DDR-Volksdemokratie-Ulbricht

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Von den beiden Texten ist der erste eine Information, nur der zweite eine Quelle.

Das Scheinhafte an der Volksdemokratie geht aus einer Ulbricht-Aussage hervor: „Es ist doch ganz klar: Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."

Im Text (Mai 1945) bezieht sich dies die Zusammenstellung der kommualen Verwaltung in Berlin. An der Spitze, die durch die auch repräsentative Funktion öffentlich besonders in Erscheinung tritt, sollen nach den Planungen viele Nicht-Kommunisten stehen, Sozialdemokraten in Arbeiterbezirken, ein „bürgerlicher Mann“ in bürgerlichen Vierteln, Kommunisten dagegen höchstens wenige (in den Bezirken Wedding und Friedichshain). So ist dem Anschein nach politische und gesellschaftliche Vielfalt ermöglicht und es sieht nicht nach einer eindeutigen Vorherrschaft der Kommunisten aus. Zugleich sind für diese aber Schlüsselstellungen mit der Zuständigkeit für Personalfragen und Volksbildung vorgesehen. Dies bietet Einflussnahme darauf, welche Personen in wichtige Funktionen kommen und was in Schulen gelehrt wird sowie wie das Schulwesen aufgebaut wird.

Es soll demokratisch aussehen, aber die Kommunisten tatsächlich dabei lenken und dominieren. Im Vorfeld wird überlegt, welche Leute zu einer guten Zusammenarbeit („ein Mann, mit dem wir gut zusammenarbeiten können“) bereit sein könnten. Außerdem wird eine antifaschistische Einstellung gewünscht. Die zugelassenen Parteien und Massenorganisationen bildeten im geschichtlichen Verlauf einen „antifaschistischen Block“. Damit wurde in der Realität dort aber nur mit einem gutklingenden Schlagwort die angestrebte und zunehmend durchgestzte Vorherrschaft der Kommunisten verschleiert.

Ein offen angekündigtes Überstülpen des sowjetischen Systems hätte in der Bevölkerung wenig Anklang und Zustimmung gefunden. Etwas mehr getarnt und mit einer Aussage über eine Errichtung einer Volksdemokratie wurde von der Gruppe Ulbricht versucht, heftigen und aufsehenerregenden Widerstand möglichst zu vermeiden oder zumindest im Ausmaß kleiner zuhalten. Das geplante Vorgehen in der Anfangsphase war Taktik. Damals war außerdem eine mögliche Ausstrahlung auf Gesamtdeutschland erwünscht und ein zu schroff undemokratisches Bild war dafür schädlich. Demokratie bedeutet nach dem griechischen Wortursprung Volksherrschaft. Die Bezeichung „Volksdemokratie“ ist durch Doppelung der Sache nach ein unschönes Ungetüm und eine schlechte Begriffsbildung. Was Volksdemokratie genannt wird/wurde, war in der Regel eine Scheindemokratie. Ausschlaggebend für diese Beurteilung ist dafür aber nicht die Bezeichnung, sondern der tatsächliche politische Zustand. Entweder gab es nur eine Partei oder wie in der DDR mehrere Parteien, die aber mit einer Einheitsliste zu Wahlen antraten, wobei die Führungsrolle der Kommunisten anerkannt war.

Walter Ulbricht hat die Linie des kommunistichen Parteiapparates und dessen Weltanschauung vertreten. Danach war Demokratie ein politisches System, bei dem die Macht in alle gesellschaftlichen Bereiche vom Volk ausging (in einer Klassengesellschaft von der herrschenden Klasse ausgeübt). Es wurde zwischen einer bürgerlichen Demokratie, in dem die Bourgeoisie (die Kapitalisten) herrschte, und einer sozialistischen Demokratie, in dem die Arbeiterklasse im Bündnis mit den werktätigen Bauern auf der Grundlage einer Diktatur des Proletariats herrschte, unterschieden. Dabei regierten dann in der Praxis die Kader der Kommunisten. Trotzdem wurde in der Propaganda gerade für dieses Herrschaftssystem eine echte, nicht nur formale Herrschaft des Volkes beansprucht.


jockel1234 
Beitragsersteller
 14.08.2010, 15:27

Klasse. Ich werde mich nun richtig in die Materie einarbeiten und evtl. entsteht ja noch eine Frage und ich kann mich an Dich wenden:) Echt vielen Dank!

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Es ist doch ganz klar: Es muss demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben. Zitat von Walter Ulbricht, überliefert von Wolfgang Leonhard.

In der sowjetischen Beatzungszine setzte ein von der SED berufener Volkskongress im März 1948 einen Deutschen Volksrat ein, der eine Verfassung ausarbeitete, die aber erst am 30.05.1949 verabschiedet wurde. dieser Zeitpunkt entsprach der Taktik der SED, entscheidende und längst vorbereitete politische Maßnahmen erst einige Tage nach den entsprechenden Vorgängen in Westdeutschland durchzuführen. Damit wollte man den Anschein erwecken, dass die Spaltung Deutschlands allein vom Westen ausginge.

Am 07.10.1949 ernannte sich der Volksrat selbst zur Volkskammer und rief die Deutsche Demokratische Republik aus. Präsident wurde Wilhelm Pieck, Ministerpräsident Otto Grotewohl; der eigentliche Machthaber aber war Walter Ulbricht, der an der Spitze der SED-Parteiorganisation stand.

Von Anfang an wurde die DDR von der SED beherrscht. Wie in jeder sog. Volksdemokratie lag die Macht im Staate beim Politbüro des Zentralkommitees (ZK) der kommunistischen Partei, dem der Generalsekretär des ZK vorsaß. Während das ZK, etwa 200 Personen umfassend, wenige Male im Jahr zusammentrat, tagte das Politbüro mindesten einmal die Woche. Das Politbüro gab seine Weisungen and die SED, die Regierung und ihre Massenorganisationen wie dem Freien deutschen Gewerkschaftsbund (welcher natürlich auch nur dem Namen nach frei war).

Wie unter H|tlers Diktatur wurden Presse und Rundfunk einheitlich gesteuert und nur solche Schriftsteller, Künstler und Professoren geduldet, welche die politischen Ziele der SED vertraten. In der Schule und in der FDJ, der Staatsjugendorganisation, wurden die Kinder im Geiste des Bolschewismus und zum Hass gegen den Westen erzogen. Die Kirchen und ihre Jugendgruppen hingegen litten unter der Beschränkung ihrer Arbei.

Es war von Anfang an (seit Kriegsende) klar, daß in der Sowjetischen Zone keine Demokratie nach westlichem Muster entstehen sollte, genau wie in den anderen Staaten des Warschauer Pakts oder Ostblocks. Selbstverständlich exportierte Stalin sein System in die von ihm befreiten bzw. eroberten Gebiete. Dafür wurden die richtigen Leute gebraucht, so einer wie Ulbricht zum Beispiel, was das Zitat erklärt.

Der sowjetische Außenminister Molotow lehnte in den 50er Jahren freie Wahlen und Demokratie ab, weil diese ja auch A.H. an die Macht gebracht hätten.

Daher kommt das Wort "Volksdemokratie", um sich auch sprachlich von den westlichen Demokratien abzuheben:

"Im Westen ist die Demokratie ("Volksherrschaft") nur scheinbar, bei uns aber wirklich (Volksdemokratie = Volksvolksherrschaft), weil die Partei der Arbeiter- und Bauernklasse regiert anstatt der Revanchisten, Kapitalisten, Bourgeoisie etc."

Schaue mal hin zu http://www.aus-der-ddr.de/.

Demokratie ist eine Illusion, weder in der DDR noch der BRD oder dem vereinigtem Deutschland gibt es eine Demokratie im Sinne der Erfinder. Die Demokratie ist genau so utopisch wie die Anarchie. Am Ende bestimmen die Macht-Monopole die Interesen eines Staates. Wer die Medien beherrscht, beherrscht die Meinung des Volkes.

Um mit Deiner letzten Frage zuerst zu beginnen, Ulbricht hatte überhaupt kein Verständnis für die Demokratie. Wie man aber unter dem Deckmantel der Demokratie die Volksmassen beherrscht, das hat er in der totalitären Sowjetunion gelernt, deren Vasall er war!

Schon am 10. Juni 1945 gab die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) den Befehl Nr. 2 heraus, der die Bildung von 4 antifaschistisch-demokratischen Parteien in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) zuließ. Das waren die KPD, SPD, CDU und die LDP. Schon im Februar 1946 wurden KPD und SPD zur SED zwangsvereinigt. Der erwartete Erfolg der SED gegen CDU und LDP stellte sich jedocht ein, sodaß am 25. Mai 1948 mit der DBD und LDPD zwei weitere, unter dem Einfluß der SED stehende Parteien gegründet. Unter dem demokratischen Anstrich also eine klare Machtsicherung für die SED! Am 07. Oktober 1949, ein halbes Jahr nach Gründung der BRD, wurde die DDR gegründet und die Diktatur des sowjetischen Vasallenstaates trieb bis zur Befreiung durch das Volk 1989/90 ihr übles Spiel! Nach der Wiedervereinigung am 03. Oktober 1990, hat man den linken Rattenfängern gestattet, zuerst durch Namensänderung in PDS, später dann in "Bündnis 90 die Linke", dem unter der SED-Diktatur unbeliebten Namen einen demokratischen Anstrich zu geben. Aber das weißt Du ja auch sicher alles selbst? Weitere Infos siehe Link!

http://www.welt.de/politik/article2812500/Die-Wahrheit-ueber-die-DDR-Blockparteien.html


PatriceKongo  07.09.2010, 19:28

Und im Westen haben die USA ewig keine Zeitungen zugelassen, weil Ihnen alle zu Links waren. Selbst die CDU hatte im Ahlener Programm 1947 Sozialismus gefordert. Googelt mal danach ! Letztlich haben sie die NAZIs wieder geholt. Kiesinger, ehem. Propaganda-Direktor der NAZIs wurde gar Bundeskanzler. In kapitalistsichen Ländern herrscht immer das Kapital. Parteien, Regierungen, Medien, also die veröffentlichte Meinung per Presse, Kommerz-Verlagen, TV ... alles ist käuflich und öffentliche Meinung ist damit gesteuert. Die Minister gehen in die Wirtschaft oder kommen aus der Wirtschaft. Die relevanten Parteien sind bis auf Farbe, Logo und parteitypische Slogans alle gleich. Die anderen kennt man und wählt man nicnt oder sie sind "böse", "schlecht", unfähig, korrupt etc.

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Gabi40  08.09.2010, 01:21
@PatriceKongo

Ich gebe Dir völlig Recht, sowohl im Kapitalismus als auch im Sozialismus ist alles käuflich und Korrupt! So sind halt die Menschen und daran ändern leider auch die Systeme nichts!

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