An Leute vom Land: Fährt bei euch wirklich kein Bus?

15 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich komme aus dem Raum Forchheim. Entlang der B470 Richtung Pegnitz fährt stündlich eine Bahn und dann der Bus(Auch durch Käffer mit 5 Häusern). Viele nutzen das inzwischen dank dem Deutschland Ticket.

Sobald man sich aber von dieser Achse entfernt, fährt NUR der Schulbus früh und mittag. Dann braucht es z.b. ein E-Bike, um die Hügel zur nächsten stündlichen Haltestelle rauf zu kommen(oder VIEL Zeit).

Ähnlich sieht es im Fichtelgebirge aus. Entlang der Staatsstrassen fahren stündlich Busse. Sobald es abseits geht...Pustekuchen.

Im gesamten Steigerwald zwischen Bamberg Schweinfurt und Geiselwind fährt nur am Sonntag ein bis zwei Partylinien.

Das alles sieht man auch schön auf dieser Karte hier: https://graphhopper.com/maps/?profile=car&layer=TF+Transport zoomt man da auf Deutschland rein, ist auf dem Land kaum mehr eine Rote (Bus) Linie. Bei Bahn ist es noch schlimmer(schwarze Linie)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich kann auch nur für meinen kleinen Ort in Niedersachsen sprechen.

Hier fahren Busse. Wenn auch nicht viele.

Das ist aber nicht das Problem. Fast überall gibt es meiner Erfahrung nach einen ÖPNV. Problem ist, dass der mich in ländlichen Gegenden nicht in annehmbarer Zeit dahin bringen kann, wo ich hin muss.

Für den Weg zur Arbeit bräuchte ich ca. 1,5 h, statt unter 30 min mit dem Auto. Selbst mit Rad, wäre ich noch gut eine 30 min schneller als mit Bus.

Und dann gibt es bei mir nur eine Verbindung, mit der ich erst um 10 Uhr auf der Arbeit wäre. Ich fange aber spätestens um 8 Uhr an...

Praktisch bzw. umgangssprachlich fährt damit zumindest für mich kein Bus. Und das ist denke ich auch in den meisten Fällen gemeint wenn jemand sagt "Bei mir gibt es keinen Bus."

Der ÖPNV ist in Baden-Württemberg trotz "3-Löwen-Takt" fernab der Stadt eher suboptimal - die geben sich zwar echt Mühe, dass es auch außerhalb der Verdichtungsräume klappt, aber die Infrastruktur als solche ist oft schlecht und vollkommen veraltet (Bahnhöfe usw.). Ich habe die Frankenbahn in der Nähe, da gibt es immer wieder Geknatsche und Probleme und politische Bestrebungen, die zwar zeigen, dass man die Sache nicht vergisst, die aber meist komplett im Sande verlaufen. Erst im Dezember letzten Jahres gab es wieder eine Aktion hierzu (siehe SWR).

Und die Busse sind noch schlimmer als die Bahnen - morgens holt einer die Schüler ab, mittags bringt er sie wieder und das war's. Genau aus dem Grund fährt mancher 95-jährige Opa immer noch mit dem Opel Kadett durch die Gegend, obwohl er wüsste, dass er es besser nicht mehr tut - Kinder und Enkel sind oft nicht mehr da oder haben keine Zeit ... und genau so passieren schlimme Unfälle, erst im Sommer hat so ein Dorf-Opa von 91 Jahren einen meiner Freunde auf dem Motorrad einfach übersehen gehabt - kein Einzelfall. Mein parkendes Auto wurde dieses Jahr von einem schwerstkranken 85-Jährigen "übersehen", der sich kaum auf den Beinen halten konnte. Der wäre sogar weitergefahren, wenn er nicht den Führerschein hätte abgeben müssen, und hatte so Angst davor, dass er erst flüchten wollte, dann weinend vor den Polizisten stand und später versucht hat, die Schuld mir in die Schuhe zu schieben - da ist aber an den Richtigen geraten, den habe ich dann so richtig unsanft auflaufen lassen.

Ich selbst brauche mein Auto, um zur Arbeit zu kommen. Ich bin in 15-20 Minuten dort; mit der Bahn ginge es gar nicht, da die Verbindung in den 90ern gekappt wurde, der Bus zuckelt eine Stunde lang über die Dörfer und dann müsste ich noch eine halbe Stunde ab Zielhaltestelle in die Firma laufen. Da bin ich dann ewig unterwegs.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Mariomadda69  07.11.2023, 12:51

wohne am Rande vom Sauerland, mit dem Auto brauche ich 12 Minuten zur arbeit, mit dem Bus müsste ich 2 mal umsteigen u wäre gute 2stunden pro Strecke unterwegs...

1
rotesand  07.11.2023, 12:53
@Mariomadda69

Glaube ich - das ist auch so eine typische Gegend. Ich wohne im Grenzgebiet Bayern/Baden-Württemberg - da ist es ähnlich.

1

Ja, ist es!!!!! Teils fährt exakt ein Bus /Tag aber keiner passend zurück. An viele Orte käme ich gar nicht hin:

Ich konnte jetzt wegen Bettlägrigkeit meine Tochter, die zum Helfen kam ,nicht abholen. Einmal Taxi: 60€ - das haut echt rein.

Aber NOCH schlimmer ist, daß es kein gutes Krankenhaus in der Gegend gibt. Und in welche, die weiter weg sind, darf man nicht, selbst, wenn man den Transport selber bezahlen würde. Wegen DIESER Sache bin ich mittlerweile am überlegen, weg zu ziehen. Obwohl ich zum Glück ein Krankenhaus normal echt selten brauche, aber vor über 2 Monaten bin ich übel gestürzt und im Krankenhaus wurde 0 geholfen. Hatte dazwischen schon Furcht, daß ich nie wieder nur Laufen können würde. Im Moment geht es aber etwas bergauf (nach über 2 Monaten) Nur der Pflegedienst ist hier bestens.

Ich komme auch aus Niedersachsen. Ich kann nur sagen: Es ist sehr unterschiedlich.

Hier in der Region Hannover geht es auch ohne Auto ziemlich gut. Aber es gibt ländliche Regionen, da sieht es ganz schlecht aus.

Ein Beispiel: die durchaus touristische Gemeinde Bispingen in der Lüneburger Heide. Da gibt's eine Skihalle, einen Centerparc und einiges mehr. Aber versuch mal, einen Tagesausflug von Hannover nach Bispingen und zurück zu planen, womöglich noch am Wochenende! Es sind keine 100 Kilometer von Hannover nach Bispingen. Mit dem Auto ist der Weg dank Autobahn in rund 75 Minuten zu schaffen. Ohne Auto musst du drei Stunden einplanen - für einen Weg, hin und zurück das Doppelte.