Eigenes Pferd mit wie vielen Jahren?

13 Antworten

Reiterfahrung brauchst du keine. Ich habe einen Bekannten, der drei Pferde, darunter zwei Hengste hält - wunderbar und korrekt hält - und gar nicht reiten kann.

Ansonsten: als ich mein erstes (von drei) Pferden bekam, hatte ich ca 700 Stunden Reitunterricht hinter mich gebracht. Es war ein Hafi. Ich fühlte mich wie die Größte. Heute weiß ich, dass ich sehr wenig konnte. Geraderichten, Paraden.. was ist das. Obwohl ich immer "klug" mitgeredet hatte, ohne Ahnung. Ich hatte halt die ersten 100 Stunden immer wiederholt. Aber damals habe ich das nicht gewusst. Ich bin, wenn ich ehrlich bin, nur ein paar Jahre durch den Wald auf schiefem Pferd durch gejuckelt. Na gut, er ist trotzdem 32 geworden. Ich hatte ihn. als ich meinen Araber bekam, meiner Freundin geschenkt.

Mein zweites Pferd, Araber, war ein Gangwunder, was ich leider nicht wusste. Aber ich hatte nie guten Reitunterricht gefunden. Ich hatte mal eine RL gefunden, die mir auch ein paar Stunden Unterricht gab. Sie hatte das Goldene Reitabzeichen und erzählte mir, dass man Araber nicht durch das Genick reiten könne. Ich habe ihr leider geglaubt. Wie gesagt, er war ein Gangwunder und hat vieles von meiner rel. Unfähigkeit kompensieren können.

Meine jetzige Stute , Araberin, habe ich das erste Jahr, als ich sie hatte - sie war praktisch roh - bis auf eine Reitstunde in der Woche, alleine geritten. DAs war aber nicht das Gelbe vom Ei und ich hatte bei dieser RL auch nie den Eindruck, dass sie mich weiterbrachte. Sie hat es nie gesagt, aber es war klar, dass sie Araber für Scheißtiere hielt.

Dann setzte meine jetzige RL und auch Freundin ihren Freund vor die Tür und hatte Kapazitäten frei. Und die hat mein Pferd dann ausgebildet. Zweimal die Woche Teilberitt und ein bis zweimal in der Woche Einzelunterricht für mich. Das war toll, und hatte den Druchbruch gebracht, aber es schmerzt mich bis heute, daran zu denken, was aus ihrem Vorgänger hätte werden können, wenn er dieselben Möglichkeiten gehabt hätte wie meine Stute. Er war nämlich das unendlich viel bessere Pferd. Perlen vor die Säue, kann ich da nur sagen. Na ja gut. er hatte es trotzdem gut bei mir. Er ist 28 geworden.

Also, wie gesagt, es kommt beim eigenen Pferd nicht unbedingt auf die Reitfähigkeit an, wenn man HIlfe hat. Ohne Hilfe geht es nicht. Ein Bekannter von mir, Islandpferdezüchter, sagte mal schonungslos: "das erste Pferd reitet man kaputt." Und wenn man keinen HIlfe hat, stimmt das leider.

Was wichtig ist, dass du lernst, lernst. Lernst. Und zwar vor allem: was braucht ein Pferd? Bestimmt keine 20 Schibbischabbis. Ich habe viele Lehrgänge besucht: erste HIlfekurse, Fütterungskurse, Hufkurse, Kurse in Reken über alles mögliche. etc..etc...etc...Und einen guten TA, der sich Löcher in den Bauch fragen lässt.

Reiterfahrung kommt zuletzt. S. meinen Freund mit seinen drei Pferden. Denen geht es wunderbar, obwohl er selten draufsitzt - mehr kann er nicht - aber mit ihnen viel spazieren geht und sie vor allem fotografiert. (Es sind wunderschöne Pferde).

Was mir viele Jahre auch geholfen hat, war die Zeitschrift Freizeit im Sattel. Sicherlich mit das Beste, was es damals gab. Leider gibt es sie aber schon viele Jahre nicht mehr. Durch die FS habe ich sehr viel theorie gelernt. Und dann halt durch meine Freundin/Reitlehrerin.

Wenn ich jetzt ausreite - wegen des Matsches im Augenblick zu 99% Schritt - denke ich gerne über Reittheorien nach. Momentan beschäftige ich mich mit der Bedeutung von Steinbrechts Worten: Richte dein Pferd gerade und reite es vorwärts. Ich glaube, dass dieser eine Satz 1 Million Seiten Reittheorie zusammenfasst.

Dahika  19.12.2019, 19:13

Ach ja, das nötige Kleingeld ist natürlich Voraussetzung. Wobei man nicht reich sein muss. Aber man muss auch nicht jeden cent dreimal umdrehen müssen.

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Ich habe ein eigenes Pferd, bin jetzt allerdings alles andere als ein wirklich guter Reiter. Deshalb nehme ich regelmäßig Unterricht, denn lernen kann ich auch gemeinsam mit meinem Pferd. Wichtiger ist meiner Ansicht nach, dass man bereit ist zu lernen und Rat anzunehmen. Und auch das Wissen Rund ums Pferd ( Gesunderhaltung, Fütterung, Haltung und Pflege) ist wichtiger als die reinen Reitkenntnisse. Ein gesichertes Einkommen ist auch von Vorteil, damit man auch Reserven bilden kann, falls die Tierarztkosten doch mal höher ausfallen als vorher einkalkuliert. Ich reite jetzt seit drei Jahren wieder, hatte davor eine seeeeehr lange Pause und bin jetzt vielleicht E- Niveau.

Ich bin der Meinung, dass man nicht pauschal sagen kann, dass man ab soundsoviel Jahren Reiterfahrung "bereit" für ein eigenes Pferd ist.

Aus meiner Sicht ist man dann bereit, wenn man das Pferd komplett alleine finanzieren kann, von niemandem abhängig ist und nicht lern- und beratungsresistent ist. Fachwissen und Unterstützung kann man sich dann auch noch holen, wenn das Pferd bereits vorhanden ist. Man muss diese nur bezahlen und annehmen können.

Wem die finanziellen Mittel, die Einsichtsfähigkeit, Dinge ändern zu müssen, fehlt, der kann auch nach 50 Jahren Reiterfahrung noch nicht bereit für ein eigenes Pferd sein.

Ganz wichtig ist aus meiner Sicht auch noch eine gute Portion Menschenkenntnis, um die in der Reiterwelt häufig auftretenden Gurus und Möchtegerns von wirklich guten Pferdemenschen unterscheiden zu können, damit die finanziellen Ressourcen, die man investiert, nicht vergebens ausgegeben werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Die Reiterfahrung ist da meiner Meinung nach nicht mal so wahnsinnig entscheidend - viel wichtiger ist die PFERDEerfahrung was Grunderziehung, Haltung, Fütterung, Verhalten bei Krankheiten, usw. angeht.

Was nützt es dir wenn du zwar S-Dressur reiten kannst, aber nicht in der Lage bist einen guten Stall von einem schlechten zu unterscheiden? Nicht weißt wie du dein Pferd so fütterst dass du es nicht krank fütterst, es aber auch nicht abmagert? Bei einer kleiner Verletzung überfordert bist weil du nie gelernt hast wie man Wunden ordentlich versorgt und wann ein TA hinzugezogen werden sollte?

Reiterlich sollte man sich ja so und so - egal welcher Ausbildungsstand - weiterentwickeln, auch wenn man ein eigenes Pferd hat. Insofern spricht nicht mal was dagegen wenn sich ein Anfänger ein eigenes Pferd kauft solange er in ordentlichen Unterricht und Beritt investiert.

Im Alltag ist man jedoch oft auf sich allein gestellt und trägt ja auch die Verantwortung dafür die im Sinne des Pferdes richtigen Entscheidungen zu treffen. Daher empfehle ich eigentlich jedem der vorhat sich ein Pferd anzuschaffen sich nicht nur rein aufs Reiten zu konzentrieren sondern sich vor allem in den oben genannten Themengebieten zu schulen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich habe mit 6 Jahren angefangen zu reiten, eigentlich nie länger unterbrochen. Ich bin durchaus in manchen Jahren nur einmal wöchentlich geritten, dafür in anderen Jahren täglich. Und als ich mein erstes Pferd gekauft habe, war ich 33 Jahre alt. Also nach 27 Jahren.

Stallkollegen ritten grade mal ein Jahr, als sie ihr erstes Pferd kauften, machen das aber wirklich gut, haben gute Anleitung und verlangen nichts, was sie nicht auch können. Mit Tieren umgehen können die instinktiv besser als so viele langjährige Pferdebesitzer, die es nach vielen, vielen Jahren nicht auf die Reihe bekommen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981