Evolution?

5 Antworten

Sie sage nämlich nichts voraus, was man Wissenschaftlich überprüfen kann.

An Krass' Behauptung ist gar nichts dran. Wie jede gute wissenschaftliche Theorie erlaubt es die Evolutionstheorie Vorhersagen zu treffen und zu prüfen. Die Aussage: "Arten passen sich an Umweltveränderungen an und verändern sich dabei" ist eine Vorhersage, die man überprüfen kann. Das Forscherehepaar Mary und Peter Grant hat beispielsweise über Jahrzehnte hinweg auf der zum Galápagos-Archipel gehörenden Insel Daphne Major Daten zur Schnabellänge der Mittleren Grundfinken (Geospiza fortis) gesammelt und konnte damit belegen, dass die Schnabellänge sich mit den Umweltbedingungen und dem dadurch veränderten Nahrungsangebot veränderte (Grant & Grant 2006).

Ein anderes Beispiel ist die Covid-19-Pandemie. Hier kann die Evolutionstheorie genutzt werden, um damit Vorhersagen über die Entwicklung neuer Virusvarianten und Antigene zu treffen (Garcia-Cremades et al. 2021, Markov et al. 2023, Han et al. 2023).

Das bekannteste historische Beispiel zur Vorhersagefähigkeit der Evolutionstheorie stammte von Charles Darwin selbst. Er untersuchte 1862 die Blüten der Orchideenart Angraecum sesquipedale, die einen besonders langen Sporn besitzt, an dessen Ende sich der Nektar befindet. Darwin sagte auf Grundlage seiner Überlegungen zur Evolutionstheorie voraus, dass es einen Bestäuber geben müsse, vermutlich eine Motte, dessen Rüssel so lang ist, dass er damit den Nektar am Ende des Sporns erreichen könne. Darwin selbst erlebte die Entdeckung seiner Vorhersage nicht mehr, er starb 1882. Erst 21 Jahre später, im Jahr 1903, wurde auf Madagaskar durch Walter Rothschild und Karl Jordan tatsächlich eine Motte mit einem solch langen Rüssel gefunden und als Xanthopan morganii praedicta beschrieben. Der Namenszusatz praedicta bedeutet so viel wie "wurde vorausgesagt" und bezieht sich auf Darwins Vorhersage.

Die Evolutionstheorie sei auch nie Wissenschaftlich bewiesen worden.

Auch das ist schlicht gelogen. Schon Darwin führt in seinem Buch Über die Entstehung der Arten (1859) viele, viele Beispiele an, die seine Theorie belegen. Ihm gelang darin sogar das Kunststück, allein mit Worten auszukommen. In On the Origin of Species findet sich nicht eine einzige mathematische Formel. Krass hat wahrscheinlich niemals dieses Buch gelesen, sonst wüsste er das.

Selbstverständlich ist die Evolutionstheorie zweifelsfrei belegt worden. Wir haben die Fossilien, die millionenfach in den Naturkundemuseen überall auf der Welt liegen. Allen voran sind hier natürlich so bedeutende Zwischenformen oder Brückenorganismen wie Archaeopteryx oder Ichthyostega zu nennen. Auch unsere eigene Evolutionsgeschichte ist fossil dokumentiert, beginnend bei dem frühesten Menschenvorfahren Sahelanthropus tchadensis über die Australipithecinen bis hin zu frühen Menschen wie Homo habilis und Homo erectus und schließlich dem anatomisch modernen Homo sapiens. Es gibt lebende Brückenorganismen wie die Eierlegenden Säugetiere (Monotremata) und andere "lebende Fossilien" wie den Quastenflosser als Belege für die Evolutionstheorie. Es gibt morphologische Stufenreihen, anhand derer sich z. B. die Evolution des Auges, des Gehirns und des Herz-Kreislaufsystems belegen lässt. Es gibt Atavismen wie Polythelie, Polydactylie und Halsfisteln. Es gibt Rudimente wie den Wurmfortsatz oder Reste des Beckengürtels bei den Walen. Wir haben moderne DNA-Sequenzvergleiche, die uns einen Blick in die Evolution selbst dort erlauben, wo der Fossilienbericht Lücken aufweist (und nein, die Lückenhaftigkeit des Fossilberichts ist kein Argument gegen die Evolution, Darwin hat dieses Argument bereits in On the Origin of Species aufgegriffen und endgültig entkräftet). Wir haben ein System der abgestuften Ähnlichkeit, das sich problemlos in einen Stammbaum des Lebens umschreiben lässt. Wir haben Beispiele für Haeckels biogenetische Grundregel, z. B. die Metamorphose der Amphibien. Wir haben unzählige Freilandbeobachtungen wie die der Grants, die ich ganz oben schon nannte. Und es gibt Langzeitexperimente aus den Labors, z. B. das Long Term Evolution Experiment.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Also das sind (ich beziehe mich dann auf Aussagen die du wiedergibst die er wohl angeführt hat - Kenne das Video bislang selbst nicht) vage Thesen. Es ist zum einen wirklich die Grundlage, bis sich Evolutiv Dinge verändern dauert es gut und gerne mal Jahrtausende. Wir reden hier von Zeitspannen, die wird kein Mensch auch nur annähernd mal erleben können. Von 100.000 Jahren bis hin zu weit mehr. Potenziell brauch es für eine Veränderung eine neue Generation an Nachwuchs. Da müsste ein Tier anders sein welches einen Vorteil gegenüber den anderen hat. Bis sich das mal festigt und alle anderen Individuen aller Populationen in den Schatten stellt, werden viiiiiiiele Jahre vergehen. Zum anderen ist die Evolution meines erachtens unbestreitbar. Es ist wohl klar wenn wir und den Verlauf der Erdgeschichte anschauen, sich da einiges getan hat und demnach sich zwingend aufgrund dieser Erkenntnis auch in den nächsten Jahrtausenden/ Millionen Jahren einiges ändern wird. Alleine aus dem Bereich der Pflanzen und Tiere gibt es durch Fossilien genug Belege für Evolutive Bedingungen. Klar ist es schwer zu sagen, ob in einer Million Jahren Affen mit 4 Armen besser leben können als jetzt mit 2 (Gedankenbeispiel zum erläutern). Das weiß keiner und kann keiner erahnen. Aber Evolutiv könnte es möglich sein.

Desweiteren: Die Evolutionstheorie beruht auf Wissenschaftlichen Methoden zur Erprobung. Also es war eine These die durchaus gestützt werden konnte. Daher ist sie bislang auch aktuell. Und es ist wichtig zu beachten: Solange eine These belegt werden kann, bleibt sie im Rennen. Andere Thesen mit Belegen können dann konkurrieren. Angenommen wird die wahrscheinlichere aber coexistenz ist möglich.

Ohne dem Mann etwas böses zu wollen. Aber ich nehme mal an, seine Gedanken sind Wirr und ungeordnet :D. Seinen Aussagen würde ich nicht sofort Glauben schenken.

Grüße

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologie Studium
Die Evolutionstheorie lehne sich nie soweit aus dem Fenster, um voraussagen zumachen, die man Wissenschaftlich überprüfen kann.

Das ist falsch. Ein Beispiel ist Tiktaalik, ein Fossil, das durch gezielte Vorhersagen basierend auf der Evolutionstheorie entdeckt wurde. Neil Shubin und sein Team suchten nach einem Fossil, welches den Übergang zu den ersten Landwirbeltieren darstellt. Sie wählten spezifische Gesteinsschichten und Orte aus und fanden Tiktaalik, das Merkmale beider Gruppen aufweist.

Es gibt übrigens auch ein Video, welches sich mit den Behauptungen von Marcel Krass wissenschaftlich auseinandersetzt und genau diese Aussage (bei Minute 5:20) durch mehrere Beispiele widerlegt:

https://youtu.be/GNSrAq7kmPk?si=K39ETJ8KQM9c53UP&t=319

Deswegen sei es ganz egal was man findet. Wie die Lebewesen aussehen. Wie sie entstanden sind. Das spielt alles keine Rolle. 

Auch das ist falsch. Es ist nicht egal, was man findet. Wenn beispielsweise die Erde jung wäre, es keine Vererbungsmechanismen gäbe, der Fossilienbestand chaotisch oder statisch wäre, oder die Homologien keine hierarchische Struktur aufweisen würde (wie bei Chimären), dann wäre die Evolutionstheorie zerschlagen.

Und auch hier hat die Evolutionstheorie Vorhersagen getroffen. Zur Zeit Darwins war der Vererbungsmechanismus nämlich noch unbekannt, das tatsächliche Alter der Erde war unklar, und die Paläontologie blühte erst so richtig auf.

Die Evolutionstheorie sei auch nie Wissenschaftlich bewiesen worden. Denn wenn das so wäre, könnte auch kein Havard Professor einfach mal mit einer gegen Theorie auftauchen.

Auch das ist falsch. Ich habe im Video die Stelle herausgesucht und Marcel Krass meint damit den verstorbenen Stephen Jay Gould und sein "Punctuated Equilibrium". Es stellt keine "Gegentheorie" dar, sondern bezieht sich auf die Geschwindigkeit der Evolution (Phasen der Stasis, gefolgt von Ausbrüchen schnellerer evolutionärer Veränderungen) innerhalb der Evolutionstheorie.

Einige mehr Behauptungen des Videos von Marcel Krass wurden übrigens bereits hier sehr umfassend widerlegt:

https://www.youtube.com/watch?v=F3ARw7e9WUA&t=159s

Marcel Krass mag zwar mit seinem professionellen Studio, dem gebügelten Hemd und seiner Wortwahl überzeugend wirken, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass der Inhalt unsinnig ist. Und da kann die Organisation dahinter noch so viele Kommentare unter den Videos löschen, um ein bestimmtes Framing aufrechtzuerhalten.

Wissenschaftlich wäre, wenn diese Theorie etwas voraussagt, was man nachmessen kann.

Kann man ja. und das ist auch mess- und beweisbar. In sofern liegt er falsch.

Hallo,

Das Video kenne ich nicht. Aber zu dem, was du daraus zitierst:

Selbstverständlich liefert die Evolutionstheorie Vorhersagen, die sich überprüfen und messen lassen. Beispielsweise die Vorhersage, dass sich Individuen, die einen Selektionsvorteil haben, aufgrund der höheren Ünerlebens- und Fortpflanzungsrate haben, in der Folge in einer Population häufiger finden werden. So funktioniert zum Beispiel die Entwicklung von Resistenzen gegen Medikamente und Schädlingsbekämpfungsmittel. Evolution live beobachtet, messbar und vielfach dokumentiert: diejenigen Individuen, die zufällig den Vorteil haben, unempfindlich gegen einen Wirkstoff zu sein, überleben und pflanzen sich fort. In der Zukunft entwickelt sich dann eine ganze Population resistenter Organismen. Ein anderes Beispiel:

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/industriemelanismus/34002

Keine einzige Theorie ist wissenschaftlich "bewiesen", dieser Begriff wird in der Wissenschaft nicht verwendet. Und es ist allgemein so, dass eine existierende Theorie über den Haufen geworfen wird, sobald eine neue auftaucht, die mit den beobachteten Sachverhalten besser übereinstimmt und zutreffendere Vorhersagen liefert. Eine solche Theorie aufzustellen, steht jedem frei. Nur sollte diese Theorie dann auch überprüfbar sein und bessere Vorhersagen liefern. Und das ist wohl bei der Evolutionstheorie nie der Fall gewesen.