Erfahrungen mit bzw Unterschiede bei den katholischen Stundenbüchern?

5 Antworten

Das TeDeum kann ich empfehlen. Es ist für den Alltagsgebrauch durch Laien konzipiert, die nicht in einem klösterlichen Rhythmus leben. Es ist auch schön gedruckt, enthält neben den Stundengebeten Angaben zum Tag (Gedenk-und Heiligentage, außerchristliche religiöse Feste), eine Bildmeditation zum Titelbild und einen Artikel zu einem theologischen Thema.

Manche finden das Magnificat besser, aber das kenne ich nicht.

Für das kleine und erst recht für das große Stundenbuch braucht man viel Routine. Wenn man die nicht hat, ist das "Bändseln" (Heraussuchen, was gerade dran ist), zu nervig und frustrierend. Die Herausgeber liefern dafür keinen Index mit, was ich ziemlich grottig finde.


BVBFan9609 
Fragesteller
 10.12.2017, 00:03

Danke für deine Empfehlung! :)

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Hallo,

ich kann mich nur der hervorragenden Erläuterungen von Gruenkohl28 anschließen. 

Aus meiner Sicht kann ich Dir raten, danach zu gehen, was du brauchst,  willst und kannst. Die "großen" Stundenbücher samt Lektionare bieten die gesamte römische Tagzeitenliturgie im vollen Umfang. Ich habe mir diese Bücher zusammengesammelt und nutze sie regelmäßig. Mir war damals wichtig, trotz des letztlich stolzen Preises für das Gesamtpaket, mir alles für den privaten oder möglicherweise verpflichtenden Gebrauch und für Studienzwecke offenzuhalten. In der Tat beschränke ich aber mein liturgisches Leben auf die tägliche Feier von Laudes, Vesper und - sofern mir persönlich möglich - Komplet. Dafür würde das handlichere, günstigere "Kleine Stundenbuch" völlig ausreichen.

Ich finde es aber ganz angenehm, mit den großen Stundenbüchern zu hantieren. Für mich stellen diese wahre Organisations- und Druckmeisterleistungen dar, der Gebrauch ist schnell eintrainiert. Auch wenn ich es momentan und in naher Zukunft nicht schaffe, Lesehore (und mittlere Horen) zu feiern, kann ich so zumindest zu bestimmten Hochfesten die nächtliche Vigil feiern und unregelmäßig in den Lesungen der Hagiographie und Väter stöbern.

Soll es (noch) mehr alltagstauglich sein, kann ich auch mit gutem Gewissen auf die Antwort von Aleqasina verweisen. Ich habe selbst lange das "Te Deum" abonniert, bis ich aus mehreren Gründen umgestiegen bin. Solche Hefte dienen eher und in hervorragender Art und Weise zur persönlichen Gebetspraxis und Spiritualität an. Der Gedanke, dabei (auch im privaten Rahmen!) als dessen Subjekt die Liturgie der Kirche als ihren Heiligungs- und Weltdienst mitzuvollziehen, worauf LG 87 Bezug nimmt, tritt hier eher in den Hintergrund.

Ich hoffe, ich konnte etwas bei der Entscheidungsfindung helfen. :)        

BVBFan9609 
Fragesteller
 10.12.2017, 00:08

Hallo ruhrpott91,

vielen Dank für deine Meinung und deine Hilfe! Du hast mir wirklich sehr geholfen!

Darf ich noch fragen, wie du den einen (Halb-)Satz hier meinst? Bist du Theologe?

alles für den privaten oder möglicherweise verpflichtenden Gebrauch und für Studienzwecke offenzuhalten

Ganz liebe Grüße und danke nochmals.

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Das Stundengebet ist eine Form des Gebetes, wo sich der Beter bewusst in die ganze Gemeinschaft der Kirche einfügt. Daher wird dieses Gebet von der Kirche nach bestimmten Regeln geordnet, allgemein für die Kirche und Sonderregelungen für einige Ordensgemeinschaften. Die Priester, Diakone und Ordensleute haben sich verpflichtet, das gesamte oder Teile des Stundengebets zu beten.

Grundsätzlich gibt es 7 Gebetszeiten am Tag:

  • Lesehore: zu jeder Tageszeit möglich, aber geplant vor der Laudes, ca. 30 min
  • Laudes am Beginn des Tages, ca. 20 min
  • Terz, am Vormittag etwa um die "3 Stunde" (ca. 9 Uhr), ca. 10 min
  • Sext, mittags etwa um "6. Stunde" (12 Uhr), ca. 10 min
  • Non, am Nachmittag etwa um die "9. Stunde", (ca. 15 Uhr), , ca. 10 min
  • Vesper, am frühen Abend, ca. 20 min
  • Komplet, das kirchliche Nacht, prkatisch vor dem Zu-Bett-Gehen, ca. 10 min

Wenn du alles zusammenzählt, siehst du, dass du auf etwa 1,5 - 2 Stunden Gebetszeit am Tag kommst. Das ist für die meisten "nicht zu schaffen", daher ist diese ausführliche Form meistens nur bei einigen sehr kontemplativen Orden zu finden. Aber grundsätzlich haben sich alle Priester und Bischöfe darauf verpflichtet, die Ständigen Diakone nur für Laudes, Vesper und einer der kleinen Gebetszeiten.

Grundsätzlich ist das Stundengebet aber das Gebet der ganzen Kirche und ist auch allen Gläubigen empfohlen. Damit das leichter geht, sind einige Formen des Stundengebets entstanden, die dem Umstand Rechnung tragen, das Stundengebet in Teilen davon in den gewöhlichen Alltag integrieren zu können.

Und nun zu den einzelnen Unterschieden, wonach du gefragt hast.

Ich fange mal mit den "Zeitschriften" wie Magnificat und Te Deum an: Hier wird für das Morgengebet, das Abendgebet und das Nachgebet  jeweils ein Psalm aus dem offiziellen Stundengebet ausgewählt und mit den sich regelmäßig wiederholenden Texten in einem Zusammenhang präsentiert, so dass das Hin-und her Blättern im Stundenbuch entfällt. Dazu gibt es jeweils die Tageslesungen der Hl. Messe (denke ich?) und einen Impuls-Text für den Tag. Diese abgespeckte Form des Stundengebets ist für manche eben genau das Richtige für ein regelmäßiges Beten, anderen mag das zuwenig sein. Das muss jeder für sich ausprobieren. Die Unterschiede von Magnificat und Te Deum sind nicht sehr groß. Die Impuls-Texte des Te Deum sind vielleicht etwas "progressiever", wenn man das so sagen kann. Mir persönlich hat zwar das Magnifikat immer besser gefallen, aber auch das Te Deum ist recht gut. Da muss jeder selbst schauen, was ihm liegt. Das Magnificat gab es zuerst, und dann kam die "Kopie" als Te Deum auf den Markt.

Das große Stundenbuch beinhaltet mit den Lektionaren das gesamte Stundengebet. Im Laufe von 4 Wochen hat man fast alle 150 Psalmen einmal durch. Auch die Lesungstexte und Fürbitten etc. wiederholen sich nach 4 Wochen. Veränderlich sind nur im zwei Jahresrhytmus die Lesungstexte der Lesehore, jeweils ein Lesungstext aus der Hl. Schrift und einer aus den Schriften der Kirchenväter, der Heiligen oder anderer geistlichen Autoren (in den Lektionaren). Ich finde, die Lektionare lohnen sich sehr und sind auch möglich als Ergänzug zum kleinen Stunden buch.

Das kleine Stundenbuch enthält praktisch die Laudes und Vesper (Morgen- und Abendgebet) aus dem großen Stundenbuch sowie die Komplet, deren Texte sich ohnehin im wöchentlichen Rhytmus wiederholen.

Sowohl das kleine wie auch auch das große Stundenbuch gibt es jeweils für die "Zeit im Jahreskreis" (grün), für Advents- und Weihnachtszeit (blau) und für die Fasten- und Osterzeit (rot). Es gibt viele, die zunächst mit dem "Kleinen Stundenbuch" beginnen und auf Dauer dabei bleiben oder nach einigen Jahren dann doch zum "Großen Stundenbuch" greifen. Falls du nicht die Variante von Magnificat oder Te Deum wählst, würde ich dir zunächst einmal nur das Kleine Stundenbuch (Jahreskreis) empfehlen. Das Stundenbuch gibt es auch als App (sowohl das große wie das kleine), allerdings mit allen Vor-und Nachteilen. Ich verzichte trotzdem nicht auf meine Bücher.

Das Christuslob ist praktisch eine adaptierte und deutlich abgespekte Form des großen Stundenbuchs, das vor allem in einigen Ordensgemeinschaften verwendet wird. Es ist nach meiner Wahrnehmung aber eher selten anzutreffen und nicht sehr verbreitet. Die Psalmen sind, glaube ich, mit Markierungen zum Singen unterlegt. Die Texte sind im 14-tägigem Rhytmus geordnet und ich meine, dass es auch nur Laudes, Vepser und Komplet umfängt. Musst du dir selbst ansehen. Ich habe jedenfalls damit keine Erahrung.

Weiter gibt es noch das Monastische Stundenbuch der Benediktiner. Dieses ist am ehesten mit dem Großen Stundenbuch vergleichbar. Die Benediktiner haben aber eine etwas andere Anordnung der Psalmen und Hymnen, eine andere Auswahl der Schrifttexte und der Übersetzung, sowie die Möglichkeit, alles im 14-tätgigen oder im 4-Wochen-Rhyrmus zu beten. Es umfasst folgende 5 Gebetszeiten: Matutin (= Lesehore), Laudes, Sext, Vesper und Komplet. Zusätzlich sind auch die Terz und Non möglich, aber nicht direkt vorgesehen.

Ich hoffe, dir ein wenig geholfen zu haben. LG

BVBFan9609 
Fragesteller
 09.12.2017, 23:10

Hallo wolfruprecht,

vielen herzlichen Dank für deine ausführliche und hilfreiche Antwort!

Das Wissen um die Stundenliturgie an sich hatte ich bereits, aber ich denke, es wird sicher noch irgendjemandem helfen, der sich eines Tages diese Frage ansieht und deine Antwort liest. Danke!

Deine Unterscheidung und die genauen Beschreibungen der verschiedenen Bücher haben mir sehr geholfen! So kann ich jetzt zum Beispiel schon einmal von den "Zeitschriften" absehen, da diese wohl nicht meinem Wunsch für ein Stundenbuch entsprechen.

Eine Frage noch: Ich kenne tatsächlich bisher nur das Christuslob aus der praktischen Erfahrung: Hier sind bei den zu singenden Psalmen etc in der Tat Markierungen zum Gesang. Findet man so etwas auch bei den anderen Büchern? Dem großen/kleinen benediktinischen Stundenbuch? Sind darin nur Texte abgedruckt oder auch irgendwelche Anweisungen/Markierungen sonst noch?

Ganz liebe Grüße und von Herzen Danke!

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wolfruprecht  10.12.2017, 21:20
@BVBFan9609

Die Markierungen für den Gesang und die Antiphonen sind im großen wie im kleinen Stundenbuch nicht vorhanden. Dafür gibt es das "Antiphonale zum Stundenbuch", das im Prinzip alle singbaren Teile (Psalmen, Hymnen, Responsorien, usw.) für alle Gebetszeiten (incl. der Feste und Heiligengedenktage) außer der Lesehore enthält. Für die Gebete und Fürbitten verwendet man das Stundenbuch.

In der App für das große Stundenbuch ann man die Markierungen und die Noten für die Hymnen und Antiphonen einblenden lassen. Ob das beim kleinen Stundenbuch auch geht, weiß ich nicht, nehme aber an, dass es nicht geht. Diese App ist ja auch kostenlos, die App für das groe Stundenbch kostet einmalig so um die 23 €. Ich finde, sie lohnt sich, auch als Ergänzung zum großen Stundenbuch. Ich kann mir vorstellen, dass die Kombination Kleines Stundenbuch als Hartware und die App für das große Stundenbuch als Weichware eine sehr sinnvolle und relativ preiswerte Kombination ist.

Im Monastischen Stundenbuch (Benediktinerabtei Münsterschwarach) sind, so weit ich weiß, auch keine Gesangsmarkierungen bzw. Noten drin. Dafür haben die Mönche eigene Antiphonale mit den Noten zu Laudes, Vesper, Komplet und Mittagshore.

Ausfürliche Anweisungen, also Erklärungen und Anleitung zum Stundenbuch, finden sich im blauen Stundenbuch für die Avents- und Weihnachtszeit sowie besonders zum Gesang im Antophonale.

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http://apps.liturgiaetmusica.com/en/apps/brevmeum

Ich kann diese App mit dem Stundengebet (Latein und Übersetzung) empfehlen. Da muss man überhaupt nicht mehr blättern und zusammensuchen, weil man jeden Tag alles fertig zusammengestellt in der App bekommt.

BVBFan9609 
Fragesteller
 09.12.2017, 22:49

Hallo anonymos987654:

Danke für deine Antwort. Leider habe ich kein Apple-Gerät, sodass ich diese App nicht nutzen kann. Allerdings habe ich eine andere App.

In der Frage hier ging es mir aber ohnehin um die Bücher, da ich mich in der Kirche sitzend mit dem Handy in der Hand einfach unwohl fühle, weshalb ich mir ja gerade ein passendes Stundenbuch suche.

Trotzdem danke! :-)

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anonymos987654  10.12.2017, 18:46
@BVBFan9609

...bei uns sitzen sogar manche Priester mit dem Handy in der Kirchenbank und beten auf diese Weise die Vesper.

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Hallo,

ich würde das Kleine Stundenbuch empfehlen, da es anders, als Zeitschriften wie Te Deum und Magnificat das offizielle Stundengebet der Kirche enthalten. Außerdem hast du dann das Stundenbuch wirklich und musst nicht ständig das Abo bezahlen.

Das Kleine Stundenbuch enthält das Morgengebet (Laudes), das Abendgebet (Vesper) und die Komplet. Es fehlen die Lesehore (die zur Matutin erweitert werden kann) und die Tageshore. Das dürfte aber für die meisten Leute, die keine (hauptberuflichen) Kleriker sind und keinem Orden angehören ausreichen.

Das Blaue ist für die Adventszeit und die Weihnachtszeit bis zum 1. Sonntag nach Epiphanias. Das Braune ist für den Osterfestkreis, vom Aschermittwoch bis Pfingsten. Das Grüne ist für die Zeit im Jahreskreis.
Dass man das auf drei Bücher aufgeteilt hat, soll die Sache handlicher machen. Bestimmte Ordinariumsstücke (Hymnen, Antiphonen), die z.B. nur in der Weihnachtszeit kommen, braucht man für den Jahreskreis nicht. Ebenso gibt es bestimmte Stücke, die nur in der vorösterlichen Bußzeit oder nur in der Osterzeit verwendet werden. Auch die ganzen Sonntage und Feste im Jahreskreis haben eigene Kollektengebete und eigene Antiphonen zum Bendictus und Magnificat.

Davon abgesehen, kann ich folgende Website und folgende Android-App empfehlen:

http://stundenbuch.katholisch.de/kalendertag.php

https://play.google.com/store/apps/details?id=de.dicendum.stundenbuch

BVBFan9609 
Fragesteller
 09.12.2017, 23:57

Hallo Gruenkohl28,

danke für deine Antwort! Die App kannte ich bereits und habe sie auch schon auf meinem Handy installiert. In der Kirche das Handy herauszuholen fühlt sich für mich dennoch komisch an. Aber danke für deine begründete Empfehlung für das kleine Stundenbuch und die Erläuterung zu den Unterschieden der drei verschiedenfarbigen Ausgaben.

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