An die (etwas) älteren User: wo habt Ihr - als es noch kein Internet-Forum wie GF gab - Eure Meinung kundgetan und Fragen gestellt oder geantwortet und euch?

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wo habt Ihr - als es noch kein Internet-Forum wie GF gab - Eure Meinung kundgetan und Fragen gestellt oder geantwortet und euch ausgetauscht?

Bis ca. 1990 bin ich ohne Computer / Internet ausgekommen, aber es gab durchaus ein Leben davor!

Meinung kundtun, Fragen stellen, antworten, sich austauschen - das war früher in der Tat anders. Es ging live vor sich, man traf sich mit anderen bei verschiedenen Gelegenheiten.

In meinem Elternhaus gab es ausgedehnte Gespräche an Sonntagen am Frühstückstisch. Da entstanden Meinungen, Unklarheiten wurden beseitigt, Neues aufgenommen, kontrovers diskutiert, manches karikiert. Diese alten Zeiten haben mein Bruder und ich in Erinnerung als etwas, das uns geprägt hat.

In meiner Schulzeit habe ich mit Brieffreundinnen in England, USA, Dänemark, Frankreich korrespondiert - natürlich in deren Landessprache (außer bei der dänischen Freundin: da war es auf Deutsch), was ganz nebenbei zu meiner 'Pole Position' im Sprachenunterricht beitrug. Was ich davon zurückbehielt, betraf episodisches Wissen über alterstypische Alltagsthemen, aber auch Familiäres, Landestypisches und andere Bildungsstandards. Was mich beeindruckte, waren auch unterschiedliche Ausdrucksformen für Freundlichkeit, Gefühle, worüber man sprach und worüber nicht, Zwischenmenschliches. Da gab es je nach Land große Unterschiede - wieder was gelernt!

Irgendwann in der Anfangszeit der wieder auferstehenden deutsch-französischen Beziehungen auf kultureller Ebene hatten wir in der Klasse eine Austauschschülerin aus Frankreich, die über die Sommermonate mit uns lernte. Sie war so charmant mit ihrem Akzent! Durch sie bekam ich Kontakt zu einem Mädchen, das meine Brieffreundin wurde. Später wurde ich über die Sommerferien nach dort eingeladen. Sprachlich war ich da noch weit weg von Diskussionen, aber der Austausch wurde täglich besser - und dann fing ich irgendwie Feuer für diese Sprache.

Sechs Jahre später bekam ich eine Stelle in einer Firma in der Pariser Banlieue (Vorort) angeboten (meine Ex-Nachbarin aus DE, eine Französin, arbeitete dort und holte mich nach.
Aus einem Jahr wurden 5 und der Austausch multinational, da ich in einer Clique war, die sich aus vielen Nationalitäten zusammensetzte. Mein Weltwissen erweiterte sich ständig - ganz ohne Internet.

Dort ergab es sich sogar während der Arbeit, dass ich über Telex, als das Senden des Lochstreifens an die Partnerfirma beendet war, mit der Person am anderen Ende (in Wien) live 'chattete', was per Telex genauso gut ging wie später per Internet. Wir fanden Gemeinsamkeiten heraus (aus dem gleichen Ort, am gleichen Tag Geburtstag). Daraus folgte eine langjährige Freundschaft mit gegenseitigen Besuchen und Korrespondenz.

Auch nach meiner Rückkehr nach DE blieb es bei vielen dieser Kontakte - meist brieflich, aber nachdem das Telefonieren billiger wurde, auch telefonisch, und immer wieder Besuche.

Ich habe Theater, Konzerte und Vorträge besucht, war in Bibliotheken, um bestimmte Themen zu vertiefen, habe gern Tipps angenommen von interessanten Leuten, die mich echt weitergebrachten. Im Umfeld meines Studentenjobs am Busen der Aktualität, beim Fernsehen, waren vielfältige Themen und Kontakte mein täglich Brot, es gab nie Mangel an Austausch.

Noch lange vor Beginn des Internet-Zeitalters bestand der Unterschied darin, dass man vieles, was man heute online nachschlägt, recherchierte, wozu z.T. präzise Kenntnisse erforderlich waren, wie man an die Literatur kommen konnte (=> Bibliografieren) und wo man das gesuchte Material finden konnte (Archiv, Sammlung, Bibliothek, persönliche Kontakte). Dort musste man hingehen oder -fahren, sich orientieren, heraussuchen, fotokopieren und so seine physische Materialsammlung zu dem konkreten Thema erstellen, was sehr zeitaufwendig war.

Kommunikation war damals eher etwas auf Gegenseitigkeit, allerdings mit lebenden Menschen und nicht bloß mit einem Bildschirm.

Spielwiesen  31.10.2023, 20:49

☆☆ Vielen Dank für den Stern 🌟 🌟 🌟 🌟! :-)

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Bin Jahrgang 1990 und ziemlich ohne Internet aufgewachsen - es spielte erst eine Rolle, als ich so 16/17 war. Da gibt's eigentlich viele Optionen und ich sage es mal so ----> zu helfen wussten wir uns immer.

  • Ich habe mich mit anderen Menschen unterhalten, mit denen ich auf der selben Wellenlänge war. Egal ob das privat war oder im Jugendhaus oder in der Familie: Das war teilweise abendfüllend :-)
  • Fragen mich betreffend habe ich oft mit mir selber ausgemacht - sicherlich auch, weil manches so privat ist, dass man mit niemandem drüber reden mag.
  • In die Vereine gehe ich ja heute noch gern und bin gern ehrenamtlich aktiv, aber das war noch in den frühen 2000ern sicher noch ein größeres Thema.
  • Viele Fragen zu allgemeinen Themen haben uns immer gute Bücher beantwortet, z.B. der Brockhaus - da hat man dann einfach nachgeschlagen und war dann auch gut informiert.
  • Dazu gab es gute Fachliteratur zu fast jedem Thema und viele (ich nicht) gingen auch in Büchereien.
  • Dann kam das Fernsehen: Es gab etliche Sendungen, wo man per Zuschauertelefon (das waren die 0130er-Nummern) anrufen konnte und auch Radiosendungen, wo man angehalten war, sich an der Sendung zu beteiligen und anzurufen oder eine Woche eher Postkarten und Briefe an den Sender zu schicken. Ich komme jetzt nicht auf den Namen, aber beim damaligen SDR gab es so was. Bei Bayern 1 gab es oft im "Musikjournal" am Morgen die Möglichkeit, als Hörer anzurufen und zu aktuellen Themen mit dem Moderator (Tilmann Schöberl oder Uwe Erdelt im wöchentlichen Wechsel) ein paar Takte zu reden.
  • Ein Freund von mir und mein Onkel waren begeisterte CB-Funker. Das war auch recht beliebt sowohl als Hobby als auch zur Kontaktpflege und zum Austausch.

(Fach-)Messen oder größere Veranstaltungen waren für uns als Jugendliche kein Thema, zumal es so was in der Vorstadt gar nicht gegeben hat. Ich habe davon abgesehen noch nie einen Leserbrief geschrieben; inzwischen arbeite ich seit mehr als zehn Jahren im Tageszeitungs-Bereich und finde Leserbriefe inhaltlich oft grenzwertig und Leserbriefschreiber sind mir meist suspekt - das sind in aller Regel schrullige Leute, die zu viel Zeit und ein Geltungsbedürfnis haben und denen so langweilig ist, dass sie sich über jeden Mist aufregen und das aller Welt mitteilen müssen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Was Internet ist, wusste ich als Jugendliches nicht. Gab es noch nicht.

Wir haben uns untereinander getroffen und haben geredet über alles, was so anlag. Leserbriefe gab es für die Jugendlichen noch nicht und wir sind auch zu keinen Messen gegangen.

Natürlich waren wir in Vereinen, nicht alle im gleichen, aber in verschiedenen.

Wir sind übrigens nicht mit dem Eltern-Taxi irgendwo hingekommen, sondern nur mit unserem eigenen Fahrrad.

Überaaschennderweise gabs Foren eigendlich schon fast bevor es das WWW gab. und ich meine nicht das Internet, sondern das WWW also das worldwide web.

Als ich dazu stieß, da war das WWW allerdings schon state of the art. damals waren mehr oder weniger nur kleine foren unterwegs. so was wie facebook, das war absolut neuland.

bevor ich anfing, mich im internet zu verewigen habe ich meistens meine meinung für mich behalten, sie auch schon mal dem ein oder anderen direkt ins gesicht gesagt, bei freundinen rumgetratscht, ins tagebuch geschrieben...

lg, Anna

Meinungen kann man auf die unterschiedlichsten Arten mitteilen. Auch ohne Internet. Dazu muß man nicht mal auf Veranstaltungen gehen. Messen gab es damals eher für Händler, wenig für das normale Fußvolk. Und dann waren die Wege sehr sehr weit.......mit der Bahn. Mit dem Auto ging das gar nicht, weil kaum einer in meiner Jugend selbst einen PKW hatte. Fahrrad oder Moped war angesagt......

Ausgetauscht haben wir uns als Freunde untereinander.......manchmal zu einem bestimmten Thema, manchmal kam das einfach so während eines Gesprächs, einer Diskussion.