An die Bücherwürmer: Mögt ihr eine geradlinige Handlung?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe nichts gegen Rückblenden, wenn sie als solche gekennzeichnet sind und der Handlung dienen. Man kann es aber auch übertreiben. Beispiel: Ich lese gerade (auf dem Kindle) den "Dracula"-Roman von Bram Stoker. Der besteht bekanntlich ausschließlich auf Tagebucheintragungen, Briefen und Zeitungsberichten. Wenn dann aber eine Beteiligte in ihren Tagebuch-Einträgen seitenweise über das Wetter oder lokale Eindrücke berichtet oder in einem eingefügten Zeitungsartikel (über das Einlaufen der "Demeter") ausführlich über die Farbe der Wellen o.ä. referiert wird, dienst das nicht gerade der Glaubwürdikeit der Handlung. Wie relevant der Roman an sich in der Weltliteratur auch sein mag, der Lesbarkeit dient dies definitiv nicht, auch nicht in Berücksichtigung des Erscheinungsjahres - 1897. Also - im Dienst der Sache gern, aber ohne Übertreibungen...

Einzelne Rückblenden sind okay, aber wenn das halbe Buch nur aus "Achja, übrigens war da noch was..." besteht, dann ist das irgendwann kein gut geschriebenes Buch mehr. Weil, wenn man so viel von 'vor der eigentlichen Handlung' zu erzählen hat, dann sollte man einfach die Handlung früher beginnen lassen. Es gibt keine Regel, dass das ganze Buch in ein paar Tagen handeln muss.

Eine der letzten Buchreihen, die ich gelesen habe (Trisolaris von Cixin Liu), folgt in jedem Band hauptsächlich einem Charakter, und beginnt bei dem frühesten Moment, der die Person unabbringlich zum Teil der Handlung werden lässt - hat dann aber immer wieder Zeitsprünge bis zum nächsten relevanten Zeitpunkt, oft mithilfe von Kälteschlaf (Sci-Fi-Technologie, bei der Menschen über Jahrhunderte schlafen können). Dadurch gibt es eigentlich keine Rückblenden, und das habe ich sehr genossen.

Wenn es sehr deutlich erkennbar ist, was Rückblende ist und was die echte Handlung, ist das auch okay. ZB 'Der Astronaut' von Andy Weir kriegt das ganz gut hin. Die Haupthandlung ist, das Ryland Grace überwiegend allein in seinem Raumschiff durchs All torkelt. Die Handlung der Rückblenden ist, das Ryland Grace auf der Erde von zig Leuten umringt ist. Das kann man sehr leicht unterscheiden und stört deshalb den Lesefluss wenig.
Hier sieht man auch: Es muss einen Grund geben, warum es Rückblenden gibt. Rückblenden kann man nicht nur machen, weil man als Autor etwas vorenthalten will, oder weil man glaubt, dass das so sein muss. Rückblenden müssen auch zu den Charakteren passen. Hier zb, Ryland Grace hat Amnesie durch langes künstliches Koma, und deshalb ist Erinnern für ihn extrem schwer. Und deshalb sind die Rückblenden wichtig, um zu wissen, was der Hauptcharakter selbst weiß.

In den letzten paar Jahren hat sich der Trend entwickelt, absichtlich die Leser in die Irre zu führen, weil jeder einen 'Plot twist' schreiben will. Im Zuge dessen werden Handlungen erfunden, die von vorne bis hinten keinen Sinn machen. Und das kann ich absolut nicht ab, sowas kann mir gestohlen bleiben. Meiner Meinung nach funktionieren Geschichten dann am besten, wenn man als Leser kurz vor den Hauptcharakteren entsprechende 'Twists' raus bekommt. Dann durfte man trotzdem miträtseln, aber die eigene Reaktion auf den Twist wird nicht davon verändert, dass man gleich die Reaktionen der Charaktere lesen muss.

Woher ich das weiß:Hobby – Viel gelesen und viel selbst geschrieben

Ich genieße das Lesen sehr, wenn es Rückblenden und Nebenhandlungen gibt. Aber wenn die Rückblenden/Nebenhandlungen etc. unnötig und verwirrend sind, mag ich es dann nicht mehr. Es muss halt schon ein Zusammenhang zum eigentlichen Geschehen geben.

Ich bin ehrlich gesagt kein besonderer Fan von Rückblenden, das stört für mich den Lesefluss immer sehr und ich hab wenig Lust, mich auf zwei Handlungsstränge zu konzentrieren. Exkurse weiß ich nicht so, wie genau du das meinst, aber wenn es darum geht, zu einem Thema völlig auszuschweifen, obwohl weniger der Handlung auch genüge tun würde, mag ich das ebenfalls nicht. Das lenkt mich zu sehr ab und ich will ja wissen wie es weitergeht.

Von Experte Janaki bestätigt

Rückblenden, Nebenhandlungen und so weiter müssen durch die Story getragen werden. Wenn man das Gefühl hat, der Autor will hier nur für Verwirrung sorgen, kommt das nicht so gut. Letztlich muss sich die Geschichte gut lesen lassen.