Kann man unter Asexualität leiden?

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Die Antwort lautet sowohl nein als auch ja. Denn du hast zwei vollkommen unterschiedliche Fragen gestellt.

Asexuelle leiden grundsätzlich nicht unter ihrer Asexualität, so wie ja eigentlich niemand unter seiner sexuellen Orientierung leidet. Denn eine sexuelle Orientierung ist ja nichts positives oder negatives, sondern neutral und spiegelt einfach die persönlichen sexuellen Wünsche und Bedürfnisse wieder. Die sexuelle Orientierung jedes Menschen passt also auch genau zu ihm und seinen Bedürfnissen, daher gibt es eigentlich keinen Grund, warum jemand darunter leiden könnte.

Natürlich machen aber viele Asexuelle Diskriminierungserfahrungen. Das glaubt man vielleicht zuerst nicht, aber leider wird Sex in der Gesellschaft als etwas angesehen, was unerlässlich und für jeden erwachsenen Menschen (fast) das wichtigste im Leben ist, um glücklich zu sein. Asexuelle hören dann oft, sie seien irgendwie krank oder hätten nicht den richtigen Partner gefunden und würden bei der richtigen Person doch gewiss sexuelle Gefühle verspüren. Die Möglichkeit, dass jemand einfach keine sexuelle Anziehung verspürt, also kein Bedürfnis nach Sex hat und andere Menschen nicht sexuell erregend findet, sondern sich beim Geschlechtsverkehr vielleicht sogar unwohl fühlen würde, ziehen die meisten leider gar nicht in Erwägung. Viele Asexuelle werden einfach nicht ernst genommen, man versucht, ihnen ihre Identität abzusprechen oder ihnen einzureden, etwas stimme nicht mit ihnen.

In so einem Fall können Asexuellen dann natürlich mehr oder weniger unter ihrer sexuellen Orientierung leiden. Nur leiden sie ja eigentlich nicht unter der Asexualität sondern vielmehr unter dem Umgang anderer Menschen damit. Die Asexualität stellt nicht das Problem dar und löst auch nicht das Leiden aus - dies tun die Menschen, die Asexuellen aufgrund ihrer Orientierung diskriminieren.

Ja, es gibt Diskriminierung gegen Asexuelle. Vor allem haben viele Menschen Vorurteile über oder falsche Vorstellungen von Asexualität. Sehr verbreitet sind vor allem die Vorstellungen, dass Asexuelle einfach keine Lust auf Sex hätten, sich freiwillig entscheiden würden, zolibatär zu leben und ihre Sexualität nur unterdrücken würden, dass sie prüde und verklemmt wären, dass sie nur aufgrund von Traumata asexuell wären, dass sie psychisch oder hormonell gestört, kindlich oder unmenschlich seien oder dass sie keine Liebe spüren könnten.

Aufgrund dieser Vorurteile kriegen Asexuelle häufig zu hören, dass sie "kaputt" oder "krank" wären und "gefixt" werden müssten. Dazu zählt z.B., dass Asexuellen oft gesagt wird, sie sollten mal zum Arzt gehen und ihren Hormonhaushalt checken lassen. Leider werden Asexuelle auch häufig Opfer von "corrective rape", also Vergewaltigungen mit dem Ziel (aus Sicht des Vergewaltigers), die sexuelle Orientierung des Opfers zu ändern, im Fall von Asexuellen also, ihnen zu zeigen, dass Sex eigentlich gut ist. In einer Umfrage unter 8000 Asexuellen aus dem Jahr 2015 gaben 43,5% an, schonmal Opfer sexualisierter Gewalt gewesen zu sein.

Asexuelle werden auch häufiger als andere Orientierungen innerhalb der LGBTQ+-Community ausgegrenzt und als "nicht queer genug" gelabelt. Das kann als besonders verletzend empfunden werden, weil queere Räume natürlich eigentlich safe spaces sein sollten.

Auf institutioneller Ebene werden Asexuelle in vielen Ländern dadurch diskriminiert, dass Ehen nur als gültig angesehen werden, wenn sie vollzogen wurden, also wenn die Ehepartner Sex hatten. Z.B. in den USA kann es ein Grund für die Annullierung einer Ehe sein, wenn das nicht der Fall ist.

In den Medien ist Asexualität kaum bis gar nicht repräsentiert. Während gleichgeschlechtliche Partnerschaften immer mehr in Filmen und Serien auftauchen, gibt es quasi keine asexuellen Charaktere. Das trägt weiter dazu bei, dass Asexualität unbekannt bleibt und Vorurteile bestehen bleiben. Große Teile der Gesellschaft sehen Asexualität als unnormal oder nicht existent an.

Kann man unter Asexualität leiden?

Ja, sicherlich. Vor allem aufgrund der Diskriminierung, die ich gerade beschrieben habe, aber z.B. auch, weil es als asexuelle Person häufig schwieriger ist, einen Partner zu finden. Es gibt aber natürlich auch viele Personen, die nicht unter ihrer Asexualität leiden. Schließlich ist es eine sexuelle Orientierung wie jede andere und es ist nicht Schlimmes, asexuell zu sein.

Hööö, wieso sollen die diskriminiert werden, ist doch was völlig normales🤷🏼

Also ich hänge mit Menschen herum die sooo vieles haben, und werden alle Normal behandelt, das macht einen Menschen doch nicht schlecht, es geht Normal weiter ;). Aber ich würde so was eh nie tun, im Gegenteil sogar noch beschützen, würde ich das mitbekommen, auch wenn ich es wüsste und diese Person Fremd wäre. So was macht man aber in der Regel auch nicht!!..

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Sicherlich.

Wenn man keinen Partner findet oder glaubt, meinen Partner finden zu können, der die eigene Asexualität akzeptiert. Einige asexuelle Menschen können mit ihren Partnern, diesen zuliebe, Sex haben.

Aber viele möchten das eben nicht.

Und das stößt bei vielen potentiellen Partnern häufig auf Ablehnung.


Es gibt immer Leute die das ablehnen werden aber meistens wird es akzeptiert also kein Grund zur Sorge