Evolutionstheorie Darwin Zufall?

5 Antworten

War es Zufall, dass ausgerechnet Darwin als erster den Grundstein der noch heute gültigen Evolutionstheorie legte? Möglicherweise, allerdings war Darwin genau der richtige Mann dafür, denn er war in den Naturwissenschaften vielseitig interessiert, hat akribisch alles, was er an Gesteinen, Tieren und Pflanzen finden konnte, gesammelt und zur Auswertung in die Heimat geschickt. Er war einer der besten und gründlichsten Naturbeobachter seiner Zeit und er besaß den notwendigen Ehrgeiz. Wir dürfen nicht vergessen: seine Reise an Bord der HMS Beagle währte beinahe fünf Jahre und Darwin war praktisch die ganze Zeit an Bord des Schiffes über extrem seekrank!

Viele meinen, dass Darwins Reise zu den Galápagos-Inseln der Schlüsselaugenblick gewesen ist, der Darwin zu seiner Evolutionstheorie verhalf. Oft glaubt man deshalb, wenn Darwin nie diesen Archipel bereist hätte, wäre er nie zu seiner Idee von der Evolution gelangt. Tatsächlich geht aus Darwins Tagebüchern aber hervor, dass es den einen Heureka!-Augenblick nicht gegeben hat. Stattdessen reifte die Theorie während der Reise ganz allmählich heran und die führte ihn nicht nur zu den Galápagos-Inseln, sondern einmal um die ganze Welt (zum Reiseverlauf siehe diese Karte). Als Darwin auf den Galápagos-Inseln war und die dort lebenden Finken (die heute nach ihm als Darwinfinken benannt sind, eigentlich aber gar keine Finken sind, sondern Tangaren) sammelte, erkannte er deren Wert für seine Theorie wahrscheinlich sogar noch gar nicht. In seinem Hauptwerk On the Origin of Species erwähnt er die Galápagosfinken lediglich in einem Satz im 13. Kapitel. Es war auch nicht Darwin selbst, der die enge Verwandtschaft der Darwinfinken untereinander zuerst erkannte, sondern der damals bekannteste Ornithologe John Gould, dem Darwin die auf Galápagos gesammelten Vogelbälge zur Bestimmung zugeschickt hatte. Vermutlich wäre Darwin also zu den gleichen Schlüssen gelangt, wenn die Reiseroute einen ganz anderen Verlauf genommen hätte und er nie auf Galápagos gewesen wäre.

War es Zufall, dass Darwin ausgerechnet in der Mitte des 19. Jahrhunderts seine Theorie veröffentlichte? Wohl kaum und man darf sicher sein, hätte es Darwin nicht getan, hätte es jemand anderes getan. Die Zeit für diese Erkenntnisse war einfach reif. Schon früher waren viele Gelehrte von der Unveränderlichkeit der Arten, wie sie der Schöpfungsmythos propagiert, nicht mehr überzeugt. Jean Baptiste Lamarck veröffentlichte bereits 1809 seine Evolutionstheorie von der Vererbung erworbener Eigenschaften, die wir heute als Lamarckismus kennen und die inzwischen als widerlegt gilt. Man machte sich also schon länger Gedanken zur Evolution. Bis einer auf die Idee der natürlichen Selektion kommt, war es quasi ohnehin nur noch eine Frage der Zeit.

So verwundert es auch nicht, dass unabhängig von Darwin und quasi gleichzeitig ein anderer Naturforscher, Alfred Russel Wallace, aus Naturbeobachtungen, der er im indonesischen Inselarchipel gemacht hatte, ganz ähnliche Schlussfolgerungen ableitete. Beide sind sozusagen gleichzeitig auf dieselbe Idee gekommen. Ein Umstand, der Darwins Freunden übrigens wohlbekannt war. Darwin stand ja mit zahlreichen Kollegen in regem Austausch und hatte diesen in Briefen seine Theorie schon geschildert, so z. B. 1857 in einem Brief an seinen Freund Asa Gray. Seine Freunde drängten ihn, seine Ergebnisse rasch zu veröffentlichen, damit ihm niemand zuvorkomme. Darwin zögerte jedoch und ließ sich viel Zeit, als er mit der Ausarbeitung eines Buches begann, das zunächst Natural Selection heißen sollte (sein Zögern lag allerdings nicht darin begründet, dass Darwin selbst an seiner Theorie gezweifelt hätte, wie Kreationisten heute immer wieder noch gern behaupten, sondern darin, dass Darwin ein wahrer Pedant war und bereits im Voraus seinen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen wollte, daher sammelte er akribisch Belege, die mögliche Einwände gegen seine Theorie entkräften konnten). 1858 bekam er von der Insel Ternate ein Manuskript von Wallace zugeschickt (es ist heute als "Ternate-Manuskript" bekannt), mit der Bitte, er möge dieses an Charles Lyell (einer der damals bedeutendsten Geologen, der Darwin ebenfalls maßgeblich inspirierte und förderte). In diesem Manuskript schildert Wallace eine ganz ähnliche Theorie wie Darwin und obwohl Darwin fürchtete, Wallace könne ihm mit einer Veröffentlichung zuvorkommen, leitete er den Brief an Lyell weiter.

Man einigte sich schließlich darauf, sowohl Darwins Brief an Asa Gray als auch das Ternate-Manuskriot gleichzeitig am 1. Juli 1858 vor der Linnean Society in London vorzustellen. Man beschloss daraufhin, dass Darwin zuerst sein Buch veröffentlichen dürfe. Damit war auch Wallace einverstanden. Der gelegentlich hervorgebrachte Vorwurf, Darwin hätte Wallace um die ihm gebührende Anerkennung gebracht und beide wären erbitterte Konkurrenten gewesen, stimmt nicht. Tatsächlich waren beide zeitlebens miteinander in regem Austausch und können als freundschaftlich verbundene Kollegen gelten. Darwin selbst betrachtete Wallace als einflussreichsten Evolutionsbiologen und Wallace ist der in Darwins zweitem Hauptwerk Descent of Man am häufigsten zitierte Autor überhaupt. Anstatt zunächst aber sein Werk Natural Selection zu vollenden, was einfach zu lange gedauert hätte, schrieb Darwin nun eine "kurze" Zusammenfassung, die 1859 unter dem Titel On the Origin of Species veröffentlicht wurde. Die Erstauflage war bereits am Erscheinungstag restlis vergriffen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Nein, es war kein Zufall. Schon sein Großvater interessierte sich für Evolution und machte dazu Theorien. Erasmus Darwin war Arzt und Naturforscher https://de.wikipedia.org/wiki/Erasmus_Darwin Erasmus legte die Grundlagen, konnte jedoch keine nachprüfbaren Fakten finden. Charles war dementsprechend vorgeprägt und bedingt durch dieses Wissen sah er Dinge, welche andere Naturforscher eventuell übersehen hätten. Charles war auch ein Liebhaber von Statistiken. Dieses half ihm zusätzlich bei seinen Theorien, wie wahrscheinlich diese Änderungen bei Finken auf einer Insel zu dieser Vielzahl an Arten führen konnte, da es eben so viele unterschiedliche Biotope dort gab.

Woher ich das weiß:Hobby

"erschaffen" klingt irgendwie nach "hat sich ausgedacht". seine theorie ist vielmehr eine auf beobachtung und forschung aufgebaut und erklärt plausibel, wie sich arten entwickeln, verändern oder sich umweltbedingungen anpassen.

zufall ist das nicht, sondern wenn neugierige forscher auf etwas stoßen, dass sie (noch) nicht erklären können, dann beginnen sie eben zu forschen und kommen irgendwann so einem geheimnis aus den grund.

bei darwin war es die beobachtung, dass eine vogelart auf den abgelegenen galapagos-inseln völlig anders war als die nahen verwandten auf dem festland. das war quasi der auslöser, dieses "phänomen" erklären zu können.

Hi739291 
Fragesteller
 14.02.2022, 20:02

Aber es ist doch zufall,dass darwin auf die darwin finken gestoßen ist

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noname68  15.02.2022, 16:53
@Hi739291

irgendein zufälliger anlass ist immer der ausgangspunkt einer forschung, die ggf. zu einer entdeckung oder zur begründung einer these führt.

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Hi,

Zufall ist meiner Ansicht nach das falsche Wort. Darwin war einer der wenigen Freigeister auf dieser Welt und hat aufgrund seiner Beobachtungen eins und eins zusammengezählt. Und es war eben genau zur richtigen Zeit...

Und man muss dazu sagen, dass ungefähr zur selben Zeit Alfred Russel Wallace eine ähnliche Theorie hervorgebracht hat. Darwin hatte aber diese Beobachtung und die daraus resultierende Theorie etwas eher formuliert und wollte sich aber noch einen Namen in der Wissenschaft erarbeiten, bevor er seine Theorie veröffentlichte. Deshalb gebührt ihm dahingehend der Ruhm...

LG

Woher ich das weiß:Recherche

Nein, er hat ganz gezielt über eine Erklärung der Dinge nachgedacht, die er da gesehen hat.