„Die Bergpredigt hat eine politische Botschaft“ - richtig?

16 Antworten

Nein, die Bergpredigt zeigt uns, wie wir uns auf menschlicher Ebene verhalten sollen. Gott wünscht sich vielmehr, dass wir uns politisch neutral verhalten. Alle Nachfolger Jesu verhalten sich politisch neutral.

(Johannes 17:16) Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin.

(Johannes 15:19) Wärt ihr ein Teil der Welt, dann würde die Welt lieben, was ihr gehört. Weil ihr aber kein Teil der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt herausgesucht habe, deswegen hasst euch die Welt.

Somit kann die Bergpredigt gar keine politische Komponente enthalten. Lies sie dir doch mal durch, sie ist zu finden in Matthäus, die Kapitel 5-7.

(Matthäus 7:12) Behandelt andere deshalb immer so, wie ihr von ihnen behandelt werden möchtet. Das ist die Kernaussage des Gesetzes und der Propheten.

Natürlich hat sie das. Sie hat eine moralische Botschaft, und jede moralische Botschaft ist auch eine politische Botschaft, weil moralische Gebote auch das politische Handeln, sei es als Wähler oder als Politiker, erfassen. Und aus der moralischen Botschaft der Bergpredigt lassen sich auch durchaus konkrete Handlungsanleitungen für das politische Handeln herleiten; z.B. ist eine extrem schlechte Behandlung eines anderen Menschen mit dem Gebot der Nächstenliebe unvereinbar.

Woher ich das weiß:Hobby
Anastasia65  12.11.2020, 11:49

Schon eine nicht extrem gute Behandlung eines anderen Menschen wäre mit der Bergpredigt unvereinbar.

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Hallo heyhelloo,

die Bergpredigt enthält KEINE politische Botschaft - und ich sag dir auch warum nicht:

Gottes Gute Botschaft (einschließlich der Bergpredigt) ist die Botschaft von einer neuen Welt unter dem König Jesus Christus, einem Regenten, der uns deutlich zu verstehen gibt, dass er (ebenso wie seine loyalen Nachfolger)  „. . . kein Teil der [politischen] Welt ist“ und der uns in eben dieser Bergpredigt verspricht, dass schlussendlich die „. . . glücklich sind, die ein mildes Wesen haben, denn sie werden die Erde erben“ (Matthäus 5:5; Johannes 17:16).

Schon allein deswegen enthält seine Bergpredigt nie und nimmer eine politische Botschaft. 

Ganz im Gegenteil macht Jesus in dieser weltbekannten Predigt eines ganz besonders deutlich, dass nämlich nur diejenigen in diesem Königreich, willkommen sind,  die „. . .  das tun, was mein Vater im Himmel will . . .“,  (Matthäus 7:21) und der Vater ist weder parteiisch noch bedient er sich einer politischen Botschaften, um seinen Willen kundzutun.

Warum ist das so, und warum wird das in Gottes neuer Welt ausnahmslos und grundsätzlich so sein?  Weil  „. . . es dem Menschen nicht zusteht, seinen Weg selbst zu bestimmen. Es steht dem Menschen nicht zu, auf seinem Lebensweg auch nur seinen Schritt zu lenken“ (Jeremia 10:23).

Das wäre auch aus mindestens drei biblischen Gründen absolut paradox, denn (1.) hat der Schöpfer unserer Erde dem Menschen zwar die Verwaltung über den Globus anvertraut, aber zu keiner Zeit die Verwaltung über den Menschen.

Außerdem und damit (2.) „ . . . liegt die ganze Welt“ (nach 1. Johannes 5:19) „. . . in der Macht dessen, der böse ist“, den die Bibel auch den „Gott dieses Weltsystems“ nennt, den Teufel nämlich, der raffiniert genug ist, den Sinn der allermeisten Menschen derart zu verblenden, dass sie politischen Überlegungen mehr Beachtung schenken, als dem Willen Gottes (2. Korinther 4:4). Es wäre schon sehr unlogisch auf derart gottlose Umtriebe mit politischen Botschaften aus der Bergpredigt Einfluss nehmen zu wollen.

Und nicht zuletzt (3tens) hat Jesus klar Stellung bezogen, als „ . . .  die Menschen drauf und dran waren, ihn mit aller Gewalt zum König zu machen, da zog er sich wieder auf den Berg zurück — ganz allein“ (Johannes 6:15).

Politik - so definiert Wikipedia - „bezeichnet die Strukturen (Polity), Prozesse (Politics) und Inhalte (Policy) zur Regelung der Angelegenheiten eines Gemeinwesens durch verbindliche (auf Macht beruhende) Entscheidungen“.

Und da jedes Gemeinwesen auf unserer schönen Erde seine ganz individuellen und häufig sehr eigennützigen Interessen mit Nachdruck verfolgt (bis hin zu Gewaltanwendungen), wird Politik niemals die Interessen globaler,  göttlicher Grundsätze vertreten können. Göttlich Grundsätze, die  - nach Jesu Worten - in ihrer Summe beeindruckend klar und einfach sind; nämlich Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben (Matthäus 22:37-40).

Und noch eine weitere Kernaussage aus der Bergpredigt bestätigt deren absolut unpolitische  Botschaft, nämlich das dort erwähnte „Vaterunser“. Darin bitten wir „unseren Vater im Himmel“, dass sein Wille geschehe“ und „sein (schon erwähntes) Königreich komme“ (Matthäus 6:9-13). Spätestens jetzt löst sich jede Überlegung, ob die Bergpredigt eine politische Botschaft enthält, in Luft auf.

Zum Schluss noch etwas zu deiner Zusatzfrage, „Warum gehört die Bergpredigt Jesu neben den Gleichnissen, Erzählungen zum Kern seiner Reich Gottes Botschaft?“

Weil allein der Inhalt der Bergpredigt, wenn man ihn denn durch entsprechende Taten mit Leben erfüllt, einen Menschen so formen kann, dass er in Gottes Königreich willkommen ist.

Woher ich das weiß?

Das besagen die Schlussworte der Bergpredigt. Zwar sehr viel orientalischer und sehr viel blumenreicher als meine . . . aber mindestens ebenso deutlich.

Lies bitte selbst:

„Deshalb: Wer diese Worte hört und danach lebt, ist wie jemand, der so umsichtig war, sein Haus auf felsigen Grund zu bauen. Es regnete in Strömen, Wassermassen fluteten heran und der Wind rüttelte an dem Haus — aber es stürzte nicht ein, denn es war auf felsigen Grund gebaut. Doch wer diese Worte hört und nicht danach lebt, ist wie jemand, der so dumm war, sein Haus auf Sand zu bauen. Es regnete in Strömen, Wassermassen fluteten heran und der Wind schlug gegen das Haus und es fiel zusammen und der Einsturz war verheerend.“  (Matthäus 7:24-27)

Und auch das sollst du noch wissen: 

Überlegungen dieser Art ließen sich noch seitenlang fortsetzen, aber vielleicht   - so hoffe ich - hilft dir schon diese kleine Auswahl denkwürdiger Denkanstöße etwas weiter.

Ich wünsche es Dir und außerdem viel Erfolg und alles Gute

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Was du nicht willst, dass man dir antut, das füge auch keinem andern zu.

Wenn man die ganze Bergpredigt in diesem Satz zusammenfasst, dann muss man darauf kommen, dass sie sehr politisch ist. Leider leben vor allem die Personen, die politisch etwas ändern könnten, nicht danach. Trump ist ein gutes Beispiel dafür. Für seine Wähler gab er sich christlich, nur sah man bei seinen Entscheiden fast nichts davon.

Heiner Geißler hat in seinem Buch "Was würde Jesus heute sagen?" aufgezeigt, wie eine Umsetzung der Bergpredigt politisch heute aussehen könnte.

https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/ID5723089.html

(Vorträge dazu gibt es auf youtube)

Gerade die Bergpredigt wird gerne von Christen als eine ethische Richtlinie herangezogen. Hierbei werden aber sowohl die theologisch-eschatologischen Voraussetzungen derselben als auch die Adressaten dieser Rede ignoriert.

1) Zum einen war der historische Jesus Apokalyptiker. Wie auch sein Lehrer Johannes der Täufer lebte er in der nachweislich falschen Vorstellung, dass das Endgericht unmittelbar bevorstehe.

Seine Ethik muss daher als eine Interimsethik angesehen werden, welche nur für die noch verbleibenden Wochen und Monate Geltung hatte.

Nur so ist auch seine angebliche "Feindesliebe" erklärbar. Diese Ethik ist – von seinen Voraussetzungen ausgehend – logisch und nachvollziehbar, für das 21. Jahrhundert aber völlig unbrauchbar und schlicht und einfach gefährlich.

Wer z. B. bei einem Apokalyptiker eine Antwort auf das Thema Sterbehilfe sucht, dann ist das ebenso "sinnvoll", wie einen Vegetarier um Tipps für die Zubereitung von Schweinsbraten zu konsultieren.

2) Zum anderen richtete sich Jesus mit seiner Lehre nur an "reinrassige" Juden. Sogar das Mischvolk der Samariter wird von der Missionierung ausgeschlossen. Das Schicksal der "Heiden" (Nicht- beziehungsweise Halbjuden) ist Jesus offensichtlich völlig gleichgültig. Seine Botschaft richtet sich nicht an uns! Wenn es nach ihm ginge, dürfte die Welt in ihrer heutigen Form gar nicht mehr bestehen. Weder vom zeitlichen Horizont noch von seinem Menschenbild her kann Jesus von Nazareth als ethische Richtschnur dienen. Wer diesen Mann im 21. Jahrhundert als "Kompass" benutzt, kann also nur in die Irre gehen.

Was konkret deine Frage angeht (Politische Botschaft), antworte ich dir mit dem Zitat eines Theologen:

„Mit der Bergpredigt kann man keine Politik machen.“ Ein berühmter Satz, Bismarck soll ihn gesagt haben und auch Helmut Schmidt wird er zugesprochen. Dabei ist die Bergpredigt wohl die berühmteste Rede Jesu. Der Anfang wird heute in den katholischen Gottesdiensten vorgelesen: Die so genannten Seligpreisungen. „Selig, die arm sind vor Gott, denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig, die keine Gewalt anwenden, sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden.“ Fürwahr solche Sätze scheinen nichts mit der Realität zu tun zu haben. Die Welt, in der wir leben, tickt ganz anders. Wer dreist lügt, gewinnt Wahlen. Wer Panzer rollen lässt, ist ein Held. Wer nationale Gefühle befriedigt, darf die Demokratie abschaffen. Das ist die derzeitige politische Realität. ...(Zitat Ende)

Aus https://www.kirche-im-swr.de/?page=manuskripte&id=23584