An wann ist ein Mensch für euch "böse"?

Ja, das ist eine intelligente Frage. Um die zu angemessen beantworten muss man zunächst definieren was "böse" heißt - offensichtlich ist es aber zum sogenannten "Guten" scheinbar gegensätzlich zu verstehen. so wie bei allen "Maßen", also etwas, das gemessen werden soll, sollte ein unveränderlicher Grundmaßstab vorhanden sein. Dazu später.

Ab wann ein Mensch bös ist im Gegensatz zu gut wird allgemein dann gesagt, wenn er z.B. Regeln bricht, die der Bewertende (was gut und bös ist) negativ einschätzt. Also, wer mir Schmerzen zufügt, ist böse. Wer mein Ego umschmeichelt ist gut, wer etwas zerstört, das ich schätze, ist böse, wer es zerstört, das ich auch zerstört haben möchte, ist gut, wer von mir geliebten Menschen Leid antut, ist böse, wer meinen Feinden Einhalt gebietet, ist gut usw. Das Problem dabei ist immer, es kommt auf die Sichtweise an! Wer mir Böses antut, dessen Freund mein Feind ist, findet das gut; wer mir schmeichelt, um mich zu manipulieren, ist böse; wer einenen Menschen, den er hasst, den ich aber liebe, Leid antut, ist er in den Augen seiner Mutter vielleicht trotzdem nicht bös und wer böse ist, weil es damit das Gute dahinter förderrn möchte - was ist der? Du kennst vielleicht diesen Satz aus dem FAUST von Goethe: Ich bin ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will und (dabei) stets das Gute schafft! Was will er damit ausdrücken?

Es gibt Regeln einer Gruppe, die, wenn sie gebrochen werden, als böse Tat angesehen werde. In anderen Gruppen gelten andere moralische Maßstäbe, da kann die gleiche Tat für gut befunden werden

Im Grunde ist jeder Mensch vordergründig gegen das Böse, vor allem, wenn er befürchtet, es richtet sich auch gegen ihn selbst. Ist das Böse aber auf meiner Seite, bedanke ich mich u.U. dafür. Dass die Ausbeutung von Menschen etwas Böses ist, darüber sind sich viele einig. Kaufen diselben Leute Aktien, dann wohl weil sie Profit daraus gewinnen wollen. Deshalb sind sie dafür, das die Rendite hoch ist. Als Vorstandsvorsitzende sind natürlich solche beliebter, die das forcieren. Ich wähle die, die auch mir mehr Gewinne garantieren. Aber Gewinne wachsen weder auf Bäumen, noch fallen sie den Aktionären in den Schoß. Gewinne kommen IMMER über Ausbeutung, bzw. irgendjemand muss sie doch "bezahlen". Es gibt schlichtweg keine Aktieninhaber, die nicht mehr herausholen wollen. Von wem holt man das? Niemals von den Reicheren!! Ist das böse?

Zum "Urmaß" von Gut und Bös. In der Natur gibt es das nicht! Es gibt nur Konsequnzen ohne Wertung. Ein Fuchs, der Häslein frisst, Schmarotzer (Misteln) die so lange einen Baum "melken", bis der eingeht, ein Vulkanausbruch, der eine ganze Stadt unter seiner Asche begräbt und alles tötet - wer möchte das als böse bezeichnen? In dieser Welt sind alle "Teilnehmer" integriert, Naturereignisse, Pflanzen, Tiere, die Naturgesetze ... und alles Handeln bzw. Geschehen, sei es für die Menschen noch so schrecklich (sie erschrecken sich darüber) ist darin nicht böse!! Ein Tiger ist nicht grausam, wenn er ein Zicklein tötet und frisst. es ist die Folge von Ursachen und Konsequenzen, mehr nicht. Der Tiger hat Hunger, das Zicklein steht günstig und es findet statt. Wo ist etwas Böses dabei?

Der Mensch könnte/ dürfte auch so leben: Er handelt wie ein Tiger, wird aber auch wie ein Zicklein von anderen Jägern gejagt. Alles ist - nicht böse. Das hat er auch getan, bevor er im Laufe der Evolution ein Bewusstsein mit einer Ich-Instanz entwickelte. Erst damit ist er zu etwas anderem fähig: Nur noch Tiger sein zu wollen! Und nicht nur das. Auch der Egoismus entstand so. Das Ego will die uralten Gesetze der Welt nicht anerkennen! Es schafft sich neue Regeln. ICH, ICH, ICH - dann eine ganze Weile nichts mehr, dann vielleicht der Blick auf das umliegende Nächste. Ohne das Wirken, die Eigenschaften des Ichs, egoistisch zu sein, gibt es nichts Böses in der Welt. Wie das Ego böse ist, muss ich, denke ich, nicht erklären, oder doch? Neid, Hass, Gewalt, Habgier, Eifersucht, Eitelkeit, Unterdrückung, Konkurrenzdenken, Anmassung, Rücksichtslosigkeit und, und, und ... Alles Eigenschaften nur des Ichs, des Egos. Du magst einwänden, das geht doch nur mit dem Denkapparat, mithilfe von Vergleichen und "bösen" Gedanken eben. Ja, ist so. Das Ich/Ego ist auch ein Produkt der Fähigkeit, sich etwas vorzustellen, etwas im Innern als Bild (Selbstbild) zu erschaffen. Damit erschuf der Mensch auch jeglichen Glauben an Gott oder Götter. Die bittet er dann gegebenfalls um Beistand vor den "bösen" Mächten, die aber nichts anderes sind, als die Naturgesetze, von denen der Mensch eigentlich weiß, dass er sie weder schlussendlich zähmen, beherrschen oder sich untertan machen kann. Das macht ihm Angst.

Kurz: Das Ego ist zu allem fähig, was wir böse nennen. Und es gibt keine andere böse Macht, außer die, die vom Ego ausgeht!. Oft wird die Liebe als Gegenspieler des Bösen verstanden. Doch wenn Liebe eine "Unterabtelung" des Egos ist (man sagt ich liebe dich und meint mein Ego liebt dich oder ich lieb dich mit meinem Ego/Ich), dann ist immer noch ausschließlich das Ego die ausführende Instanz, die meint, zu lieben.

Ergänzend: Liebe ist nicht kompatibel mit dem Ich/Ego. Das Ego kann niemals so etwas empfinden, was Liebe auslöst. Liebe ist in gewisser Weise ein "eigenes" Bewusstsein, das vom ICH-Bewusstsein vollkommen getrennt ist. Man nennt sie auch selbstlose Liebe. Warum? Weil das Selbst das Ich/Ego ist und Liebe nur ohne Ich, Selbst, Ego jene Liebe ist, die nichts mit dem Ego und etwas Bösem gemein hat. Liebe ist zu keiner bösen Tat fähig. Das Ego, der Egoismus, der sich gern auch die Liebe untertan machen möchte, sie sich "einverleiben", kann das nicht. Er erfindet einen Ersatz, den er Liebe nennt. Diese "Liebe" (sie ist keine) ist genauso Bestandteil des "physischen Ego-Körpers", wie alle bösen Gedanken. Sie ist aus dem selben "Stoff" und deshalb gedanklich, im Verbund mit dem ICH, Selbst. Das ist der Grund, warum wir Menschen gern Hass als Gegenpart von Liebe sehen. Doch wäre es tatsächlich so, wäre ja Liebe nur ein Pol dieser gegensätzlichen Gefühle, und deshalb nicht der Rede wert. Liebe ist aber JENSEITS aller gedanklichen Instanzen. Sie ist zu nichts Bösem fähig, weil ihr das Ego fehlt!

Verstehst du meine ausschweifende, begriffliche, Suche nach dem Bösen und der Liebe?

Hallo CaN04,

die Begriffe "gut" und "böse" sind relativ - und so schwierig ist es, das zu beurteilen. Ich lege rein theoretisch und rational einen eindeutigen Maßstab an: "gut" <=> wenn gleichermaßen Fülle und größtmöglicher Freiheitsgrad entsteht oder erhalten bleibt; sonst "schlecht".

Damit bildet sich die Frage darauf ab, wieviel Fülle und Freiheitsgrad ich mir erlauben würde, einzubüßen. Und da höre ich in mich hinein: verschwindend wenig.

Somit werden mir einige Menschen wohl begegnen, die ich nicht als "gut" in dem Sinne betrachte - und sind mir auch schon begegnet. Qualifizieren oder disqualifizieren kann ich diese Menschen nicht; ich kann nur versuchen, so gut es möglich ist, deren Nähe und Einfluss zu vermeiden oder abzuwehren.

Letzteres mag mir zu bestimmten Zeiten meines Lebens mal weniger mal mehr gelungen sein. Und aus dieser Historie heraus hat sich dann dieses verschwindend kleine Maß herauskristallisiert.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Bosheit ist n.m.M. eine Krankheit. Der Mensch ist nicht in der Lage, gesunde Strukturen zu schaffen bzw. in solchen zu leben. Die Krankheit macht sich oft dadurch bemerkbar, dass sie sich sicht- oder hörbar zerstörerisch auswirkt.

Bosheit im pathologischen Ausgang bedeutet die Lust und das Verlangen anderen Lebewesen seelischen und körperlichen Schmerz, Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten zuzufügen. Hinzu tritt zudem eine maligne Form des Narzissmus die im eigenen Streben und Erfüllen jegliche soziale Belange Dritter ausschließt.

eine wirklich gute Frage, die ich Dir von meinem Standpunkt aus gerne erläutere :

böse - und damit meine ich wirklich absolut böse - sind für mich Menschen, die sich anderern Menschen gegenüber absolut rücksichtslos verhalten

( selbst dann, wenn sie wissen, daß die betreffende Person bzw. das " Opfer " seelisch / psychisch - massivst leidet )

Ich nenne diesbzgl. mal ein klassisches Beispiel, was in unserer Gesellschaft allgegenwärtig ist :

Nachbarschaftslärm

normalerweise sollte gegenseitige Rücksichtnahme aller Mieter im Hause eine Selbstverständlichkeit sein. denn jeder wünscht sich doch ein friedliches, harmonisches Zusammenleben.

leider sieht die Realität sehr oft ganz anders aus :

es gibt Mieter/Nachbarn, die ohne Rücksicht nach wie vor jeden Tag

( auch Wochenende und Feiertags ) Haustüren so laut zuschlagen, das man meint, im Treppenhaus sei eine Bombe explodiert. oder stundenlang Musik mit lautem Bass hören, ständig irgendwas hin und herschieben, unununterbrochen rumlaufen wie ein Elefant ( Trittschallbelästigung ), rumschreien oder was auch immer.

es gibt Menschen, die sich entschuldigen und dann ruhig sind, wenn man sie darum bittet

aber es gibt leider Gottes auch solche, denen das egal ist- absolut egal

manche machen dies sogar mit Absicht

und solche Menschen sind für mich böse.

solche Menschen verachte ich und widern mich an

http://www.portalgesund.de/wenn_laerm_krank_macht.php

https://www.apotheken-umschau.de/Psyche/Laute-Nachbarn-Was-tun-542127.html

https://www.stern.de/panorama/wissen/mensch/alltagslaerm-wenn-laute-nachbarn-krank-machen-3358198.html