Öffentliche Verkehrsmittel in Berlin während der Mauer?

5 Antworten

Hi Dominik

Biste heil in München angekommen?

Wie sah es mit Bus und Straßenbahn aus und mit den Regionalzügen, die die Stadtgrenze zwischen Ost und West überqueren wollten?

Den gab es schlichtweg nicht. Man konnte von West-Berlin mit dem Zug oder dem Auto über die Transitstrecken nach Westdeutschland fahren, das war's auch schon.

Natürlich könnte man als Wessi in die DDR, bzw. nach Ostberlin fahren, musste aber vorher ein Visum beantragen. Die DDR hatte in West-Berlin mehrere "Büros" wo man ein Visum beantragen konnte. Pro Tag hat man dann 20 DM in 20 Mark der DDR umgetauscht.

Für mich war das als Kind, wie eine Zeitreise. Alles grau in grau. Meine Oma hat im Prenzlauer Berg gewohnt. Da sah es aus wie kurz nach dem Krieg. Die Häuser teilweise zerschossen. Der Balkon dürfte nicht betreten werden. Die hatten kein Badezimmer und die Toilette war eine halbe Etage tiefer im Treppenhaus. Im Winter war es noch trostloser. Der Kohlenbruch wurde auf den Bürgersteig gekippt und die Menschen mussten das extrem schwefelhaltige Zeug in ihre Keller verräumen. Beim Verbrennen hat die Kohle tierisch gestunken, die Luft war dann zum schneiden.

Es war natürlich nicht alles so übel.

Meine Oma hatte ein Schrebergarten in Bergfelde bei Berlin. Im Sommer war es dort schon schön. Viele Felder, Wald, Natur pur eben. Im Herbst sind wir dann "in die Pilze" gegangen. Mein Vater kannte sich extrem gut aus. Die haben wir dann Zuhause klein geschnitten und getrocknet.

Der Tierpark war auch damals schon sehenswert. Eine Dampferfahrt auf dem Müggelsee hat nur ein Appel und'n Ei gekostet. Im Plänterwald gab es ein Vergnügungspark mit Riesenrad und Autoscooter.

Dominik3432573 
Fragesteller
 29.07.2023, 10:36

Ich bin zu Hause. Unvorstellbar, was da los war früher

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Mit Bus und U-Bahn war es auch nicht anders als heute. Straßenbahn gab es seit 1963 nicht mehr in Berlin (West). Regionalzüge fuhren nicht aus Westberlin heraus. Wenn dann nur Interzonenzüge. Aber auch dort wurde mindestens der Personalausweis kontrolliert.

Die S-Bahn konnte man benutzen, haben aber wenige Leute gemacht. Die S-Bahn unterstand der DDR-Verwaltung. Aus Protest gegen das Regime fuhr man aber nicht damit.

Das erste Mal in der U6 bin ich im Alter von 5 Jahren und mit der Kindergartengruppe gefahren. Die anderen Kinder wusste natürlich genau wann die Geisterbahnhöfe kommen und haben sich kurz vorher alle auf die Sitzreihen gesetzt, von denen man besonders gut die Geisterbahnhöfe sehen konnte. Vorher kam noch die Durchsage:

Reinickendorfer Straße - Letzter Bahnhof im Westsektor!

Gleiches galt auch für die Fahrt in Richtung Tegel.

Kochstraße - Letzter Bahnhof im Westsektor!

Die Geisterbahnhöfe waren spärlich beleuchtet, die U-Bahn durfte nur langsam durch die Bahnhöfe fahren. Hin und wieder hat man auch Transportpolizisten mit Maschinenpistolen gesehen, meistens haben die sich aber in dunkle Ecken verzogen, wenn ein Zug durchfuhr.

Am U-Bahnhof Friedrichstraße konnte man umsteigen, aber auch günstig Schnaps und Zigaretten kaufen. Der erste Bahnhof wieder im Westsektor, war der U-Bahnhof Kochstraße. Oder wenn man in Richtung Tegel fuhr, eben Reinickendorfer Straße.

Gleiches gilt auch für die U8. Zwischen Voltastraße und Moritzplatz waren die Geisterbahnhöfe.

Ich empfand das damals alles nicht so schlimm, kannte es ja nicht anders.

Wollte man nach Ostberlin einreisen, benötigte man vorher einen Passierschein. Die hat man bei den sogenannten "Passierscheinstellen" beantragt. Eine dieser Passierscheinstellen war am Waterloo-Ufer in Kreuzberg. Dort saßen Bedienstete der Passkontrolleinheiten der DDR. Diese Passierscheinstellen waren Hoheitsgebiet der DDR in Berlin (West).

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ich habe 1972 in Ungarn einen Menschen aus der DDR kennen gelernt und ich habe ihn in den Folgejahren dreimal in Berlin besucht. Immer mit der Bahn, zweimal über die Güst Gutenfürst, einmal über Probstzella.

Innerhalb von Berlin immer über den Übergang Friedrichstrasse, das dauerte etwa 45 Minuten und war sehr mühsam und beklemmend.

Wir sind 2x durch die Zone mit dem Auto gefahren jeweils hin und wieder zurück ich kann mich als Kind dran erinnern, .... ja nicht anhalten, auf keinen Fall, ewiges Warten bei der Grenzkontrolle, mein Vater musste raus aus dem Auto und wurde irgendwo in ein Büro geführt ewiges Warten und Angst ob er wieder raus kommt ... später dann noch mit dem Nachtzug von Zürich aus das fand ich immer aufregend und nochmals später sind wir dann jeweils geflogen mit der Pan Am

Meine Eltern haben damals für ein Mutter Kind Heim im Osten Kleider und Spielsachen gesammelt die schickten meine Eltern 1x wöchentlich in die DDR das war denen ein Dorn im Auge, später wurden wir gewarnt wir sollten nur noch drüber fliegen wenn wir nach Westberlin Verwandte besuchen wollen... es sei nicht mehr sicher für uns noch durch die Zone zu fahren.

Auch in der Schweiz war diese Hilfe nicht gern gesehen... es wurde eine Fiche über meine Eltern angelegt .

Berlin hab ich als Kind sehr gemocht, die Spielplätze, die Bäckereien, am Morgen Brötchen und Streuselschnecken holen....

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Wie sah es mit Bus und Straßenbahn aus und mit den Regionalzügen, die die Stadtgrenze zwischen Ost und West überqueren wollten?

Ganz einfach: Die gab es nicht.