Duzen fremder Leute okay?

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So verschieden sind halt die Länder. In England wird ja nur gedutzt, da gibt es das "Sie" ja nicht, aber dafür gehen die im Allgemeinem auch respektvoll mit dem Gegenüber um.

Hier bei uns habe ich auch gemerkt, dass immer mehr geduzt wird, ich persönlich finde das allerdings nicht grundsätzlich in Ordnung. Ich möchte definitiv nicht von fremden Leuten oder Leuten die mir unsympathisch sind, geduzt werden. Und im Allgemeinen merkt man erst mit der Zeit, ob man mit jemandem öfter zu tun hat, mit dem gut auskommt oder nicht.

Außerdem ist es für mich immer noch eine Frage des Respekts. Ich wurde in der Schule geduzt als Kind, kein Problem, ich wurde auch als Azubi in der Lehre vom Chef geduzt, aber von Klienten gesiezt. Und so empfand ich das immer für in Ordnung.

Heute arbeite ich im Krankenhaus als Angestellte. Die deutschen Ärzte siezen mich und sind sehr resepektvoll, genauso respektvoll bin ich ihnen gegenüber.

Von den ausländischen Ärzten gibt es viele, die mich duzen, weil das bei ihnen selbstverständlich so ist und trotzdem sieze ich sie, weil sie meine Vorgesetzten sind und das halt wie gesagt einfach was mit Respekt zu tun hat.

Es gibt aber auch ausländische Ärzte, die siezen mich und meine Kolleginnen, weil sie halt gelernt haben, dass es in Deutschland oft so ist und weil sie es im Allgemeinen mitbekommen.

Für mich ist das in Ordnung. Wenn mir jemand das Du anbietet, dann nehme ich das an und ich bin auch schnell bereit, mich duzen zu lassen. Aber eben nur wenn ich mit diesen Personen auch zu tun habe.

Wenn da ein Teenie oder ein junger Erwachsener daher kommt und mich einfach duzt, finde ich das respektlos und unhöflich.

Naja, es muss halt noch die mit dem Stock im Arsch geben, nich wahr?

Bonye  02.02.2019, 11:30

Gut und nachvollziehbar beschrieben :)

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adabei  02.02.2019, 12:41

Wenn du in England jemanden mit "you" und dem Nachnamen ansprichst, so entspricht das nicht dem deutschen duzen sondern dem siezen. Es klingt genauso distanziert.

Das "you" war übrigens früher die Anrede für hochgestellte Persönlichkeiten. Weggefallen ist im Grunde die "du"-Anrede (thou).

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In Englischsprachigen Ländern ist es dasselbe Wort "you" - in anderen Ländern, auch bei uns in D wird mit Du/Sie eine Unterscheidung geschaffen und gerade ältere bestehen darauf da sie es als Form von Respekt empfinden. Laut Knigge entscheidet der jeweils ältere ob er dem jüngeren das Du anbietet.

Wenn man nach dem Weg fragt, ist es nur ein kurzes Aufeinandertreffen und ein "Du" wäre hier sehr befremdlich. Hier halte ich mich an das "Sie" es sei denn ich frage Jugendliche oder Kinder nach dem Weg.

Fragt mich jemand nach dem Weg der erkennbar kein gebürtiger Deutscher ist, dann ist mir das "Du" auch egal, wenn man in einer fremden Sprache versucht alles zu beachten was Grammatik und sonstige Regeln betrifft, blockiert man sich derart, das man keinen zusammenhängenden Satz mehr zustande bekommt. Zumindest bei meinem Gestammel in einer mir fremden Sprache ist das so ;) Da bin ich dann auch immer froh wenn man nicht jedes Wort auf die Goldwaage legt oder mich empört stehen lässt wenn die Wortwahl nicht exakt richtig war.

Im Kollegenkreis duzen wir uns eigentlich immer. Vorgesetzte aber erst wenn die uns das Du anbieten oder wenn sie mich duzen, sehe ich das auch als Einladung.

Grundsätzlich traue ich mich je nach zwischenmenschlichem Gefühl meinen Gesprächspartner freundlich zu fragen ob wir uns duzen wollen. Egal wie der Altersunterschied ist oder in welcher Hierarchie wir zueinander stehen. Wenn er/sie lieber beim förmlichen "Sie" bleiben möchte, ist das vollends ok und wird so gelebt.

Für mich ist es das Wichtigste, dass wir miteinander reden.

adabei  02.02.2019, 11:26

Dem ist nichts hinzuzufügen.

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Ja, ich bemerke auch das diese mehr und mehr um sich greift.

Ich Sieze im Allgemeinen mir unbekannte Erwachsene, hier oben im Norden da ich heute lebe werde ich aber recht häufig zurück geduzt. Dann entscheide ich nach Sympathie, ist mir mein Gegenüber unsymphatisch bleibe ich bei einem eisigen "Sie".

In meinem Berufsleben auf dem Bau wurde JEDER geduzt - so er damit begann. In meinen Arbeitsjahren in der Schweiz wurde mir spätestens am zweiten Arbeitstag von den Chef's das Du angeboten, von bekannten Mitarbeitern von Banken, Supermärkten, Vermietern, Nachbarn spätestens nach einer Woche. Man gewöht sich daran und - man sollte es NICHT mit einem Freundschaftsangebot verwechseln !

In meiner Firma duzen sich alle (auch der Chef macht da keine Ausnahme!).
Fremde Leute und Kunden sieze ich jedoch.

Skandinavien ist da sehr angenehm, Schweden duzen sich auch alle (es gibt nur ganz wenige Ausnahmen). Isländer ebenso - auf Island wird man auch als Hotelgast mit dem Vornamen angeredet (das liegt an der isländischen Namensgebung, die keinen Nachnamen so wie bei uns kennt, nur "Sohn von X" oder "Tochter von Y", was an den eigentlichen Namen angehängt wird - der eigentliche Name ist der Vorname).

Das Duzen in Schweden war am Anfang ungewohnt, inzwischen habe ich mich dran gewöhnt.  

Fremde Menschen würde ich nie mit "du" ansprechen, auch ich schätze es nicht sehr wenn ich einfach geduzt werden.

Andererseits sieht man dieses Thema heute schon lockerer als früher. Es gibt Betriebe so das "du" heute allgemein unter allen Mitarbeitern üblich ist, zum Beispiel bei den Schweizerischen Bundesbahnen.