"Daodejing" "Tao Te King"/ welche Ausgabe könnt ihr empfehlen.

6 Antworten

Die Übersetzung von Richard Wilhelm, Titel davon „Tao Te King“, ist recht weit verbreitet und m.E. ästhetisch sehr ansprechend – was aber mitnichten heißen müsste, dass sie die Gedanken des chinesischen Originals am besten darstellt. Außerdem enthält diese Ausgabe eine höchst wichtige Einleitung, die du in jedem Fall lesen solltest, bevor du dich an irgendeine Übersetzung wagst. Ich muss aber dazu sagen, dass ich von anderen bislang kaum etwas gelesen habe.

Am besten wird es letztlich sein, wenn du möglichst viele Übersetzungen studierst und anhand der verschiedenen Darstellungen der einzelnen Gedanken darin dann versuchst, darauf zu schließen, was wohl im Original gemeint gewesen sein könnte.

Dort, wo sich die Übersetzungen arg zu unterscheiden scheinen, willst du dich dann vielleicht nach Kommentaren umsehen, die denjenigen Gedanken nah am chinesischen Texte erläutern.

Du solltest aber auch bedenken, dass nicht einmal der Originaltext das in Worte fassen konnte, was er zu beschreiben sucht; keine Mittel der menschlichen Sprache wären wohl je geeignet, das auszudrücken, was, weil es irgendeinen Namen bekommen musste, dort „Tao“ heißt: Das ist der Grund, aus dem das ganze Werk eine einzige Allegorie ist, mit der dich sein Verfasser bloß anleiten kann, schließlich selbst das zu sehen, was er sah.

Sprachlich gefällt mir die Übersetzung von Ernst Schwartz am besten: Laudse Daudedsching, Leipzig: Reclam 1978.

Inhaltlich gefällt mir die Übersetzung von Lutz Geldsetzer am besten. Die findest du auch kostenlos im Netz: Lao Zi, Dao De Jing, Eine philosophische Übersetzung, Düsseldorf 2000.

Daodejing wurde Laozi zugeschrieben, allerdings wird die geschichtliche Echtheit der Existenz eines solchen Autors seit einiger Zeit verneint.

Es gibt einen über lange Zeit durch Herausgeber, Kopisten und Kommentatoren überlieferten Text (textus receptus) und Neufunde.

Beim textus receptus gibt es zwei Überlieferungslinien: Die Versionen der Kommentatoren He Shanggong (179 – 157 v. Chr.) und Wang Bi (226 – 249 v. Chr.) und die sogenannte Fu Yi-Version.

1973 wurden in Mawangdui bei Changsha, Provinz Hunan, zwei Manuskripte des Daodejing auf Seide in einem Grab der Zeit der Westlichen-Han-Dynastie aus dem Jahr 168 v Chr. bei einer Ausgrabung gefunden. Manuskript A, das ältere der beiden Manuskripte, in der Kanzleischrift lìshū ist höchstwahrscheinlich vor 195 v. Chr. niedergeschrieben werden. Manuskript B ist in der Kleinen Siegelschrift xiăa zhuàn geschrieben. Bisher unbekannte Sprüche sind nicht enthalten. Die Abweichung vom textus receptus ist nicht sehr stark.

1993 wurden in einem auf die Zeit um 300 v. Chr. datierten Grab in Guódiàn bei Jingmen, Provinz Hubei, insgesamt 804 Bambusspleißen entdeckt. 2046 Schriftzeichcn auf 71 Bambusspleißen entsprechen einigen Abschnitten des Daodejing und damit etwa 2/5 des textus receptus. Die Texte werden als eine Art Rohmaterial aufgefaßt, aus dem zusammen mit noch nicht bekanntem Material eine gemischte Zusammenstellung wurde, die als Daodejing überliefert wurde.

Daodejing ist in 81 Sprüche/Kapitel eingeteilt (so seit der frühen Han-Zeit überliefert). Eine Ausgabe, die alle 81 Sprüche/Kapitel enthält, ist vollständig. Noch ausführlicher kann eine Ausgabe sein, indem mehrere Textfassungen, Übersetzungen, Erklärungen/Erläuterungen/Kommentare, ein Glossar und Ähnliches geboten wird.

Eine gute Übersetzung ist eine schwierige Aufgabe, da die chinesischen Schriftzeichen nicht einfach zu deuten sind, eine einfache Wort-für-Wort-Wiedergabe der Sprüche noch weit von einer gut nachvollziehbaren lesbaren grammatisch vollständig durchgeformten Fassung entfernt ist und sowohl Genauigkeit bei der Wiedergabe des Inhalts auch Wiederspiegelung des künstlerischen Anspruchs des literarischen Werkes (also eine schöne Übersetzung) angestrebt werden kann.

Es gibt eine Anzahl ordentlicher deutscher Übersetzungen mit chinesischem Text (im Internet sind Übersetzungen unterschiedlicher Qualität verfügbar).

Es kommt darauf an, welche Fassung jemand haben will (textus receptus, Neufunde, die einen zufällig erhaltenen frühen Textzustand in der Überlieferung darstellen, oder mehrere Fassungen zum Vergleich.

Außerdem spielt eine Rolle, wie jemand Genauigkeit bei der Wiedergabe des sachlichen Gehalts und Schönheit der sprachlichen Formulierung (poetische Qualität) gewichtet.

Albrecht  16.07.2014, 05:53

Ich gebe einen chronologische angeordnete Auflistungen deutscher Übersetzungen mit chinesischem Text, die vor allem in Frage kommen:

Lao Zi (Laotse), Der Urtext. Übersetzt und kommentiert von Wolfgang Kubin. Originalausgabe. Freiburg im Breisgau ; Basel ; Wien : Herder, 2011 (Klassiker des chinesischen Denkens ; Band 2). ISBN 978-3-451-30502-3

127 Seiten

Einleitung, chinesischer Text der Bambusspleißen in einer vorgeschlagenen rekonstruierten Version, Pinyin-Umschrift (Hànyǔ Pīnyīn ist seit 01.01.1979 offizielle phonetische Umschrift des Chinesischen auf Grundlage des lateinischen Alphabets), Übersetzung, Kommentar, Index der wichtigsten Namen, Zeichen und Begriffe

Laozi, Daodejing : das Buch vom Weg und seiner Wirkung ; Chinesisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Rainald Simon. Stuttgart : Reclam, 2009 (Reclam-Bibliothek). ISBN 978-3-15-010718-8

319 Seiten (Gewebe)

chinesischer Text (textus receptus, mit einigen Varianten in den Anmerkungen), Pinyin-Umschrift, Übersetzung (bei den Sprüchen 1 – 8 zusätzlich eine wörtliche/Wort für Wort- Übersetzung als Interlinearversion), Kommentar, Zur Aussprache des Chinesischen, Glossar zentraler Begriffe, Literaturverzeichnis, ausführliches Nachwort

Hilmar Klaus, Das Tao der Weisheit : Laozi – Daodejing. 1. Auflage. Aachen : Mainz-Verlag, 2008. ISBN 978-3-8107-0032-2

546 Seiten

Einleitung, chinesischer Text (nach Wang Bi), Pinyin-Umschrift und drei Wiedergaben (wörtlich, deutend und gereimt, sinngemäße Zusammenfassung), Neufunde (aus Mangdwandui und Guódiàn) beigegeben, Einleitung, Fußnoten, ausgewählte Quellen (sehr umfangreiches Verzeichnis) und Anhang (Statistik, Index, sān băo)

Ansgar Gerstner, Das Buch Laozi : Übersetzungen mehrerer chinesischer Ausgaben mit Kommentaren. Saarbrücken : VDM Verlag Dr. Müller, Saarbrücken, 2008. ISBN 978-3-639-04917-6 8 (Online-Ausgabe; als Druckwerk vom Verlag als Book on demand angeboten)

beruht auf: Ansgar M. Gerstner, Eine Synopse und kommentierte Übersetzung des Buches Laozi sowie eine Auswertung seiner gesellschaftskritischen Grundhaltung : auf der Grundlage der Textausgabe Wang-Bis, der beiden Mawangdui-Seidentexte und unter Berücksichtigung der drei Guodian-Bambustexte, Dissertation Universität Trier, 2001

555 Seiten (Volltext online verfügbar)

Einleitung, chinesische Texte, Übersetzungen, ausführliche Erläuterungen, Zusammenfassung und Auswertung, Schlußbemerkungen, Bibliographie, Zeichenindex

Außerdem gibt es deutsche Übersetzungen ohne chinesischen Text.

als kommentierte Übersetzung der Manuskripte auf Seide interessant:

Laotse, Tao-te-king : die Seidentexte von Mawangdui, 500 Jahre älter als andere Ausgaben = (Daodejing). Herausgegeben von Hans-Georg Möller. Deutsche Erstausgabe. Frankfurt am Main : Fischer-Taschenbuch-Verlag, 1995 (Fischer ; 12135). ISBN 3-596-12135-3

236 Seiten

sprachlich schöne deutsche Übersetzung (zuerst 1961 erschienen):

Lao-tse, Tao-tê-king : das heilige Buch vom Weg und von der Tugend. Übersetzung, Eineitung und Anmerkungen von Günther Debon. Durchgesehene und verbesserte Ausgabe. Stuttgart : Reclam, 2014 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 6798). ISBN 978-3-15-006798-7

142 Seiten

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Dao4 De2 Jing1 ist die Standard-Ausgabe mit dem Pinyin-System. Das benutzen die Chinesen zur Zeit und kennt Jeder.

Tao Te King ist die Ausgabe mit ziemlich alten Wade–Giles system, die in China nicht benutzt wird sondern in Hongkong oder Taiwan.

Dao De Jing ist unbedingt beliebt und klingt wie Daude Dschin ( oder Jing auf Englisch)