Ein Familienmitglied in einem anderen Land hat Krebs, ein anderes scheint in einer Spezialklinik im Koma zu liegen - fragt Ihr nach oder haltet Ihr Euch zurück?
Mein Vater stammt aus dem ehemaligen Ostpreußen, was seit langem zu Polen gehört. Seine Schwester, meine Tante Ula, blieb nach dem 2. Weltkrieg dort und heiratete einen polnischen Mann, gründete als ehemalige Deutsche eine polnische Familie und hatte polnische Nachkommen.
In 2014 hatte ich das starke Bedürfnis, meine Tante Ula wiederzufinden, zu der seit dem Tod meines Vaters und meines Opas in 1989 der Kontakt komplett abgebrochen war.
Ich fand meine Tante aus eigenem Antrieb und durch Recherchen in Polen wieder und besuchte sie 2 mal. Hierbei, und auch bei einem Besuch 2019 nach ihrem Tod, lernte ich viele Familienmitglieder und Anverwandte kennen.
Ich war mit meiner Tante Ula bei vielen eingeladen, wir unterhielten uns (meine Tante übersetzte) und knüpften Kontakt.
Auch über Facebook entstand zu mehreren ein lieber Kontakt, der bis heute anhält.
Wenn ich dort bin, trifft man sich, der Kontakt ist sehr herzlich, man ist dort zu Hause eingeladen und redet viel.
Ist man zu Hause in Deutschland, beschränkt es sich auf Grüße zu Weihnachten, Geburtstage, Kommentare und Grüße unter Fotos.
Wegen Corona war ich seit 2019 nicht mehr dort und stehe im Briefkontakt zu meiner Großtante (Opas Schwester, 90) und meiner Cousine Renata, 65, der Tochter meiner Tante Ula.
Meine andere Cousine Teresa ist schon 1990 an Krebs gestorben und hatte 3 Kinder, von denen ich 2 persönlich kennenlernte.
Nun schrieb mir meine überlebende Cousine Renata, dass ihr Sohn Krebs im Kopf im Endstadium habe. Seine Frau Wio kenne ich persönlich und wir verstehen uns gut, der Kontakt ist aber wegen Corona sporadisch.
Meine Tante Ula ist 2019 gestorben.
Kurz danach war ich in Polen, traf die Ewe, die Tochter meiner verstorbenen Cousine, meine überlebende Cousine Renata und meine Großtante. Viele traf ich kurz bei der Messe für meine Tante.
Ewes Bruder und Frau traf ich nur kurz, ebenso Wio.
Nun ist der Sohn meiner verstorbenen Cousine Teresa, also Ewes Bruder, letztes Jahr an Krebs gestorben und ich konsolidierte.
Die Frau von Ewes Bruder, den ich auch persönlich kenne und der auch der Bruder meiner toten Cousine ist, scheint laut Facebook gerade in einer Spezialklinik im Koma zu liegen. Ich habe zufällig die Facebook Kommentare gesehen, Du schaffst das, du bist stark usw...
Parallel weiß ich, dass der Sohn meiner Cousine Krebs im Kopf hat, mit schlechter Prognose.
Seine Frau Wio postet auch ab und zu traurige Statusmeldungen. Die Info zu der Krankheit habe ich von meiner Cousine selbst.
Frage: würdest Du die betreffenden Angehörigen persönlich kontaktieren oder aus Abstand wie viele Andere Genesungswünsche schicken?
Persönlich oder neutral?
Da es etwas verworren ist: es geht um den Sohn meiner Cousine und die Schwiegertochter meiner verstorbenen Cousine.
Ich war immer bei all diesen Familien eingeladen.
10 Antworten
Ich habe selbst Verwandte im Ausland (der Kontakt ist vorhanden, aber die Sprachbarriere ebenso - die sprechen so gut Deutsch und Englisch wie ich Serbo-Kroatisch, also alles sehr rudimentär) und wenn ich was dergleichen wüsste, dann würde ich den Kontakt schon suchen - allerdings über andere, in Deutschland lebende Verwandte, die erheblich besser Serbo-Kroatisch sprechen als ich und mehr Kontakt haben, und ich würde es ausrichten lassen.
In Social Media bin ich nicht, da würde ich mich aber dann schon per "direkter Ansprache" melden und nicht öffentlich irgendwas kommentieren wie Hinz und Kunz. Blut ist dicker als Wasser - und da ist eine persönliche Nachricht sicher viel schöner und würdiger als ein Kommentar unter irgendeinem Foto oder einer Statusmeldung. Ist jedoch nur meine persönliche Meinung.
Bin mir sicher, dass sie sich freuen. Die meisten Osteuropäer haben in Sachen "Familie" eine ganz eigene Definition und es kommt nicht auf den Verwandtschaftsgrad an - es kommt auf die reine Tatsache an, dass man verwandt ist. Da freut man sich über jede Geste und hält auch meist sehr eng zusammen, von Polen und Ungarn kenne ich das ebenso wie von uns (ich bin Deutsch-Jugoslawe bzw. Janjever), nur Tschechen sind da etwas reservierter und legen weniger Wert drauf.
Es ist natürlich schwierig zu beurteilen, als Außenstehender. Am Ende kannst du nur allein wissen, was angemessen ist, auch wenn ich deine Unsicherheit durchaus verstehen kann.
Mütterlicherseits habe ich auch viele Verwandte im Ausland. Man sieht sich höchstens alle paar Jahre mal und der Kontakt beschränkt sich ansonsten auf das Internet und das auch eher sporadisch. Wenn da jemand ernsthaft krank ist, würde ich jetzt auch nicht extra anrufen, sondern mich auf digitale Genesungswünsche beschränken und anbieten, dass man mich kontaktieren soll, wenn ich irgendwas tun kann.
Aber ich weiß auch, dass es meine "deutsche" Zurückhaltung ist, die mich dann nicht veranlasst, hier näher in Kontakt zu treten. Ich weiß jetzt nicht, wie man das in Polen sieht, aber ich weiß, dass es da durchaus auch kulturelle Unterschiede gibt und man solche Zurückhaltung aus Respekt und Höflichkeit nicht immer kennt und man da dann vielleicht auch andere Erwartungen an die Verwandtschaft hat, auch wenn sie sehr weitläufig ist.
Von daher kann ich dir zwar jetzt schreiben, was ich tun würde, aber nicht, was deine polnischen Verwandten jetzt von dir erwarten. Das hilft dir jetzt vermutlich auch nicht weiter. Tut mir leid!
Zuerst solltest du dich fragen, ob die genannten Person damit einverstanden sind, dass alle Welt ihre Namen und sonstigen persönlichen Dinge erfahren sollen.
Ansonsten würde ich an deiner Stelle mit der gebotenen Zurückhaltung Anteilnahme am Schicksal dieser Menschen zeigen. D.h., schreiben, nicht besuchen oder telefonieren.
Die Namen sind gekürzt und verändert, somit ist es völlig wurscht.
Wenn du mit den Verwandten Kontakt hast und halten willst, wirst du natürlich Genesungswünsche übermitteln.
Via Facebook, Twitter etc. fänd ich nicht so toll. Das ist doch eher unpersönlich. Wenn die Sprachbarriere nicht zu hoch ist, dann rufe jemanden, der den Betreffenden nahe an und erkundige dich ("ich habe erfahren, dass XY zurzeit ziemlich krank ist ..."). Lass alles Gute ausrichten. Bei der Gelegenheit erfährst du dann auch, ob du mit den Betroffenen selbst in Kontakt treten kannst.
Die Sprachnarriere ist zu hoch, um ein Gespräch zu führen.
Hallo Rosenmary,
ja, kontaktiere sie bitte. Es geht erst einmal einfach darum, dass sie in ihrem Leid nicht allein sind. Die Menschen denken jetzt alle viel und grundsätzlich nach und sicherlich auch manchmal an dich.
Sei zurückhaltend bei dem Anruf. Drücke also erst einmal dein Mitgefühl aus. Du kannst dann fragen, ob sie dir Näheres über die kranken Menschen erzählen möchten. Einigen bringt es etwas zu reden, andere belastet es nur. Du kannst sogar fragen, ob du irgendetwas tun kannst. Wahrscheinlich wirst du natürlich ein Nein bekommen aus der Entfernung.
Ich war selbst anderthalb Jahre solch ein Angehöriger bis zum Krebstod. Ich habe mich über jeden Ausdruck von Anteilnahme gefreut.