Absolutes Gehör erlernen?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ein absolutes Gehör lässt sich nicht, oder nur sehr schlecht erlernen. Entweder erlangt man diese Fähigkeit im frühen Kindesalter oder eben nicht.
Es gibt auch Forschungen über gewisse Aspekte einer genetischen Veranlagung dazu, da weiß ich aber grad nicht wie der aktuelle Stand da ist.

Man kann allerdings das relative Gehör, also die Fähigkeit Tonhöhen in Beziehung zueinander zu unterscheiden so weit trainieren, dass es in der Praxis einem absoluten Gehör nahekommt. Es braucht dann lediglich einen Referenzton um die Tonhöhe absolut bestimmen.
Heißt: Wenn du (bewusst) ein C4 auf dem Klavier spielst, und danach jemand ein G6 spielt bis du in der Lage das mit Sicherheit zu benennen.
    

Das relative Gehör trainierst du am besten einfach halb-Blind an einer Klaviatur.

Spiele dir einen Referenzton, spiele blind einen weiteren und versuche ihn zu erkennen.

Desweiteren hilft es auch schon sich Tonleitern sehr gut (akustisch und optisch) einzuprägen.


ch4rlem4gne  05.06.2016, 23:28

Achja, zur Synästhesie noch etwas:
Im Prinzip würde sich die von dir beschriebene Methode als Memo-Technik zur Gehörbildung eignen.
Also an einer Klaviatur versuchen den einzelnen Tönen jeweils eine bestimmte Assoziation zuzuordnen und das dann so lange wiederholen bis man die Töne anhand der hervorgerufenen Sinneseindrücke erkennt.

1
BaamxYuri 
Fragesteller
 06.06.2016, 00:55

Also ich trainiere das Relative gehör auf musictheory.net aber das bringt mir vielleicht bei zwei Oktaven Abstand zu einem der von mir "anders" gehörten Töne was, aber dann ist auch Schluss, so gut bin ich leider nicht. Außerdem kann ich eben einige Töne direkt bestimmen, aber jetzt nicht einen hohen Abstand, wenn ich nicht beide Töne vom Intervall hören kann. Mein Ziel wäre wirklich in ein oder zwei Oktaven alle zwölf Töne zu erschließen. Leider ist es eben nicht ganz so einfach mit Motiven oder Phrasen aus meinen Lieblingsliedern, weil ich eben schon viele Gehört habe und die Assoziation wechselt manchmal. So habe ich momentan ein Werk von Tschaikowsky als Mnemo-Phrase sozusagen und vorher hatte ich ein ganz normales Lied und diese Assoziation ist jetzt weg. Aber ja, das ähnelt doch wirklich diesen Techniken, die man auch zum einprägen von Karten etc. benutzt. Vielleicht geht die neue Assoziation ja nicht mehr so schnell weg, wenn ich das passende Lied für einen Ton gefunden hab. Wie auch immer, danke für den Hinweis.

0

Ich kenne zwar keine wissenschaftlichen Studien zu diesem Thema (obwohl es die sicherlich gibt), bin aber der Ansicht, daß man das absolute Gehör nur bedingt lernen kann.

In Japan ist man der Ansicht, daß man das absolute Gehör lernen kann, wenn man nur früh genug damit anfängt. Ich habe von einer Methode der frühen Klaviererziehung gehört (Taneda-Methode), die von einem deutsch-japanischen Ehepaar entwickelt worden ist, und die genau das zum Ziel hat. Nach diesem System wird an manchen deutschen Musikschulen unterrichtet. Ich kenne die Details nicht, weiß aber, daß mit farbigen Noten gearbeitet wird. (Jede Tonhöhe erhält eine bestimmte Farbe, und auf jede Taste im mittleren Bereich des Klaviers, wo zuerst gespielt wird, kommt ein Aufkleber in der entsprechenden Farbe.)

Diese Methode geht davon aus, daß es ein paar Jahre später zu spät ist, wenn das Kind etwas älter ist.

Ich kenne einen Geiger und Dirigenten, der mit 5 zu geigen begonnen hat und schon bald festgestellt hat, daß er das a' (den Stimmton der Geige) jederzeit erkennen konnte. Im Laufe der Zeit (noch im Grundschulalter) hat sich das ohne irgendwelches Training (wenn man vom eigenen Musizieren und Musikhören absieht) immer weiter ausgebaut, sodaß er schließlich, wenn er eine Geige gehört hat, jeden Ton erkennen konnte. Ja, schließlich gingen bei ihm beim Hören von Geigenmusik immer die Finger der linken Hand in entsprechenden Fingersätzen mit.
Allmählich hat sich das auf die restlichen Musikbereiche (andere Instrumente, Chor) ausgedehnt.
Er hat aber auch die Nachteile des absoluten Gehörs kennengelernt: Z.B. Intonationsschwierigkeiten, wenn man beispielsweise mit einer Orgel zusammenspielen muß, die einen Viertelton tiefer gestimmt ist. (So was kommt öfter vor.) Um beweglicher zu werden, hat er also deshalb beim Üben seine Geige jedesmal wieder anders gestimmt (mal ein bißchen tiefer, mal ein bißchen höher). Das half: Sein relatives Gehör wurde gestärkt, aber das absolute Gehör ließ nach. Geigentöne hörte er aber nach wie vor mit großer Sicherheit.

Soviel ich weiß, verfügt er inzwischen wieder ohne spezielles Training über ein komplettes absolutes Gehör.

Andere Leute kenne ich, die Tonarten erkennen können: Also ein teilweise ausgeprägtes absolutes Gehör.

Ich selber gehe davon aus, daß man (abgesehen vom frühen Kindesalter) das absolute Gehör nicht lernen kann, daß sich aber eine (wie z.B. bei Dir vorhandene) Grundveranlagung ausbauen läßt.

Das Farbenhören hilft sicher nur denjenigen, die diese Grundveranlagung bereits mitbringen (oder sie im frühen Kindesalter erlernt haben).

Ich denke, es ist nicht sinnvoll, zu versuchen, sich Referenztöne einzuprägen, indem man sie summt. Ich würde eher von den bei Dir bereits vorhandenen (sehr hohen) Referenztönen ausgehen und versuchen, das relative Gehör so konsequent zu trainieren, daß Du irgendwann jeden beliebigen Ton mit diesen Referenztönen vergleichen kannst. Daraus können sich dann eventuell neue Referenztöne ergeben.

Der nächste Schritt wäre, Dir z.B. morgens nach dem Aufstehen einen Referenzton vorzustellen, davon einen Liedanfang in einer bestimmten Tonart abzuleiten und mit Hilfe Deines Instruments die Tonart dieses Lieds zu überprüfen.

Du kannst auch, wenn Du im Radio ein Musikstück hörst, die Tonart mit einem Referenzton vergleichen und dann am Instrument nachprüfen, ob Du die Tonart richtig erkannt hast.

Du kannst auch nachprüfen, ob es ein Musikinstrument gibt (also eine spezielle Klangfarbe), bei dem Du, wenn Du es im Radio hörst, die Tonhöhen besonders gut erkennen kannst.

Ich denke aber, daß alle diese Spielchen nur unter der Bedingung ihre Wirkung tun, daß eine Grundveranlagung zum absoluten Gehör bei Dir bereits vorhanden ist.

Übrigens: Welchen konkreten Nutzen würde Dir das absolute Gehör bringen? Wäre das nur ein unbedeutendes Extra, oder würde es Dir das Musizieren bzw. Musikhören erleichtern?

BaamxYuri 
Fragesteller
 06.06.2016, 00:39

Also da man die Tonart von Stücken schnell erkennt brauche ich das nicht unbedingt aber nach vielem Lesen und probieren habe ich zwangsweise diese Assoziationen schon und so kommt halt ständig dieses "moment das ist doch aus dem Stück so und so" aber es ist eben manchmal das Intervall und manchmal genau der Originalton aus einem Motiv. Bei einigen Liedern höre ich die Tonart irgendwie anders, aber das ist wirklich nur wenn der Song mir gut gefällt.

0