibt und die verschiedenen Religionen lediglich unterschiedliche Zugänge zum gemeinsamen religiösen Geist darstellen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit etwa 40 Jahren praktizierender Buddhist

Ignatius1  12.08.2022, 01:50

Zum gemeinsamen Religiösen Geist ?

Wie meinst du dies konkret ?

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Enzylexikon  12.08.2022, 21:25
@Ignatius1

Das ist für mich nicht ganz einfach zu erklären.

Theorie

Einerseits glaube ich, dass es gemeinsame Grundsätze aller Religionen gibt, die ähnlich wie die zehn Gebote, zu einem friedlichen Miteinander führen.

Mir ist bewusst, dass es etwa im Alten Testament oder dem Quran auch sehr brutale Stellen gibt - aber es liegt eben an den Gläubigen, solche Texte in Bezug auf die heutige Realität zu deuten und zu interpretieren, statt wörtlich zu nehmen.

Ich sehe jedenfalls das Potential für einen "religiösen Humanismus", auch wenn uns religiöse Menschen viele Dinge eher voneinander zu trennen scheinen.

Letztlich haben wir alle die gleichen geistigen Bedürfnisse: Jeder will mehr Klarheit, mehr Gelassenheit, weniger negativen Stress, mehr Frieden.

Praxis

Andererseits denke ich, dass die "religiöse Erfahrung" - also z.B. die Geisteshaltung beim Gebet, einer Meditation, oder Kontemplation ähnlich ist.

Das ist für mich persönlich sogar der wichtigere Punkt.

Wenn ein Christ sagt "Ich habe den Frieden und die Kraft des Herrn gespürt", dann nennt ein Muslim dies vielleicht "dhikr" und ein Hindu "Samadhi" - die Erfahrung ist aber miteinander vergleichbar, auch wenn sie unterschiedlich interpretiert wird.

Ich denke, wenn man wirklich religiös praktiziert, anstatt sich an egoistischen Konzepten wie "Auserwähltes Volk" oder"einzige Wahrheit" aufzuhängen, hat man eine geistige Gemeinsamkeit, wie in einem Sportteam oder sogar einer Familie.

Vielleicht kann man das wie Zufriedenheit nach einem guten Essen vergleichen;

Alle Menschen haben Hunger, alle Menschen essen gerne gutes Essen. Auch wenn die Geschmäcker verschieden sind, spüren alle am Ende die gleiche befriedigende innere Zufriedenheit.

Anstatt also mit dicken Kochbüchern zu wedeln und zu rufen "mein Rezept ist besser als deins", sollte man sich gegenseitig wertschätzen, die Küche des Anderen respektieren und im Idealfall sogar gemeinsam kochen.

Wer zusammen kocht und isst, bringt sich nicht um.

Ich hoffe, das war einigermaßen verständlich.

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Enzylexikon  12.08.2022, 21:34
@Enzylexikon

Nachtrag - vielleicht könnten deshalb gerade die mystischen Strömungen der verschiedenen Religionen, bei denen es um unmittelbare Erfahrung geht (etwa die gefühlte "Unio mystica") besser eine gemeinsame Verbindung entwickeln, als Menschen, die zwar in der Theorie sehr bewander, aber auch sehr "verkopft" sind und keine tiefen religiösen Erfahrungen haben.

Das ist wie gesagt aber nur meine Meinung bzw. mein derzeitiges Verständnis - ich behaupte nicht, dass es ein Patentrezept ist

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Ignatius1  13.08.2022, 01:02
@Enzylexikon

Ah ok Danke ich verstehe jetzt was du meinst und ich finde diese Ansicht sogar gut .

Einzig wenn wir anfangen über das letzte Ziel zu reden wirds dann halt damit etwas schwierig .

Aber das lassen wir im momment offen.⚘🙋🏻‍♀️

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Man bekommt keinen weg vorgeschrieben sondern soll seinen eigenen Weg gehen

Meiner Meinung nach gibt es aber keine wahre Religion genauso wenig wie es meiner Meinung nach keine falsche Religion gibt