Darf ich invasive Arten in einem Naturschutzgebiet selbst entfernen?
Hallo. Ich kenne einen abgelegenen, nur für wenige bekannten Ort in einem Naturschutzgebiet, wo massenweise Vielblättrige wilde Lupinen wachsen. Sie sind sehr frohwüchsig, vermehren sich schnell und hemmen andere heimische Pflanzen im Wachstum.
Ein Naturschutzgebiet dient ja dem Schutz unserer heimischen Flora und Fauna.
Nun zur Frage: Darf ich dort eigenhändig die Lupinen entfernen, um unsere heimischen Arten zu schützen?
Über Erfahrungen und Ratschläge jeder Art würde ich mich sehr freuen.
7 Antworten
Hallo,
Es ist nicht so, dass jedes Naturschutzgebiet primär dem Schutz der heimischen Flora dient. Es gibt auch relativ wenige Ge- und Verbote, die automatisch in allen Naturschutzgebieten gelten. Hier der einschlägige Paragraph:
https://dejure.org/gesetze/BNatSchG/23.html
Aber zu jedem einzelnen Naturschutzgebiet gibt es eine Rechtsverordnung, in der uA steht, welche speziellen Regelungen es dort gibt. In den allermeisten Fällen steht da drin, dass durch Unbefugte keinerlei Pflanzen und Pflanzenteile entnommen oder beschädigt werden dürfen, aber es muss eben nicht so sein. Naturschutzgebiete sollen auch gekennzeichnet sein, wobei auf diese Regelungen hingewiesen sein soll. Im Zweifel kann man sich bei der Unteren Naturschutzbehörde erkundigen.
Die Lupine ist tatsächlich, wie JayCeD richtig dargelegt hat, ein Neophyt. Da sie sich ausbreitet und ihre Standorte nachhaltig verändert, gilt sie als ausgesprochen invasiv. Deshalb wird sie vielerorts unter fachlicher Anleitung bekämpft. Dabei gibt es auch Einiges zu beachten, zB Wahl des richtigen Zeitpunktes, nicht nur wegen größtmöglicher Effektivität, sondern auch unter dem Aspekt der größtmöglichen Schonung anderer schutzwürdiger Arten- Stichwort bodenbrütende Vogelarten. Vielleicht ist der Hauptschutzzweck dieses speziellen Naturschutzgebietes ja gerade der Schutz einer solchen Art, die durch das Ausreisen von Pflanzen zur falschen Zeit gefährdet würde.
Genau wie anderswo gehört auch in Naturschutzgebieten der Grund und Boden irgendjemandem. Auch wenn man in bester Absicht handelt und selbst wenn es im Einklang mit der Schutzgebietsverordnung wäre, man kann natürlich nicht am Eigentümer vorbei dort irgendetwas beseitigen. Selbst bei den genannten Bekämpfungsaktionen müssen die durchführenden Behörden die Eigentümer beteiligen.
Also, die Antwort lautet, auf eigene Faust ein klares Nein! Erkundige dich bei der Unteren Naturschutzbehörde, ob es vielleicht offizielle Bekämpfungsaktionen gibt, an denen du dich als Freiwilliger beteiligen kannst. Aber für dieses Jahr dürfte es eh zu spät sei, die Hauptblüte der Lupine müsste vorbei sei, damit erreicht man nicht mehr viel, wenn man sie jetzt beseitigt.
Gerne!
Ja, man müsste sie vorher erwischen: reißt man sie nun aus und lässt sie liegen, dann reifen die Samen noch aus und keimen nächstes Jahr, versucht man, die ausgerissen Pflanzen wegzubringen, dann fallen viele der Schoten dabei ab und man verbreitet sie sogar noch!!
Ich hätte die Samenstände abgeschnitten und dann eventuell im Beutel transportiert und dann für den Garten genommen oder verbrannt. So könnte ich wenigstens die generative Vermehrung eindämmen.
Sind ungemein zähe Biester- ich kann bei mir in der Nähe beobachten, dass jetzt, einige Wochen nach der Bekämpfung, einzelne Pflanzen es noch zu einer zweiten Blüte geschafft haben. Und ich fürchte, dass viele Schoten aus der eigentlichen, ersten Blüte jetzt schon so weit sind, dass sie sich bei Berührung öffnen und die Samen verstreuen.
Einem derart agressiven Neophyten bitte keinen Platz im Garten geben! Das haben andere auch schon erfolgreich genutzt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Dr%C3%BCsiges_Springkraut
Dein Engagement freut mich sehr, aber ich bitte dich trotzdem, bitte nicht einfach so auf eigene Faust!
Woher stammt deine Kompetenz, Lupinen als invasiv zu benennen und ausrotten zu wollen? Das sind keine Neophyten und in Deutschland mindestens seit dem Mittelalter bekannt.
Als Neophyten gilt alles was nach 1500 nach Europa gekommen ist. Darunter auch die Stauden-Lupine aus Nordamerika.
https://neobiota.bfn.de/handbuch/gefaesspflanzen/lupinus-polyphyllus.html
Ist das Bundesamt für Naturschutz offiziell genug für dich.
Schon nicht übel, allerdings sehe ich da nichts von "nach 1500".
Hierzulande ist sie sogar recht neu:
Die Vielblättrige Lupine wurde 1826 nach England eingeführt und wurde durch Züchtungen in den gemäßigten Breiten zu einer weit verbreiteten Gartenpflanze. Sie wird heute in zahlreichen Farbvarianten kultiviert. Sie neigt auch zum Verwildern – erstmals für Deutschland 1890 in Bayern nachgewiesen.
Okay 1500 war etwas zu großzügig von mir eigentlich ist die Entdeckung Amerikas 8 Jahre zuvor der Stichtag.
Unter Neophyten werden Pflanzen verstanden, die direkt oder indirekt, bewusst oder unbewusst vom Menschen nach 1492, dem Jahr der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus, in Gebiete eingeführt wurden, in denen sie natürlicherweise nicht vorkamen.
https://www.lfu.bayern.de/natur/neobiota/neophyten/index.htm
Sie stammen aber ursprünglich aus Amerika und ich habe mehrfach gelesen, dass sie sich in Deutschland sehr stark vermehren.
Ja schon klar. Damit ist aber deine Berechtigung zum eigenmächtigen Eingriff in ein Biotop immer noch nicht geklärt.
Bei japanischem Riesenknöterich könnte ichs ja noch verstehen, aber bei LUPINEN?
Über Erfahrungen und Ratschläge jeder Art würde ich mich sehr freuen.
Mit dem Grundstückseigner, betretungsrecht ausmachen,
mit der jeweiligen Umweltbehörde einen vor Ort Termin vereinbaren,
mit dem Vertreter des Grundstückes und der Behörde Maßnahmen absprechen.
In einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet darfst du gar nichts entfernen. Es sei denn, du hast einen Auftrag oder eine Genehmigung von einer Behörde.
Es gilt das Gesetz - nicht der so genannte gute Wille.
Naja in Deutschland ist ja faktisch alles verboten, weil unsere Regierung nicht mal den "guten Willen" hat. Aber ja das dachte ich mir schon.
Blödsinn. Soll der Naturschutz das Ausrupfen von Pflanzen in Naturschutzgebieten Hinz und Kunz überlassen? Wie wäre es mit der Entfernung von Tieren, von denen man eine bestimmte Meinung hat?
Warte mal - Müll darf man entfernen, glaube ich.
Habe ich schon gemacht. Einen großen Beutel voll Plastik und Glas, obwohl es gar nicht meiner war. Die Natur liegt mir halt am Herzen.
Warte mal - Müll darf man entfernen, glaube ich.
Auch nur unter bestimmten Bedingungen. Leider halten sich nicht alle Menschen an die jeweiligen Nutzungsbedingungen in Naturschutzgebieten, so findet man auch Müll dort wo es keinen geben darf. Dieser darf natürlich nur entfernt werden, wenn man nicht, unnötig in das Gebiet eingreift.
Auf eigene Faust eher nicht. Das solltest du mindestens mit der örtlichen Naturschtzbehörde abstimmen.
Ich habe letztens geguckt, sie stehen jetzt im Samen. Danke für die ausführliche Erklärung.