‘Die perfekte Frau’ Stilmittel Martial?

1 Antwort

Hallo,

dieses Epigramm enthält sehr viele für Epigramme typische Stilmittel, die du unbedingt gut lernen solltest, wenn du sie nicht erkennst bzw. benennen kannst.

Es geht hier ja quasi, um die goldene Mitte zwischen zwei Extremen (nimis facilis - nimis difficilis ; cruciat <-> satiat). Bei solchen Gegenübersetllungen handelt es sich um Antithesen.

Antithesen und Vergleiche werden gerne auch im Satzbau abgebildet, nämlich mit Parallelismen oder Chiasmen. Beim Parallelismus sind sich entsprechende Wörter/Satzteile in aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satztteilen in derselben Reihenfolge angeordnet. Beim Chiasmus dagegen sind sich entsprechende Wörter/Satzteile in aufeinanderfolgenden Sätzen oder Satztteilen spiegelverkehrt angeordnet. Würdest du beim Chiasmus die aufeinander folgenden Satzteile untereinander schreiben und die sich entsprechenden Wörter/Satzteile verbinden, erhieltest du ein X. Dieses X ist der Namensgeber des Chiasmus, denn das X ist gar kein X, sondern der griechische Buchstabe Chi. Den Chiasmus findest du bei: nimis facilem difficilemque nimis.

Der Parallelismus im letzten Vers wird zusätzlich durch die Mittelzäsur und die Anapher "nec volo quod" verstärkt.

Auffällig ist auch das Hyperbaton im ersten Vers: Qualem und puellam stehen in KNG-Kongruenz zueinander und gehören inhaltlich zusammen, stehen aber an den besonders betonten (bzw. exponierten) Satz-/Versstellen: Anfang und Ende. Dadurch fallen sie besonders auf und setzen gleichsam das Thema fest: Wie sieht deine Traumfrau aus?

Schließlich findest du noch die besonders typische Apostrophe (= Anrede an eine nicht anwesende Person). Wenn du in einem Martialepigramm einen Vokativ findest, darfst du immer von einer Apostrophe reden.

Hoffe, das hilft dir weiter.

LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe Latein und Französisch auf Lehramt studiert.