Autistischer Freundin bei Angst vor Klassenfahrt helfen?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich denke, sinnvoll ist es, wenn du sie fragst - bzw. sie für sich selbst herausfindet - vor was genau sie Angst hat.

Teilweise sind es sicherlich auch die sozialen Interaktionen. Wissen die Lehrer und eure Mitschüler von ihrem Autismus?

Dann würde ich auch überlegen, was ihr bei Reizüberflutungen hilft. Normalerweise benutzen wir Autisten dafür Stimming, manche benutzen auch Stimtoys. Oder Dinge, mit denen man die Reize reduzieren kann. Es ist sehr wichtig, dass ihr erlaubt wird, das zu machen/zu benutzen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass zumindest die Lehrer von ihrem Autismus wissen.

Auch sollte versucht werden, darauf zu achten, dass sie einen Rückzugsort hat.

Hat sie Angst vor der Ungewissheit? Ich war schon seit über 17 Jahren nicht mehr auf einer Klassenfahrt und das war auch meine Erste und gleichzeitig Letzte. (Ice Age in der vordersten Reihe im Kino schauen hatte meinem autistischen, geräuschempfindlichem Gehirn nicht gefallen.) Gibt es einen genauen Plan, was wann gemacht wird? Je mehr sie weiß, was passieren wird, umso eher wird sie sich darauf vorbereiten können. Das wäre mir persönlich auch sehr wichtig.

Ich würde auch nicht versuchen - weder als Freundin, noch als Lehrerin -, sie dazu zu überreden, mehr mit den anderen Schülern zu interagieren, wenn sie das nicht möchte/nicht kann/sich nicht traut.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽

Sie sollte sich generell mit Meditation und Achtsamkeitsübungen auseinandersetzen. Das konzentrieren auf die Atmung und das weiterziehenlassen der Gedanken ( unkommentiert ) würde ihr ihr Leben deutlich erleichtern.

Als mittel gegen anspannung und Angst Situationen könnte ihr cbd öl helfen - gibts bei rossmann.

Schöne Klassenfahrt.

Von Experte Zitruseulchen bestätigt

Ich freue mich, solch eine Frage zu lesen. Für mich waren Klassenfahrten früher - ich habe auch Asperger-Autismus, bin aber männlich - ebenfalls die Hölle.

Am schlimmsten sind Gruppenarbeiten, Sport und "Kennlernspiele". Biete dich als Partner(in) an. Freizeitbeschäftigung ist eigentlich nicht notwendig, frage sie aber dennoch, ob sie sich alleine fühlt. Oft helfen auch Aktivitäten zu zweit (oder wenn ihr in Großstädten seid, zu dritt), um herunterzukommen. Sprich, Spaziergänge in der Natur helfen, um sensorischen und sozialen Stress abzubauen. Generell sollte alleine schon deine Anwesenheit beruhigend wirken, sodenn ihr euch wirklich gut versteht.

Am wichtigsten ist die Zimmerwahl; sprecht euch da gut mit den Lehrern ab, fragt, ob etwa ein Extrazimmer frei ist und achtet darauf, dass niemand darin ist, der sie piesackt.

Und geht bei eventuellen Zusammenbrüchen oder Ausrastern direkt vor die Türe.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Habe selbst Asperger

Ich fände es ja besser, wenn sie selbst entscheiden könnte, ob sie sich eine Klassenfahrt zutraut oder lieber in gewohnter Umgebung bleibt.

Der Zusammenhalt wird nicht automatisch besser, nur weil die Schüler und Schülerinnen sich statt 8 Stunden für einige Tage auf einmal doppelt solange am Tag auf der Pelle hängen.

Im Gegenteil, da kann sich noch schwieriger aus dem Weg gegangen werden.

Für Autisten bedeutet so ein Klassenfahrt noch länger Masking betreiben als an normalen Schultagen.

Das einzige, was vielleicht helfen könnte, sie so zu nehmen wie sie ist.
Außerdem wäre eventuell ein vertrauter Gegenstand hilfreich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema