Sprache - Stilmittel?
Guten Tag.
Ich würde gerne um Ihre Hilfe bitten - können sie meine herausgesuchten Stilmittel prüfen?
I. Hactenus, unde legas, quod ames, ubi retia ponas, praecipit imparibus vecta Thalea rotis. (Inversion - Prädikat nicht am Ende)
II. Nunc tibi, quae placuit, quas sit capienda per artes, dicere praecipuae molior artis opus. (Inversion - s.o.)
III. Quisquis ubique, viri, dociles advertite mentes, pollicitisque favens, vulgus, adeste meis. (Inversion - s.o. ||| Asyndeton - dociles bis meis)
IV. Prima tuae menti veniat fiducia, cunctas posse capi.
V. Capies, tu modo tende plagas. ( Wiederholung - tu, tibi, tuae (s. kursive Schrift))
VI. Vere prius volucres taceant, aestate cicadae, Maenalius lepori det sua terga canis, femina quam iuveni blande temptata repugnet. (Asyndeton - Aufzählung nach taceant)
VII. Haec quoque, quam poteris credere nolle, volet ( Antithese - nolle und volle)
VIII. Utque viro furtiva Venus, sic grata puellae; vir male dissimulat, tectius illa cupit. (Wiederholung - vir (s. kursive Schrift))
VIV. Parcior in nobis nec tam furiosa libido. Legitimum finem flamma virilis habet.
Vielen Dank!
2 Antworten
Hi,
joa. Ganz ok.
Der erste Asyndeton ist falsch. Die ganzen Kommata entstehen durch die beiden Anreden viri und vulgus. Die beiden Hauptsätze SIND verbunden durch das que.
Die Wiederholung tu,tibi,... würde ich nicht gelten lassen. Die stehen (für mein Empfinden) zu weit auseinander. Mag sein, dass dein Lehrer da großzügiger ist.
Viro vir ist keine Wiederholung, sondern ein Polyptoton .
imparibus vecta Thalea rotis = Chiasmus
dociles advertite mentes = Hyperbaton
Vir male tectius illa = Chiasmus (Subst, Adv, Adv, Subst)
Legitimum finem flamma virilis habet. = Chiasmus (Adj, Subst, Subst, Adj)
Es gäbe noch mehr. Ich muss jetzt los.
Tipp: Übersetze sorgfältig und achte genau auf Wortarten und Bezüge, um "hochwertigere" Stilmittel zu finden.
LG
Okay, danke.
Tatsächlich sollten meine Stilmittel vielmehr als Beispiele dienen - einen Chiasmus habe ich sogar im nachhinein noch gefunden.
Das Asyndeton sowie die Wiederholung von tu, tibi, ... lässt unsere Lehrerin zählen - auch wenn diese nicht sonderlich praktisch sind.
Miraculix hat es dir ja schon korrigiert.
Ich habe nur noch folgende Ergänzung:
Bei 1) stimmt zwar die Inversion in V.264, aber das Hyperbaton (imparibus ... rotis) ist das auffälligere Stilmittel - und in V.263 sind dir die gleichen Personalendungen bei "legas ... ames ... ponas" = Homoioptoton nicht aufgefallen.
zu 2) auch hier findest du in V.265 und V.266 jeweils ein Hyperbaton (dieses Stilmittel zieht sich durch die ganze Metamorphose!!!) "quas ... per artes" und "praecipuae ... artis".
zu 3) auch hier wieder in V.267 und V.268 ein Hyperbaton (dociles ... mentes) und (pollicitis...meis)
zu 4+5) Ich sehe das genau wie Miraculix mit tu, tibi, tuae: das geht allerhöchstens als Polyptoton durch; Aber du hast hier 2 andere neue Stilmittel:
a) ein Enjambement (= Zeilensprung = der Satz geht über mehrere Verse; er wird erst im nächsten Vers (z.B. in der Mitte) beendet: ", cunctas posse capi." Der Satz beginnt in V.267 und endet mitten in V.268. Und endlich haben wir eine
b) Alliteration (capi capies), die zugleich auch ein Polyptoton ist (Wiederholung des gleichen Worts in einer anderen Kasus-/ oder Flexionsendung)
zu 6) zusätzlich zu Miraculix sehe ich wieder ein Hyperbaton in V.272 (Maenalius...canis) und in V.273 (femina...temptata);
zu 7) eine Alliteration (quoque...quam) in V.273
zu 8) Miraculix hat ja bereits "viro...vir" als Polyptoton korrigiert
zu 9) Alliteration (nobis...nec) in V.281 und Ellipse (hier fehlt das Verb!!!) in V.281; in V.282 erneut eine Alliteration (finem..flamma) und eventuell noch Homoioptoton bei (Legitimum...finem)
So, nun hast du wohl genug Stilmittel. Aber für die Zukunft: lerne die wichtigsten
am besten als Karteikarten (vorne den Namen des Stilmittels, auf der Rückseite die Erklärung mit einem Beispiel). Mach dir auch Karteikarten mit:
Gleich(e)
a) Wortanfänge = Alliteration
b) Satz-/Satzteil- /Versanfänge = Anapher
c) Satz-/Satzteil- /Versenden = Epipher
d) b + c sind gleich = Symploke
e) 2 oder mehrere Wörter mit gleich klingendem Wortende = Homoioteleuton
f) 2 oder mehrere Wörter mit gleicher Kasus-/ Personalendung = Homoioptoton
g) gleich gebaute Wortgruppen/Sätze/Satzteile = Parallelismus
h) gleiche Länge von Wortgr./Sätzen/Satzteilen = Isokolon = Sonderform von g)
i) gleicher Wortstamm in unterschiedlichem Kasus/Flexionsendung = Polyptoton
j) gleicher/ähnlicher Klang von Wörtern mit unterschiedlicher Bedeutung = Paronomasie Bsp. urbi et orbi (passt auch bei dir in V.274 (nolle, volet)
Und so findest du bestimmt selbst noch andere Stilmittel, du musst nur wissen worauf du achten willst - auf die Wortstellung - auf den Klang - auf die Grammatik usw.