Ein Familienmitglied in einem anderen Land hat Krebs, ein anderes scheint in einer Spezialklinik im Koma zu liegen - fragt Ihr nach oder haltet Ihr Euch zurück?

10 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe selbst Verwandte im Ausland (der Kontakt ist vorhanden, aber die Sprachbarriere ebenso - die sprechen so gut Deutsch und Englisch wie ich Serbo-Kroatisch, also alles sehr rudimentär) und wenn ich was dergleichen wüsste, dann würde ich den Kontakt schon suchen - allerdings über andere, in Deutschland lebende Verwandte, die erheblich besser Serbo-Kroatisch sprechen als ich und mehr Kontakt haben, und ich würde es ausrichten lassen.

In Social Media bin ich nicht, da würde ich mich aber dann schon per "direkter Ansprache" melden und nicht öffentlich irgendwas kommentieren wie Hinz und Kunz. Blut ist dicker als Wasser - und da ist eine persönliche Nachricht sicher viel schöner und würdiger als ein Kommentar unter irgendeinem Foto oder einer Statusmeldung. Ist jedoch nur meine persönliche Meinung.

Bin mir sicher, dass sie sich freuen. Die meisten Osteuropäer haben in Sachen "Familie" eine ganz eigene Definition und es kommt nicht auf den Verwandtschaftsgrad an - es kommt auf die reine Tatsache an, dass man verwandt ist. Da freut man sich über jede Geste und hält auch meist sehr eng zusammen, von Polen und Ungarn kenne ich das ebenso wie von uns (ich bin Deutsch-Jugoslawe bzw. Janjever), nur Tschechen sind da etwas reservierter und legen weniger Wert drauf.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es ist natürlich schwierig zu beurteilen, als Außenstehender. Am Ende kannst du nur allein wissen, was angemessen ist, auch wenn ich deine Unsicherheit durchaus verstehen kann.

Mütterlicherseits habe ich auch viele Verwandte im Ausland. Man sieht sich höchstens alle paar Jahre mal und der Kontakt beschränkt sich ansonsten auf das Internet und das auch eher sporadisch. Wenn da jemand ernsthaft krank ist, würde ich jetzt auch nicht extra anrufen, sondern mich auf digitale Genesungswünsche beschränken und anbieten, dass man mich kontaktieren soll, wenn ich irgendwas tun kann.

Aber ich weiß auch, dass es meine "deutsche" Zurückhaltung ist, die mich dann nicht veranlasst, hier näher in Kontakt zu treten. Ich weiß jetzt nicht, wie man das in Polen sieht, aber ich weiß, dass es da durchaus auch kulturelle Unterschiede gibt und man solche Zurückhaltung aus Respekt und Höflichkeit nicht immer kennt und man da dann vielleicht auch andere Erwartungen an die Verwandtschaft hat, auch wenn sie sehr weitläufig ist.

Von daher kann ich dir zwar jetzt schreiben, was ich tun würde, aber nicht, was deine polnischen Verwandten jetzt von dir erwarten. Das hilft dir jetzt vermutlich auch nicht weiter. Tut mir leid!

Zuerst solltest du dich fragen, ob die genannten Person damit einverstanden sind, dass alle Welt ihre Namen und sonstigen persönlichen Dinge erfahren sollen.

Ansonsten würde ich an deiner Stelle mit der gebotenen Zurückhaltung Anteilnahme am Schicksal dieser Menschen zeigen. D.h., schreiben, nicht besuchen oder telefonieren.

Rosenmary 
Fragesteller
 08.01.2022, 12:04

Die Namen sind gekürzt und verändert, somit ist es völlig wurscht.

0

Wenn du mit den Verwandten Kontakt hast und halten willst, wirst du natürlich Genesungswünsche übermitteln.

Via Facebook, Twitter etc. fänd ich nicht so toll. Das ist doch eher unpersönlich. Wenn die Sprachbarriere nicht zu hoch ist, dann rufe jemanden, der den Betreffenden nahe an und erkundige dich ("ich habe erfahren, dass XY zurzeit ziemlich krank ist ..."). Lass alles Gute ausrichten. Bei der Gelegenheit erfährst du dann auch, ob du mit den Betroffenen selbst in Kontakt treten kannst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Familienforschung seit 40 Jahren
Rosenmary 
Fragesteller
 08.01.2022, 21:22

Die Sprachnarriere ist zu hoch, um ein Gespräch zu führen.

0

Hallo Rosenmary,

ja, kontaktiere sie bitte. Es geht erst einmal einfach darum, dass sie in ihrem Leid nicht allein sind. Die Menschen denken jetzt alle viel und grundsätzlich nach und sicherlich auch manchmal an dich.

Sei zurückhaltend bei dem Anruf. Drücke also erst einmal dein Mitgefühl aus. Du kannst dann fragen, ob sie dir Näheres über die kranken Menschen erzählen möchten. Einigen bringt es etwas zu reden, andere belastet es nur. Du kannst sogar fragen, ob du irgendetwas tun kannst. Wahrscheinlich wirst du natürlich ein Nein bekommen aus der Entfernung.

Ich war selbst anderthalb Jahre solch ein Angehöriger bis zum Krebstod. Ich habe mich über jeden Ausdruck von Anteilnahme gefreut.