die Erwartungen an die schulische Leistung und die Förderung der Kinder zu Bestleistungen?

7 Antworten

...und wieder lernt ein Elternpaar, dass ein Kind keine Maschine ist...

Als ehemaliger Geschäftsführer und heutiger Lehrer mit Bayerischem Abitur, abgeschlossenem Studium, Kindern, Frau, Geld, Karriere und früherem Burnout mag ich dir sagen, dass ein erfolgreiches, glückliches Leben nur bedingt etwas mit einem formalen, zumal deutschen, Schulabschluss zu tun hat.

Manche Kinder tun sich in der Schule leicht, andere etwas schwerer. Die meisten Sprösslinge aus zumindest einigermaßen bürgerlichen Familien bringen es irgendwann zu einem Schul- und Berufsabschluss, da würde ich mir keine großen Sorgen machen. Viel wichtiger ist, dass man auf diesem Weg die Neigungen erkennt und mit "man" meine ich v.a. die Kinder selbst.

Die Kinder sollen in der Schule dahingehend bestärkt werden dass sie erkennen, was sie können und was ihnen besonders viel Spaß macht. Eltern und Lehrer sollen dann den Weg dorthin begleiten.

Denn wenn ich später Spaß an meinem Tun habe, bin ich meist auch erfolgreich.

Ist man aber auf einem falschen Weg und merkt das zu spät, kann es hart werden. Was hilft es einem Künstler denn, wenn er den Eltern zum Gefallen Rechtsanwalt wird?

Meine Kinder sind beide stinkend faul und arrogant (Pubertiere), jedoch aufgrund der insbes. väterlicherseits herausragenden Gene (*grins*) intelligent genug, einen guten Schulabschluss hinzulegen. Aktuell gehen sie auf Realschulen weil meine Frau und ich ihnen die Quälerei an einem Bayerischen Gymnasium ersparen wollte, durch die wir beide gegangen sind.

Danach werden sie eine Berufsausbildung absolvieren und dann gerne nochmal zur Schule gehen. FOS, BOS, Gymnasium, alles steht ihnen ja inzwischen auch weiterhin offen. Aber die Ausbildung nach der Mittleren Reife ist kaum verhandelbar. Da müsste schon eine herausragende Leistung in der 10. Klasse das Abitur zwingend nahelegen.

Ob man heute noch den traditionellen Erfolgsweg Abitur, Studium, Großkonzern gehen muss, ist für mich zudem höchst strittig. Zumal in meinem Bekanntenkreis, alles eher gut ausgebildete Erfolgsmenschen, die drei Leute am meisten Geld verdienen, die die niedrigsten formalen Abschlüsse (Realschule und Lehre) haben. Dabei sei erwähnt, dass ich als Nummer 3 schon auch richtig gut verdient hatte, bevor ich die Tretmühle verlassen habe.

Geld ist nicht alles. Es gibt in den nächsten 10-20 Jahren tausende Handwerksbetriebe zu übernehmen für die es in den Eigentümerfamilien keinen Nachwuchs gibt. Unser Schreiner hier im Ort hat mit 60 sein großes Haus längst bezahlt, vor der Tür stehen ein Mercedes GLE und ein E Cabrio, die 3 Kinder haben auch alle bezahlte Häuser, zwei arbeiten in der Schreinerei, eine hat studiert und lebt in der nahen Großstadt.

Das würde ich sagen ist durchaus mit "erfolgreich" zu bezeichnen.

Also: lasset den Jungen seinen Weg finden. Aber leitet ihn natürlich dazu an, seine Schule ordentlich zu machen. Und zeigt ihm, dass ihr ihn liebt auch wenn er mal eine 4 schreibt.

Dieses altgroßbürgerliche Elitendenken hat in den letzten 50 Jahren so viele emotionale Krüppel hervorgebracht. Tun wir das unseren Kindern nicht wieder an.

Es ist wie mit allem im Leben. Die Dosis macht das Gift. in unserer derzeitigen "Weltordnung" ist ein Schulabschluss, auch möglichst ein guter, schon wichtig. er erhöht eben die Chancen auf beruflichen Erfolg.

Ich sehe dabei aber nur zwei Probleme!

  1. beruflicher Erfolg ist kein Garant für ein glückliches, erfülltes Leben
  2. Wenn das Kind mit so viel Druck kaputt gemacht wird, bevor es richtig ins Leben starten kann, hat man auch nichts davon.

Beim Marathon sind die die auf den ersten Kilometern weit vorne liegen seltenst die, die unter den ersten durchs Ziel laufen.

Ich kenne da jemanden, der mal eine wirklich spekakuläre Kündigung hingelegt hat. er hat sich an anderer Stelle beworben, ausgerechnet, wie viel Resturlaub er noch hat, dann ist er an seinem letzten Arbeitstag zum Chef ins Büro um sich zu verabschieden. "Chef sie sagen doch immer, mit Druck macht man aus Kohle Diamanten. Aber wenn man zu viel Druck ausübt, werden sie zu Staub. und genau aus dem mache ich mich jetzt. ein schönes Leben noch!"

"In unserer Familie sind wir der Meinung, dass gute schulische Leistungen wichtig sind, um den Grundstein für eine erfolgreiche Zukunft zu legen".

Nein, das ist es nicht.

Der Grundstein für Erfolg ist die Fähigkeit, sein Leben aktiv und bedarfsgerecht zu gestalten und dabei gleichermassen die notwendigen Anforderungen und persönlichen Bedürfnissen zu beachten.

Ein Kind, das nur lernt, Leistung zu erbringen, wird mit 35 am Höhepunkt seiner Karriere zusammenklappen und nicht mehr auf die Beine kommen, weil es nicht gelernt hat, seinen Bedürfnissen die gleiche Beachtung zu schenken wie der Leistung.

Wenn ihr möchtet, dass euer Bub nicht nur beruflich, sondern auch privat und als Mensch nachhaltig erfolgreich ist und Befriedigung erfährt, müsst ihr ihm zeigen, wie er seine Bedürfnisse beachten kann.

Wann brauche ich eine Pause? Wie viel Schlaf brauche ich? Welche Ernährung tut mir gut? Habe ich heute schon genug (Wasser) getrunken? Hab ich genug Zeit für meine Freunde? Darf ich auch mal faul sein? Darf ich Widerworte geben, Dinge hinterfragen? Welche Tätigkeiten tun mir gut in meiner Freizeit? Wird meine Privatsphäre gewahrt? Habe ich Zeit ganz für mich allein?

Wenn Leistung nicht eingebettet ist in einen befriedigenden, den eigenen Bedürfnissen und Werten entsprechenden Alltag, der uäauch Raum lässt für die Entwicklung der Persönlichkeit, fehlt ihr quasi die Muttererde, aus der sie Kraft ziehen kann.

W49 (Psychologin)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Ein Schulabschluss ist erstmal 100x wichtiger, als gute Noten.
Ich selbst habe ein 2,6er Abi gemacht und damit einen dualen Studienplatz bekommen und meinen Bachelor gemacht. Potential hätte ich für einen Einser Schnitt gehabt, aber mir war von vornerein Klar, ich will weder Jura, Medizin oder sonstiges Studieren, wo man ein Schnitt von 1,0 benötigt.
Das alter, in welchem dein Sohn sich befindet ist mit eins der Schönsten und durch zu hohen Druck und zu hohe Erwartungen macht man Kindern in diesem Alter unnötig Stress. Disziplin ist natürlich wichtig fürs Leben, aber es ist nicht das, was man von seinen Eltern in Erinnerung behalten möchte, wenn man irgendwann auszieht.
Legt zusammen realistische Ziele fest, bei welchen Ihr mit der Leistung zufrieden sein könnt und er nicht im Stress versinkt.

Das was aber meiner Meinung nach das wichtigste ist: Bitte habt kein Bestrafungs-System für schlechte Leistungen. Dieses macht Stress und unglücklich. Besser ist es, wenn ihr ein Privilegien-System habt, bei welchem er beim Erreichen von bestimmten Zielen mit bestimmten Ergebnissen zusätzliche Privilegien erhält.
Ein Beispiel aus meiner Schulzeit:
Grundregel: Videospiele 3h am Tag minimal
Privileg für eine Klausur Note 1: +1h am Tag
Privileg für eine Klausur Note 2: +45min am Tag
Privileg für eine Klausur Note 3: +-0
Privileg Entzug für eine Klausur Note 4: -1h am Tag
Privileg Entzug für eine Klausur Note 5: -1,5h am Tag
Privileg Entzug für eine Klausur Note 6: Zurück auf 3h minimal

Mit solch einem System lehrt Ihr ihm, das für gute Leistungen man etwas bekommt, und schlechte Leistungen man weniger bekommt, aber niemals nichts. So könnt Ihr Ihn motivieren ohne Ihm zu viel Stress zu machen. Wie genau Ihr das gestalten wollt ist Euch überlassen, aber gestaltet die Regeln gemeinsam und passt sie ggf. an.

Als Eltern ist es natürlich unser Wunsch, dass LK sein Bestes gibt und sein volles Potenzial ausschöpf

richtig es ist ein WUNSCH - und Wünsche gehen manchmal in Erfüllung - und manchmal nicht.

Wenn jemand unter Zwang lernen muss, dann lernt er auch nur halbherzig und vergisst davon 3/4 sowieso wieder. Dazu kann es sein dass man dann bei der Prüfung ein Blackout hat - weil man vorher schon Panik schiebt wie die Eltern auf eine schlechte Note reagieren werden.

Wir haben ihn ermutigt und unterstützt, mehr Zeit für das Lernen und Hausaufgaben zu investieren, und wir haben auch zusätzliche Lernmaterialien zur Verfügung gestellt.

zusätzlicher Lernstoff motoviert ja ungemein...

Wie wäre es mit kreativem Lernen? Meiner Tochter hatte eine extreme Blockade was Mathe betrifft und das schon in der Volksschule. Sie kann Mathe aber weil sie dafür halt im Gegensatz zu Deutsch etwas üben muss, meint sie, sie kann gar kein Mathe

Legt man ihr nur zusätzliches Lernmaterial hin, dann rechnet sie kein bisschen oder sie versucht es und bekommt sofort einen Wutanfall wenn es nicht klappt.

Die Blockade haben wir durch kreatives Lernen halbwegs weg bekommen.

z.b. gab es eine Mathe Schatzssuche durchs Haus.
oder 5 Mathe Rechnungen und dann einmal mit dem Roller ums Haus fahren und dann wieder 5 Rechnungen (so konnte sie die überschüssige Energie abbauen
oder Kreidestifte holen und in Dusche Rechnungen rein schreiben. 5 Rechnungen rechnen, dann Haare Nass machen, 5 Rechnungen dann Shampoo drauf , 5 Rechnungen dann Shampoo runter spülen etc.
oder Mathe Rechnungen rechnen und dann durfte sie im Garten den Mathe Zettel verbrennen
oder Mathe Rechnen und dann wurde aus dem Zettel in Boot gebastelt und wir haben das Boot am Fluss in der Nähe fahren lassen
oder einen Papierflieger basteln und dann schauen ob der Papierflieger von gestern oder der von heute weiter fliegt.
Dazu ein paar gekaufte Spiele wo man rechnen muss sodass sie das Rechnen als Spiel sieht und nicht als Mathe Aufgabe.

Alles sehr Zeitaufwendig - aber mir war nur mal wichtig dass die Blockade aus dem Kopf raus kommt.

Allerdings haben wir festgestellt, dass diese intensive Herangehensweise bei LK eher zu Stress als zu Motivation führt. Er scheint sich unter Druck gesetzt zu fühlen, gute Noten zu erreichen, was zu Frustration und Unruhe führen kann.

richtig erkannt - somit musst du andere Wege gehen um ihn zu motivieren. Beispiele habe ich dir oben schon einige genannt.

ir möchten ihm ein Umfeld bieten, in dem er sich sicher und unterstützt fühlt, ohne übermäßigen Druck, perfekte Noten zu erzielen.

Grundsätzlich eine gute Idee ABER wenn er merkt dass ihr PERFEKTE Noten erwartet, dann setzt ihr ihn ja genauso unter Druck wie vorher.
Du musst ihm wenn dann vermitteln dass er einfach sein bestes geben soll und wenn dann die Note doch schlechter ist als man gehofft hat, dann ist es auch in Ordnung. anders wäre es wenn er nichts getan hätte und dann eine schlechte Note bekommen hätte. Die Note wäre ja noch schlechter wenn er nichts getan hätte, somit ist sogar die schlechte Note eigentlich ein Erfolg.