defi schock? Schockbehandlung?

5 Antworten

Es gibt zwei Arten von Kreislaufstillständen. Es gibt die, wo das Herz nicht mehr schlägt und die, bei denen das Hetz viel zu schnell schlägt. das Problem ist nur, dass das Herz sich mit Blut füllt, wenn es gerade nicht schlägt. Normalerweise schlägt ein Herz 60 bis 80 Mal pro Minute, da ist 200 Mal in der Minute schon ein Problem. Es gibt noch andere Stillstände außer Kammerflimmern, die defibrilliert werden. Kammerflattern und pulslose ventrikuläre Tachykardie. Defibrillation alleine bringt nichts. Die Herz-Lungen-Wiederbelebung muss immer parallel durchgeführt werden. Der Sinn des Schocks ist es lediglich das zu schnell schlagende Herz dazu zu bringen, dass es aufhört zu schlagen.

Holen die dann Ihren Schocker den sie so wie in den filmen zusamen reiben und dann schock. und wenn nichts geschieht drehen sie die volt zahl auf oder wie geht das?

  1. Vergiss die Filme. Drehbuchautoren wollen Dramatik, keine Realität. Die Realität bei der Wiederbelebung ist ernüchternd grausam und alles andere als fernsehtauglich. Du wirst in den Filmen auch keine ordentliche Darstellung einer Reanimation erleben, weil dort niemals eine Herzdruckmassage wie unter echten Bedingungen durchgeführt werden kann - kein Verletztendarsteller hält das durch und die Gefahr von Herzrythmusstörungen ist viel zu groß. Das nur am Rande. Übrigens, achte mal darauf, ob beim "reiben" der Paddles vorher Gel aufgeschmiert wird oder nicht. Falls nicht, darfst Du laut lachend kommentieren, dass der Defi mit statischer Elektrizität betrieben wird. :D
  2. Die abgegebene Energie wird in Joule angegeben, nicht in Volt. Du wirst im Rettungsdienst kaum jemand finden, der Dir anhand (existierender) Formeln ausrechnen kann, wie viel Volt & Ampère denn da tatsächlich abgegeben werden. Kleiner Tipp: Ein Joule ist eine Wattsekunde. Ist was für Physikprofis. Dennoch ist die Leistung nicht zu unterschätzen: Ich kenne eine Notärztin, die hatte bei der Schockabgabe noch ihre Finger am Patienten (wer da jetzt gepennt hat, bleibt mal offen) - die war danach selber Patientin und lag japsend in der Ecke. Status 0, danach 6, Klinik intensiv mit Monitoring. Danke.
  3. Die Zeiten, in denen die Leistungsabgabe von Schock zu Schock erhöht wurde, sind vorbei. Der aktuelle Algorithmus geht gleich von 100% Leistungsabgabe aus. Der BRK-NA möge mich korrigieren, aber so kenne ich es vom ACLS.
  4. Bei einer Asystolie ("Null-Linie") ist die effektivste Waffe die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW). Da bei der Defibrillation ja auch Herzmuskelzellen zerstört werden (es ist ein Stromschlag und bleibt ein Stromschlag), ist ein unnötiger Einsatz der Maßnahme nicht angezeigt. Bei einem Kammerflimmern hingegen ist die Defibrillation das - notwendige! - kleinere und überlebenswichtige Übel - aber defibrillieren aus Jux und Dollerei ist Käse. - Wir reden hier über den präklinischen Bereich in Notfallsituationen; was in Kliniken im Rahmen von Operationen am Herzen geschieht (andere Paddels, andere Leistungswerte) steht auf einem ganz anderen Blatt Papier.
baertl  20.03.2012, 09:32

Ich bin kein NA, nur BRK, aber "korrigiere" trotzdem. Richtig ist, dass beim heutzutage üblichen Reanimationsalgorhythmus mit biphasischem Automatisierten Externen Defibrillator die Energieabgabe beim Schock gleich bleibt.

Ausnahmen von dieser Regel sind:

  • Bei älteren monophasischen Defis muss man ggf. die Energieabgabe anpassen, da gibt es aber keine eindeutige Studienlage, nur eben die alten Empfehlungen.

  • Bei Kindern muss man die Energieabgabe anpassen.

  • Bei länger dauernden frustranen Reanimationen kann man es mit Änderungen der Energieabgabe probieren.

Soweit nur mal schnell aus dem Ärmel, genaueres vielleicht, wenn ich die Nachtschicht verdaut habe und wieder gerade schauen kann. Das sind aber Details für Fachleute, nichts, was ein Laien-Anwender mit dem Defi vom Bahnhof bedenken müsste - da gibt es sowieso nichts zum einstellen und man muss auch nicht Elektroden reiben.

Die Idee mit der statischen Elektrizität kannte ich noch gar nicht, die ist gut! :)

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Ja, ein Automatisierter Externer Defibrillator (AED, das ist der, der mitreden kann), empfiehlt nur bei schockwürdigen Herzrhythmen die Defibrillation. Eine Null-Linie ist dafür nicht geeignet.

Wenn der Defi keinen Schock empfiehlt, dann wird er auch keinen abgeben. Auch das Rettungsdienstpersonal wird normalerweise nicht auf eine Null-Linie defibrillieren, denn das ist nicht hilfreich bzw. medizinisch sinnvoll.

Es gibt aber Ausnahmen, z.B. wenn man aus irgendeinem Grund annehmen kann, dass diese Null-Linie nicht die ganze Wahrheit ist und evtl. doch ein feines Flimmern darstellt. Und natürlich steht es dem Rettungsdienst mehr oder weniger frei, als "Verzweiflungstat" auch bei einer sicheren Null-Linie doch noch einen Versuch mit einem Stromschlag zu machen. Hilft aber meist auch nichts mehr.

Der Ablauf der Show ist folgendermaßen:

  1. Defibrillator taktisch klug hinstellen (aus dem Weg aber doch nahe genug, dass man ihn ablesen und bedienen kann - das ist in der Praxis gar nicht so einfach).

  2. Eine Ableitung der Herzstromkurve des Patienten bekommen. Bei einer nicht mehr ansprechbaren Person wird das heutzutage gleich über die Klebe-Defibrillationselektroden gemacht.

  3. Für die Defibrillation vorbereiten (und bis der Kollege fertig ist, können die anderen solange schon mal mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung loslegen, die Atemwege profesisionell sichern und einen Kreislaufzugang zu schaffen). Das "Aneinanderreiben" braucht man, wenn man keine Klebeelektroden hat, dann muss man nämlich Elektroden-Gel auf die "Paddles" bringen und gleichmäßig verteilen. Die langweilige aber prfoessionelle und sichere Variante ist die mit dem Tupfer. Wenn man mehr auf Drama steht und in outube ein gutes Bild machen will, kann man das Gel aufbringen und mit den Elektroden aneinander vorbeigleitend verteilen. "Zusammenreiben" sollte man das aber auf keine Fälle, die Oberfläche der Paddles darf nicht verkratzen, weil sie sonst den Strom schlecht leiten.

  4. Analysieren und ggf. Defibrillieren. Auch hier wird das heutzutage lieber über Klebeelektroden gemacht, die verteilen den Strom optimal in die Haut hinein. Ohne Klebeelektroden muss man die manuellen Paddles sehr sehr fest aufdrücken, um den Übergangswiderstand klein zu halten. Es wird übrigens die Energieabgabe des Gerätes gewählt, so ab 200J aufwärts, manche Geräte stellen das automatisch richtig ein.

Der Nutzen der Defibrillation bei einer echten Null-Linie ist eher marginal. Man kann es versuchen und hoffen, dass der Defi-Impuls wider allen Erwartungen doch was bewirkt. Ich persönlich habe das jedoch noch nicht gesehen.

baertl  20.03.2012, 09:35

Nachbemerkung: das sieht ja total unprofessionell aus, wie ich versuche "professionell" zu schreiben. :)

Merke: zuviel Nachtschichten hintereinander machen doof.

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ne die stärke wird soviel ich nicht groß verändert .... also in beiden fällen wird das angewendet man hat halt nur eine zeitliche Spanne in der das Risiko immer größer wird das es nicht funktioniert

Beim Flimmern ist die chance genrell aber höher als bei der null linie...

Du musst ja auch den gewünschten effekt beachten. Es geht ja darum den Herzmuskel mit Hilfe von Strom zusammenzuziehen.

baertl  15.03.2012, 23:57

Der Schock soll nicht den Herzmuskel zusammenziehen, sondern die fehlgeleiteten Stromläufe innerhalb des Herzens beenden (verschiedene bio-/physikalische Effekte) und den normalen "Stromerzeugern" im Herzen wieder eine Chance geben, ihren Job ordentlich zu machen.

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udnobbe  16.03.2012, 01:10

also in beiden fällen wird das angewendet

Autsch! Welcher ärztliche Leiter RD in welchem RD-Bezirk hat denn den Unsinn verzapft / verbrochen? Nur, dass ich da nicht aus Versehen mal hinfahre... Rein statistisch müsste ich nämlich überreif in Sachen AKS sein... aber nicht da, wo so gearbeitet wird!

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Nur wenige Herzrhythmusstörungen zählen zu den defibrillierbaren: Kammerflimmern, Kammerflattern, pulslose ventrikuläre Tachykardie. Bei allen anderen Rhythmen (Asystolie, pulslose elektrische Aktivität) bringt die elektrische Therapie nach derzeitiger Studienlage ncihts. Automatische Defibrillatoren geben einen Schock nur bei Vorliegen eines defibrillierbaren Rhythmus frei und auch die im Rettungsdienst verwendeten Halbautomaten empfehlen nur dann einen Schock ( der ja noch manuell ausgelöst werden muss). Sollte ein rein manuelles Gerät verwendet werden, muss der Nutzer natürlich zunächst den Herzrhythmus im EKG ableiten. Ein Schock ist nach aktuellen Leitlinien nur dann empfohlen, wenn auch ein defibrillierbarer Rhythmus vorliegt. Es liegt zwar im Rahmen der ärztlichen Therapiefreiheit, ggf doch einen Schock in eine Nulllinie zu flimmern (in der Vermutung, dass ein ganz feinschlägiges Kammerflimmern dahinter stecken könnte), aber das ist nicht gängiger Usus, nicht medizinisch belegt, nicht sinnvoll und bringt nichts. Nebenbei reibt man die Defi-Paddels nicht aneinander, die dadurch entstehenden Kratzer an der Metalloberfläche können irgendwelche Auswirkungen auf die Effektivität der Schocks haben (Kriechströme oder sonstwas, ich habe es nie verstanden, nur immer auf die Finger gekriegt, wenn ich sowas machen wollte), außerdem werden heutezutage meist Klebeelektroden genutzt, über die man auch gleich dauerhaft ein EKG ableiten kann.