Einwände gegen den Kosmologischen Gottesbeweis?

6 Antworten

Beim kosmologischen "Gottes eiweiß" geht es im Prinzip um die Ursache für die Entstehung des Universums. Die wird als Gott bezeichnet.

Der Beweis hakt an drei Punkten.

1. Alles was wir in unserem Universum kennen, hat eine Ursache, aber wir wissen nicht, ob diese Regel nur in unserem Universum gilt.

2. Das Problem wird nur um eine Ebene verschoben. Nimmt man an, dass alles eine Ursache hat, muss dies auch auf die Ursache der Entstehung des Universums zutreffen.

3. Wenn man annimmt dass das Universum eine Ursache haben muss, gibt es immer noch keinen Grund anzunehmen dass es sich um einen Gott handelt.

matmatmat  20.03.2018, 18:03

Zusätzlich macht man die Erklärung noch unnötig kompliziert (Occams Rasiermesser).

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Die antiken / mittelalterlichen Gottesbeweise wie der von Aquin gehen davon aus, daß unser Universum einen Grund haben muß, etwas von "außerhalb", das zum Entstehen unabdingbar ist. Es muß eine erste Bewegung geben, es muß eine erste Kausalität geben die alles andere angestoßen hat und so weiter.

Diese Grundannahme ist jedoch durch nichts zu rechtfertigen. Die Wissenschaft ist erstaunlich gut darin zu erklären wie "etwas" aus "nichts" entsteht (vgl. Lawrence Krauus "A Universe from Nothing"). Auch dort, wo manche Fragen offen sind bietet das postulat eines Gottes keine Erklärung, denn: Wenn alles einen Grund haben muß und der Grund der Schöpfergott ist, wo kommt dann der Schöpfergott her? Warum muß der keinen Grund haben? Als drittes kommt hinzu das meist die einfache, elegante Erklärung ohne zusätzliches, nicht für die Erklärung notwendiges sich als die beste Erklärung erwiesen hat.

Viktor1  20.03.2018, 19:51
Wenn alles einen Grund haben muß und der Grund der Schöpfergott ist, wo kommt dann der Schöpfergott her?

Falsche Hinterfragung. Per Definition muß alles Sein unserer Erfahrung einen Grund haben, nicht der, der dieses Sein bewirkt hat . Das "alles" gilt nur bedingt.

Egal wie - der kosmologische "Gottesbeweis" ist aus anderen Gründen kein Beweis, da Prämissen gesetzt werden welche keine Gegebenheiten außerhalb unserer Erfahrung zulassen. Die "Wissenschaft" widerlegt aber auch nichts. Diese bei solchen Fragen zu bemühen ist Wichtigtuerei - so als hätten Jene, welche Gott für wahrscheinlich halten, mit Wissenschaft nichts am Hut. Das Gegenteil ist aber der Fall.

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matmatmat  20.03.2018, 20:15
@Viktor1

Wenn Du möchtest, das anders herum ein Schuh draus wird: Wenn der Schöpfergott ohne Grund exsitieren kann, warum können es andere Dinge dann nicht auch? Ich finde schon das ist einer (aber sicher nicht der einzige) berechtigte Einwand.

Aus Wissenschaftlicher Sicht benötigen wir nicht nur keinen Gott um die Welt zu erklären, wir haben sogar keinen Platz für einen (der mehrere) in den Theorien, die funktionieren besser ohne. Wir haben keinerlei Indizien für die Existenz eines Schöpfergottes oder Eingriffe eines Wesens in unsere Realität gefunden. Alle anderen Sachen für die sich die Beweislage ähnlich darstellt lassen Leute bereitwillig ruhen als nicht-Existent. Was rechtfertigt bei Göttern diese Ausnahme? Wir haben aber im Gegenzug hervorragende Theorien aus Geschichte, Psychologie und Biologie, warum wir uns immer wieder Götter ausgedacht haben. Die Wissenschaft tätigt also sehr wohl eine (gut belegte) Aussage dazu.

Das Leute zwar ihr Leben der Wissenschaft anvertrauen (Flugzeug fliegen, Antibiotika einnehmen, in anderen Stockwerken als dem Erdgeschoß wohnen) aber trotzdem nicht viel drauf geben, weil sie an Ihrer Fehlwahrnehmung festhalten wollen ist natürlich noch mal eine andere Sache, tut aber zur Frage eines Gottesbeweises nichts zur Sache.

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Thomas von Aquin geht bei seinem Versuch die Existenz Gottes zu beweisen von „Ursache“ und „Bewegung“ aus. Er formuliert dies in den beiden ersten Wegen seiner "Fünf Wege Gott zu beweisen", greift aber dabei auf die Lehre des Aristoteles und Platon zurück:

In der Welt nimmt man Bewegung wahr. Alles Bewegte hat einen Beweger. Es muss also einen Ersten Beweger geben. Dieser kann nur Gott sein.

Dabei formuliert er, dass immer etwas die Ursache von etwas anderem ist, oder das immer etwas, etwas anderes bewegt. Nichts kann seine eigene „Ursache“ sein und nichts bewegt sich ohne Grund von selbst.

Wenn man annähme, dass dieses wirklich der Realität entspräche, so könne man alle Geschehnisse unendlich zurückverfolgen, dieses bewegt das, das wiederum jenes (dilemma regressus ad infinitum).

Nun zieht Aquin nach diesen Gedankengängen den Schluss, dass es einen Anfang, oder ein Erstes, aller Ursachen geben muss, da es sonst nicht zu den Bewegungen kommen könne und es nichts gäbe (Prima Causa).

Das erste ist es, was wir als „Gott“ bezeichnen.

Bei diesem Gottesbeweis kommt es nicht darauf an, den aus der Bibel überlieferten Gott zu beweisen und dessen Existenz zu rechtfertigen, sondern in einer logischen Argumentation „ein“ höchstes Wesen zu beweisen, welches erst später als „Gott“ interpretiert wird.

Thomas von Aquins Gottesbeweis lässt sich auf jenen von Aristoteles zurückführen.

b)Kinetischer Beweis (vgl. Aristoteles)

1. Das Universum, bestehend aus Materie, Raum und Zeit, befindet sich in einem ständigen Prozess der Veränderung.

2. Materie, Raum und Zeit können sich nicht von selbst verändern.

3. Also braucht es einen Beweger von außerhalb, der Materie, Raum und Zeit verändert, und selber der Veränderung nicht unterworfen ist.

4. Dieser unbewegte Beweger ist Gott.

Gemeinsam ist diesen Gottesbeweisen der Rückschluss von der Welt auf einen Weltschöpfer. In allen Fällen wird eine regressio ad infinitum (Zurückgehen bis zum Unendlichen) abgelehnt und an die Stelle von Unendlichkeit Gott als anfang-setzende Macht eingesetzt. Kant hat solche Anschauungen als bloße Varianten des ontologischen Gottesbeweises betrachtet und verworfen. Dennoch gehen sie über den ontologischen Beweis hinaus.

Kritik:

Eine bekannte Kritik von John Hospers, ein moderner Philosoph unserer Zeit, befasst sich mit dem kosmologischen Gottesbeweis.

Ein sehr wichtiger und zentraler Punkt in Hopsers Kritik ist der Begriff eines notwendigen Wesens, wie er auch im kosmologischen Gottesbeweis in Verbindung mit Gott verwendet wird. Ein notwendiges Wesen ist ein Wesen, dessen Existenz in sich selber begründet liegt. Für Hosper ist diese Existenz eines solchen Wesens unmöglich, da es mit der eigentlichen Bedeutung von Erklärung und Begründung nicht einher geht.

Erklären bedeutet nach Hospers, das etwas durch etwas anderes erklärt wird und nicht durch sich selbst.

Weiteres siehe hier:

http://www.wissen57.de/nigel-warburton-anselm-von-canterbury.html

Der sog. kosmologische Gottesbeweis geht davon aus, dass folgende 3 Aussagen wahr sind:

  • Prämisse 1: Das Universum existiert.
  • Prämisse 2: Alles muss eine Ursache haben.
  • Prämisse 3: Eine unendliche, immer weiter zurückreichende Kette von Ursachen ist nicht möglich.

Daraus wird dann gefolgert:

  • Schlußfolgerung: Es muss eine Ursache geben, die sich selbst zur Ursache hat. Sie ist das, was wir Schöpfergott nennen.

Kritik an solcher Denkweise:

Die Prämisse 2 ist keineswegs einsichtig. Sie ist aus der Luft gegriffen.

Sie als wahr anzunehmen widerspricht den Erkenntnissen der Quantenphysik.

Nebenbei noch: Selbst wenn alle 3 Prämissen wirklich zuträfen, wäre daraus nicht ableitbar, dass es nur einen Schöpfergott gibt.

Mehr über sog. "Gottesbeweise" findet sich erklärt und diskutiert in https://formal.iti.kit.edu/~beckert/teaching/Seminar-LogikaufAbwegen-SS04/graf_ausarbeitung.pdf .

grtgrt  21.03.2018, 18:10

Natürlich ist auch Prämisse 3 durchaus in Frage zu stellen. Die Menge aller Ursachen (für was auch immer) könnte ja z.B. endlich sein, aber so, dass wenigstens eine dieser Ursachen immer wieder zum Zug kommt. Auf diese Weise wäre es durchaus denkbar, dass jede Ursache eine andere, von ihr selbst verschiedene Ursache hat, es nur endlich viele Ursachen gibt, aber dennoch keine erste und keine letzte.

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